Mission Unendlichkeit - Das 1529 Science Fiction Abenteuer Paket. Mara Laue
Читать онлайн книгу.die Tatsache, dass im ganzen Sektor nach ihm gesucht wurde, als Bestätigung.
Die Informationen, die er gestohlen hatte, waren wirklich wertvoll.
„Hände hoch ... ganz langsam ...“, knurrte einer der Männer. Er richtete wie alle anderen im Raum ein Gewehr auf Jerel. Es war eine normale Projektilwaffe, ehemaliger militärischer Bestand des Kaiserreichs, der ausgemustert worden war.
Ein glatzköpfiger Mann in der Mitte schien der Anführer dieser Gruppe zu sein.
„Wird‘s bald? Der Gouverneur will dich lebendig“, sagte er.
„Wenn ihr jetzt geht, lasse ich euch am Leben“, antwortete Jerel, was die Männer schlicht ignorierten. Einige lächelten höhnisch.
Jerel schnalzte leise und resigniert mit der Zunge, was ein Signal war. Es bewirkte, dass eine Blend-Granate in den Armraketenwerfer seiner modifizierten dratikanischen Rüstung geladen wurde.
„Nun denn, meine Herren. Es war mir keine Freude Ihre Bekanntschaft zu machen“, rief Jerel.
Er richtete seinen linken Arm auf den Boden vor sich und schloss die Augen. Die Granate schlug auf den Boden auf und explodierte. Das Licht blendete die Umstehenden. Die automatische Abdunklung von Jerels Helmvisier versagte, selbst durch seine geschlossenen Augen sah er den hellen Schein.
Schreie wurden laut.
Erst verwirrt, dann entsetzt, als Jerel begann auf die Geblendeten zu schießen. Einer nach dem anderen sank getroffen zu Boden. Zwei reagierten zwar reflexartig und feuerten wild drauf los, aber für Jerel war es ein Leichtes, ihren schlecht gezielten Schüssen auszuweichen. Als er sein Werk vollendet hatte, blickte er traurig auf die leblosen Körper am Boden.
Er kam ins Grübeln, während er in Richtung des Raumhafens ging. Es war nicht fair gewesen. Aber das war im Leben nichts.
Wieder zwölf Leichen mehr, die deinen Weg pflastern, meldete sich eine leise Stimme in seinem Hinterkopf. Seitdem er sich in den Grenzkriegen dem Kaiserreich angeschlossen hatte, waren bereits Hunderte durch seine Hand gestorben. Er war inzwischen im ganzen Quadranten gesucht und man hatte diverse Kopfgelder auf ihn ausgesetzt.
Er war ein dratikanischer Söldner. Während der Grenzkriege hatte er anfänglich für eine Koalition von vier Systemen gearbeitet. Allerdings hatte ihn das Kaiserreich nach knapp einem Jahr Kriegsdauer abgeworben. Für ihn war es egal gewesen. Er hatte nun auf die schlecht ausgerüsteten Milizen gefeuert und nicht mehr auf die gut ausgerüsteten Jungs in den mattgrünen Kaiserreich-Uniformen. Zudem hatte er mehr Sold bekommen. Alles war gut gewesen, besser als vorher. Bis der Admiral der 3. Flotte den Befehl zum Völkermord gegeben hatte. Dadurch hatten sich einige der Soldaten in der Flotte dazu entschlossen, den Befehl zu verweigern. Das wurde im Kaiserreich immer schon mit dem Tode bestraft. Der Befehl der Kaiserin aller wahren, reinen Menschen, wie sie sich nannte, war Gesetz. Vor allem, weil eine der Kaiserlichen Wachen, jener Spezialeinheiten der Kaiserin, die als ihre rechten Hände galten, den Befehl verweigert hatte.
So waren die Befehlsverweigerer noch während der Schlacht für vogelfrei erklärt worden. Man hatte sie abgeschlachtet und ihnen in den Rücken geschossen.
Nun war Jerel auf der Flucht, weil er sich diesem Befehl widersetzt hatte. Er hatte seine Kommandantin, die Kaiserliche Wache Narlie Tel‘kar beschützt und die Soldaten getötet, die den Befehl ausführen wollten. Das war nun bald anderthalb Jahre her.
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„HAST DU SIE?“, FRAGTE eine schlanke, muskulöse Frau, als Jerel sein Schiff betrat. Sie passte ihn direkt hinter dem Eingang des Schiffes ab. Während er zum Cockpit ging, folgte sie ihm.
„Jemand hat uns verpfiffen. Soldaten warteten vor der Kneipe auf mich“, antwortete er, während er sich auf den Pilotensitz fallen ließ. Er startete die Triebwerke seines Xem.T-Frachters, der ENTDECKUNG.
Sie setzte sich auf den Kopilotensitz und schaute ihn fragend an: „Aber du hast die Information?“
Sie wirkte besorgt. Er startete den Antrieb und lenkte das Schiff von dem kleinen Landefeld hinauf Richtung Stratosphäre.
Er grinste. „Narlie Tel‘kar“, sagte er und warf ihr einen mitleidigen Blick zu, „überleg kurz, mit wem du sprichst.“
„Ich fasse das als ja auf“, antwortete Narlie und beobachtete, wie sie die Atmosphäre von Leruma Prime, einem öden Felsbrocken im Anarchistischen Raum, verließen.
Den Anarchistischen Raum, die Grenzwelten oder auch den Wilden Raum, so nannte man die Region abseits der Grenze des Galaktischen Kaiserreichs. Offiziell war es ein Teil des Weltraums, in dem viele kleinere und größere Fraktionen um Macht und Kontrolle kämpften. Doch gab es hier niemanden, der es mit den großen Vier aufnehmen konnte. Die großen Vier waren das Galaktische Kaiserreich, die Terranische Allianz freier Völker, die Traniatische Föderation freier Welten und das Kratische Konsortium. Es waren die vier größten galaktischen Reiche.
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„DAS HEIßT, ALS NÄCHSTES geht‘s nach Kalagath?“, fragte Narlie und programmierte den Nav-Computer. Sie trug eine schwarze Hose und ein eng anliegendes lilafarbenes Shirt. Jerel wusste, dass sie es bedauerte nicht mehr ihre Kaiserreichsrüstung zu tragen. Doch sie wäre viel zu auffällig gewesen. Als Kaiserliche Wache war sie in dieser Kampfrüstung ausgebildet worden, seit sie alt genug gewesen war. Kaiserliche Wachen wurden nicht geboren.
Sie wurden im Geheimen gezüchtet.
Sie war ein Klon.
Modifiziert.
Verbessert.
Im Kaiserreich war sie ein wandelnder Frevel, von dem niemand wissen sollte. Denn das Kaiserreich vertrat offiziell die Meinung, dass der Mensch, der genetisch unmanipulierte Mensch, die überlegene Rasse schlechthin war. Dass man das ausgerechnet bei der Leibwache der Kaiserin nicht so eng sah, war ein gut gehütetes Geheimnis, selbst in den höchsten Kreisen.
Jerel betätigte den Hebel für den Lazaris-Kristall. Im Bug öffnete sich eine kleine Luke und der Kristall wurde ausgefahren. Er leuchtete auf und ein Impuls schoss in den Weltraum vor ihnen.
„Spalt offen, los geht‘s“, sagte Narlie nach einem kurzen Blick auf die Instrumente.
Jerel flog das Schiff in diesen Riss im Normalraum.
Dahinter wirbelten die Farben umher.
„Schilde halten. Strahlenbelastung normal“, sagte Narlie.
Jerel entspannte sich.
Sie waren vom Normalraum in den Lazarischen Raum gewechselt, eine Art Zwischenraum. Er war weder eine Parallelwelt noch eine andere Existenzebene. Kein richtiges anderes Kontinuum. Er war weniger, wie die Wissenschaft zu sagen pflegte, und wurde für überlichtschnelles Reisen benutzt. Im Zwischenraum waren Entfernungen viel kürzer als im Normalraum, so dass man relativ gesehen die Lichtgeschwindigkeit überschritt.
Doch es gab auch Risiken. Man musste vorher wissen, wo man wieder in den Normalraum zurückkehrte. Wechselte man auf gut Glück in den Normalraum zurück, konnte man direkt in ein Trümmerstück fliegen, oder in einen Asteroiden. Oder aber auch in einen bisher unbekannten Planeten. Zudem herrschte im Zwischenraum eine hohe, lebensfeindliche Strahlung. Deswegen aktivierte man die Schilde und benutzte starke Schiffspanzerungen, um Folgeschäden zu verhindern. Natürlich war damit auch die Zeit begrenzt, in der man gefahrlos durch den Lazaris-Raum reisen konnte.
*
ZUR GLEICHEN ZEIT WURDEN auf Leruma Prime die Leichen der Soldaten gefunden.
Zaren