Ace in Space. Judith C. Vogt

Читать онлайн книгу.

Ace in Space - Judith C. Vogt


Скачать книгу
Straße, Nevals Ohren pulsierten protestierend unter dem Lärm der Schüsse und sandten Schmerzen in ihr Hirn. Sie wusste nicht, ob sie jemanden traf, ob sie jemanden tötete. Sie schoss blindlings, und vor ihr wurde ein Hochbeet nach dem anderen von Schüssen zerwühlt und zerfetzt. Arin schrie auf und wurde zurückgeworfen, ein Geschoss hatte sich in seine Brust gegraben, die leuchtende Spur war bereits verloschen und ließ ein grelles Nachbild zurück, in dem Arin als bloßer Schemen zusammenbrach. Leron und zwei andere zogen ihn eine Hochbeetzeile weiter zurück in Deckung. Dort keuchte schon jemand den Schmerz einer Verletzung heraus, aber Arin war still.

      Neval schrie gegen den Schmerz in ihren Ohren an, und dann packte jemand sie an der Schulter und brüllte: »Zurück, zurück!« Adila riss sie rückwärts.

      Oder die Explosion warf sie zurück, Neval wusste es nicht genau. Sie flog kurz durch die Luft, doch es kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Fetzen der Plane, Splitter der Verschalung, Brocken Muttererde und zerbrechliche Pflänzchen wirbelten durch die Luft, von etwa Größerem als Schüssen getroffen – einer Granate?

      Sie sah in den Himmel, sah vor dem grünlichen Glanz des Gasriesen die Brocken über sich hinwegschweben. Wie in Zeitlupe. Wie in einem Action-Vid.

      Doch mit einem Mal prallte sie hart gegen das nächste Hochbeet und die Trümmer hagelten auf sie herab. Adila kniete über ihr.

      »Neval! Neval!« Sie sah, wie Adila die Worte formte, doch sie hörte sie kaum. Es fiepte in ihren Ohren.

      Sie nickte, doch ihr Nacken schmerzte.

       Vielleicht bin ich tot und weiß es noch nicht?

      Adila zerrte sie weiter, und Neval wurde schwarz vor Augen.

      Dann kam sie inmitten um sich schießender Menschen wieder zu sich, sie sah an den sie umstehenden Beinen hoch in den Himmel.

      Sie war dadurch vielleicht die erste, die es sah.

      Über der Hügelkette schwenkten die Bomber in eine sanfte Kurve, um sich vom Gebiet zu entfernen.

      Drei Bomber jedoch flogen einen engen Bogen und kehrten zurück.

      Neval sah sie vor dem grünen Leuchten von Valoun.

      Sie hob eine Hand.

      »W-was«, flüsterte sie, aber die anderen hörten nicht, deckten die angreifenden – verteidigenden? – Gater mit Dauerfeuer ein.

      Die Bomber wurden größer und größer, als sie in Windeseile näherkamen und niedriger sanken.

      »Da!«, brachte Neval hervor, sie hörte ihre eigene Stimme nur dumpf, und mehr Wörter kamen ihr nicht über die Lippen. Niemand hörte auf sie, Schüsse peitschten, Leute auf beiden Seiten schrien – und dann lösten sich die Bomben aus dem Bauch der Konzernflieger, in grausamer Regelmäßigkeit, eine nach der anderen, dutzende kleine Dinger, von hier unten sahen sie aus wie Spielbälle.

      Wie Satzzeichen, dachte Neval. Punkt, Punkt, Punkt …

      Als die erste Bombe einschlug, kam der Blitz zuerst an, nur Sekunden danach der zweite, dann der dritte, und dann die Schallwelle der ersten Detonation, bis alles nur noch Chaos aus herabfahrenden Satzzeichen war, die alles Gesagte zerhackten, als wollten sie lediglich Regeln befolgen.

      Die Schreie um sie herum steigerten sich zu Panik auf beiden Seiten. Die Erschütterungen, der Lärm, die Hitze. Ein Hochbeet zerbarst, Neval spürte fingerlange Polymersplitter zwischen ihre Rippen dringen, und dann war alles Hitze und Schmerz und Schwärze.

      Ta moko

      //Yologram

      Hauptaccount der Daredevils

      >> als Spam markierte Nachrichtenanfragen

      Tox-O-Meter: Die Neue ist jetzt nicht wirklich so eine verdammte Frakster? @PrincessDaredevil mag es ja draufhaben, soll uns einfachem Volk an den Endgeräten aber was Show gönnen, sonst gibt es auch keine Likes! #FuckAllFraksters

      REDBULLet: Kennst du schon unsere neuen, spiritistisch besprochenen Projektile? Shamammo™ trifft immer ins Ziel und hält dein Karma-Konto sauber. KLICK HIER!

      »Ich hab eine Idee«, funkte Kian von seiner Manta zu ihr hinüber.

      Er hatte Danai gebeten, ihn auf einem Patrouillenflug um den Devil’s Rock zu begleiten. Deardevil hatte befohlen, dass sich ständig zwei Maschinen im All befinden sollten. Es sei nicht auszuschließen, dass die Firestarters Marlenes Animositäten vorausahnen und zuerst angreifen würden.

      »Was betreffend?«, fragte Danai und bewunderte in seiner spiegelnden flachen Cockpitscheibe die neuen fluoreszierend türkisen Streifen auf dem schwarzen Lack ihrer Slipstream.

      Eigentlich glaubte sie nicht, dass er sie beide freiwillig zu einem Patrouillenflug gemeldet hatte, weil er sich Sorgen um die Firestarters machte. Kians streamte nicht, und auch sie hatte ihr Tablet und die Cockpitkamera ausgeschaltet. Er wollte reden. Mit ihr. Und sie hoffte inständig, dass es nicht um Mama ging.

      »Die Sache mit den Firestarters. Kann sein, dass ich deine Unterstützung gebrauchen könnte.«

      Sie beschleunigte über ihn hinweg, zog den Jäger in eine steile Kurve und überließ sich dem Rausch der G-Kräfte. Träge pulsierend erwachte ihr Reflexmodder, sie gab sich den Empfindungen hin und fragte sich dabei am Rande, wie Sex mit Kian wohl sein mochte. Sie mochte das Türkis in seinen Tätowierungen. Wie die Streifen an ihrer Slipstream.

      »Wie stellst du dir meine Unterstützung vor?«, fragte sie, als sie wieder Atem holen und geradeaus denken konnte.

      »Genau so«, kam seine Stimme aus dem Lautsprecher. »Du fliegst einfach geil, und ich habe eine Idee, für die das unerlässlich ist.« Er bewegte sich auf ihre Acht, lag aber weiter zurück.

      »Schon klar, deshalb bin ich hier.« Sie beschleunigte erneut, einfach weg von den Asteroiden des Kobeni-Gürtels und in die Schwärze, in der Sterne wie Nadelstiche auf sie warteten. »Du bist Navig, oder?«

      »Was hat mich verraten, waren es die Hautbilder?«, knisterte seine Stimme – sie war fast schon zu weit weg für die Kurzstreckenübertragung, die gerade von Sonneneruptionen gestört wurde. Sie ließ den Schubhebel los und schaltete stattdessen auf die Übertragung per AnsVi um. Ihr Tablet glühte in der Halterung kurz auf, dann war Kians Stimme wieder klar.

      »Kann sein.«

      »Tā moko«, sagte er. »Polynesische Tradition.«

      »Schon lustig, wie sich so was hält. Sinnstiftend, selbst hier draußen.«

      »Hier draußen noch mehr. Wir navigieren zwischen den Sternen. Während alle anderen Menschen weiter weg von ihren Gottheiten und Legenden sind.«

      Danai starrte hinaus in die Schwärze. Sie hatte die Slipstream in einen Winkel gelenkt, der es ihr erlaubte, nur Sterne zu sehen und nichts von Menschen Berührtes. »Das würde ich so nicht unterschreiben. Alle Kulturen haben zu den Sternen aufgesehen.«

      »Aber wir wussten immer schon, wie man nach ihnen steuert.«

      »Gut für euch. Ich hoffe, die Sternbilder haben sich auf eurer Reise nicht verschoben!«, spottete sie.

      »Natürlich haben sie das. Aber wir waren geistig flexibel genug.«

      »Zurück zu deiner Idee, du geistig flexibler Prophet.«

      Das Tablet zeigte neue Benachrichtigungen an, sie ließ sich kurz ablenken und schaute darauf. Die Schlagwortsuche nach den Aktivitäten ihres alten Arbeitgebers vermeldete sehr viel mehr Treffer als sonst. Sie ließ ihren Blick wieder nach draußen schweifen, aber sie konnte sich nicht mehr davon lösen, dass ihr Herz nicht wegen der G-Kräfte schneller schlug, sondern weil ein plötzliches, ungutes Gefühl sie überkam.

      »Ja, genau …« Er klang auch abgelenkt. Er musste sein Tablet wieder eingeschaltet haben, um die Kommunikation aufrechtzuerhalten. Seine schwere Manta beschleunigte langsamer, und Danai war mittlerweile ganz aus der Funkreichweite gedonnert. Aber warum war er auch abgelenkt? Er konnte


Скачать книгу