Ace in Space. Judith C. Vogt

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Ace in Space - Judith C. Vogt


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Dorf, wie konnte das sein?

      »Ja, Bro«, bestätigte er, wohl zu tief in den eigenen Gedanken, um irgendetwas aus ihrer Stimme herauszulesen.

      Sie flogen eine weite Kurve, um wieder auf die Patrouillenroute zurückzukommen.

      »Und der Plan mit der Challenge? Wolltest du mir noch davon erzählen?«

      Er stieß die Luft aus, es rauschte in ihren Lautsprechern. »Ich glaub, ich muss erst rausfinden, was auf Valoun passiert ist. Ob Neval noch lebt. Kam mir vor wie ’ne gute Idee mit der Challenge, aber gerade …«

      »Warum wolltest du die Idee mit mir besprechen?«, hakte Danai nach.

      Der Asteroid kam wieder in Sicht, die kleinen, fensterlosen Aufbauten, die Sensoren, die tiefen Fördertunnel, in denen um die vorhandenen Minenstrukturen herum die typischen aus Schiffs- und Stationsteilen umfunktionierten Wohneinheiten klumpten, die den Space-Free-Turf ausmachten. Ein gigantisches Graffiti zierte eine flache Ebene des stadtgroßen Asteroiden: eine Teufelsfratze, die aus einem Cockpit grinste.

      »Devil’s Rock« blendete ihr Navi überflüssigerweise ein.

      »Ich dachte, ich besprech es mit dir, weil sie deine Mutter ist. Ich dachte, wenn ich dich überzeuge, überzeugst du sie. Ich bin nur Prospect, du bist ihre Tochter.«

      »Die Prinzessin.«

      »Genau, Bro.«

      »Ich glaube, du kennst Mama besser als ich.«

      »Kann sein. Aber du bedeutest ihr mehr.«

      »Nicht, wenn sie drauf ist. Low«, rief sie sich das Wort wieder in Erinnerung.

      »Das ist sie heute nicht mehr, zumindest das kann ich einschätzen.«

      »Ja. Ich auch«, sagte Danai, und Kian zögerte kurz, bevor er sagte: »Familie ist manchmal nicht einfach.«

      Sie lachte. »Du willst doch bloß, dass ich dir auch mein Herz ausschütte, vergiss es.«

      »Hey, ich will mich bloß ablenken!«

      »Wir sollen auf Perimeter B-sieben was checken«, las sie von der Anzeige ab. »Das sieht ziemlich eng aus, ihr räumt euren Weltraum nicht auf, was?« Sie scannte den Perimeter und fand eine ganze Menge ausrangierten Schrott aus den Minen vor. »Ich würde schätzen, deine Mühle ist nicht wendig genug, um zwischen Asteroid und dem Scheiß da zu manövrieren. Lass mich das mal machen.«

      »Du hast keine Ahnung, was ich mit meiner Mühle alles kann.«

      »Dann zeig es mir, Prophet!«

      »Jetzt willst du wohl mich ablenken«, knurrte er, aber es schien zu wirken. Danai gab Gas und stürzte sich Hals über Kopf in das Konglomerat aus Weltraumschrott. Kian zögerte kaum und setzte auf ihrer Sechs nach. Sie grinste.

      Eine Flug-Challenge? Oh, ich hätte Ideen für eine Challenge!, schoss es ihr durch den Kopf, bevor das Adrenalin übernahm.

      Die Schuldgefühle der Überlebenden trafen Neval in dem Moment, in dem sie so etwas wie erwachte. Als sie begann, wieder so weit in die Wirklichkeit zurückzufinden, dass ihr eigenes Überleben ihr bewusstwurde, hörte sie die Schreie, Schüsse und die Detonationen der Bomben noch nachhallen. Sie wusste, dass sie größeres Glück gehabt hatte, als sie verdiente.

      Verdienen

      Welche Instanz würde darüber entscheiden? Da war dieses Fünkchen in ihr, das an irgendeine Form von Gerechtigkeit glauben wollte – Gerechtigkeit war überhaupt ein Konzept, dem Neval etwas abgewinnen konnte. Dieser Funke konnte eine Flamme verursachen, die von Zeit zu Zeit höher brannte. Wenn etwas einschneidend Ungerechtes geschah, dann konnte sie sich nicht dagegen wehren, dass sie etwas Höheres herbeisehnte, auf das sie dieses Gefühl des erlittenen Unrechts projizieren konnte. Eine Instanz, die sich beschuldigen ließ – wie konnte sie so etwas zulassen? Im Herzen welches übernatürlichen Geschöpfes gab es Platz für eine solche Ungerechtigkeit, für ein solches Ungleichgewicht, für solch ein Gefälle?

      Neval war im Siren Fog in einer großen Minensiedlung aufgewachsen, die als Start-up begonnen und schließlich Corp-Status erlangt hatte. Sie wusste, dass sie dort automatisch von Ungleichgewicht, von Ungerechtigkeit profitiert hatte – ihre Siedlung hatte feindliche Übernahmen durchgeführt und oft genug Notfallregelungen erlassen, die moralische Einwände mit angeblich dringenden Entscheidungen außer Kraft setzten. Letztlich war das zu ihrem Vorteil gewesen. Ihre Familie war nicht reich, aber sie war behütet und privilegiert aufgewachsen und hatte einen der teuersten Studiengänge an einer Corp-unabhängigen Akademie besuchen können. Und das war ihr normal erschienen, natürlich, allen, mit denen sie zu tun hatte, hatte Ähnliches offengestanden. Erst, als sie die Lücken und die eklatanten Unterschiede der Corp-Gesetze studierte, die Fälle, in denen Menschenrechte beschnitten und Leute enteignet wurden, war ihr mit Unbehagen bewusstgeworden, dass sie durch eine Linse auf die Welt sah.

      Auf Valoun II, im Umgang mit Fervin und den anderen, die ihrer Zukunft mit einer Mischung aus Kampfeslust und Verbitterung entgegensahen, hatte sie sich zum ersten Mal schuldig gefühlt für etwas, das außerhalb ihrer Macht stand. Für Umstände, zu deren Erhalt sie zwar mit ihrer bloßen Existenz beigetragen, die sie aber nie willentlich unterstützt hatte.

      Als sie aus einem Mahlstrom aus Schädeltrauma, Schrapnellwunden und Tinnitus erwachte, begriff sie sofort, dass ihr Überleben ebenfalls völlig außerhalb ihrer Macht stand – und trotzdem fühlte sie sich dafür schuldig.

      Es dauerte, bis sie die Augen aufschlagen und begreifen konnte, wer ebenso glücklich (schuldig) war wie sie. Bis sie begriff, wo sie war (Amíttown). Was genau geschehen war (Bomben auf Gater und die, die sie bekämpften). Wie es um Fervintown stand (es war dem Erdboden gleichgemacht).

      Als sie wieder sitzen, reden und ein Tablet anstarren konnte, gab es bereits sieben halbstündige Analyse-Vids von PolitiX und drei verschiedene Petitionen, vor allem initiiert von anderen Minen- und Tagebauwelten, auf denen es ähnlich um die Machtgefälle stand.

      Fervin hatte mit ihrem Team überlebt. Sie hatten sich zu weit außerhalb befunden, als die Bomben fielen. Von Lerons Team hatten elf Leute überlebt, allein in diesem Trupp waren dreiundzwanzig Menschen tot. Die Überlebenden aus Meras Gruppe, die nicht so schlimm erwischt worden war, hatten die Verwundeten aus der Trümmerwüste, die von Siedlung und Pflanzbeeten übriggeblieben waren, zu Fuß und mit behelfsmäßigen Tragen fünfunddreißig Kilometer nach Amíttown transportiert.

      Truppen von Hadronic hatten die Überreste von Fervintown besetzt und beuteten den Claim bereits mit großen Geräten aus. Amíttown, das auf demselben Reservoir saß, lebte jetzt ebenfalls in der grässlichen Furcht, ausradiert zu werden. Die Hadronic-Jäger waren eine treffsichere Route geflogen. Nicht nur Fervintown war zerstört, sondern auch zwei kleinere Siedlungen weiter südlich.

      Der Konzern rechtfertigte diese Handlung damit, dass er das Minkowskium nicht in die Hände der Gater fallen lassen konnte. Die Siedelnden wären Kollateralschäden gewesen, niemand hätte gewusst, dass sie sich gerade im Konflikt mit den Gatern befanden.

      SisX belegte in einem ihrer Vids natürlich, dass sie diese Info an das Gremium weitergegeben hatte, aber die sagten, aus dubiosen Quellen nähme man keine Informationen an.

      Es wäre alles ein sehr unglücklicher Vorfall, aber in Anbetracht der Tatsache, dass die Gater dabei gewesen wären, das Reservoir südlich der Medianhöhen an sich zu reißen, sicherlich das bessere zweier Übel für die Siedelnden.

      Neval musste lachen, als sie der Pressesprecherin von Hadronic zuhörte, doch dann schüttelten sie schmerzhafte Krämpfe, das Lachen ging in ein keuchendes Schluchzen über, dem sie selbst fassungslos lauschte, ohne sich stoppen zu können.

      Das Gremium zog Hadronic nicht zur Rechenschaft. Sie ergingen sich in Erklärungen und Ermahnungen, es gab schließlich eine Klage nach Konzernrecht, deren erste Gerichtsverhandlung in drei Monaten anberaumt war – eine einstwillige Verfügung scheiterte.

      Fervin sagte, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die anderen beteiligten Konzerne ebenfalls Angriffe


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