Butler Parker Staffel 7 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 7 – Kriminalroman - Günter Dönges


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geben ja doch keine Ruhe, bis Sie auch diesen Fall geklärt haben.«

      Der Rolls folgte verbissen und blindwütig.

      Der Fahrer des Wagens schien überhaupt nicht zu merken, daß er praktisch hinaus ins offene Land gelockt wurde. Ihm kam es nur darauf an, die beiden verhaßten Rander und Parker endlich zu stellen und zu behandeln.

      Parker machte diesen nächtlichen Ausflug an den See zu einem spannenden Verfolgungsrennen. Er ließ den Rolls freundlicherweise aufholen, hängte ihn wieder ab, schien Schwierigkeiten in Kurven zu haben und schlidderte anfängerhaft über taufeuchte Straßen.

      Der Verkehr auf der Ausfallstraße, dann später auf den normalen Landstraßen war um diese Zeit unerheblich. Die Verfolgungsjagd konnte also keinen unbeteiligten Verkehrsteilnehmer in Gefahr bringen.

      »Ich hoffe, Sie wollen nicht in einer Tour durch bis zur Pazifikküste«, sagte Rander nach fünfundvierzig Minuten.

      »Durchaus nicht, Sir … Ich möchte nur in die Nähe der »sanften Lämmer« geraten …«

      »Wie bitte!?« Rander war ehrlich verblüfft.

      »Laut Judy Calmer, Sir, soll sich das Nest dieser »Lämmer« in einer Strandvilla oder in einem Bootshaus am See befinden.«

      »Der See ist verdammt groß«, meinte Rander spöttisch. Er hatte nicht unrecht, denn der Michigan-See war ein richtiges Binnenmeer.

      »Ich suche, wenn es erlaubt ist, Sir, nach einem Ufergebiet, das man nicht mehr als feudal bezeichnen kann. In solch einer Umgebung dürften sich die Hippies, von denen Miß Calmer sprach, mit Sicherheit nicht befinden.«

      »Wahr gesprochen, Parker … Machen Sie weiter!«

      Rander glaubte nicht so recht an Parkers Taktik. Am Ufer des Michigan gab es einfach zuviele Ferienorte, Siedlungen und Häusergruppen.

      Parker hingegen schien angefüllt mit Optimismus.

      Er brachte seinen Wagen gerade scheinbar ungeschickt, in einen breiten Feldweg, der wie eine Stichstraße hinunter zum Seeufer führte. Links und rechts von diesem Feldweg befanden sich kleine Waldstücke, Strauchwerk und dünenartiges Kuschelgelände.

      Parker, der sein hochbeiniges Monstrum langsamer werden ließ, legte einen der vielen Kippschalter auf dem Armaturenbrett herunter.

      Was die jungen Leute im Rolls nicht sähen, waren sogenannte Krähenfüße, die aus einem unter dem Wagen angebrachten Spezialbehälter auf die Straße purzelten und sich dort unregelmäßig verteilten.

      Diese Krähenfüße bestanden aus Stahlhaken, die miteinander verschweißt waren und zwar so, daß zumindest immer eine Stahlspitze frei nach oben zeigte.

      Kam nun ein Reifen mit solch einem Stahldorn in innige Berührung, leerte sich dieser Reifen mit größter Sicherheit. Was auch im Falle des Rolls-Royce geschah, wie sich wenig später zeigte.

      Diese verdammten Schweine!« schimpfte der große Blonde, nachdem er die drei platten Reifen seines Rolls inspiziert hatte, »seht euch das hier an!«

      Er hob fast anklagend einen Krähenfuß hoch, während seine Begleiter sich um ihn scharten.

      »Wir haben nur einen Reservereifen«, sagte einer der fünf Burschen.

      »Schnauze«, kodderte der Blonde zurück, der tatsächlich Bert hieß und der Anführer der Rockerbande war. »Los, verteilt euch!«

      »Wieso denn?« wollte einer seiner Leute wissen.

      »Weil der Schnüffler uns absichtlich hier gestoppt hat.«

      »Wieso denn?« Der Rocker verfügte nicht gerade über einen besonders entwickelten Reichtum an Ausdrucksmöglichkeiten.

      »Weil der Schnüffler uns überall diese Krähenfüße vor die Reifen gestreut haben könnte. Mensch, geht euch nicht ein Licht auf? Der hat uns absichtlich hierher in den Feldweg gelockt. Ich wette, der taucht bald hier auf.«

      Bert zeigte, daß er nicht umsonst der Anführer der Rockerbande war. Er hatte begriffen und schaltete richtig. Er verteilte seine fünf Leute und schärfte ihnen ein, nicht zu früh loszuschlagen.

      »Kann dauern, bis der Schnüffler anrobbt«, sagte Bert gelassen, »wollen doch mal sehen, wer cleverer ist. Wir oder der Schnüffler.«

      »Na, Parker, wie werden die Herren denn Ihrer Meinung nach reagieren?« fragte Rander.

      Er stand mit Parker neben dem hochbeinigen Monstrum und hatte sich eine Zigarette angezündet.

      »Falls ich diesen Mister Bert nicht unterschätze, Sir, wird er mit einem Besuch rechnen.«

      »Sehr gut möglich.«

      »Falls dieser Besuch aber zu seiner Überraschung ausbleibt, Sir, wird Mister Bert das sein, was man gemeinhin verunsichert nennt.«

      »Und wird was tun?«

      »Möglicherweise seine Freunde, die Lämmer, aufsuchen.«

      »Die Sie nach wie vor hier in der Gegend vermuten?«

      »Ob die Rocker uns nun erwarten oder nicht, Parker, wie müssen näher an den Rolls heran, sonst sehen wir nichts.«

      »Wenn Sie gestatten, Sir, werde ich eine Verbindung herstellen.«

      »Natürlich gestatte ich, aber passen Sie auf! Ihrer Ansicht nach werden Sie ja erwartet.«

      »Sie können sich fest auf meine bescheidene Wenigkeit verlassen, Sir.« Parker ging um sein hochbeiniges Vehikel herum, öffnete den Kofferraum seines Wagens und hantierte darin für die Dauer von einigen Minuten.

      »Na, was haben Sie sich einfallen lassen?« fragte Rander, nachdem Parker den Kofferraum geschlossen hatte.

      »Mir schwebt vor, Sir, einen Kleinstsender zu verschießen«, antwortete der Butler, »er wird falls es mir gelingt, ihn richtig zu plazieren, aufschlußreiche Gespräche der Rocker übertragen.«

      Weder Bert noch seine fünf Freunde merkten, daß sie von Parker durchschaut und überlistet wurden. Parkers Schirmstock, der nichts anderes war als ein Blasrohr, das mittels Preßluft Gegenstände aller Art beförderte, zeigte auch hier seine Wirksamkeit.

      Der Butler hatte sich ungemein vorsichtig zurück zu der Stelle gepirscht, an der er den Wagen vermutete. Parker unterschätzte die jungen Männer keineswegs und hütete sich, ihnen in die Arme zu laufen.

      Als er nach einem weiten Halbkreis sich von schräg hinten dem Rolls näherte, blieb er hinter einem Baum stehen und lauschte in die Nacht hinein. Er hörte nichts, sah nichts, aber er roch den Zigarettenrauch, der ihm entgegenwehte. Die jungen Leute hatten sich gut getarnt, aber sie hatten ihre Gier auf und nach Zigaretten nicht bremsen können. Und damit verrieten sie sich, den Standort des Rolls und schließlich auch das Ziel, das Parker treffen wollte.

      Parker hatte in das Rohr seines Schirmstockes bereits einen mittellangen Pfeil gesteckt, an dessen Ende sich der Kleinstsender befand.

      Er bestand aus einer flachen Metallkapsel, die nur wenige Gramm schwer war. Der Kleinstsender erhielt seine Sendeenergie von einer Minibatterie, wie sie in elektrischen Armbanduhren verwendet wird.

      Parker richtete seinen Universal-Regenschirm schräg hoch in die Luft und drückte dann auf den Auslöseknöpf, der die Preßluft für die Luftreise freigab.

      Ein feines Zischen, und der Pfeil schoß unten aus dem Schirmstock hervor, verschwand in der Dunkelheit und flog sein Zielgebiet an.

      Parker war gespannt, ob er richtig geschätzt hatte. Er holte aus der Außentasche seines schwarzen Zweireihers eine Art Streichholzschachtel, deren Oberfläche mit einem feinen Drahtgitter verziert war. Dieses Drahtgitter, das den Lautsprecher des Empfängers schützte, brachte er in die Nähe seines linken Ohres. Wenn alles gestimmt hatte, mußten bald Stimmen zu hören sein.

      »Hör zu, Bert«, sagte einer der fünf Rocker ungeduldig, »jetzt sind fünfzehn Minuten herum, aber von dem Schnüffler ist nichts zu sehen.«


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