G.F. Barner Staffel 3 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Staffel 3 – Western - G.F. Barner


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worden.

      Kurz darauf erwacht York und beginnt zu wimmern. Er schreit gellend, als sie ihn auf die Trage heben.

      »Ich muss sterben – oh, mein Gott, ich muss sterben!«

      »Vielleicht«, erwidert der Sheriff kalt, auf dessen Stern der Verletzte starrt. »Wie heißt du, Mann – deinen Namen?«

      »York – York Gray! Oh, ich habe nichts getan, ich habe nicht gestohlen, der andere war es, Talrand!«

      Sie tragen ihn. Er jammert wieder und flucht gräulich, dass sie ihn vorsichtiger tragen sollen.

      »Wer ist Talrand?«, fragt der Sheriff Old Abe. »Ist das der andere, bei dem mein Deputy ist?«

      »Ich wette, das ist sein Bruder«, murmelt Adams. »Talrand wird der dritte Mann sein. Sie ließen ihn zurück – Zachs Neffe hat ihn doch mit dem Messer erwischen können. Er schoss auf mich und fiel in den Fluss. Aus dem tauchte er nicht wieder auf. Talrand muss der dritte Mann sein.«

      »Nun gut – ich muss das zu Papier bringen. Abe, du kannst nachher zu mir kommen. Ist das Rosco?«

      »Das bin ich«, erwidert Rosco ruhig. »Sheriff, was wird mit den beiden? Sie werden alles auf Talrand schieben, der Hagere denkt verdammt schnell und trotz seiner Schmerzen richtig. Er hat sich schon ausgerechnet, dass Talrand nicht mehr leben wird.«

      »Das ändert nichts daran – sie haben Saxton Pferde verkauft – gestohlene Pferde. Und mit den Fellen können sie sich auch nicht herausreden. Nun – gehen wir, du musst zum Doc, Rosco, was?«

      »Doc – Doc«, knurrt Newton. »Ich bin der beste Doc, den es in dieser Stadt gibt. Wetten, dass er morgen keine Schmerzen mehr im Arm hat, wenn ich ihn behandle?«

      »Zach, worin bist du nicht der beste Mann?«, fragt der Sheriff augenzwinkernd. »Rosco, er versteht sich wirklich auf Wunden, mancher sagt, er sei jahrelang mit der Tochter eines Medizinmannes zusammen gewesen.«

      »Was, zum Teufel, wer … Ja, ja!«, brummt Zach Newton. »Sie war so schön wie der Morgentau auf einer Blumenwiese und hatte so langes Haar, dass sie keine Kleidung brauchte. Und wenn sie sang, dann schwiegen sogar die Vögel vor Andacht. Schade, dass es sie nie gegeben hat, du Narr! Komm, Rosco, dieser Kerl da nennt sich Sheriff und verbreitet doch nichts als lauter krumme Lügen. Früher brauchten wir keinen Sheriff, aber seitdem hier genug Bürger sind, die Steuern bezahlen, da müssen wir sie haben. Weißt du, sie tun nichts und kassieren nur … Da rennt er weg! So schlägt man einen Sheriff in die Flucht, Sohn, verstanden?«

      »Du kennst auch einige Tricks, wie, Zach?«

      »Ich kann mehr Tricks als jeder andere Mensch jemals gesehen oder gehört hat«, versichert Newton und zieht ihn mit. »Vorsicht, wenn wir in die Station kommen, wir erleben was, Abe. Ich bin sicher, er spuckt Feuer, dieser Drachen!«

      »Wer?«, fragt Rosco, als er Old Abe seufzen hört. »Vor wem habt ihr beide Angst?«

      »Na, vor ihm«, brummt Old Abe. »Ich sage dir, jeder von uns hat irgendwo ein Loch mitbekommen. Er wird uns alte, verdammte Narren nennen, die sich wie junge, kläffende Präriehunde benehmen.«

      »Ja, ja«, seufzt Zach Newton jammernd. »Vielleicht wirft er uns den Kochtopf nach, wenn er uns hinausjagt. Es ist schlimm mit dem Lümmel, heute versalzt er uns bestimmt das Essen aus lauter Gemeinheit!«

      »Himmel, von wem redet ihr, vom Koch?«

      »Koch – Koch«, macht Old Abe bitter. »Ach – jetzt verstehe ich. Nein, Sohn, wir reden von meiner Tochter. Bis zu ihrem sechzehnten Lebensjahr musste sie Hosen wie ein Mann tragen und wurde wie ein Mann aufgezogen. Sie kann verteufelt wild werden, aber nur aus Sorge um uns. Wenn sie Zach mit dem verklebten Bart und mich mit einem lädierten Arm sieht, dazu noch dein Loch, Sohn, sie wird uns Gift in das Essen schütten.«

      »Ich denke, Zach kennt jeden Trick?«, wundert sich Rosco leicht spottend. »Zach, kennst du den Trick nicht, ein Mädel zu zähmen?«

      »Du hast gut reden«, antwortet Newton japsend. »Was kann ein armer Mann schon gegen dieses langhaarige Gesindel tun, frage ich dich? Nichts, sage ich dir, gar nichts! Sie machen mit dir, was sie gerade wollen, so ist das! Eines Tages wirst du das auch noch erfahren. Das erlebt jeder Mann, Rosco.«

      Eines Tages erlebt es jeder Mann, denkt Rosco. Ich nicht, das weiß ich …

      *

      Der Mann, denkt Rosco und fühlt nichts als ein Frieren – der Mann.

      Er sieht die Karten fallen – fünf Karten, die auf den Tisch klatschen. Und hinter den Karten den Derringer, dessen Doppelmündung auf ihn zeigt.

      Zu schnell, denkt Rosco, der keine Bewegung machen kann – da ist das Ass – dort liegt es. Und er schießt jetzt – er schießt!

      Rosco ist wie gelähmt, er kann nichts tun, nur den Blick noch heben. Der Mann, dem er ins Gesicht sieht, hat schwarze Haare und kalte graue Augen.

      Im nächsten Moment hämmert die Waffe los – zweimal peitscht sie über den Tisch hinweg. Dröhnendes Echo in Roscos Ohren – und sein letzter Gedanke: Im linken Ärmel steckt das Ass, im rechten aber der Derringer! Dann fällt er, prallt hin und reißt die Lider entsetzt auf.

      »Rosco – Mister Rosco!«

      Nur geträumt, denkt Rosco, aber merken muss ich es mir, obwohl es nur ein Spiel ist, weiter nichts als ein Traum!

      Er schwitzt, sein Körper ist in Schweiß gebadet – Dunkelheit im Zimmer – er liegt auf dem Sofa.

      Und das Klopfen, das für ihn der Doppelknall des Derringers in seinem Traum gewesen sein muss, ist wieder da.

      »Mister Rosco – Rosco!«

      »Ja«, sagt er benommen. »Augenblick, ich komme. Was ist, Miss Linda?«

      »Ein Mann ist da, Mister Rosco – er will Sie sprechen – ein Texaner, Mister Hoyt!«

      Ihre Schritte entfernten sich, er setzt sich auf und stützt den Kopf in die Hände. Mein Gott, der Traum, so deutlich, als wenn er ihn in Wirklichkeit erlebt hat. Der Mann mit dem Derringer und das fünfte Ass!

      Eine Karte zu viel, denkt Rosco benommen, ich habe es genau gesehen, sie lagen auf dem Tisch. Und ich spielte gegen ihn ganz allein, sonst niemand am Tisch. Eine Karte mehr als das Spiel hat, ich zählte sie und wusste es plötzlich. Und er muss erkannt haben, dass ich es entdeckt hatte. Der Derringer aus dem rechten Ärmel. Und aus dem linken muss er die Karte gefischt haben, aber wie? Ja, er hat beide Hände hinter den Karten gehalten und die Karten ziemlich weit gefächert, sodass sie seine Hände verdeckten. Ist das der Trick?

      Er steht auf – nur geträumt, aber durchgeschwitzt. Dann tritt er zum Waschständer, gießt sich Wasser in die Schüssel und streift sein Hemd über den Kopf. Der Verband am Arm stört ihn etwas. Noch mehr der Schweiß, den er mit kaltem Wasser vertreibt. Ein neues Hemd, die Schleife gebunden, die Jacke angezogen und einmal über die Stiefel gefahren, fertig. Halt, noch kämmen!

      Dann greift er zum Hut, setzt ihn nachlässig auf und erinnert sich, dass gestern die Herde gekommen ist. Eine Woche lang sollen Hoyt und seine Leute zu tun gehabt haben, um die verlaufenen Rinder wieder einzufangen. Hundertsieben tot und sechzig verschwunden, wohin, das weiß der Teufel. Vielleicht haben die Banditen sie geholt, wer weiß es?

      Hoyt, was will Hoyt von ihm? Ist dieser alte Bursche Johnson verrückt, will er Revanche haben, spielen?

      Ich habe nicht gespielt, eine ganze Woche nicht, denkt Rosco, als er nach unten geht. Die beiden Alten, weiß Gott, ich mag sie, haben mich mit Beschlag belegt. Dies musste ich sehen, mit ihnen nach Cheyenne fahren und wieder etwas Neues kennenlernen. Jetzt sind sie weg, beide nach Norden, nach Rawlins unterwegs. Und ich bin ihr Gast.

      »Wehe, Sohn, wenn du abreist, ehe wir zurück sind«, hat Old Abe gesagt. »Sieh dich in der Stadt um, mach ein Spiel, aber bleibe!«

      Und der alte Zach hat gekichert und gesagt: »Zähme den feuerspuckenden Drachen ein wenig, Junge. Seitdem du bei uns


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