G.F. Barner Staffel 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Staffel 1 – Western - G.F. Barner


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fuhr blitzschnell herum, schlug zu. Seine Faust knallte als Drehschlag unter Charlys Kinn, hob Charly aus und fegte ihn quer durch den Raum. Charly blieb stöhnend in der Ecke liegen.

      »Wenn du noch einmal sagst, daß ich verrückt bin, du elender Narr, breche ich dir alle Knochen!« knirschte Mort voller Grimm. »Das Geld hat ein alter Mann gesammelt. Er war ehrlich, er war kein Roßtäuscher und konnte nichts für seine Tochter. Das hat er sich vom Mund abgespart, du verdammter, gehirnloser Idiot. Wenn unser Vater das auch getan hätte, statt alles zu versaufen – stolz wäre ich auf ihn gewesen. Was wären wir wohl geworden – das, was wir sind? Söhne eines haltlosen Säufers – nie eine Chance im Leben gehabt, nie! Bist du stolz gewesen? Worauf hättest du schon stolz sein können? Der hier, der kann es sein, weil sein Vater ihm etwas hinterließ. Und was hat uns unser Vater hinterlassen?«

      Antonio Palucco war bei Mort Dillons Wutausbruch an die Wand zurückgewichen. Verstört blickte er zu Charly, der abwehrend die Hände hob, als Mort auf ihn zustampfte.

      »Hinaus!« fauchte Mort. »Ein Sattel, zwei Regenplanen, die beiden besten Pferde – nimm den alten Packsattel aus der Sattelkammer, den brauchen wir für unseren Gaul. Hoch mit dir, verschwinde!«

      Charly kroch zwei Schritt, dann stand er auf und schwankte stöhnend hinaus.

      »Ich habe nie arme Leute bestohlen«, sagte Dillon, als er mit Palucco allein war. »Du bist nicht arm, aber ich will nichts haben, was sich ein alter Mann mühsam zusammengespart hat. Aber ich brauche dies Geld, denn wir werden vielleicht sehr lange unterwegs sein, bis wir Liza gefunden haben. Tut mir leid, Tonito.«

      »Schon gut, schon gut, Mort«, ächzte Palucco. »Was – was wirst du mit ihr machen?«

      Mort Dillon schwieg, steckte das Geld ein und sah ihn kurz und finster an.

      »Ich kann es nicht leiden, wenn man mich bestiehlt«, murmelte er dann. »Genausowenig mag ich es, wenn man mich verrät. Tonito, du könntest dem Marshal Meldung machen, daß wir dich besucht haben, du könntest über unseren Besuch mit anderen Leuten sprechen. Ich würde an deiner Stelle gar nichts tun und meinen Mund halten, denn sonst…«

      »Ich rede nicht«, sagte Palucco. Er wußte, was ihn erwartete, wenn er zum Marshal ritt oder zuviel erzählte. »Ich habe euch nicht gesehen, Mort.«

      »Gut!«

      Dillon ging hinaus und sah sich nicht mehr um. Im Stall war Charly dabei, die Pferde zu satteln. Mort half ihm schweigsam, er sagte auch nichts, als Palucco hereinkam und ihnen zusah, wie sie sich mit Futter versorgten und einen Ledereimer mitnahmen. Wenig später stiegen sie draußen auf. Ihr Pferd, auf dem sie gekommen waren, trug nun einen Packsattel. Ihre Waffen hatten sie bei Tom Pillar in Comanche abgeholt.

      »Bringt sie nicht um«, sagte Palucco dünn. »Mort, bringt sie nicht um – das, das ist sie nicht wert.«

      »Wenn du es sagst?« murmelte Mort finster. »Nein, sie ist keinen Schuß Pulver wert. Adios, Tonito!«

      Dann ritt er an. Charly sagte gar nichts zum Abschied und blieb eine halbe Länge hinter seinem großen Bruder zurück. Der schlug den Weg nach Süden ein, bog aber an der Weggabelung nach Osten ab.

      »Wo willst du hin?« fragte Charly nach zehn Minuten. »Willst du einen Umweg machen? Wir müssen doch nach Süden, Mort.«

      Mort sah sich kurz um und lachte nur.

      »Idiot!« knurrte er dann. »Wenn du doch lesen könntest und etwas mehr Verstand hättest! Manchmal frage ich mich, ob du wirklich mein Bruder bist. Du glaubst doch wohl nicht, daß Liza in Albuquerque oder El Paso ist, was? Ihre Briefe kamen aus Albuquerque, das stimmt, aber alles andere stimmt nicht, du Narr!«

      »Waaas?«

      »Ja!« schrie ihn Mort an und hielt sein Pferd zurück, bis Charly neben ihm war. »Ja, sie ist in Santa Fé und San Felipe gewesen, aber niemals in Albuquerque oder Socorro – und sie wird erst recht nicht in El Paso auftauchen. Ganz schön gerissen, die schöne Liza, aber nicht gerissen genug! Ich brauchte nur ihren zweiten Brief zu lesen, den sie aus San Felipe schrieb. Darin machte sie Tonito klar, daß sie manchmal ein paar Wochen nicht in Albuquerque sein würde und er damit man ihr die Briefe zustelle, nie vergessen dürfe, auf den Umschlag zu schreiben: Aufheben, wird abgeholt!«

      »Aufheben, wird abgeholt?« staunte Charly. »Was soll das denn heißen? Ach so, wenn sie mal in Socorro war, sollte der Brief aufgehoben werden, ich verstehe.«

      »Du verstehst gar nichts!« schrie ihn Mort wütend an. »Ich habe doch gesagt, daß sie nie in Socorro oder Albuquerque gewesen ist. Charly, du Narr, ich kenne Liza besser als jeder andere. Sie hat sich in Santa Fé oder San Felipe an einen Kerl herangemacht. Wahrscheinlich hat sie die ehrbare Lady gespielt, das unschuldige Frauenzimmer, das die Familie mit irgendeinem ungeliebten Mann verheiraten wollte, deshalb verließ sie ihre Leute. Begreifst du endlich?«

      »Ja«, versicherte Charly. »Hat Tonito sie denn verheiraten wollen?«

      Mort hielt an und sperrte den Mund auf. Es dauerte Sekunden, bis er fähig war zu reden.

      »Ist das zu fassen?« würgte er. »Er begreift gar nichts, er steigt nie durch. Alles muß man ihm dreimal erklären. Paß jetzt genau auf, du Trottel: Liza fuhr nach Santa Fé und verwandelte sich dort in eine richtige Lady, der kein Mensch ansah, daß sie ein Bargirl war – verstanden?«

      »Ja, Mort.«

      »Gut, langsam wird es«, stöhnte Mort. »Als unschuldige Lady machte sie sich an einen Mann heran, einen aus Albuquerque, den sie in Santa Fé oder in San Felipe kennenlernte. Sie brauchte nur auf dem Bahnhof herumzugehen, um einen Mann aus Albuquerque zu treffen. Auch begriffen?«

      »Ja, Mort!«

      »Junge, du machst dich«, versicherte Mort ruhig, obgleich er vor Grimm beinahe platzte. »Ich erkläre dir die Sache haargenau, also hör zu! Sie kann sich zum Beispiel ausgedacht haben, daß ihre Eltern noch lebten und sie zur Heirat mit irgendeinem Kerl zwingen wollten, den sie gar nicht liebte. Sie log dem Mann aus Albuquerque den Buckel voll. Daß sie lügen kann, weiß ich am besten. Hast du alles verstanden, Charly?«

      »Genau«, antwortete Charly hastig. »Ganz genau, Bruder! Das Ra­ben­aas hat gelogen. Dabei waren ihre Eltern ja schon tot – nein, der Alte lebte ja noch. Na, so ein Aas!«

      »Ja, so ein Aas!« bestätigte Mort. »Stell dir mal vor, du lernst eine feine Lady mit guten Manieren kennen. Sie ist schön, heult ein bißchen und erzählt dir, daß Vater und Mutter sie an einen Kerl verkaufen wollen, den sie gar nicht mag. Was machst du dann?«

      »Wenn sie heult?« fragte Charly. »Na, ich helfe ihr natürlich. Jeder anständige Mann muß einer hilflosen Lady helfen.«

      »Kannst du dir jetzt vorstellen, daß sie einen Mann fand, der ihr helfen wollte? Sie erzählte ihm von ihrem guten Bruder, der zu ihr hielte und dem sie gern schreiben möchte, wenn sie irgendwo eine anständige Arbeit und ihr Auskommen gefunden hätte. Damit nun der böse Vater nicht dahinterkäme, müßte sie sich die Briefe an einen Ort schicken lassen, wo sie niemals wäre. Zum Beispiel an irgendeinen Saloon, wo sie vielleicht einen Job in der Küche bekommen würde. Jemand brauche die Briefe dann nur im Saloon für sie abzuholen und ihr schicken. Charly, wenn du der Mann gewesen wärest, den Liza beschwatzte, was hättest du getan?«

      Charlys Antwort zeigte, daß er jetzt mitdachte.

      »Ich hätte ihr angeboten, die Briefe für sie abzuholen, ist doch klar, oder?«

      »Du kannst ja manchmal direkt denken!« staunte Mort. »Aus dir wird doch noch etwas, Charly! So, und nun mal weiter. Du holst die Briefe für sie ab und schickst sie ihr in einem neuen Umschlag dorthin, wo sie wirklich ist, ist doch ganz einfach, wie? Dann schickt sie dir die Antwort in einem Brief, der wieder in einem zweiten Umschlag steckt. Du nimmst ihren Brief heraus, gehst zur Mail-Station und gibst ihn nach Vermejo an ihren guten Bruder auf. Natürlich dauert diese Hin- und Herschickerei etwas länger, aber du tust es ja für eine arme Lady. Die ist vielleicht sogar mit dir ins Bett gegangen, hat sich in ihrer Verzweiflung von


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