Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Mylady erwartet mich.«

      Josuah Parker begab sich zurück in die große Halle von Cudlam Castle und mischte sich unter die vielen Jagdgäste. Man sprach noch immer über das Sperrfeuer, das Mylady draußen in freier Natur gelegt hatte. Man amüsierte sich, tauschte Jägerlatein aus und sprach den Getränken mehr als herzhaft zu.

      Lady Agatha war umringt von Sir Alfred, Doc Hall und dem Schriftsteller Graham Grooner.

      »Wo haben Sie denn gesteckt, Mister Parker?« erkundigte sich die ältere Dame leicht grollend.

      »Es ging um den Austausch einiger Gedanken mit Inspektor Nodd, Mylady«, antwortete Josuah Parker. »Meine Wenigkeit wurde von Miß Porter und Mister Rander aus London angerufen, die sich übrigens erlauben, Mylady die besten Grüße ausrichten zu lassen.«

      »Schade, daß sie nicht mitgekommen sind«, bedauerte Sir Alfred.

      »Miß Porter und Mister Rander?« fragte Doc Hall interessiert.

      »Myladys Gesellschafterin«, erläuterte der Butler in seiner höflichen Art. »Mister Rander berät Mylady in Vermögensdingen. Die jungen Herrschaften blieben in London zurück, um sich einer bedrohten pakistanischen Familie anzunehmen, die von dem hiesigen Saubermann belästigt wurde.«

      »Nun, Mister Parker?« wollte die Detektivin wissen.

      »Es bestehen noch gewisse Vorbehalte, Mylady.« Parker blickte zu Boden und schien peinlich berührt zu sein.

      »Namen, Mister Parker?« fragte Dennis Hall.

      »Es geht um diesen Saubermann, mein Bester«, redete die ältere Dame in ihrer sehr ungenierten und offenen Art weiter. »Diese Pakistani müssen den Mann kennen. Sie haben bisher nur aus Angst geschwiegen.«

      »Der Saubermann ist bekannt?« rief Paul Pitnay, der zur Gruppe gestoßen war. Er sprach nicht gerade leise. Der ehemalige Brigadier warf sich in die Brust. »Dann sollte man aber sofort zuschlagen und diesem Spuk ein Ende bereiten.«

      »Sir, man sollte die Dinge vielleicht vertraulich behandeln«, bat Josuah Parker eindringlich.

      »Papperlapapp, Mister Parker«, rief die energische Dame aus. »Warum sollte nicht jeder hier wissen, daß dieser Fall sich eigentlich bereits erledigt hat? Die Stunden dieses Subjektes sind gezählt.«

      *

      Horace Pickett hatte in jüngeren Jahren mal als Taschendieb gearbeitet und war ein »Meister seines Fachs« gewesen. Längst aber stand er auf der richtigen Seite des Gesetzes und war echter Mitarbeiter der Lady Agatha und des Butlers.

      Pickett erinnerte, was sein Äußeres betraf, an einen ehemaligen Offizier. Er war groß, schlank, hatte einen gepflegten Schnurrbart und trug mit Vorliebe einen Trenchcoat.

      »Wir haben alles unter Kontrolle, Mylady«, sagte er, nachdem er Butler Parker und die ältere Dame begrüßt hatte. »Gleich nach Ihrem Anruf, Mister Parker, bin ich mit Bekannten losgefahren.«

      »Sie konnten bereits einige Streifengardisten ausschalten, Mister Pickett?« fragte der Butler und deutete auf den Küchentisch. Auf der Platte lagen Fahrradketten, Stahlruten und zwei kurzläufige Maschinenpistolen.

      »Zwei Schläger tauchten hier auf, Mister Parker«, berichtete Horace Pickett weiter. »Sie hatten keine Chance. Meine Bekannten haben sich sofort mit ihnen befaßt. Wenn Sie vielleicht mal einen Blick auf die beiden Männer werfen wollen?«

      »Diese Subjekte werde ich mir ansehen«, verlangte die Detektivin umgehend.

      »Wir haben sie in den Anbau gesteckt, Mylady.« Pickett ging voraus. Man hatte sich in einem etwas schäbig wirkenden Reihenhaus getroffen, das zu einem monotonen Wohnviertel im Südwesten von London gehörte.

      In diesem einfachen Reihenhaus war die pakistanische Familie aus Cudlam Hill vorerst untergebracht worden. Inzwischen hatten die Flüchtlinge aus der kleinen Provinzstadt längst das Quartier gewechselt.

      Parker aber konnte davon ausgehen, daß der Saubermann von Cudlam Hill auf diese Adresse fixiert war, falls er das Taxi hatte verfolgen können, das die Familie nach London gebracht hatte.

      Agatha Simpson war sehr angetan, als sie die beiden Streifengardisten des Saubermannes erblickte. Sie saßen in einem sehr altmodischen und hochbeinigen Kinderwagen, waren natürlich gefesselt und fühlten sich nicht wohl.

      »Womit bewiesen sein dürfte, daß eine Verfolgung der Familie stattfand«, sagte der Butler. »Nun, auch der Saubermann wird nicht lange auf sich warten lassen. Ihm steht natürlich kein Hubschrauber zur Verfügung.«

      »Dieser Hubschrauber war unnötig, Mister Parker«, tadelte die ältere Dame, als man zurück in das Vorderhaus ging. »Ich hätte die Strecke nach London in Rekordzeit geschafft.«

      »Mylady brauchen den Hubschrauber nicht zu bezahlen«, erinnerte der Butler. »Mister McWarden stellte ihn zur Verfügung.«

      »Sie sind mit einem Polizei-Hubschrauber von Cudlam Hill gekommen?« erkundigte sich Pickett.

      »Um den Saubermann hier abzufangen«, bestätigte Josuah Parker. »Alle Personen, die mit dem Saubermann in einen Bezug zu bringen sind, wissen sehr genau, daß die pakistanische Familie der Schlüssel zu diesem Geheimnis ist.«

      »Dann dürfte Ihr Saubermann also bereits unterwegs sein?«

      »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit«, lautete die Antwort des Butlers. »Meiner bescheidenen Ansicht nach wird er sich sehr beeilen.«

      »Sie haben eine Ahnung, wer der Saubermann sein könnte?« tippte der ehemalige Eigentumsübertrager an.

      »Mylady traf bereits eine Entscheidung«, sagte Parker.

      »Natürlich weiß ich, wer der Täter ist, mein lieber Pickett«, behauptete die ältere Dame. »Ich wußte es bereits wenige Stunden nach meiner Ankunft in der kleinen Stadt.«

      »Darf man vielleicht erfahren, wer ...«

      »Mylady denkt an Mister Graham Grooner«, sagte Josuah Parker.

      »Tatsächlich?« wunderte sich Lady Agatha sichtlich und war überrascht. »Graham Grooner? Ist das nicht dieser ...«

      »... Schriftsteller, Mylady«, redete Parker weiter. »Mylady fielen sofort auf, daß Mister Grooner in seinem Austin jene Stelle passierte, an der Mylady von der Straße abgedrängt wurden.«

      »Das machte mich tatsächlich sofort hellhörig und mißtrauisch«, sagte sie nun. »Normalerweise hätte dieses Subjekt anhalten und nachsehen müssen.«

      »Nur dies wäre eine normale Reaktion gewesen, wie Mylady gleich wußten und deuteten«, erklärte Parker weiter. »Mister Grooner aber wollte um jeden Preis anonym bleiben, um auf keinen Fall mit den Streifengardisten in Zusammenhang gebracht zu werden.«

      »Demnach müßte dann ja wohl dieser Schriftsteller hier auftauchen«, sagte Horace Pickett.

      »Selbstverständlich, mein lieber Pickett, wer sonst?« Sie lächelte wissend. »Eine Lady Simpson kann man nicht hintergehen.«

      *

      Er ließ sich von einem Taxi bringen, stieg aus und näherte sich vorsichtig dem Reihenhaus, das oben auf einem Hügel stand. Er schien mißtrauisch zu sein, doch dann gab er sich einen Ruck und schob sich blitzschnell in den schmalen Korridor. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, trat Josuah Parker in Erscheinung.

      »Man wünscht einen guten Abend«, sagte der Butler und lüftete die schwarze Melone. »Offen gestanden, Mister Grooner, Mylady wurde bereits ein wenig ungeduldig.«

      Der Schriftsteller wollte unter sein Jackett greifen, doch Parker hob den Universal-Regenschirm an.

      »Falls Sie Wert auf einen präparierten Pfeil legen, Mister Grooner, sollten Sie durchaus versuchen, an Ihre Schußwaffe zu gelangen.«

      »Wieso Schußwaffe?« Grooner schaltete blitzschnell um. »Was wollen Sie eigentlich? Ich will die pakistanische Familie besuchen. Ich kenne diese


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