Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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die Kerle wohl in dem Panzerschrank vermutet haben?« fragte Chickham kurz vor dem Ziel Und gab sich gleich selbst die Antwort: »Geld natürlich, was sonst?«

      »Natürlich, Mister Chickham«, bestätigte der Butler. Wußte der Mann wirklich nicht, was in dem stählernen Koloß gelagert wurde?

      »Wollen Sie bei mir warten, bis die Polizei kommt, Mister Parker?« bot der Pförtner an. »In meiner Bude ist es wenigstens warm.«

      »Man dankt für das freundliche Angebot, Mister Chickham«, entgegnete Parker. »Aber meine Wenigkeit würde es vorziehen, noch ein paar Stunden zu Hause zu arbeiten. Es bleibt Ihnen natürlich unbenommen, die Herren von der Polizei über alles Wesentliche zu unterrichten.«

      »Mach’ ich, Mister Parker«, versprach Chickham strahlend und zog sich in seine Loge zurück. Anscheinend war er doch erleichtert, den knappen Platz nicht mit dem Butler teilen zu müssen, zumal es nur einen einzigen Stuhl gab.

      Hätte Parker sehen können, welche Nummer Burt Chickham kurz darauf wählte, hätte er hinter dem sichtbaren Aufatmen des Mannes noch andere Gründe vermutet.

      *

      »Es hat geläutet, Mister Parker.« Interessiert blickte Agatha Simpson von ihrem Teller auf. Gerade hatte der Butler ihr ein Frühstück nach Art des Hauses serviert: Zarter norwegischer Räucherlachs mit sahniger Meerrettich-Dillcreme. Diverse Wildspezialitäten und Geflügelgerichte sowie eine reichhaltige Käseauswahl warteten darauf, die Gaumenfreuden der älteren Dame zu erfüllen.

      »Wünschen Mylady, daß meine Wenigkeit öffnet?« erkundigte sich Parker vorsichtig. Er wußte, daß seine Herrin sich bei den Mahlzeiten nicht gern stören ließ.

      »Das wird doch nicht etwa Mister McWarden sein?« sagte Agatha Simpson mit vollem Mund und beschleunigte ihr Verzehrtempo. »In seiner Gegenwart zu frühstücken ist aufregend, Mister Parker. Mit seinen Blicken zieht er einem den letzten Happen vom Teller.«

      »Meine Wenigkeit würde eher der Annahme zuneigen, daß es sich um den ehrenwerten Mister Pickett handelt«, teilte der Butler mit.

      »Hoffentlich täuschen Sie sich nicht, Mister Parker.«

      Die Hausherrin ließ sich rasch noch glasierte Putenbrust vorlegen, ehe sie ihren Butler in Richtung Haustür entließ.

      »Welche Freude, Sie zu sehen, mein lieber Pickett«, rief Agatha Simpson dann erleichtert, als Parker den Besucher in den Salon geleitete. Horace Pickett besaß eine Eigenschaft, die die ältere Dame an Mitmenschen schätzte: Bescheidenheit. Man konnte ihm jederzeit etwas anbieten, ohne Angst zu haben, daß er es tatsächlich nahm. Das galt sogar für Kognak, Sherry und verwandte Stärkungsmittel.

      »Ich hoffe, Sie haben Neuigkeiten mitgebracht?« erkundigte sich Mylady, als der ehemalige Eigentumsumverteiler ihr gegenüber Platz genommen hatte.

      »Es war nicht sehr schwer, Mylady«, antwortete Pickett. »Der Mann, der in London die Telefonnummer 7 32 17 65 hat, heißt Milstone. Edward Milstone.«

      »Darf man vermuten, daß Sie Näheres über Mister Milstone herausfinden konnten, Mister Pickett?« schaltete Parker sich ein.

      »Ed Milstone ist in der Szene kein Unbekannter«, wußte Pickett zu berichten. »Es gilt als offenes Geheimnis, daß er seine Finger im Waffenschmuggel hat. Die Polizei ist ihm allerdings bisher nicht auf die Schliche gekommen.«

      »Das wundert mich nicht im geringsten, mein lieber Pickett«, tat die Detektivin in knapper Form ihre Meinung über Ihrer Majestät Ordnungshüter kund. »Wenn ich nur an Mister McWarden denke...«

      »Offiziell betreibt Milstone eine Möbelspedition in Wapping«, fuhr Myladys Besucher fort. »Aber mein Informant wußte aus eigener Anschauung, daß in Milstones Container oft ganz andere Dinge befördert werden.«

      »Mit Sicherheit Waffen«, schloß Agatha Simpson scharfsinnig.

      »Genauso ist es, Mylady«, bestätigte Pickett höflich.

      »Dann wird es höchste Zeit, daß ich dem dreisten Lümmel das Handwerk lege«, entschied die Hausherrin. »Sonst kommt er doch noch auf die Idee, auch dieses Photo... Wie hieß das Photoding noch, Mister Parker?«

      »Man kann nur vermuten, daß Mylady den Prototyp zu meinen geruhen.«

      »Richtig! Phototyp!« nickte die Hausherrin. »Sagte ich das nicht? Jedenfalls muß ich verhindern, daß der Mann auch noch den Phototyp stiehlt, ehe ich ihm die Papiere entrissen habe.«

      »Diese Gefahr dürfte im Moment als gebannt gelten, Mylady«, warf der Butler ein. In knappen Sätzen informierte er seine Herrin und Horace Pickett über die Festnahme der Tresorknacker, die er am Tatort für die Polizei zurückgelassen hatte.

      »Mit einem weiteren Einbruchsversuch dürfte wohl kaum zu rechnen sein«, meinte Pickett.

      »Dieser Einschätzung würde sich auch meine Wenigkeit ohne Vorbehalte anschließen, Mister Pickett«, pflichtete Parker dem Besucher bei. Doch diesmal irrte der Butler.

      *

      Horace Pickett war gerade gegangen, als in der Diele das Telefon klingelte. Gemessenen Schrittes begab sich Parker zum Apparat und nahm den Hörer ab.

      »Hier bei Lady Simpson ...«

      »Sind Sie es, Mister Parker?« war Roger Clenwicks aufgeregte Stimme zu hören. »Wissen Sie schon, was passiert ist?«

      »Man darf wohl annehmen, daß Sie auf die Festnahme der Einbrecher anzuspielen geruhen, Sir«, tippte der Butler.

      »Das ist nicht alles«, entgegnete Clenwick, der einen entnervten Eindruck machte und den Tränen nahe schien. »Der Prototyp ist weg.«

      »Meine Wenigkeit kann nicht umhin, ein gewisses Erstaunen kundzutun, Sir«, räumte Parker ein. »Als man die Herren Einbrecher heute nacht mit energischem Zureden dazu brachte, von ihrem sträflichen Tun abzulassen, war der Panzerschrank verschlossen und unbeschädigt.«

      »Das hat auch unser Nachtpförtner Burt Chickham bestätigt, als man ihn heute morgen fand.«

      »Darf man um Auskunft darüber bitten, Sir, wie Sie das Wort ›fand‹ verstanden wissen möchten?«

      »Ein Arbeiter der Frühschicht, der zufällig durch den Keller kam, fand nicht nur die angeketteten Einbrecher, sondern auch den bedauernswerten Chickham mit einer Platzwunde am Kopf. Er war gefesselt und hatte einen Knebel im Mund. Inzwischen liegt er im Krankenhaus.«

      »Muß man Ihre Schilderung so verstehen, Sir, daß die Polizei beim Beginn der Frühschicht noch nicht auf dem Firmengelände eingetroffen war?«

      »Die Polizei wurde erst kurz nach sechs alarmiert, Mister Parker. Der gute Chickham behauptet zwar, er hätte die Polizei angerufen, bevor er gegen zwei Uhr noch mal in den Keller ging, um nach den angeketteten Einbrechern zu sehen, aber irgendwie scheint der Anruf nicht an der richtigen Stelle gelandet zu sein.«

      »Diese Vermutung möchte auch meine Wenigkeit ausdrücklich teilen, falls Sie gestatten, Sir.«

      »Erst die Polizei entdeckte das große Loch in der Rückwand des Tresors«, fuhr der Firmenchef fort. »Nach der Bande, die Sie dingfest gemacht haben, Mister Parker, müssen also noch weitere Einbrecher gekommen sein.«

      »Andere Schlüsse dürften sich aus der geschilderten Situation kaum ziehen lassen, Sir.«

      »Sie haben den armen Chickham hinterrücks niedergeschlagen, vom Nebenhaus ein Loch durch die Mauer gestemmt und die Rückwand des Tresors aufgeschnitten«, setzte Clenwick seine Schilderung fort. »Was ich nur nicht verstehe: warum sie einfach ihre Komplizen am Tatort zurückließen, als sie mit dem Prototyp das Weite suchten.«

      »Darf man fragen, woraus Sie schließen, daß es sich um Komplizen handelte, Sir?«

      »Was denn sonst?« fragte Clenwick verdutzt.

      »Man sollte die Möglichkeit nicht grundsätzlich aus schließen, daß eine konkurrierende Bande existiert, die ebenfalls an dem in Ihrem Haus


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