Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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der jungen Frau entgegenzugehen, und griff dabei blitzschnell in eine halboffene Schreibtischschublade. Parker, der mit einer Verschärfung des Gesprächsklimas rechnete, war jedoch vorbereitet.

      Er hatte die Hand schon an der Krempe seines Bowlers und ließ die stahlblechgefütterte Kopfbedeckung wie eine Frisbeescheibe durch den Raum schwirren. Die messerscharfe Kante der schwarzen Halbkugel köpfte ein paar Chrysanthemen in einer Kristallvase, bevor sie über Milstones Handgelenk strich.

      Jammernd zog der Spediteur die Hand zurück und ließ den langläufigen Revolver in die Schublade fallen, als hätte er sich an der Waffe die Finger verbrannt.

      Mit dem Rücken hatte der Butler gleichzeitig die Tür zugedrückt, um Jennifer Burley den Rückzug abzuschneiden. »Schußwaffen sind nur selten geeignet, einen kultivierten Gesprächston zu gewährleisten, falls der Hinweis erlaubt ist«, stellte er mit mißbilligendem Blick auf Milstone fest.

      Der Spediteur rieb sich noch immer sein Handgelenk und zeigte keine Neigung, noch mal nach seiner Pistole in der offenen Schublade zu greifen. Dennoch hielt Parker es für besser, die Waffe an sich zu nehmen und unter seinem schwarzen Zweireiher verschwinden zu lassen.

      »Ganz schön fix«, gestand der entwaffnete Waffenschmuggler. Trotz der Schmerzen in der Hand bemühte er sich redlich, ein anerkennendes Grinsen aufzusetzen. »Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut, Parker.«

      »Darf man unter diesen etwas gewandelten Umständen noch mal auf Myladys Ausgangsfrage zurückkommen, Mister Milstone?« erkundigte sich der Butler, als auch Jennifer Burley sich beruhigt und einen Sitzplatz gefunden hatte.

      »Wiederholen Sie die Frage doch noch mal, Parker«, spielte Milstone auf Zeitgewinn. »Ich hab’ total vergessen, was es war.«

      »Mylady begehrte Auskunft darüber, wo Sie den in der vergangenen Nacht gestohlenen Prototyp versteckt haben, Mister Milstone«, kam Parker der Aufforderung nach.

      »Ich hab’ das verdammte Ding nicht«, knurrte der Mann.

      »Der dreiste Lümmel lügt«, behauptete Agatha Simpson.

      »Sie haben ’ne Meise«, kam es postwendend zurück.

      Mit einer energischen Bewegung stellte die ältere Dame ihr Kognakglas ab. »Könnte es zutreffen, daß ich soeben in unverschämter Weise beleidigt wurde, Mister Parker?« vergewisserte sie sich in frostigem Ton.

      »Meine Wenigkeit hat Myladys Darstellung des Tatbestandes nicht das geringste hinzuzufügen«, äußerte der Butler mit angedeuteter Verbeugung. Dieser Bestätigung hätte es freilich nicht bedurft, denn Mylady war schon dabei, sich auf ihre persönliche Art Genugtuung zu verschaffen.

      Mit kaum hörbarem Pfeifen durchschnitten die Halteriemen ihres Pompadours die Luft. Treffsicher landete der Beutel auf Milstones Hinterkopf und signalisierte seine Ankunft mit dumpfem Klatschen.

      Der völlig überraschte Spediteur dachte im ersten Moment, ein Pferd hätte ihn getreten, denn dieser Eindruck war keinesfalls abwegig. Schließlich war es Lady Simpsons Glücksbringer, der sich mit erdrückender Zärtlichkeit an seinen Schädel schmiegte.

      Sekunden später dachte Edward Milstone überhaupt nichts mehr. Mit weit aufgerissenen Augen ließ er seinen Kopf von Schulter zu Schulter pendeln und stieß dabei glucksende Laute aus, die nur entfernt an menschliche Sprache erinnerten.

      Mit letzter Kraft versuchte der Mann, sich aus dem Sessel hochzustemmen. Er verschob sein Vorhaben jedoch auf später und sackte mit zischendem Geräusch zusammen. Ein tiefer Seufzer wurde hörbar, ehe er den Kopf auf die Tischplatte bettete und jedes Interesse an seiner Umgebung verlor.

      »Das könnte dem Lümmel so passen, sich einfach meinem Verhör zu entziehen«, schäumte Mylady und schob die hysterisch schluchzende Jennifer beiseite. »Der Mann muß mir unverzüglich wieder zur Verfügung stehen, Mister Parker.«

      »Man wird sich bemühen, Myladys Wünschen in kürzester Zeit zu entsprechen«, versicherte der Butler und zog ein Fläschchen mit Riechsalz aus der Tasche.

      Der stechende Geruch durchdrang selbst die Nebel in Milstones Gehirn. Eine Minute später schlug er zögernd die Augen auf und blickte verwirrt um sich.

      »O mein Kopf!« stöhnte er und schloß wieder die Augen. Jammernd wollte er seinen Kopf erneut auf den Tisch sinken lassen, aber Myladys sogenannter Glücksbringer, der neben seinem rechten Ohr auf die Tischplatte schlug, ließ ihn entsetzt hochfahren.

      »Aufhören!« flehte er. »Ich gestehe alles.«

      »Der weinerliche Ton mißfällt mir, junger Mann«, tadelte die ältere Dame. »Was Sie erlebt haben, war lediglich eine kleine Lektion, die Ihnen zeigen sollte, daß man eine Lady Simpson nicht ungestraft beleidigt.«

      »Mir hat’s gereicht«, stöhnte der Spediteur und tastete vorsichtig den hufeisenförmigen Wulst ab, der an seinem Hinterkopf wucherte.

      »Hoffentlich«, kommentierte Lady Agatha kühl. »Sollten die Vorfälle sich wiederholen, müßte ich eine deutlichere Sprache sprechen, Mister Killbone.«

      »Nur das nicht!« Milstone zog instinktiv den Kopf ein.

      »Dann wird Mister Parker jetzt Ihr Geständnis zu Protokoll nehmen«, entschied die Detektivin. »Aber wagen Sie es nicht, mir Märchen aufzutischen. Das merke ich sofort und werde dann ausgesprochen unangenehm.«

      *

      »Okay, ich habe versucht, an das Ding heranzukommen«, räumte der Waffenschmuggler ein. »Ich wollte mir den Laser mal aus der Nähe ansehen, weil ich mich halt für technische Neuerungen interessiere.«

      »Darf man erfahren, auf welche Weise Sie versuchten, sich in den Besitz des Prototyps zu bringen, Mister Milstone?« schaltete Parker sich wieder ein.

      »Vor zwei Monaten hörte ich zufällig, daß bei der ›Hitec‹ an sowas gearbeitet wird«, gab der Spediteur Auskunft.

      »Man muß vermutlich davon ausgehen, daß Ihnen der Name des Informanten entfallen ist, Mister Milstone?«

      »Es war irgendein Typ aus dem Ministerium, den ich von früher her flüchtig kenne, Mister Parker. Den Namen weiß ich wirklich nicht mehr.«

      »Möglicherweise wird man auf dieses Thema später noch zurückkommen, Mister Milstone. Darf man vorerst bitten, chronologisch fortzufahren?«

      »Jenny bewarb sich bei der ›Hitec‹ um einen Job als Putzfrau.«

      »Darf man Ihre Äußerung so verstehen, Mister Milstone, daß Sie Ihre Lebensgefährtin Jennifer Burley als Kundschafterin in die Fabrik einschleusten?«

      »Richtig, Parker. Jenny sollte herausfinden, wie man an die Konstruktionspläne herankommt und wo der Prototyp versteckt ist.«

      »Darf man vermuten, daß Sie dieselben Ziele im Auge hatten, Mister Milstone, als Sie Miß Burley auf Oberingenieur Sinclair Longdale ansetzten?«

      »Sie sind ja blendend informiert, Parker. Ich sehe schon, daß man Ihnen nichts vormachen kann.«

      »Selbst den leisesten Versuch würden Sie mit Sicherheit bereuen, junger Mann«, fuhr Mylady mit ihrem baritonalen Organ dazwischen. Zur Bekräftigung schwenkte sie ihren perlenbestickten Handbeutel.

      »Nach Jennys Anruf gestern abend habe ich drei Leute losgeschickt, die den Tresor knacken und mir den Prototyp bringen sollten«, fuhr Milstone fort. »Aber die Burschen sind bis jetzt nicht zurückgekehrt. Da es heute morgen bei der ›Hitec‹ von Polizisten nur so wimmelte, denke ich mir, daß etwas schiefgelaufen ist und die drei Männer geschnappt wurden.«

      »Trotz dieser Vermutung hielten Sie es nicht für angezeigt, mit unbekanntem Ziel zu verreisen, Mister Milstone?« wollte der Butler wissen. »Sie mußten doch annehmen, daß die Polizei kurze Zeit später auch bei Ihnen auftauchen würde.«

      »Die Cops hätten mir nichts beweisen können«, war Milstone sich sicher. »Meine Jungs halten dicht.«

      »Könnte die Verschwiegenheit möglicherweise damit zusammenhängen,


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