Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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hat?«

      »Mylady hat sich zwar zur Meditation zurückgezogen ...«, begann Parker.

      »Ich weiß«, schmunzelte Rander, der die Geräusche aus dem Obergeschoß sofort richtig deutete.

      »... dennoch dürfte Mylady keine Einwände erheben, wenn meine Wenigkeit Miß Porter und Sie hereinbittet, Sir«, brachte der Butler den Satz zu Ende. »Das Teewasser kocht bereits, falls der Hinweis genehm ist.«

      In würdevoller Haltung schritt Parker voran und bot den Besuchern Plätze in Myladys geräumiger Wohnhalle an.

      »Möglicherweise könnten Sie meine Wenigkeit für einige Minuten entbehren«, bat der Butler. »Man war gerade im Begriff, den ehrenwerten Mister Pickett anzurufen.«

      »Wir werden uns schon nicht langweilen, Parker«, gab Rander gutgelaunt zurück.

      Der vierzigjährige Anwalt, der eine Kanzlei in der nahegelegenen Curzon Street betrieb, war häufiger Gast im Hause Simpson. Mylady schätzte den sportlichen Rander, dessen männlich-kraftvolle Erscheinung an einen beliebten James-Bond-Darsteller erinnerte, außerordentlich.

      Am liebsten hätte sie ihn mit ihrer Gesellschafterin, der attraktiven Kathy Porter, vor dem Traualtar gesehen. Doch die jungen Leute, die sich im Haus der älteren Dame kennengelernt hatten, schienen andere Vorstellungen von zeitgemäßer Partnerschaft zu haben.

      Rander hatte mit Josuah Parker aufregende Jahre in den Staaten verbracht, ehe er dem Butler nach London folgte. Jetzt bestand seine Hauptbeschäftigung darin, das Vermögen der ebenso reichen wie sparsamen Witwe aus Shepherd’s Market zu verwalten.

      Die zierliche Kathy mit den leicht mandelförmig geschnittenen Augen und dem zarten Kastanienschimmer im dunklen Haar konnte sanft und anschmiegsam sein. Sie konnte sich aber auch blitzschnell in eine fauchende Pantherkatze verwandeln, die zudringliche Gegner das Fürchten lehrte. Ebenso wie Mike Rander hatte die junge Dame schon an der Aufklärung brisanter Fälle mitgewirkt.

      Wenig später kehrte Parker mit duftendem Darjeelingtee, einer Schale Buttergebäck und einer Mokkatorte in die Wohnhalle zurück.

      »Wenn Sie den guten, alten Pickett anrufen, ist doch bestimmt wieder was im Busch, Parker«, tippte Rander, während der Butler den Tee einschenkte, »Man bat den ehrenwerten Mister Pickett, einen gewissen Edward Milstone zu observieren, der in dringendem Verdacht steht, den Prototyp eines neu entwickelten Lasergerätes entwendet zu haben«, gab Parker bereitwillig Auskunft. »Dabei sah man sich genötigt, Mister Pickett darauf hinzuweisen, daß Mister Milstone möglicherweise gleichzeitig von anderen Interessenten beschattet wird.«

      »Das hört sich ja mal wieder spannend an«, bemerkte Kathy Porter mit unverhohlener Neugier.

      Auf ihre Bitte hin schilderte Parker während der kleinen Teestunde ausführlich, was sich seit McWardens Besuch zugetragen hatte.

      »Ich würde auch davon ausgehen, daß der Nachtpförtner mit dem festgenommenen Tresorknackertrio unter einer Decke steckt, Parker«, bestätigte Mike Rander die Vermutung, die der Butler zum Schluß geäußert hatte.

      »Genau«, nickte Kathy Porter. »Nachdem Mister Parker abgefahren war, hat Burt Chickham keineswegs die Polizei angerufen, sondern ist in den Keller zurückgekehrt, um seine Komplizen zu befreien. Dabei wurde er von der anderen Bande, die auch hinter dem Prototyp her ist, überrascht.«

      »Der arme Kerl wird sich an Ihren Spezialhandschellen ganz schön abgemüht haben, Parker«, spottete der Anwalt. »Und alles umsonst.«

      Das Telefon klingelte. Pickett war am Apparat.

      »Soeben ist Milstone mit zwei Leibwächtern aus dem Haus gekommen und in einem schwarzen Bentley weggefahren«, meldete der ehemalige Eigentumsumverteiler. »Meine Leute behalten ihn im Auge, Mister Parker. Sobald er sein Ziel erreicht hat, melde ich mich wieder.«

      »Es ist eine Freude, mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen, Mister Pickett«, lobte Parker. »Man sieht mit einer gewissen gespannten Erwartung Ihrem nächsten Anruf entgegen.«

      »Vielleicht ist er unterwegs, um sich mit einem Abnehmer zu treffen«, vermutete Kathy Porter. »Falls er die Konstruktionspläne und den Prototyp nicht schon abgesetzt hat, wird Milstone sich unter Zeitdruck fühlen, seit er weiß, daß Sie ihm auf der Spur sind.«

      »Ihre Annahme erscheint naheliegend, Miß Porter, sofern meiner Wenigkeit diese Bemerkung erlaubt ist«, gab Parker der jungen Dame recht. Er hatte einen kurzen Blick zum Fenster hinausgeworfen, während er die Vorhänge zuzog. Der hellblaue Volvo, der in der Abenddämmerung auf der anderen Straßenseite parkte, war ihm nicht entgangen.

      »Zumindest scheint Mister Milstone auf dem Weg zu einer ausgesprochen wichtigen Verabredung zu sein«, vermutete der Butler, während er wieder zum Tisch zurückkehrte.

      »Woraus schließen Sie das, Parker?« wollte der Anwalt überrascht wissen.

      »Mister Milstone scheint viel daran gelegen zu sein, daß Mylady und meine Wenigkeit vorerst nicht das Haus verlassen, Sir«, gab Parker Auskunft. »Anders dürfte das Verhalten der Herren im blauen Volvo kaum zu deuten sein.«

      »Gemeinsam begaben sie sich in die Diele, und der Butler schaltete die hauseigene Fernsehüberwachungsanlage ein. Sie bot bessere Möglichkeiten, die Bewacher unbemerkt zu beobachten, als der Platz hinter der Gardine.

      Sekunden später zeigte der Monitor ein gestochen scharfes Bild. Parker fuhr die Zoom-Optik der Kamera soweit aus, daß man fast die Bartstoppeln der beiden Männer im Volvo erkannte. Die Schnellfeuergewehre, mit denen sie sich ausgerüstet hatten, waren jedenfalls nicht zu übersehen.

      »Wenn die Burschen wirklich die Absicht hätten, Sie umzulegen, würden sie nicht derart auffällig vor der Einfahrt parken«, ließ Myladys Gesellschafterin sich vernehmen. »Verstecke für Heckenschützen gibt es im Umkreis doch mehr als genug.«

      »Falls Sie gestatten, Miß Porter, möchte man Ihre Feststellungen ausdrücklich unterstreichen«, stimmte Parker zu.

      »Auf einen Versuch würde ich es trotzdem nicht ankommen lassen«, warf Mike Rander ein.

      »Deshalb wird man die Herren höflich bitten, von möglicherweise feindseligen Absichten Abstand zu nehmen«, kündigte der Butler an.

      »Wie ich Sie kenne, Parker, wird den Burschen nichts anderes übrigbleiben, als Ihrer Bitte zu entsprechen«, feixte Mike Rander, »Ich kann Sie ja begleiten, wenn Sie wollen.«

      »Diese Mühe dürfte sich kaum als erforderlich erweisen, Sir«, verzichtete Parker auf das Angebot. »Man wäre Ihnen jedoch sehr verbunden, wenn Sie während der kurzen Abwesenheit meiner Wenigkeit auf das Telefon achten würden.«

      »Rechnen Sie damit, daß Pickett sich in der Zwischenzeit wieder meldet?«

      »So ist es, Sir.«

      *

      Bevor der Butler das Haus durch einen der Hinterausgänge verließ, unternahm er noch einen kurzen Abstecher in das kleine Labor, das er sich neben seinen privaten Räumen im Souterrain eingerichtet hatte. Einer der zahlreichen Schubladen entnahm er ein graues Plastikkästchen vom Format eines Suppenwürfels und ließ es in den Taschen seines altväterlich geschnittenen Zweireihers verschwinden.

      Wenig später hatte Parker das Häuserkaree umrundet und näherte sich auf leisen Sohlen dem Heck des hellblauen Volvo. Tiefe Dämmerung schluckte die schwarz gewandete Gestalt des Butlers, während er Würdevoll und lautlos wie ein Schatten von Straßenbaum zu Straßenbaum glitt.

      Die Belagerer in der hellblauen Limousine schienen sich ausgesprochen sicher zu fühlen, Sie plauderten ungeniert bei offenem Fenster und qualmten Zigaretten wie die Schlote. Die Männer wurden auch nicht aufmerksam, als Parker hinter dem Heck des Wagens in die Hocke ging.

      Behutsam zog er das graue Kästchen aus der Tasche und stellte den Zeitwähler auf drei Minuten ein. Die unscheinbare Schachtel enthielt einen komplizierten Baustein, der aus einer Alarmanlage stammte. Der entnervende Jaulton, den das Kästchen gleich produzieren würde, ähnelte täuschend


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