Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Chef ist ganz schön in Fahrt heute«, raunte einer der Bewacher im Gang. »Ich würde auch lieber drinnen mitwirken, als hier dämlich herumzustehen.«

      Seelenruhig zog der Butler die Tüte Erbsen aus der Tasche seines schwarzen Zweireihers. Er leerte die Packung auf dem oberen Treppenabsatz, ehe er lautlos wieder in den dunklen Flur zurücktrat, und auch Mike Rander ein Zeichen gab, in Deckung zu gehen.

      Leise prasselnd fielen die getrockneten Hülsenfrüchte auf den Beton und hüpften mit klickenden Geräuschen von Stufe zu Stufe.

      »Hast du das gehört?« drang eine Stimme aus dem Gang.

      »Was war das für ein seltsames Geräusch?« fragte ein zweiter Mann.

      »Ich gehe der Sache mal auf den Grund«, kündigte der erste großspurig an. Das war allerdings auch die letzte verständliche Äußerung, die er in dieser Nacht von sich gab.

      Der Mann reagierte mit überraschtem Aufschrei, als er den Fuß der Treppe erreichte und die Erbsen unter seinen Schuhsohlen die Wirkung von Bananenschalen entfalteten.

      Er zeigte Verrenkungen wie ein ungeschickter Schlittschuhläufer, der sich zum erstenmal aufs Eis wagt. Mit den Armen ruderte er in der Luft und suchte vergeblich nach einem Halt.

      Der Mann, der das Schicksal der Heinzelmännchen von Köln teilte, stieß einen gurgelnden Laut aus, als sein Hinterkopf unvermittelt mit dem eisernen Treppengeländer Bekanntschaft machte. Seine Neugier schien plötzlich gestillt. Seufzend machte er es sich auf dem harten Beton bequem.

      Dafür war bei seinem Kollegen der Wissensdurst erwacht. Allerdings zeigte auch er sich etwas ungestüm und bemerkte die rollenden Hülsenfrüchte unter seinen Füßen erst, als es schon zu spät war. Dem Mann riß es die Beine unter dem Leib weg, als wäre er ahnungslos auf eine spiegelblanke Eisbahn getreten.

      Ein dunkler, hohler Glockenton war zu vernehmen, als er auf seinen Kollegen kippte und die beiden Gangsterschädel unsanft zusammenstießen. Anschließend wurde es unten still.

      In dem verschlossenen Raum, in dem Ed Milstone von seinem Konkurrenten mit harten Bandagen verhört wurde, hatte man den Zwischenfall anscheinend nicht bemerkt. Josuah Parker und Mike Rander setzten ihren Weg fort.

      *

      An der Tür angelangt, legte der Butler das Auge ans Schlüsselloch. Dann gab er auch dem Anwalt Gelegenheit, sich einen Eindruck davon zu verschaffen, was sie hinter dieser Tür erwartete.

      Erst gewahrte Rander nur die dunklen Umrisse eines Mannes, der mit dem Rücken zur Tür stand. Als der Unbekannte einen Schritt zur Seite trat, wurde auch der Blick auf Edward Milstone frei.

      Der Waffenschmuggler war mit kräftigen Stricken an einen Stuhl gefesselt und machte einen mitleiderregenden Eindruck. Seine Nase blutete. Sein Gesicht war von den Fausthieben aufgequollen, mit denen die Folterknechte an seiner Seite ihn traktiert hatten. Kraftlos hing er in seinen Fesseln. Sein Kopf pendelte hin und her.

      »Du willst es ja nicht anders, Milstone«, fuhr der Mann mit dem Rücken zur Tür seinen apathischen Gefangenen an. »Wir steigen jetzt auf Elektroschocks um.«

      Das war der Moment, in dem Parker blitzschnell die Tür öffnete und eintrat. »Folter als Mittel der Wahrheitsfindung sollte unter zivilisierten Menschen verpönt sein, falls die Anmerkung erlaubt ist«, erklärte er in mißbilligendem Ton.

      Der Mann, der ihm den Rücken zukehrte, fuhr zusammen, als hätte er selbst einen elektrischen Schlag erlitten. Dieser Eindruck verstärkte sich, als der Butler den bleigefüllten Bambusgriff seines altväterlich gebundenen Regenschirmes auf dem Hinterkopf des Unbekannten spazieren führte.

      Am ganzen Leib zitternd, ging der Mann in die Knie. Ein gequältes Röcheln entrang sich seiner Kehle, während er sich vergeblich in Parkers Richtung umzuwenden versuchte. Mitten in der Bemühung verließen ihn aber nicht nur die Kräfte, sondern auch die Sinne.

      Seine Assistenten schienen mit dem plötzlichen Ende des Verhörs nicht recht einverstanden. Wütend stürzten sie sich auf die Eindringlinge.

      Parker, der mit einer derart unhöflichen Begrüßung schon gerechnet hatte, blickte dem ersten Angreifer gelassen entgegen, ehe er sich tief vor ihm verneigte.

      Der Mann gab ein Geräusch wie eine rostige Dampfmaschine yon sich, als Parkers stahlharte Kopfbedeckung sich in seine Magengrube drängte und das sensible Organ massierte. Verzweifelt rang der Folterknecht nach Luft und japste wie ein Fisch auf dem Trockenen. Schweiß trat auf seine plötzlich kalkweiße Stirn, während er sich in die Horizontale begab und den Kopf zärtlich an die Schulter seines schlummernden Chefs schmiegte.

      Der zweite Angreifer, der es auf Mike Rander abgesehen hatte, ließ sich dadurch nicht entmutigen. Er kam jedoch umgehend zur Einsicht, als seine Kinnlade mit der harten Faust des Anwalts Bekanntschaft machte.

      Ed Milstone konnte die plötzliche Wende kaum fassen. Aus weit aufgerissenen Augen blickte er dem Butler und dem Anwalt entgegen.

      »Mister Parker?« stammelte er. »Gut, daß Sie kommen.« Anschließend sank sein Kopf wieder kraftlos auf die Brust.

      Rasch entfernte der Butler die Fesseln, behandelte Milstones Blutergüsse mit kühlendem Spray und hielt ihm schließlich das Fläschchen mit Riechsalz unter die Nase, das er stets bei sich zu führen pflegte.

      »Sie haben mir das Leben gerettet, Mister Parker«, stöhnte der Waffenschmuggler, als er wieder die Augen aufschlug. »Die Burschen hätten mich fertiggemacht.«

      »Ihre Befürchtung dürfte nicht ganz von der Hand zu weisen sein, Mister Milstone«, pflichtete der Butler ihm bei. »Darf man hoffen, daß Sie über die Identität Ihres Peinigers Auskunft geben können?«

      »Der Mann heißt Clark Watson und ist spezialisiert auf Bankeinbrüche«, gab Milstone bereitwillig Auskunft.

      »Ist Ihnen möglicherweise auch bekannt, Mister Milstone, wer Mister Watson darüber informierte, daß sich der begehrte Prototyp in Ihrem Besitz befindet?« bohrte Parker weiter.

      »Da Watsons glücklose Tresorknacker im Knast sitzen, muß Pförtner Chickham jemand von meinen Leuten erkannt haben, ehe er ausgeschaltet wurde«, vermutete Milstone.

      »Dieser Annahme möchte auch meine Wenigkeit ausdrücklich beipflichten, Mister Milstone«, versicherte der Butler. »Man wird Mister Chickham bei nächster Gelegenheit einen Besuch am Krankenbett abstatten.«

      Der Bursche steckt mit Watson unter einer Decke«, war Milstone sich sicher. »Meine Leute haben ihn ja überrascht, als er Watsons Leute mit einer Eisensäge befreien wollte.«

      »Darf man noch um Auskunft darüber bitten, ob Sie Mister Watsons Bekanntschaft erst heute nacht machten, Mister Milstone?«

      »In der Szene kennt man sich natürlich, Mister Parker. Aber viel hatte ich mit Clark Watson nie zu tun. Der Bursche kennt nur seine Tresore und Panzerschränke. Deshalb wollte er auch unbedingt den Laser haben ...«

      »... während es sich bei Ihnen, Mister Milstone, lediglich um technisches Interesse handelte, falls man sich nicht gründlich täuscht.«

      »Ganz richtig«, grinste Milstone, dessen Lebensgeister allmählich wiederkehrten.

      »Demnach darf man wohl davon ausgehen, daß Sie gegen eine Herausgabe des Corpus delicti keine Einwände mehr erheben, Mister Milstone?«

      »Sie können das Ding geschenkt haben, Mister Parker. Ich habe die Nase voll, es ist im Wandschrank in meinem Büro versteckt. In einem Geheimfach.«

      »Dann sollte man sich unverzüglich dorthin begeben.«

      Rasch schleppten Parker und Rander die Wächter von der Treppe in den engen Kellerraum, den Milstone jetzt verlassen durfte. Bevor er die Tür sorgfältig abschloß, ergriff der Butler noch die schwarze Aktentasche mit den Konstruktionspapieren, die unbeachtet in einer Ecke stand.

      »Man darf wohl die Hoffnung äußern, daß Sie für diesen kleinen Mißtrauensbeweis Verständnis zeigen«, wandte er sich an Milstone, bevor man den Weg zur


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