Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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mit. Der Laser glitt ihm aus der Hand. Auch der zweite Waffenträger legte sich ohne Umschweife zu Boden, als der Butler mit der bleigefüllten Krücke des Universal-Regenschirmes nachdrücklich auf seine Schädeldecke pochte.

      Die Männer hatten Glück im Unglück: Gebremst durch eine Bodenwelle verlor der kollernde Felsbrocken seinen Schwung, machte noch einen Hüpfer und blieb zwischen ihnen liegen.

      Keuchend tauchte kurz darauf die Detektivin hinter einer Felsecke auf. An ihrem Kostüm war die Kletterpartie im Steinbruch nicht spurlos vorübergegangen. Auch der sogenannte Hut war verrutscht und hatte eine neue, abenteuerliche Form angenommen. Myladys Energie aber war ungebrochen.

      »Wo steckt der feige Lümmel, Mister Parker?« erkundigte sie sich unternehmungslustig. »Hat er vor meinem schweren Geschütz die Flucht ergriffen?«

      »Mister El Malud und seine sieben Mitstreiter stehen Mylady uneingeschränkt zur Verfügung«, meldete der Butler und deutete auf die müden Kämpfer.

      »Und warum habe ich den Phototyp noch nicht sichergestellt, Mister Parker?« wollte Agatha Simpson wissen.

      »Falls man nicht irrt, dürfte sich das Gerät unter dem Felsbrocken befinden, den Mylady dankenswerterweise zur Rettung meiner Wenigkeit in Bewegung setzten«, gab Parker zur Antwort.

      Unter Aufbietung aller Kräfte wälzte der Butler den Stein zur Seite, bis ein formloses Knäuel aus Blech und Glassplittern sichtbar wurde.

      »In diesem Zustand dürfte der Laser für Mister Clenwick nur noch sehr eingeschränkten Wert besitzen, Mylady«, merkte der Butler an.

      »Hauptsache, er bekommt ihn überhaupt zurück, Mister Parker«, entgegnete die Detektivin. »Und Mister McWarden wird sich wieder mal schwarz ärgern!«

Parker wäscht den Saubermann

      »Wenn es noch lange dauert, Mister Parker, werde ich im nächsten Ort einen kleinen Imbiß nehmen«, sagte Agatha Simpson ungeduldig. Sie saß im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum und musterte gelangweilt die bilderbuchschöne Landschaft. Weideflächen wechselten ab mit Baumgruppen und Waldstücken. Die Sonne stand schon tief, bis zum Einbruch der Dunkelheit konnte es nicht mehr lange dauern.

      »Mylady sollten vielleicht noch mit einer halben Stunde rechnen«, gab der Butler Auskunft. »Man wird in wenigen Minuten Cudlam Hill passieren.« »Und was hat das zu bedeuten?« grollte sie.

      »Nach dem Durchfahren von Cudlam Hill sind es höchstens noch zwanzig Minuten, Mylady!«

      »Ich hätte diese verrückte Einladung nicht annehmen sollen«, räsonierte sie. »Wie kann man sich nur in dieser Einöde vergraben?«

      »Auf Mylady warten eine Treibjagd«, erinnerte der Butler, der am Steuer seines bemerkenswerten Privatwagens saß.

      »Ich hasse Treibjagden«, gab die ältere Dame zurück, »aber Sir Alfreds Küche ist gut, denke ich.«

      »Man wird sich mit Verlaub anstrengen, um Mylady zu verwöhnen«, versicherte Parker.

      »Das möchte ich mir aber auch ausgebeten haben.« Sie räusperte sich explosionsartig. »Zur Not können ja Sie die Küche übernehmen, Mister Parker. Sie kochen zwar nicht besonders gut, aber immerhin.«

      »Mylady verfügen eben über eine Zunge, die man allenthalben zu rühmen pflegt.«

      »Das stimmt allerdings.« Sie nickte wohlwollend. »Ich nehme es mit jedem Feinschmecker auf, Mister Parker. Vielleicht sollte ich eines Tages einen Führer durch die Londoner Restaurants herausbringen. Erinnern Sie mich bei Gelegenheit daran.«

      »Wie Mylady zu wünschen geruhen.« Butler Parker war durch nichts zu erschüttern. Er kannte die wilden Gedankensprünge seiner Herrin nur zu gut. Sie nahm sich stets viel vor, doch mit der Ausführung ihrer Absichten und Pläne war es nicht weit her. Die ältere Dame ließ sich liebend gern ablenken und war dankbar für jede neue Anregung.

      Lady Agatha hatte die Fahrt in den tiefen Süden von London aus einer Laune angetreten. Unter der Morgenpost hatte sie die Einladung Sir Alfreds vorgefunden, an seine vorzügliche Küche gedacht und sich sofort entschieden. An der angekündigten Treibjagd war sie mit Sicherheit nicht interessiert.

      Man hatte Cudlam Hill erreicht. Das Städtchen schien aus einem Reiseprospekt zu stammen. Fachwerkhäuser herrschten vor und scharten sich um eine romanische Kirche. Es gab kleine Geschäfte und Gasthäuser.

      Parker fiel sofort auf, wie klinisch sauber hier alles war. Es gab vorschriftsmäßig geschnittenen Rasen, Vorgärten, wie mit dem Lineal angelegt und kein Fenster ohne Blumenschmuck.

      »Sehr hübsch«, urteilte die ältere Dame, »aber ziemlich langweilig, Mister Parker. Finden Sie nicht auch?«

      »Mylady haben sicher den Eindruck, durch ein Freiland-Museum zu fahren«, erwiderte der Butler.

      »Genau das wollte ich gerade noch hinzufügen«, behauptete sie sofort. »Ich vermisse eine gepflegte Unordnung.«

      Parker warf einen Blick auf den Tourenzähler seines Wagens und minderte die Geschwindigkeit. Er hielt sich strikt an das Limit, das am Eingang zu dem kleinen, malerischen Städtchen per Hinweisschilder vorgeschrieben war.

      »Sehen Sie, was ich sehe, Mister Parker?« ließ die passionierte Detektivin sich plötzlich vernehmen, beugte sich vor und blickte nach vorn durch die Windschutzscheibe.

      »Mylady meinen jene Auseinandersetzung, die man nur als ausgesprochen handgreiflich bezeichnen kann?«

      »Da wird doch ein Halbwüchsiger geschlagen«, empörte sie sich. »Halten Sie sofort!«

      Parker reagierte unverzüglich.

      Auf einem kleinen Parkplatz vor einem Gemüseladen wurde ein junger Mann von zwei ausgewachsenen Schlägern traktiert. Sie hatten ihm eine gefüllte Einkaufstüte aus dem Arm geschlagen und ohrfeigten ihn gezielt.

      Der kaum Achtzehnjährige hatte keine Chance. Er schützte das Gesicht mit den hochgezogenen Unterarmen und fiel auf die Knie. Die beiden Schläger verzichteten deshalb auf ihre Fäuste und gingen zu ausgesprochen gemeinen Fußtritten über.

      Lady Agatha hatte bereits den Wagen verlassen.

      Der perlenbestickte Pompadour an ihrem rechten Handgelenk war bereits in heftige Schwingung geraten. Die ältere Dame fühlte sich wieder mal voll gefordert. Sie stand grundsätzlich auf der Seite der Unterlegenen.

      Josuah Parker folgte diskret und würdevoll. Er bot das Bild eines untadeligen englischen Butlers, wie man ihn nur noch in entsprechenden Kostümfilmen zu sehen bekam. Er trug einen schwarzen Zweireiher, hatte die gewohnte schwarze Melone auf dem Kopf und trug einen altväterlich gebundenen Regenschirm am angewinkelten linken Unterarm »Darf man nach dem Grund der Diskussion fragen?« Parker hatte sich neben Agatha Simpson aufgebaut.

      Die beiden Schläger fühlten sich angesprochen und drehten sich um. Ungläubiges Erstaunen war von ihren Gesichtern abzulesen. Mit solch einer Unterbrechung hatten sie nicht gerechnet.

      »Ich hasse Fußtritte«, meinte Lady Agatha und ... verabreichte ihre erste Ohrfeige. Da sie mit Leidenschaft Golf spielte und auch den Sportbogen schoß, war ihre Armmuskulatur nicht gerade unterentwickelt.

      Die ältere Dame setzte ihre linke Hand auf die rechte Backe des Schlägers und brachte ihn auf diese einfache Art völlig aus dem Gleichgewicht; um ihn restlos zu erschüttern, trat die resolute Dame ihm dann noch zusätzlich gegen das rechte Schienbein.

      Der Schläger fiel gegen die Hauswand und rutschte danach langsam an ihr hinunter zu Boden.

      Der zweite Schläger reagierte endlich.

      Er holte zu einem Fausthieb aus und hatte keine Bedenken, eine Dame zu schlagen. Das Ziel seiner nicht gerade kleinen Faust war Myladys Gesicht.

      Josuah Parker, normalerweise der rohen Gewalt abhold, kam diesem Schlag


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