Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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sich die Detektivin. »Die kleine Lektion hat nicht gereicht.«

      »Hilfe!« schrie der Kellner und hob schützend die Hände vors Gesicht. »Ich gestehe!«

      »Ein Entschluß, zu dem man Sie nur beglückwünschen kann«, merkte der Butler an. Er wollte die Frage nach El Maluds Aufenthaltsort gerade wiederholen, als Hundekläffen ihn stutzig machte.

      »Ich hörte den Hilferuf und wollte nur mal nachsehen, was ist, Mister Parker«, entschuldigte sich Horace Pickett, der mit seinem kleinen Hund an der Leine hereinspazierte.

      »Nichts Wichtiges, Mister Pickett«, beschied Agatha Simpson den ehemaligen Eigentumsumverteiler. »Ich verhöre nur einen unbedeutenden Mitläufer, der sich bisher allerdings recht verstockt zeigt.«

      »Ach so«, nickte Pickett und musterte den jungen Kellner.

      »Der Lümmel will nicht gestehen, wo sein Chef sich versteckt hält«, setzte die Detektivin Pickett ins Bild. »Aber ich werde die Wahrheit schon aus ihm herausholen.«

      »Ich gestehe alles«, flehte der junge Mann, als Agatha Simpson sich ihm wieder zuwandte und ihren perlenbestickten Handbeutel wippen ließ. »El Malud leitet ein Manöver.«

      »Ein Manöver?« unterbrach die ältere Dame ungläubig. »Der Lümmel ist doch kein General. Seit wann leitet ein Kneipenwirt ein Manöver?«

      »El Malud ist Befehlshaber einer Kadertruppe, die für den heiligen Krieg gegen alle Ungläubigen trainiert«, verriet der Kellner. »Heute nacht ist Einsatzübung in einem verlassenen Steinbruch.«

      »Darf man hoffen, daß Sie über die Lage des erwähnten Steinbruchs Auskunft geben können?« hakte Parker nach.

      »El Malud wird mich töten, wie es sich für einen Verräter gehört«, jammerte der junge Mann.

      »Dazu wird er keine Gelegenheit bekommen, da ich ihn noch heute nacht festnehme und hinter Schloß und Riegel bringe«, beruhigte die Lady den verängstigten Kellner.

      »Der Steinbruch liegt fünf Meilen nordöstlich von Dover«, gab der junge Mann sein Wissen preis. Exakt beschrieb er den Punkt, wo man die Landstraße verlassen mußte, um das verwilderte Gelände zu erreichen.

      »Stimmt«, kommentierte Pickett. »Ich kenne den Steinbruch. Er wird gelegentlich auch von Mitgliedern der Londoner Szene zu Schießübungen genutzt.«

      Parker warf einen Blick auf seinen Chronometer.

      »Man sollte unverzüglich die Fahrt zum Manövergelände antreten«, schlug der Butler vor. »In wenig mehr als einer Stunde dürfte mit dem Anbruch der Morgendämmerung zu rechnen sein.«

      *

      Wie ein schwarzer Blitz schoß Parkers hochbeiniges Monstrum auf der nächtlich leeren Autobahn in Richtung Dover. Meile um Meile fraßen sich die Scheinwerfer durch die Dunkelheit. Parker nahm die letzte Abfahrt vor der Küste und erreichte bald darauf die Stelle, die der junge Kellner beschrieben hatte.

      Mike Rander und Kathy Porter, die gern an dem Ausflug im Morgengrauen teilgenommen hätten, waren auf ausdrücklichen Wunsch der Detektivin in London zurückgeblieben. »Ich würde mir ewig Vorwürfe machen, wenn den Kindern etwas zustieße«, hatte sie erklärt.

      Der Butler parkte den Wagen abseits der Straße zwischen hohen Büschen.

      »Mit dem Auto ins Manövergelände zu fahren, dürfte mit unkalkulierbaren Risiken verbunden sein, Mylady«, gab Parker zu bedenken.

      »Eine Lady Simpson scheut vor keinem Risiko zurück, Mister Parker«, erwiderte die Detektivin. »Wenn ich Ihrer Anregung folge, dann nur, weil ich Verantwortung trage.«

      Das Duo hatte erst wenige Schritte auf dem von dichtem Buschwerk gesäumten Schotterweg zurückgelegt, als sich von der Landstraße her ein Auto näherte. Postwendend gingen Josuah Parker und Agatha Simpson in Deckung.

      Gleich darauf tauchte das unbeleuchtete Fahrzeug als Schattenriß in der gerade anbrechenden Dämmerung auf. Es handelte sich um einen Jeep, dessen Fahrer die holprige Strecke bei zügigem Tempo zu einem Stoßdämpfer-Test nutzte.

      »Stoppen Sie dieses Fahrzeug, Mister Parker«, verlangte Mylady, als der Wagen schon fast vorüber war.

      »Wie Mylady wünschen«, entgegnete Parker rasch und schwang sich geistesgegenwärtig auf die hintere Stoßstange.

      Gelassen langte der Butler während der Fahrt über Stock und Stein in die Außentasche seines altväterlich geschnittenen Zweireihers. Während der Jeep Sprünge machte wie ein bockiges Wildpferd beim Rodeo, zog Parker eine kleine, rundum perforierte Plastikkugel heraus, die einem Pingpongball nicht unähnlich sah.

      Niemand hörte das leise Splittern, als die Glasampulle im Innern des Bällchens unter dem Druck seines Daumens brach. Anschließend warf der Butler seinen Gruß durch das halb geöffnete Schiebedach ins Wageninnere.

      Die glasklare Flüssigkeit aus der Ampulle reagierte ausgesprochen heftig mit dem Luftsauerstoff. Sekunden später war der Jeep mit einem betäubenden Gas gefüllt, das wiederum heftige Reaktionen bei den Insassen hervorrief.

      Husten und Japsen wurde hörbar, während der Jeep in flotter Fahrt Kurs auf eine Felswand nahm. Sekunden später waren die Geräusche schon wieder verstummt.

      Durchs Rückfenster erkannte Parker, daß die vier Männer im Jeep es sich zu einem Schläfchen bequem gemacht hatten. Das galt auch für den Fahrer, der das Lenkrad losgelassen hatte und mit dem Fuß vom Gaspedal gerutscht war.

      Führerlos schlingerte der Wagen weiter, erklomm eine kleine Geröllhalde am Fuß der Wand und legte sich anschließend auf die Seite.

      Parker, der seinen schwankenden Platz auf der Stoßstange vorher verlassen und wieder festen Boden unter den Füßen hatte, sah sich nach einer Deckung um. Doch der Mann mit dem schwarzweiß gemusterten Arafat-Tuch, der auf einer Felsnase über dem umgekippten Jeep auftauchte, hatte ihn schon bemerkt.

      Schreiend warf er sich in Parkers Richtung. Im grauen Dämmerlicht sah der Butler eine Dolchklinge blitzen, als der Mann auf ihn zuflog.

      Seelenruhig hielt der Butler dem Angreifer aus der Luft seinen schwarzen Universal-Regenschirm entgegen. Der Kampfschrei ging unvermittelt in hilfloses Röcheln über, als die bleigefütterte Spitze des Regendachs den Solarplexus des Mannes massierte. Stöhnend ging er neben dem Butler zu Boden und vergaß seine Angriffsgelüste.

      Doch Zeit zum Aufatmen blieb Parker nicht. Die Stimme, die er jetzt plötzlich im Rücken vernahm, hatte er wenige Stunden zuvor schon mal gehört.

      Es war El Malud, der mit zwei Begleitern hinter einem Felsvorsprung aufgetaucht war. Die Männer hatten den Finger am Abzug ihrer Maschinenpistolen. El Malud selbst hielt einen grauen Zylinder in der Hand, dessen Oberseite mit geriffeltem Glas besetzt war.

      »Allah sei gepriesen!« rief er und setzte ein teuflisches Grinsen auf. »Er hat seinen Kämpfern nicht nur diese Waffe geschenkt, sondern auch den Spitzel in unsere Hände gegeben, an dem wir diese Waffe ausprobieren werden.«

      Der Butler war sich nicht sicher, ob das schwache Licht des frühen Morgens für den Laser ausreichen würde. Aber für die beiden Maschinenpistolen, deren Läufe auf ihn zeigten, war es mit Sicherheit nicht zu dunkel.

      »Sie sollten mit Ihrem Experiment warten, bis die Sonne aufgegangen ist«, spielte er erst mal auf Zeitgewinn. »Bei den herrschenden Lichtverhältnissen dürften die Solarzellen wohl kaum zufriedenstellend arbeiten, falls der Hinweise gestattet ist.«

      »Was versteht denn dieser ungläubige Hund davon?« wunderte sich El Malud.

      Er wunderte sich noch mehr, als plötzlich donnerndes Gepolter die frühmorgendliche Stille zerriß. Entsetzt fuhren der Chef der Kadertruppe und seine Begleiter herum. Wie gelähmt starrten sie dem zentnerschweren Felsbrocken entgegen, der über einen steilen Hang auf sie zugerast kam.

      Das war Parkers Chance. Blitzschnell griff er nach seinem schwarzen Bowler und ließ ihn in El Maluds Richtung davonschwirren. Der Mann stieß einen Schrei


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