Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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bemerkt zu werden.

      »Mister Milstone scheint die Absicht zu haben, ohne Umwege sein Zuhause anzusteuern«, bemerkte Parker gerade, als sich eine mit zwei Männern besetzte Ford-Limousine in rasantem Tempo an seinem Fahrzeug vorbeischob. Die Insassen schenkten dem hochbeinigen Monstrum jedoch keine Beachtung. Der Fahrer scherte wieder ein und hielt sich in der geräumigen Lücke zwischen Parkers und Milstones Fahrzeug.

      Sekunden später – an einer schlecht beleuchteten Kreuzung – geschah es.

      Gleichzeitig kamen von links und rechts zwei Wagen in die Fahrbahn geschossen und stoppten mitten auf der Kreuzung. Geistesgegenwärtig trat Milstones Fahrer auf die Bremse und kam zwei Meter vor dem Hindernis zum Stehen.

      Rücksichtslos würgte er den Rückwärtsgang ins beleidigt kreischende Getriebe. Doch die Flucht nach hinten war versperrt. Der Fordfahrer, der Parker kurz zuvor überholt hatte, stellte seinen Wagen quer und schnitt dem Waffenschmuggler den Rückzug ab.

      Während Parker sein hochbeiniges Monstrum in respektvoller Entfernung zum Stehen brachte, peitschten schon die ersten Pistolenschüsse durch die Nacht.

      Scheiben splitterten, Schreie ertönten. Autotüren flogen auf.

      Blitzschnell zerrten zwei Unbekannte den heftig widerstrebenden Milstone aus seinem Fahrzeug. Ein Faustschlag in die Magengrube machte ihn gefügig.

      Kurze Zeit später hatten die Männer ihn in dem Ford verstaut. Mit aufheulender Maschine und jaulenden Pneus jagte das Fahrzeug um die Ecke. Gleich darauf waren auch die beiden anderen Wagen verschwunden. Nur Milstones Bentley stand verlassen auf der Kreuzung.

      »Der bei dem Überfall entstandene Lärm dürfte kurzfristig Mitmenschen anlocken, die Mister Milstones möglicherweise verletzten Begleitern die notwendige Hilfe zuteilwerden lassen«, meinte Parker. »Man sollte deshalb unverzüglich die Verfolgung der Entführer aufnehmen, falls der Vorschlag genehm ist, Sir.«

      »Ich wüßte nichts, was mir genehmer wäre, Parker«, stimmte Rander zu.

      In scharfem Tempo bog der Butler in eine schmale Seitenstraße ein. Er kannte dieses Viertel mindestens ebenso gut wie die ständig wechselnden Launen seiner Herrin. Vielleicht würde es ihm gelingen, den Gangstern den Weg abzuschneiden ...

      »Da sind sie!« Aufgeregt deutete Mike Rander nach vorn. In wilder Fahrt jagte der Ford über die St. Martin’s Lane, die zu dieser späten Stunde glücklicherweise nur wenig belebt war. Über Whitehall und Parliament Street ging es zur Westminster Bridge, dann weiter in Richtung South Lambeth.

      In der Nähe der Markthallen schwenkte der Ford unvermittelt in eine Fabrikeinfahrt. Als Parkers hochbeiniges Monstrum ein paar Augenblicke später am offenen Tor vorbeirollte, registrierte der Butler aus dem Augenwinkel, wie Milstone aus dem Ford gezerrt wurde. Er wehrte sich nur noch schwach.

      *

      »Sind das auch alles Wanzen?« wunderte sich der Anwalt.

      Parker hatte sein Fahrzeug in einer Seitenstraße abgestellt, nahm ein Zellophanpäckchen mit grünen Trockenerbsen aus dem Handschuhfach und ließ es in die linke Außentasche seines altväterlich geschnittenen Zweireihers gleiten.

      »Mitnichten, Sir«, entgegnete der Butler. »Es handelt sich um gewöhnliche Erbsen, die meine Wenigkeit in einem Supermarkt erstand.«

      »Sie wollen doch nicht etwa anfangen, Eintopf zu kochen?« mokierte sich Rander. »Oder wollen Sie die Dinger als Geschosse benutzen, Parker? Sind Ihnen die Tonerbsen ausgegangen?«

      »Meine Wenigkeit hatte kürzlich Gelegenheit, die Ballade eines deutschen Dichters namens August Kopisch zu lesen«, erläuterte Parker dem verdutzt dreinblickenden Anwalt. »Das Werk trägt den Titel ›Die Heinzelmännchen von Köln‹, und enthält eine bemerkenswerte Anregung, die man gern auf ihre praktische Brauchbarkeit prüfen möchte.«

      »Sie reden in Rätseln, Parker«, resignierte Rander, dem das Gedicht unbekannt war. »Aber ich lasse mich überraschen.«

      »Man sollte sich dem Gebäude, in das Mister Milstone gebracht wurde, aus der Tiefe des Geländes nähern, Sir«, schlug der Butler vor. »Am Tor dürften mit Sicherheit bewaffnete Posten aufgestellt sein, falls der Hinweis erlaubt ist.«

      Rander nickte, und sie machten sich auf den Weg.

      Die Mauer, die das kleine Fabrikareal umgab, war weder für Josuah Parker noch für Mike Rander ein ernst zu nehmendes Hindernis. Als sie sich auf der Innenseite in den dunklen Hof hinabließen, trat der Anwalt jedoch auf eine leere Coladose, die mit leisem Scheppern zur Seite rollte.

      »Da! Was war das?« hörten die Eindringlinge eine gedämpfte Männerstimme vom Tor her.

      »Ratten! Was sonst?« antwortete eine zweite Stimme.

      »Ich seh’ aber doch mal nach«, war der erste Mann wieder zu vernehmen.

      Schritte kamen über den Hof. Eine Taschenlampe blitzte auf. Parker und Rander duckten sich hinter einen Geräteschuppen.

      Große Lust zu einer gründlichen Inspektion schien der Wachmann nicht zu haben. Flüchtig ließ er den Lichtkegel seiner Lampe an der Mauer entlanggleiten, knipste sie aus und kehrte zu seinem Kollegen zurück.

      »Wir werden die Burschen nicht umgehen können, Parker«, flüsterte der Anwalt kaum hörbar. »Der Eingang zum Haus liegt zu nahe am Tor.«

      »Man wird die Herren bitten müssen, sich für eine gewisse Zeit blind und taub zu stellen«, gab Parker ebenso leise zurück.

      Unsichtbar glitten die nächtlichen Besucher über den stockfinsteren Hof und näherten sich lautlos den ahnungslosen Wachposten.

      Die Männer waren auch noch ahnungslos, als sie fast gleichzeitig in den Knien einknickten und sich leise röchelnd auf das Pflaster betteten. So blitzartig hatte Parker den rechten Burschen mit dem bleigefüllten Bambusgriff seines Regenschirmes behandelt, während Rander den linken mit einem präzise angesetzten Haken außer Gefecht setzte.

      Jeder von Ihnen fand einen Platz in einer leeren Mülltonne. Die Deckel befestigte Parker ausbruchsicher mit zähem Paketklebeband.

      »Ob im Haus auch noch Wachen aufgestellt sind?« flüsterte der Anwalt, während er mit Parker zur Tür schritt, durch die Milstone von seinen Entführern ins Haus getragen worden war.

      »Man sollte mit dieser Möglichkeit unter allen Umständen rechnen, falls die Meinung meiner Wenigkeit gefragt ist, Sir«, mahnte der Butler zu erhöhter Vorsicht.

      Die Tür war verschlossen. Aufmerksam legte Parker sein Ohr an das Holz. Erst als er dahinter keinerlei Geräusche hörte, zog er sein kleines Spezialbesteck aus der Tasche. Das handliche Werkzeug, das an das Besteck eines Pfeifenrauchers erinnerte, hatte schon manchen versperrten Weg geöffnet und bewährte sich auch jetzt.

      Behutsam ließ der Butler den passenden Fühler in das moderne Zylinderschloß gleiten. Einige Sekunden dauerte es, dann gab der Mechanismus seinen sanften Überredungskünsten nach. Kaum hörbar glitt der Riegel zurück.

      Der Flur, in dem Parker und Rander lauschend standen, war stockdunkel. Nur von der Kellertreppe drang ein schwacher Lichtschimmer nach oben. Der Anwalt wollte schon den Fuß auf die erste Stufe setzen, doch die schwarz behandschuhte Rechte des Butlers hielt ihn zurück.

      Jetzt hörte Mike Rander auch die leisen, scharrenden Geräusche. Sie kamen aus dem Kellergang, der rechtwinklig am Fuß der Treppe abzweigte. Jemand räusperte sich gedämpft. Papier raschelte. Ein Streichholz flammte auf.

      Plötzlich war auch eine Stimme zu hören. Sie klang wütend und unbeherrscht und schien aus einem weiter entfernten Raum zu kommen, dessen Tür geschlossen war.

      »Ich mach dich fertig, wenn du nicht endlich auspackst, Milstone!« brüllte der Unbekannte. »Wo hast du den verdammten Prototyp versteckt?«

      Milstones Antwort war nicht zu hören, dafür aber dumpfes Klatschen von Schlägen und ein unterdrückter Schrei.

      »Reingelegt hast du mich, du Hund«, reagierte


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