Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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härtender Knetmasse klebte er sein Geschenk an die Bewacher so fest, daß es nicht herausrutschen konnte.

      Die Männer waren immer noch ins Gespräch vertieft. Sie registrierten nicht mal, daß Parker in der Hocke ihren Wagen umkreiste und vor jedem Reifen einen sogenannten Krähenfuß plazierte. Sekunden später befand er sich in gewohnt würdevoller Haltung auf dem Rückweg.

      Der Butler hatte das Haus kaum betreten, als der schauerliche Jaulton losbrach. Mike Rander und Kathy Porter standen vor dem Monitor in der Diele und bogen sich vor Lachen.

      Als Parker zu ihnen trat, ließ der Volvofahrer gerade in beispielloser Hektik den Anlasser wimmern. Der Wagen sprang nach einigem Zögern an. Der Mann gab sofort Vollgas und wollte mit durchdrehenden Rädern davonjagen. Doch die Krähenfüße trugen erheblich dazu bei, das Temperament der kraftvollen Limousine zu zügeln.

      Wie die spitzen Zähne gieriger Piranhas bohrten sich die im Winkel verschweißten Stahlnägel in die Reifen des Volvo.

      Zischend entwich die komprimierte Luft. Humpelnd wie ein Invalide, wollte der Volvo nicht recht in Fahrt kommen.

      Daran war aber auch Parkers graues Kästchen nicht unschuldig. Es engte den Querschnitt des Auspuffrohrs so ein, daß der Motor zwar noch arbeitete, aber die gewohnte Leistung vermissen ließ.

      Nach zwanzig Metern Fahrt waren die Männer von ihrem Auto so enttäuscht und von dem Sirenengeheul derart entnervt, daß sie in heilloser Panik aus dem Wagen sprangen und auf Schusters Rappen die Flucht ergriffen.

      »Sie waren kaum aus dem Haus, Mister Parker, da rief Mister Pickett an«, teilte Kathy Porter mit. Sie war plötzlich wieder ernst geworden. »Milstone hat eben ein persisches Bauchtanzlokal in der Nähe des Soho Square betreten.« Sie nannte die genaue Anschrift.

      »Zum Vergnügen wird der Schlingel nicht dahingefahren sein«, mutmaßte Mike Rander.

      »Dieser Einschätzung möchte auch meine Wenigkeit sich anschließen, falls Sie gestatten, Sir«, stimmte der Butler zu. »Andernfalls hätte Mister Milstone wohl kaum Belagerer nach Shepherd’s Market entsandt und zwei Leibwächter als Begleitung mitgenommen.«

      »Wir sollten hinfahren und ihm ein bißchen über die Schulter sehen«, schlug der Anwalt vor.

      »Diese Anregung kann man nur als ausgesprochen zweckdienlich bezeichnen, Sir.«

      »Und ich?« beschwerte sich Kathy Porter. »Soll ich wieder hierbleiben und Myladys Babysitter spielen?«

      »Man würde dich wahrscheinlich gar nicht erst reinlassen, Kathy«, argwöhnte Mike Rander. »Es sei denn, du wolltest hüftwackelnd auf der Bühne stehen.«

      »Nein danke«, verzichtete die junge Frau. »Dafür fehlt mir schon die richtige Figur.«

      »Was aber in meinen Augen kein Fehler ist«, merkte Rander an und verabschiedete sich mit einem Kuß von ihr.

      *

      »Sollen wir zusammen reingehen, oder haben Sie andere Pläne, Parker?« erkundigte sich der Anwalt, als die beiden Männer im hochbeinigen Monstrum saßen.

      »Mister Milstone dürfte sich durch die Anwesenheit meiner Wenigkeit unter Umständen gestört fühlen«, gab der Butler zu bedenken, während er sein schwarzes, eckiges Gefährt an dem verlassenen Volvo vorbei in Richtung Durchgangsstraße lenkte. Das Sirenengeheul war inzwischen verstummt.

      »Mich kennt er zum Glück nicht«, nickte Rander. »Hoffentlich komme ich nahe genug an den Burschen ran, um alles Wichtige mitzukriegen.«

      »Es würde genügen, wenn Sie nur einmal einen Moment in Mister Milstones unmittelbare Nähe kämen, Sir«, erläuterte Parker und griff in die linke Außentasche seines schwarzen Zweireihers. Gleich darauf hielt er ein erbsengroßes Kügelchen zwischen Daumen und Zeigefinger, das er Rander hinüberreichte.

      »Eine Wanze?« vergewisserte sich der Anwalt.

      »Ein hochempfindliches Mikrofon mit einem Sender, der immerhin eine Reichweite von mehreren hundert Metern hat, Sir«, gab Parker Auskunft. »Der Empfänger befindet sich hier im Fahrzeug, das man in der Nachbarschaft des fraglichen Lokals abzustellen gedenkt.«

      Wenig später bog der Butler in die Gasse, die Kathy Porter ihm genannt hatte. Sie lag etwas abseits der belebten Straßen, in denen sich um diese Zeit noch neugierige Touristen vor Sexshops und einschlägigen Lokalen drängten. Der einsame Spaziergänger, der schlurfenden Schrittes seinen kleinen Hund spazierenführte, fiel ihm sofort auf.

      »Guten Abend, Mister Parker«, grüßte der Mann freundlich, als der Butler gehalten und die Seitenscheibe heruntergekurbelt hatte. »Das Lokal ist da drüben. Einen Hintereingang gibt es vom angrenzenden Parkplatz aus.«

      »Man dankt für die hilfreiche Information, Mister Pickett«, ließ Parker sich vernehmen. »Darf man fragen, ob Mister Milstone das Lokal allein betreten hat?«

      »Seine beiden Bullen sind kurz nach ihm rein«, gab Pickett Auskunft. »Übrigens hatte er eine schwarze Aktentasche dabei, die ihm sehr wichtig zu sein schien.«

      Rander verließ den Wagen und ging schräg über die Straße zu dem orientalischen Lokal.

      »Ich werde mein Hündchen noch eine Weile hier spazierenführen«, versprach Pickett und entfernte sich. Parker ließ sein hochbeiniges Monstrum noch ein Stück weiterrollen und stellte es hinter der nächsten Straßenecke ab. Dann schaltete er den Empfänger ein.

      *

      Zögernd betrat Mike Rander das schummrig beleuchtete Lokal und blickte sich um. Orientalische Bauchtanzfans saßen an kleinen, runden Tischen und tranken Pfefferminztee aus Gläsern. Freie Plätze gab es kaum noch.

      Die üppige Blondine, die auf der Bühne zu monotoner Musik Schleier, Ketten und diverse Körperteile schwenkte, schien den Geschmack des durchweg männlichen Publikums zu treffen. Begeistertes Johlen und Klatschen begleitete besonders eindrucksvolle Höhepunkte ihrer Darbietung.

      Engländer machte der Anwalt unter den Gästen des Lokals nur wenige aus. Die beiden derben Burschen, die gleich neben der Tür in einer Nische lehnten und ihn beim Eintreten mißtrauisch begutachteten, mußten Milstones Leibwächter sein. Das signalisierte schon die Nase des einen, die nach der Behandlung mit Myladys Glücksbringer inzwischen Form und Farbe einer Aubergine angenommen hatte.

      Ein dritter Mann von europäischem Aussehen saß allein an einem Tisch seitlich der Bühne. Ihn schien das wogende Fleisch im Rampenlicht weniger zu interessieren. Rander fiel auf, daß er zwischendurch immer wieder zu einem Tisch hinübersah, der abseits in einer dunklen Nische am anderen Ende des Raumes stand.

      Die beiden Männer, die dort saßen und sich bei Kerzenlicht unterhielten, mußte Rander sich unbedingt näher ansehen. Sie waren der Grund, warum er dieses Lokal überhaupt betreten hatte.

      Der etwa fünfzigjährige Engländer mit leicht ergrautem Haar und rundem, rotem Gesicht entsprach der Beschreibung, die Parker von Ed Milstone gegeben hatte. Auf einem Stuhl neben dem Mann stand die schwarze Ledertasche, die Pickett aufgefallen war.

      Sein Gesprächspartner stach von den sonst eher lässig gekleideten Gästen durch gediegene Eleganz ab. Sein dunkler Abendanzug stammte mit Sicherheit nicht von der Stange, wie Rander schon aus der Entfernung registrierte. Der Mann schien nur wenig jünger als Milstone und machte den Eindruck eines mit allen Wassern gewaschenen arabischen Geschäftsmannes.

      Gerade war ein Kellner zu den beiden unterwegs. Auf dem Tablett in seiner Hand standen zwei Teegläser und eine Messingschale, die Pistazienkerne und Nüsse enthielt.

      Als habe er endlich einen Tisch gefunden, durchschritt Rander rasch das Lokal und legte seinen Weg so, daß er kurz vor dem Tisch der beiden mit dem Kellner Zusammentreffen mußte.

      »O Verzeihung«, murmelte der Anwalt.

      »Verzeihung, Sir«, sagte auch der Kellner.

      Der junge Bursche war flink genug gewesen, dem Zusammenprall auszuweichen, den Rander provozieren wollte. Auch sein Tablett hatte er rechtzeitig


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