Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Butler, daß man sich nicht geirrt hatte. Die beiden Schläger standen in einem kleinen Wohnraum und waren bereits dabei, einen Tisch auf ihre spezielle Art abzuräumen.

      Sie fegten mit Stahlruten das wenige Porzellan von der runden Platte. In einer Zimmerecke machte Parker den jungen Mann aus, der zusammen mit seinem Vater und seiner Mutter hier Schutz suchte.

      Der Butler passierte die beiden Fenster und erreichte die Hintertür, die verschlossen war. Er bemühte sein kleines Spezialbesteck und brauchte nur wenige Sekunden, bis er das mehr als einfache Schloß dazu gebracht hatte, sich zu öffnen.

      »... zwanzig Pfund auf den Tisch«, sagte einer der beiden Schläger und wandte sich an die drei Hausbewohner, »und dann noch mal zwanzig Ordnungsstrafe.«

      »Und zwar ein bißchen plötzlich«, warf der zweite Schläger ein Und fetzte mit seiner Stahlrute ein Bild von der Zimmerwand. »Anschließend unterhalten wir uns über eure Rückkehr nach London. Wir hier in Cudlam Hill wollen keine Fremden sehen. Langsam müßtet ihr das doch kapiert haben, wie?«

      Ohne jede Vorwarnung schlug er nach dem Vater des jungen Pakistani und traf dessen Schulter. Der Getroffene stöhnte und wurde noch kleiner.

      »Morgen haut ihr ab«, sagte der erste Schläger, »und falls nicht, brennen wir euch das Dach über den Köpfen ab.«

      Josuah Parker öffnete die Tür zum Wohnraum und lüftete äußerst höflich die schwarze Melone.

      »Wie klein ist doch die Welt«, sagte er dann. »So sieht man sich also wieder.«

      Die beiden Schläger waren vorgewarnt und wollten sich nicht noch mal überrumpeln lassen. Wie auf ein geheimes Kommando hin stürzten sie sich auf Parker, doch sie erlebten ein weiteres Wunder, was diesen so konservativ gekleideten Mann betraf.

      Der Butler verwandelte seinen Universal-Regenschirm in einen Kendo-Stab. Seine schwarz behandschuhten Hände umspannten den Schirmstock oben und unten. Dann kam es zu einer Reihe blitzschneller und verwirrend erscheinender Bewegungen, die die beiden Schläger völlig irritierten.

      Bevor sie dann überhaupt begriffen, was mit ihnen tatsächlich geschah, nahmen sie sehr angeschlagen auf dem Teppich aus Reisstroh Platz und stöhnten um die Wette. Die Stahlruten hatten sie längst weggeworfen.

      »Sie haben wieder mal übertrieben«, beschwerte sich Agatha Simpson grollend. »Ich kann doch jetzt nicht auch mit meinem Pompadour zulangen. Oder doch?!«

      *

      Sie hatten glasige Augen. Um ihre Lippen spielte ein Lächeln, das man nur als ausgesprochen töricht bezeichnen konnte.

      Parker hatte sie gebeten, den engen Kofferraum zu verlassen. Sie waren seinem Wunsch sofort nachgekommen und standen nun wie geistesabwesend neben Parkers hochbeinigem Monstrum.

      Sie befanden sich eindeutig auf einer anderen Bewußtseinsebene, was mit dem Spezialspray zusammenhing. Der Butler hatte sie damit kurz behandelt, bevor er sie gebeten hatte, im Kofferraum Platz zu nehmen.

      Dieser Spray, der auf der Basis von Lachgas entwickelt worden war, machte friedfertig und auch ein wenig apathisch. Er stammte aus einem Sprayfläschchen, das Parker stets mit sich führte.

      »Man sollte vielleicht gemeinsam die Frische der Nachtluft genießen«, schlug Josuah Parker vor und deutete mit der Schirmspitze auf den Rand eines kleinen Waldstücks.

      »Und etwas schnell, wenn ich bitten darf«, grollte die Stimme der älteren Dame, die am Wagenheck plötzlich unternehmungslustig auftauchte.

      Die beiden benommenen Schläger gehorchten augenblicklich und setzten sich in Bewegung. Parker dirigierte sie unauffällig auf eine Buche zu, die einen besonders stämmigen Eindruck machte.

      Hier ließ er die Männer Platz nehmen und scherenförmig die Beine ausbreiten. Da sie sich gegenübersaßen, umschlossen ihre Beine nun den Stamm, und Parker brauchte nur noch zwei seiner privaten Handschellen an den Fußgelenken anzubringen, um die Männer unentrinnbar am Stamm zu fixieren.

      Sie fanden dies recht unterhaltsam und kicherten ein wenig albern. Ihnen war noch gar nicht aufgegangen, was da gerade passiert war. Sie grinsten den Butler fröhlich an.

      »Wann werden diese Lümmel wieder ansprechbar sein?« fragte Agatha Simpson ungeduldig. »Ich habe keine Lust, mir die Nacht um die Ohren zu schlagen.«

      »Das Lächeln kündigt ein baldiges Erwachen aus dem Schwebezustand an, Mylady«, versicherte der Butler. »Darf man sich nach Myladys Kreislauf erkundigen?«

      »Eine sehr gute Frage«, fand sie sofort. »Er ist natürlich in sich zusammengebrochen, Mister Parker.«

      Der Butler wußte Rat.

      Aus der Brusttasche seines schwarzen Covercoats, den er inzwischen trug, holte er eine lederumspannte Taschenflasche hervor, deren ovaler Verschluß als Trinkbecher dienen konnte. Der Butler füllte einen mehr als doppelten Cognac ab und reichte Mylady den Becher.

      »Sehr schön«, meinte sie, nachdem sie durchaus gekonnt getrunken hatte. »Es geht mir bereits erheblich besser, Mister Parker. Nur weiter so.«

      »Darf man Ihre Worte dahingehend interpretieren, daß Mylady noch einer weiteren Anregung bedarf?«

      »Manchmal verstehen Sie mich auf Anhieb, Mister Parker«, lobte sie ihn und ließ sich einen zweiten Kreislaufbeschleuniger servieren. Dann blickte sie auf die beiden Männer, die nicht mehr fröhlich lächelten, sondern irritiert-ärgerlich an ihren Fußfesseln zerrten. Das schwache Mondlicht reichte völlig aus, um ihr Mienenspiel genau zu beobachten.

      »Was soll der Quatsch?« fragte der erste Schläger wütend. Seine Zunge war zwar noch etwas schwer, doch man konnte deutlich heraushören, wonach er sich erkundigte.

      »Mylady haben Ihnen und Ihrem Partner eine Nacht der Besinnung und inneren Einkehr verordnet«, erwiderte Josuah Parker. »In Ihrem Interesse ist zu hoffen, daß es möglichst nicht regnet.«

      »Mann, uns findet hier doch kein Mensch«, beschwerte sich der zweite Schläger wütend.

      »Es kostete in der Tat einige Zeit, bis man das geeignete Waldstück fand«, erklärte der Butler in seiner höflichen Art. »Sie werden mit einiger Sicherheit kaum gestört werden.«

      »Dafür werden Sie noch zahlen«, drohte der erste Schläger. Seine Sprache wurde eindeutig flüssiger, die Wirkung des Sprays ließ merklich nach.

      »War das gerade eine Drohung, Mister Parker?« erkundigte sich Lady Agatha freudig.

      »Eindeutiger hätte solch eine Drohung kaum ausfallen können, Mylady.«

      »Nun, so etwas läßt eine Agatha Simpson sich nicht bieten«, entschied sie prompt. »Ziehen Sie die Lümmel bis auf die Unterwäsche aus! Ich hoffe, daß die Nacht kalt wird.«

      »Sind Sie wahnsinnig, Lady?« brüllte der zweite Schläger. »Wollen Sie uns umbringen?«

      »Man könnte die beiden Männer auch freilassen, Mylady«, warf der Butler ein. »Aber dazu müßten Sie Mylady ausführlich berichten, in wessen Auftrag Sie die Pakistani-Familie aus Cudlam Hill vertreiben sollen.«

      »Da könnt ihr lange warten«, lautete die Antwort, »aber ihr werdet euch noch wundern. Wir erwischen euch auch in London! Und dann seid ihr reif!«

      »Um Ihnen unnötige Arbeit zu ersparen, sollten Sie vielleicht die Visitenkarte meiner Wenigkeit entgegennehmen«, schlug Parker vor. Zwischen seinen Fingern, die in schwarzen Lederhandschuhen steckten, erschien wie durch Zauberei eine Visitenkarte.

      *

      »Stopp, Mann ... Warten Sie doch!«

      Der erste Schläger verlieh seiner Stimme einen bittenden und beschwörenden Unterton. Butler Parker und Lady Simpson, die sich umgedreht hatten und zum Wagen zurückgehen wollten, schienen jedoch nichts gehört zu haben.

      »Wir packen ja aus«, rief der Schläger eindringlich. »Verdammt, wir können doch nicht die ganze Nacht hier rumsitzen.«

      »Mylady


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