H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells

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H. G. Wells – Gesammelte Werke - Herbert George Wells


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in ein Dut­zend zer­schell­ter Stücke ro­ten Flei­sches und glit­zern­den Me­tal­les.

      »Ge­trof­fen!«, schrie ich; mei­ne Stim­me klang halb krei­schend, halb ju­belnd.

      Ich hör­te die ant­wor­ten­den Schreie von den Leu­ten, die um mich her­um im Was­ser stan­den. In der au­gen­blick­li­chen freu­di­gen Stim­mung hät­te ich aus dem Was­ser sprin­gen kön­nen.

      Ein hef­ti­ger Zünd­schlag er­schüt­ter­te die Luft. Ein Ge­wirr von Was­ser, Dampf, Schmutz und zer­split­ter­tem Me­tall schoss hoch auf. Als die Ka­me­ra mit dem Hit­ze­strahl das Was­ser be­rühr­te, ver­wan­del­te sich die­ses un­auf­halt­sam in Dampf. Im nächs­ten Au­gen­blick wälz­te sich eine un­ge­heu­re Woge, wie eine schlam­mi­ge Spring­flut­wel­le, aber fast ko­chend heiß, den ge­krümm­ten obe­ren Teil des Flus­ses ent­lang. Ich sah, wie Leu­te dem Ufer zu­streb­ten und hör­te ihre jam­mern­den Schreie nur un­deut­lich ne­ben dem Zi­schen und Brül­len, das den Zu­sam­men­bruch des Mar­sun­ge­heu­ers be­glei­te­te.

      Für den Au­gen­blick be­ach­te­te ich die Hit­ze nicht, und ver­gaß die drin­gen­de Not­wen­dig­keit der Selbs­t­er­hal­tung. Ich wa­te­te durch das auf­ge­wühl­te Was­ser, schob einen schwarz ge­klei­de­ten Mann zur Sei­te, um vor­wärts­zu­kom­men, bis ich end­lich um die Bie­gung des Flus­ses se­hen konn­te. Ein hal­b­es Dut­zend ver­las­se­ner Boo­te trieb ziel­los auf dem Wel­len­ge­wirr um­her. Wei­ter un­ten sah ich das ge­stürz­te Mar­sun­ge­tüm quer über dem Flus­se lie­gen; der größ­te Teil war un­ter Was­ser.

      Dich­te Wol­ken von Dampf ström­ten aus dem Wrack und durch die wie toll wir­beln­den Wel­len konn­te ich die rie­sen­haf­ten Glie­der se­hen, wie sie das Was­ser be­weg­ten und einen Schau­er von Schlamm und Schaum auf­peitsch­ten. Die Ten­ta­keln grif­fen und schlu­gen um sich, wie le­ben­de Arme, und ab­ge­se­hen von der hilflo­sen Zweck­lo­sig­keit die­ser Be­we­gun­gen, sah das Gan­ze aus, als füh­re ein ver­wun­de­tes Ge­schöpf mit den Wel­len einen ver­zwei­fel­ten Kampf um sein Le­ben. Un­ge­heue­re Men­gen ei­ner röt­lich­brau­nen Flüs­sig­keit spritz­ten in lär­men­den Fun­ken aus der Ma­schi­ne.

      Mei­ne Auf­merk­sam­keit wur­de von die­sem An­blick durch einen star­ken quie­ken­den Laut ab­ge­lenkt, wie ihn jene Spiel­zeu­ge von sich ge­ben, die man in un­se­ren Fa­brik­städ­ten Si­re­nen nennt. Ein Mann, der knie­tief ne­ben dem Lein­pfad stand, rief mich laut flüs­ternd an und mach­te mir ein Zei­chen. Zu­rück­bli­ckend sah ich die an­de­ren Mars­leu­te mit Rie­sen­schrit­ten das Flus­sufer aus der Rich­tung von Chert­sey her­a­bei­len. Die­ses Mal spra­chen die Ge­schüt­ze von Shep­per­ton ver­geb­lich.

      Ich tauch­te so­fort un­ter, hielt den Atem an, bis jede Be­we­gung in mir er­starr­te und trieb von Schmerz ge­quält mich un­ter dem Was­ser wei­ter, so lan­ge es mir mög­lich war. Das Was­ser um mich war in wil­dem Aufruhr und wur­de mit rei­ßen­der Schnel­lig­keit hei­ßer. Als ich einen Au­gen­blick mei­nen Kopf aus dem Was­ser steck­te, um Atem zu schöp­fen und Haa­re und Was­ser mir aus den Au­gen zu wi­schen, stieg der Dampf wie ein wir­beln­der wei­ßer Ne­bel auf, der die Mars­leu­te zu­erst mei­nen Bli­cken ent­zog.

      Der Lärm war be­täu­bend. Dann aber sah ich sie, rie­si­ge graue Ge­stal­ten, durch den Ne­bel noch ver­grö­ßert. Sie wa­ren an mir vor­über­ge­schrit­ten, und zwei von ih­nen beug­ten sich ge­ra­de über die schäu­men­den und to­ben­den Trüm­mer ih­res Ka­me­ra­den.

      Die Luft war von Lärm er­füllt, von ei­nem be­täu­ben­den und ver­wir­ren­den Zu­sam­men­wir­ken von Geräuschen, von dem klir­ren­den Ge­tö­se der Mars­ma­schi­nen, dem Kra­chen ein­stür­zen­der Häu­ser, dem dump­fen Auf­schla­gen der Bäu­me, Git­ter und flam­me­num­zün­gel­ter Scheu­nen, und dem Knat­tern und Pras­seln des Feu­ers. Dich­ter schwar­zer Rauch fuhr auf, und ver­misch­te sich mit dem Dampf des Flus­ses; und wie der Hit­ze­strahl über Wey­bridge hin­fuhr, wur­de sein Ein­schla­gen durch ein Auf­fah­ren weiß­glü­hen­den Lich­tes kennt­lich, das sich so­fort in einen rau­chi­gen Tanz gelb­li­cher Flam­men ver­wan­del­te. Die nä­her­lie­gen­den Häu­ser wa­ren noch un­ver­sehrt, be­schat­tet, durch den Qualm un­deut­lich und düs­ter, er­war­te­ten sie ihr Schick­sal, wäh­rend das Feu­er hin­ter ih­nen auf- und nie­der­ras­te.

      Ei­nen Au­gen­blick lang, nicht län­ger stand ich da, brust­hoch in dem fast ko­chen­den Was­ser, be­täubt von mei­ner Lage, ohne Hoff­nung zu ent­rin­nen. Durch den Qualm hin­durch konn­te ich die Leu­te se­hen, die mit mir im Flus­se ge­we­sen wa­ren; wie klei­ne Frösche, die durchs Gras flie­hen, wenn ein Mensch sie auf­schreckt, ar­bei­te­ten sie sich durch das Schilf aus dem Was­ser oder rann­ten in wil­dem Ent­set­zen am Lein­pfad auf und ab.

      Plötz­lich ka­men die wei­ßen Blit­ze des Hit­ze­strahls auf mich zu­ge­schos­sen. Die Häu­ser san­ken bei ih­rer Berüh­rung zu­sam­men und spien Flam­men aus; die Bäu­me ver­wan­del­ten sich mit Ge­tö­se in Feu­er­säu­len. Die Blit­ze fla­cker­ten auf dem Lein­pfad auf und ab und ver­zehr­ten die Leu­te, die dort plan­los auf- und nie­der­lie­fen. Dann nä­her­ten sie sich dem Ran­de des Was­sers, nicht fünf­zig Yard von der Stel­le ent­fernt, auf der ich stand. Nun fuhr der Strahl über den Fluss hin­über nach Shep­per­ton, und wo er das Was­ser be­rühr­te, da schwoll es in ei­ner ko­chen­den, damp­f­er­füll­ten Bla­se auf. Ich wand­te mich dem Ufer zu.

      Im nächs­ten Au­gen­blick hat­te sich die rie­si­ge, dem Sie­de­punkt nahe Wel­le über mich ge­stürzt. Ich schrie laut auf, und halb ver­brüht, halb ge­blen­det, tau­mel­te ich, sinn­los vor Schmerz, durch das auf­schie­ßen­de, zi­schen­de Was­ser dem Ufer zu. Wäre mein Fuß aus­ge­glit­ten, es wäre das Ende ge­we­sen. Hilf­los fiel ich, vor den Au­gen der Mars­leu­te, auf die brei­te, nack­te, kie­si­ge Sand­bank, die als Wahr­zei­chen der Ve­rei­ni­gung von Wey und Them­se sich dort hin­zieht. Ich er­war­te­te nichts als den Tod.

      Ich er­in­ne­re mich dun­kel, wie ein Mars­mann den Fuß sei­ner Ma­schi­ne etwa zwan­zig Yard von mei­nem Kopf ent­fernt nie­der­stell­te, wie die­ser tief in den lo­cke­ren Kies­sand ein­sank, wie der Kies hier­hin und dort­hin stob, wie je­ner Fuß wie­der er­ho­ben wur­de. Ich er­in­ne­re mich der Au­gen­bli­cke ban­ger Er­war­tung, und dann, wie die vier die Über­bleib­sel ih­res Ka­me­ra­den


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