Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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auf und ab und hörte zu.

      Anna und Margit, die inzwischen auch aufgestanden waren, beobachteten Toni. Sie versuchten zu erraten, was Bürgermeister Fellbacher Toni sagte. Das war natürlich unmöglich, aber es lag eine Spannung in der Luft. Endlich war Toni mit dem Telefonat zu Ende. Er steckte das Handy in die Hosentasche und ging mit großen Schritten zurück in den Wirtsraum. Hinter dem Tresen schenkte er sich erst einmal einen Obstler ein. Er trank ihn aus.

      »So, des stärkt! Mei, des ist ja vielleicht etwas!«

      Er sah Anna, Alois und Margit an, die um den Tresen standen.

      »Achtung, jetzt hört euch des mal an! Da gibt es eine Holdinggesellschaft, die heißt RS AG. Und die hat Unterfirmen mit verschiedenen Eigentümern. Aber ich denke mir, dass des in Wirklichkeit keine echten Eigentümer sind. Die tun nur so. Die sind nur vorgeschickt. Anna, Alois! Du, Margit, kannst des net wissen! Also, jetzt dürft ihr raten. Für welchen Namen stehen die Buchstaben ›R‹ und ›S‹?«

      »Mei, Toni, da muss ich net lange nachdenken! Die Buchstaben können doch nur für Ruppert Schwarzer stehen, stimmt es?«

      »Genau, Alois! Du hast es erraten!«

      »Mei, schon wieder dieser Ganner! Toni, gib mir auch einen Obstler!«

      Toni schenkte Alois und sich selbst ein Glas voll. Sie tranken.

      »Alois! Dein Selbstgebrannter ist ein richtiger Rachenputzer«, sagte Toni.

      »Ja, des ist er! Ein richtiger Schnaps, der wieder Ordnung schafft im Leib, wenn man es braucht, wie zum Beispiel nach so einer Nachricht! Wie geht es jetzt weiter?«

      »Also, eine der Firmen ist mit der Planung von Projekten beschäftigt, wie Supermärkten, Schwimmbädern, Freizeitanlagen …«

      »… oder Fischteichen, aus denen man später dann etwas anderes machen kann«, warf Margit ein.

      »Genauso ist es! Der Trick ist nämlich, dass niemand verhindern kann, wenn irgendjemand auf seinem Grund Teiche anlegt, weil er ganz vernarrt in Fische ist. Und der Fell­bacher hat herausgefunden, dass die Feuchtwiesen am Bergsee vor mehr als fünfzig Jahren mal eine Umnutzung erfahren hatten, weil der Moosbauer dort damals schon eine Fischzucht machen wollte.«

      »Das muss doch irgendwie zu verhindern sein«, sagte Anna.

      Toni zuckte mit den Achseln.

      »Dieses Schlitzohr von Ruppert Schwarzer, der muss davon gewusst haben.«

      »Des hat ihm bestimmt sein Bazi gesteckt. Es ist eben ein Elend für Waldkogel, dass der Franz Huber im Gemeinderat sitzt«, sagte der alte Alois. »Der Huber Franz wird die Sache ausgegraben haben. Der Saukerl hat dem Schwarzer wieder mal als Handlanger gedient wie schon so oft.«

      Margit stand dabei und verstand nur wenig, warum sich die drei so aufregten. Toni erklärte es ihr. Nach und nach erfuhr Margit, dass es eine wirkliche Feindschaft zwischen allen Waldkogelern und diesem Ruppert Schwarzer gab. Schwarzer war ein Baulöwe übelster Sorte, der ohne Rücksicht auf die schöne Natur jeden Berghang, jede Wiese, der er sich bemächtigen konnte, mit hässlichen Bettenburgen zumauerte. Auf diese Weise hatten schon viele Dörfer ihren Liebreiz verloren. Jeder in Waldkogel war darauf bedacht, Ruppert Schwarzer hier keinen Fuß an Boden gewinnen zu lassen. Doch der gab nie auf. Ihm war es gelungen, Franz Huber, einen seiner Angestellten, in den Gemeinderat von Waldkogel zu bringen. Franz Huber war die schwarze Spinne im Netz, die Ruppert Schwarzer alles hinterbrachte und ihm jeden Vorteil in die Hände spielte.

      Toni erzählte Margit, wie Ruppert Schwarzer damals versucht hatte, die Berghütte zu bekommen.

      »Der wollte sie abreißen, Margit. Hier sollte ein großes Hotel hingebaut werden. Er wollte eine breite Straße heraufbauen. Dazu hatte er einen Lift und einen Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Hotels vorgesehen.«

      »Die schöne Landschaft!«, stöhnte Margit auf.

      »Du sagst es, Margit!«

      »Und jetzt will er sich über Dritte die Feuchtwiesen sichern und bauen, was er auch immer dort vorhat. Durch die alte Nutzungsänderung, an die niemand mehr gedacht hatte, ist er im Recht.«

      »Richtig, Margit, so ist es.«

      »Was wollt ihr jetzt machen?«, fragte Margit.

      »Einen Plan haben wir noch nicht. Bürgermeister Fellbacher will sich mit Pfarrer Zandler treffen. Sie werden überlegen, was man tun kann. Das Dumme daran ist, dass wir nur die Markierungen gefunden haben. Wir haben keine wirkliche Informa­tion, was dahintersteht. Alles ist nur Vermutung!«

      »Das muss sich doch herausfinden lassen, Toni«, warf Margit ein.

      »Des sagt sich so leicht! Ich bin mir sicher, dass Ruppert Schwarzer alle geimpft hat, keinem aus Waldkogel etwas zu sagen.«

      Margit grinste.

      »Ich bin nicht aus Waldkogel«, sagte sie, mit einem verwegenen Lächeln im Gesicht.

      »Richtig! Du bist net aus Waldkogel. Ja, würdest du dich denn mal auf den Feuchtwiesen herumtreiben? Vielleicht gelingt es dir ja, mit einem der Männer ein bissel zu flirten, wie man in der Stadt sagt. Ein fesches Madl bist du ja!«

      Toni stieg die Röte in die Wangen.

      »Margit, ich schäme mich für den Gedanken. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass du einem der Männer, die sich dort herumtreiben, den Kopf ein bissel verdrehen könntest. Und ein schönes Madl hat schon manchem Burschen ein Geheimnis entlockt, denke ich mir. Ich weiß, dass des eine ganz fiese Sache ist. Aber es könnte gehen!«

      Margit lachte.

      »Toni, mache dir da mal keine Gedanken! Ich bin auf eurer Seite. Ich habe die Tränen in den Augen der alten Ella gesehen. Das hat mich mitten ins Herz getroffen. Das hat mich zu einer Waldkoglerin gemacht. Ich bin dabei! Ihr könnt auf mich zählen!«

      »Des ist schön, Margit!«, strahlte Toni.

      Die nächste halbe Stunde überlegten Toni, Anna, der alte Alois und Margit, wie man am besten vorgehen konnte. Sie einigten sich, dass Margit zu Tonis Eltern in das Wirtshaus mit der Pension ziehen sollte. Dann wäre sie im Dorf und könnte ausgedehnte Spaziergänge machen, am Bergsee entlang und wenn es notwendig war, Blumen auf den Feuchtwiesen pflü­cken.

      Margit packte ihre Sachen. Toni ging mit ihr hinunter zur Oberländer Alm und brachte sie von dort aus mit seinem Geländewagen zu seinen Eltern nach Waldkogel. Dort quartierte sie Tonis Mutter in dem Zimmer unter dem Dach ein, das Anna damals bezogen hatte, als sie von Susanne nach Waldkogel gebracht worden war.

      »Danke, Frau Baumberger«, sagte Margit. »Das ist ein schönes Zimmer! So gemütlich!«

      »Des freut mich, Madl! Aber sag net Frau Baumberger! Kannst Meta zu mir sagen und mein Mann, des ist der Xaver.«

      »Danke, das ist ja fast wie Familie!«, lachte Margit. »Schon auf der Berghütte hatte ich bereits nach wenigen Stunden das Gefühl, ich würde Toni und Anna, den Alois und die Kinder schon immer kennen. Da war ein Funke! Verrückt, nicht wahr?«

      Meta Baumberger schmunzelte.

      »Na, Madl, des is net sonderbar! Des gibt es schon. Weißt, es gibt zwischen Menschen eine Herzensverbundenheit, die man net so mit dem Verstand erfassen kann. Aber des habe ich schon oft erlebt. Da trifft man Leut’, die eigentlich fremd sind, und dann redet man einige Takte miteinander und hat im Herzen des Gefühl, man würde sich schon ewig kennen. Da soll man dann net lange drüber grübeln, sondern sein Herz einfach öffnen.«

      Margit lächelte.

      »Ja, das soll man! Und es wird schon alles seinen Sinn haben!«

      »Genauso ist es!«

      Meta Baumberger ging hinunter. Margit packte ihren Rucksack aus. Sie machte sich frisch.

      *

      Es war sehr früh am nächsten Morgen, als Margits Wecker sie aus dem Land der Träume holte. Die Uhr zeigte kurz vor vier


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