Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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die Rosel, so wird sie gerufen, ist drin in der Küche bei der Anna. Sie geht dir net aus dem Kopf, wie?«

      »Des gebe ich gerne zu. Kannst du mir sagen, ob sie einen Burschen hat? Ich will nicht in dem Revier eines anderen Burschen wildern. Des bringt nix, höchstens Ärger.«

      Toni rieb sich das Kinn.

      »Warte hier! Ich bringe deinen Rucksack hinein, dann gehen wir hinter die Berghütte und reden. Ich glaube, ich sollte dir einige Takte zu dem Madl sagen.«

      Toni brachte den Rucksack ins Wohnzimmer der Berghütte. Er zapfte zwei Bier.

      »Hier, Denzl, wirst durstig sein!«

      Sie gingen hinter die Berghütte und setzten sich auf zwei Holzklötze. Sie prosteten sich zu und tranken. Toni wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von der Oberlippe.

      »Denzl, ich überschreite jetzt meine Grenze. Ich habe ein bisserl ein schlechtes Gewissen, dass ich dir jetzt anvertraue, was ich weiß. Aber ich will net, dass du dir eine blutige Nase holst, wie man sagt. Es geht um die Rosemarie. Des Madl ist net so, wie gewöhnliche Madl sind. Sie ist jetzt schon einige Tage hier oben bei uns. Das war Pfarrer Zandlers Idee. Er hat sie für ein bis zwei Wochen zu uns heraufgeschickt. Er hofft, dass das Madl danach glücklicher ist und auch froher aussieht. Die Rosel, wie sie gerufen wird, ist sehr still. Sie ist so verschlossen, wie ich es noch nie bei jemandem erlebt habe. Sie ist wirklich ein ganz stilles und bescheidenes, sehr zurückhaltendes Madl. Sie lächelt auch kaum. Sie redet nur, wenn man sie direkt anspricht. Auch dann sagt sie nicht viel. Selbst der Franzi ist es nicht gelungen, sie aus der Reserve zu locken. Es ist, als hätte die Rosel eine Wand um sich herum aufgebaut. Es ist schwer, sich mit ihr zu unterhalten. Anna redet mit ihr über Kochen und Backen, über Küche und Hausarbeit. Das klappt besser. Aber auch bei diesen Themen ist sie sehr zurückhaltend. Pfarrer Zandler ist der festen Meinung, dass des Madl einen stillen Kummer hat, etwas, was wie ein Stein auf ihrem Herzen lastet und alle Fröhlichkeit und Unbeschwertheit unterdrückt. Vielleicht wurde sie von einem Burschen enttäuscht. Liebeskummer ist der schlimmste Kummer, sagt man. Ich kann dir deshalb nicht sagen, ob sie einen Burschen hat oder hatte. Sie macht nicht die geringste Andeutung über ihr Leben.«

      »Des hört sich an, als hätte ich eine schwere Nuss zu knacken«, seufzte Gaudenz.

      »Klingt, als hättest du dich in das Madl verliebt.«

      »Ja, Toni! Jedenfalls hab’ ich sie in deinem Auto sitzen gesehen, und die Türen meines Herzens flogen auf, dass die Angeln nur so krachten. Des war am Dienstag. Jetzt haben wir Freitag, und jede Minute seit dem Augenblick vor eurem Haus musste ich an des Madl denken. Sie geht mir einfach nicht aus dem Sinn.«

      Gaudenz trank einen Schluck Bier.

      »Was du erzählst, klingt nicht gerade ermutigend, Toni. Danke, dass du mit mir geredet hast. Da ist guter Rat gefragt. Ich muss mir überlegen, wie ich es angehe.«

      »Im Augenblick kann ich dir keinen Rat geben, Gaudenz.«

      »Meinst, ich könnte sie so zum Tanz auffordern …, ohne, dass sie mir einen Korb gibt.«

      »Ich glaube net, dass sie mit dir tanzt oder mit einem anderen Burschen. Sie hat die Anna gefragt, ob sie während des Hüttenabends in der Küche bleiben und dort die Arbeit übernehmen kann. Anna hat nur herausgefunden, dass sie sich aus Geselligkeit nicht viel macht. Sie will wohl auch vermeiden, zum Tanz aufgefordert zu werden oder in irgendeiner Art angesprochen zu werden.«

      »Himmel, des klingt ja sehr abschreckend! Eigentlich wäre es besser, ich würde die Finger davon lassen. Aber das kann ich nicht, Toni! Mir geht des Madl nimmer aus dem Kopf. Ich habe sie gesehen, und es war einfach um mich geschehen. Es ist, als hätte ich auf sie gewartet. Ein Blick genügte mir, verstehst?«

      Toni nickte. Sie prosteten sich wieder zu und tranken.

      »Mir erging es mit meiner Anna auch so, damals im Zug nach Frankfurt. Sie saß mir gegenüber, und ich sah sie an. Ab diesem Augenblick wusste ich, dass der jungen Frau in der eleganten Reisekleidung mein Herz gehört. Damals war ich schlechter dran, als du jetzt. Ich kannte ihren Namen nicht und wusste nicht, woher sie kam. Ich bekam nur mit, dass sie in Frankfurt ausstieg.«

      »Und jetzt seid ihr ein glückliches Paar!«

      »Ja, das sind wir, und wir haben die beiden Kinder.«

      Sie tranken wieder.

      »Es macht Hoffnung, dass du Annas Herz erobert hast. Du hattest nicht aufgegeben, Toni. Und ich werde auch nicht aufgeben.«

      Gaudenz rieb sich das Kinn.

      »Jeder Mensch hat eine schwache Stelle, an der er zu packen ist. Ich überlege mir, wie ich sie ansprechen kann. Wenn ich gleich ins Schwarze treffe, dann habe ich vielleicht eine Chance.«

      »Lass uns nachdenken, Gaudenz! Da muss doch etwas zu finden sein! Fassen wir zusammen! Sie ist ein ruhiges, stilles Madl. Sie ist häuslich. Sie legt keinen Wert auf Geselligkeit, wie es aussieht. Trauer hat sie nicht, obwohl sie nur dunkle Dirndl trägt.«

      »Ich werde sie beobachten, Toni! Sag mal, bleibt sie wirklich den ganzen Abend in der Küche der Berghütte?«

      »Im Prinzip schon, auch wenn sie vielleicht auch mal Sachen hinausträgt oder das schmutzige Geschirr holt. Sie wird aber auf keine Weise am Hüttenfest teilnehmen, also tanzen oder sich unterhalten. Auf was willst du hinaus? Dir geht doch eine Idee im Kopf herum, Denzl!«

      »Es gibt ein Sprichwort: ›Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann muss der Berg zum Propheten gehen‹, verstehst du, Toni?«

      »Ich kenne das Sprichwort, aber was willst du damit sagen?«

      »Du stellst mich ihr vor. Sagst, ich sei ein alter Freund aus Waldkogel, der heraufgekommen ist, um während des Hüttenabends zu helfen. Ich beziehe Stellung hinter dem Tresen im Wirtsraum der Berghütte. Dann kann ich in ihrer Nähe sein. Irgendwie werde ich es dann hoffentlich schaffen, mit ihr unverfänglich zu reden. Ich muss sie erst einmal dazu bringen, dass sie mich akzeptiert. Ich denke, dass sie kein Madl ist, das man im Sturm erobern kann. Wenn ich bei ihr eine Chance habe, dann nur, wenn ich auch den Stillen spiele, der nur gekommen ist, um zu helfen, damit du draußen beim Grill sein kannst und bei den Bierfässern.«

      »Du, Gaudenz, die Idee ist nicht so schlecht. Jedenfalls wünsche ich dir Weidmannsheil, wie man sagt.«

      Sie tranken ihr Bier aus. Toni und Gaudenz gingen zusammen nach vorne. Toni sprach heimlich kurz mit Anna und dem alten Alois. Dann ging er mit Gaudenz in die Küche. Rosel stand am Küchentisch und schnitt Brot auf.

      »Rosel, wir haben Besuch bekommen. Das hier ist der Gaudenz Moosbauer. Du hast ihn ja schon einmal gesehen, als ich ihn bei meinen Vater getroffen habe. Aber jetzt kann ich ihn dir persönlich vorstellen. Gaudenz und ich kennen uns seit der Schulzeit. Er ist gekommen, um uns zu helfen. Denzl wird hinter dem Tresen Stellung beziehen. Er kann dir auch hier drin etwas zur Hand gehen. Anna und ich werden draußen beim Grill und dem Bier sein.«

      Ganz wie es ihre Art war, nickte Rosel. Gaudenz streckte ihr die Hand entgegen.

      »Ich bin der Gaudenz.«

      Sie zögerte einen Augenblick, dann gab sie ihm die Hand.

      »Rosemarie! Gerufen werde ich Rosel. Das ist kürzer, hat nur zwei statt vier Silben!«

      »Mir gefällt Rosemarie sehr gut, auch wenn der Name länger ist als Rosel.«

      Gaudenz war sich nicht sicher. Huschte ein zaghaftes Lächeln über ihr Gesicht? »Gut, jetzt seid ihr miteinander bekannt. Ich lasse euch alleine. Gaudenz, du kannst gleich hinter dem Tresen Stellung beziehen. Übrigens vielen Dank, dass du gekommen bist und hilfst.«

      »Mache kein Aufheben daraus, Toni. Du weißt, dass ich es gerne tue. Zupacken tue ich lieber, als Herumsitzen und Bier trinken. Ich tanze ja nicht so gern.«

      »Ja, ja, du hast eben zwei linke Füße.«

      »Richtig, aber besser zwei linke Füße als zwei linke Hände.«

      Sie


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