Das Alte Testament. Arik Brauer

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Das Alte Testament - Arik Brauer


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Staub essen. Das Ehepaar erhält Fellreste für seine nackten Ärsche und wird mit einem Tritt in dieselben aus dem Paradies befördert. Die Methode des Abstreitens und Sich-Abputzens hat sich jahrtausendelang bewährt für die Menschheit im Allgemeinen und vielleicht für die österreichische Menschheit im Besonderen.

      Jetzt heißt es also (1. Mose 3,19): »Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen«. Im Original »mit schwitzender Nase«. »Du sollst mit Schmerzen Kinder gebären«, im Original »Söhne gebären«.

      An die Arbeit! Man lüftet also die von Gott gespendeten Fellreste und der erste Sohn erblickt das Licht der Welt und sein Name ist Kain. Als zweiter Sohn Abel (im Original Hevel). Um es gleich vorwegzunehmen: Der erste Mensch, der einen Bruder hat, bringt diesen Bruder um. Kain ist Landwirt, Abel Hirte, und da haben wir schon das Dilemma. Kain sitzt in den fruchtbaren Tälern, wo es Wasser gibt. Er pflanzt und betreut mit schwitzender Nase seine Gärten. Abel wandert mit seinen Ziegen über die steinigen Hügel, wo sich seine Tiere von trockenen Disteln ernähren. Eine Runde in einem reifen Feld tut der Herde sicher gut. Dem Ackermann tut das aber gar nicht gut und das geht so etliche Jahrhunderte. Die Leute wurden damals zwischen 800 und 969 Jahre alt.

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      Eva wird von der Schlange eingewickelt.

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       Der erste Brudermord: Kain und Abel

      Adam und Eva (im Original Hava) wollen mit diesen endlosen Streitereien nichts zu tun haben und konzentrieren sich ganz auf ihren neuen Sohn, Seth, dessen Nachkommen gottgefällige, aber langweilige Gebete erfinden. Kain wendet sich direkt an Gott, und zwar mit einem Opfer, wie es Götter sicher gerne haben. Das Beste von seinen Feldern und Gärten auf einem rauchenden Scheiterhaufen. Diese Technik des Bestechens ist, wie wir wissen, eine wesentliche Eigenheit aller menschlichen Zivilisationen. Ohne etwas Freunderlwirtschaft kann es einen funktionierenden Staat offenbar nicht geben. Ungebremste Wucherungen der Korruption allerdings machen alle Grundlagen des Zusammenlebens kaputt.

      Abel sagt: »Man wird ja sehen, wer der Bessere ist im Anfüttern«, schichtet Tierleichen mit fetten Eingeweiden auf und zündet sie an. Fett brennt natürlich besser als Rüben und Kraut. Der Rauch steigt hoch auf und Kain hat verloren. Was tut man, wenn man verliert? Man wird, besonders wenn man Mann ist, aggressiv.

      Was es im Heiligen Land am meisten gibt, sind Steine. Mit Steinen werden Häuser gebaut. Mit Steinen wird Krieg geführt. David hat Goliath mit einem Stein fertiggemacht. Für jede Demonstration oder Intifada sind immer genügend Steine vorhanden (in Wien gibt es nie eine Intifada, weil es keine Steine gibt). Kain hebt also einen Fünf-Kilo-Brocken auf, schlägt zu und damit ist der Streit um Wasserquellen und Felder für dieses Mal beendet.

      Gott aber verflucht Kain und damit in gewissem Sinne auch die Landwirtschaft, die ja die Voraussetzung für die uferlose Vermehrung der Menschheit ist: »Wo ist dein Bruder Abel?« (1. Mose 4,9) Sagt Gottvater zu Kain. »Soll ich meines Bruders Hüter sein?« Für so eine freche Antwort hätte Kain von einem Menschenvater wohl zwei knallende Ohrfeigen bekommen. Gott verflucht den Acker, der das Blut Abels getrunken hat. Gott jagt Kain aus dem Land, macht aber ein Zeichen auf seine Stirn, das ihn vor Feinden schützt.

      Kain zieht nach Osten, zeugt mit seiner Frau einen Sohn und baut eine Stadt. Es kommt in der Bibel nicht darauf an zu erfahren, woher Kains Frau kommt und woher die Bevölkerung, mit der er eine Stadt baut. Wichtig ist, dass seine Nachkommen Handwerk und Kunst entfalten, »die Arbeit mit Metall, die Kunst der Geige und Pfeife«. Die Vorstellung ist tragisch, dass die Entwicklung unserer Zivilisation von einem Brudermord ausgelöst wurde.

      Wie nicht anders zu erwarten, stellt sich die Menschheit sehr bald als eine ganz lausige Bagage heraus, die vermischt ist mit Halbgöttern, die sich als große Diktatoren aufspielen. Gott hat nämlich zahlreiche »Kinder« (1. Mose 6,4), im Original bene-elohim – das kann nur mit »Söhne Gottes« übersetzt werden. Bei Martin Luther heißt es Kinder, weil er neben Jesus keine anderen Gottessöhne haben wollte, was man ja verstehen kann. Diese Söhne, wie halt Söhne so sind, sehen, dass die Töchter der Menschen fesche Wesen sind.

      Was macht man als Gottes Sohn? Man hüpft kurz hinunter, sucht sich eine aus und vergewaltigt sie. Sicher ging es auch oft auf die friedliche Tour, man hat ja als Gottes Sohn immerhin ein gewisses Prestige und so etwas lieben die Töchter der Menschen bekanntlicherweise.

      Die daraus entstandenen Bastarde sind üble Tyrannen, wie man sie auch aus den Geschichten der griechischen Mythologie kennt. Gott entscheidet sich also, einmal Tabula rasa zu machen und das Ganze mit einer Sintflut reinzuwaschen. Vor allem wollte er wohl mit den peinlichen Heldendiktatoren aufräumen, die ja leider seine Enkelkinder sind.

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      Einer der bene-elohim

      DIE SINTFLUT

      Warum die Tiere? Warum nicht die Fische? Viele dieser Fragen der kleinen Enkelin kann man nur damit beantworten, dass es im Kosmos, in dem wir leben, eben keine Gerechtigkeit geben kann. Alles Leben kann nur existieren, wenn es Leben vernichtet. Diesem Gesetz sind wir alle unterworfen und daher tatsächlich mit einer Art Erbsünde belastet.

      Der gute Gott wurde aber offenbar vom Herrn Chef »Urknall« zurückgepfiffen. Er sah sich gezwungen, eine kleine Reserve beiseitezulegen, und holte sich Noah, im Original Noach, zu einem ernsten Gespräch. »Mein lieber Noah, ich weiß, dass du ein gerechter Mann bist, und obwohl ich auch weiß, dass deine Nachkommen genau solche Schurken sein werden wie die, deren Ende jetzt nahe bevorsteht, habe ich dich und deine Familie auserkoren, das Leben weiterzureichen in die Zeit nach der Sintflut. Baue eine Kiste aus dem Holz der Nadelbäume, 150 Meter lang, 25 Meter breit, 15 Meter hoch, innen und außen mit Pech abgedichtet. Von allen Tieren, von der Kakerlake bis zum Elefanten, nimmst du je ein Pärchen und von den reinen Tieren je sieben Pärchen, dazu deine ganze Mischpoche, in die tewa (Schachtel).« Die Arche, wie sie Luther nennt, wird wohl etwas eng gewesen sein. »Die Kiste muss fest verriegelt sein«, sagt Gott, »denn wenn das Wasser zu steigen beginnt, werden zahllose Menschen mitfahren wollen. Manche werden dir Geld anbieten, andere ihre Frauen, andere werden weinend auf den Knien liegen. Sekten werden dich verfluchen, Mafiosi dich bedrohen. Die Türe bleibt zu. Hast du das kapiert? Die Türe bleibt zu.«

      Noah, der immerhin 600 Jahre alt ist, geht also an die Arbeit. Als Erstes baut er die Tür und erst dann die Kiste. In der Decke macht er ein kleines Loch, groß genug, um seine Hand mit einem Vogel durchstecken zu können. In dieses Loch steckt er von außen einen Trichter, der dazu da ist, den Regen als Trinkwasser aufzufangen, das in einen darunterstehenden Behälter fließt. Noah hat den Tiefgang der im Wasser schwimmenden vollen Arche berechnet und knapp über dem Wasserspiegel eine verschließbare Öffnung angebracht. Durch diese Öffnung können die Exkremente entsorgt werden, die ja in gewaltigen Mengen anfallen werden.

      Die Kiste hat Parterre, Mezzanin und ersten Stock. Noah adjustiert den ersten Stock für die Lebensmittel, in einem versperrten und von Hunden bewachten Raum. Der beste Platz ist mit Betten und Tischen für die Familie eingerichtet. Noah nimmt die reinen Tiere, das sind Kühe, Ziegen, Schafe und Hühner, ins Familienzimmer. Auf die Reklamationen seiner Frau über den voraussichtlich entstehenden Gestank meint er: »Lächerlich, an unseren Gestank werden sich die Tiere gewöhnen müssen.«

      Im Mezzanin werden die sogenannten edlen Tiere untergebracht. Das Araberpferd, das Kamel, der Falke, weiters die meisten Singvögel. Im Parterre, wo die Drängerei am unerträglichsten ist, hungert und stinkt vor sich hin, was dem Menschen bis heute nicht wirklich untertan ist: Ratten, Kakerlaken, Schlangen, Skorpione, Wanzen, Ameisen etc.

      Vierzig Tage lang regnet es in Strömen. Das Wasser deckt alles zu, und was ertrinken kann, ertrinkt unter Qualen. Die Lebewesen, die als erste geschaffen wurden, das sind Pflanzen und Wassertiere, werden verschont. Die »Kronen der Schöpfung«, das sind an Land lebende Tiere und Menschen, werden vernichtet. Das Wasser


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