Die Enkel der Tante Jolesch. Georg Markus
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MARKUS
Die Enkel der
Tante Jolesch
1. Auflage September 2001
2. Auflage November 2001
3. Auflage Dezember 2001
4. Auflage Dezember 2001
5. Auflage Januar 2002
6. Auflage Februar 2002
© 2001 by Amalthea
in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH,
Wien · München
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel, München
Umschlagillustration: Paul Fassold
Herstellung und Satz: VerlagsService Dr. Helmut Neuberger
& Karl Schaumann GmbH, Heimstetten
Gesetzt aus der 12,5/17 Punkt Goudy
Druck: Jos. C. Huber, Dießen
Binden: R. Oldenbourg, Heimstetten
Printed in Germany
ISBN 3-85002-466-0
eISBN 978-3-902998-51-4
Für Daniela
INHALT
»NICHT VOM LANGLEBIGEN TEIL DER FAMILIE«
Meine Tante Jolesch heißt Flora
»BIS DER BUB IN PENSION GEHEN KANN«
Die Nachfolger des Dr. Sperber
»WAS VERLANGST DU VON MIR BESES, BRUDER?«
Farkas, Bronner, Qualtinger & Co
Geschichten von Käuzen und Originalen
»DA BLIEB DEM AUGE DES GESETZES VOR SCHRECK DER MUND OFFEN«
»DER ZWEITLÄSTIGSTE TAPEZIERER«
»WAS HEISST SCHLAPFEN AUF ENGLISCH?«
»DAS STÜCK HAT KA GARDEROBER G’SCHRIEBEN«
Schauspieler und ihre Marotten
»WENN ICH DIE EINZI ZUR WITWE HÄTT«
»IM WINTER VERGISST ER, DASS ES KALT IST«
Geschichten aus adeligen Häusern
Von Emigranten und Heimkehrern
Die Seelenforscher in unserer Zeit
Ein Brief, der um ein halbes Jahrhundert zu spät kam
ZUM GELEIT
Zwei- oder dreimal bin ich ihm begegnet, dem großen Friedrich Torberg. Es war in seinen letzten Lebensjahren, er war Ende sechzig, ich Mitte zwanzig. Da saß er also, der Kronzeuge einer untergegangenen Epoche, in der er Giganten wie Karl Kraus, Franz Molnár, Anton Kuh und Egon Friedell nahe stand. Und ich daneben, ein junger Reporter, der gar nicht erfassen konnte, wer sein Gegenüber eigentlich war.
»Ich gehe nicht mehr ins Kaffeehaus«, sagte Torberg, »denn es gibt kein Kaffeehaus mehr.«
»Es gibt kein Kaffeehaus?«, wagte ich leise Zweifel anzumelden, zumal unser Gespräch an einem runden Marmortisch im Café Landtmann neben dem Burgtheater in Wien stattfand.
»Ja, ja, es gibt Lokale, in denen man Kaffee ausschenkt«, erklärte er, nahm einen Schluck vom Großen Braunen und zog fast gleichzeitig an seiner Zigarette. »Es gibt noch solche Lokale. Aber das, was ich einmal unter einem Kaffeehaus verstanden habe, das gibt es nicht mehr.«
Torberg sprach von der Spezies jener Literatencafés, die tatsächlich 1938, mit dem Einmarsch der Nazis in Österreich, ihrer Stammgäste und damit auch ihrer Funktion beraubt worden waren. Er sprach vom Café Reichsrat, vom Colosseum, vom Herrenhof und dem Central. Von jenen Cafés, deren »Bewohner« (wie Alfred Polgar die darin tätigen Literaten nannte) zu den Hauptdarstellern seiner »Tante Jolesch« zählten.
Torberg hatte mit diesem Buch aber auch zahllosen anderen Typen und Käuzen – berühmten und unbekannten –, denen er in den Jahren zwischen dem Untergang der Monarchie und dem »Anschluss« an Hitlerdeutschland begegnet war, ein unvergleichliches Denkmal gesetzt.