Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Waters den Nachmittag gründlich verderben.«

      *

      Parker hatte die Bestände in seinem schwarzen, abgeschabten Lederkoffer überprüft und war der Ansicht, daß dringend einige Zusatzkäufe notwendig waren. Er hatte sich mit dem Problem befaßt, das auf ihn warte-te. Mylady erwartete Aktionen, also mußte er wieder mal entsprechend vorbereiten.

      Er ging von der richtigen Tatsache aus, daß das alte Gemäuer nicht zu stürmen sei. Dazu hätte wohl eine kleine Privatarmee zur Verfügung stehen müssen. Wenn man Waters beikommen wollte, mußte man zu un-gewöhnlichen Methoden greifen, zu Listen, die ein solcher Bursche sicher nicht kannte. Man mußte die Un-annehmlichkeiten, die Mylady versprochen hatte, in das Schloß hineintragen, ohne sich dabei selbst in unnö-tige Gefahr zu bringen.

      Parker besaß so etwas wie ein fotografisches Gedächtnis und sah das Castle samt seinem Vorwerk noch genau und plastisch vor sich. Die Diestanz – und das erschien ihm wichtig – von dem letzten Hügel bis hin-über zum Schloß war mit geeigneten Mitteln durchaus zu überbrücken.

      Parker teilte Mylady also seine Absichten mit und fand den ungeteilten Beifall seiner streitbaren Herrin. Angeregt durch Parkers Vorschläge, entwickelte sie zusätzlich noch einige recht interessante Denkmodelle.

      »Kommen Sie, Kindchen«, rief sie ihrer Gesellschafterin Kathy zu, »wir werden einige Einkäufe machen. Wir wollen Waters doch nicht enttäuschen.«

      »Könnte man nicht versuchen, während Ihrer Abwesenheit noch mal in das Haus einzudringen?« fragte Kathy Porter umsichtig.

      »Was sagen Sie dazu, Mister Parker?« Agatha Simpson sah ihren Butler erwartungsvoll an.

      »Wenn Mylady gestatten, werde ich einige Überraschungen für etwaige Besucher zurücklassen«, ver-sprach Josuah Parker.

      »Sehr hübsch«, freute sich Lady Simpson, »aber richten Sie es so ein, daß wir, diese Lümmel anschließend auch identifizieren können.«

      Parker ging auf diese Anregung nur zu gern ein, wodurch sich die allgemeine Abfahrt allerdings um fast eine halbe Stunde verzögerte. Was sich später auszahlen sollte, wie jetzt schon gesagt werden darf.

      *

      Ellis Kildare, der Henker des Syndikats, war ein schlauer Fuchs.

      Gewiß, er hatte mitbekommen, daß der Butler samt Lady und Gesellschafterin weggefahren war, aber das besagte noch gar nichts. War das nur ein Trick, um ihn in eine vorbereitete Falle laufen zu lassen? Drehten sie gleich wieder um? Oder blieb einer dieses Trios hinter der nächsten Straßenbiegung zurück, um sich dann an das Haus anzuschleichen?

      Kildare nahm sich Zeit, wie es seiner Arbeitsweise entsprach.

      Er wechselte vor allen Dingen erst mal seinen Beobachtungsposten und baute sich vor einem Fenster an der Rückseite des Hauses auf. Von hier aus hatte er einen guten Blick in die rückwärtigen Gärten. Wenn einer des Trios – wahrscheinlich der Butler – sich zum Haus zurückschlich, dann sicher nur auf dem Umweg über die Gärten.

      Kildare, mit einem Glas Milch bewaffnet, wartete also ab und merkte nicht, daß vorn auf der Straße wie-der ein alter, zerbeulter VW erschien, in dem zwei Männer saßen. Auch sie interessierten sich für das spitz-gieblige Fachwerkhaus, nachdem sie gemerkt hatten, daß die Bewohner weggefahren waren.

      *

      »Ich mach’ ganz auf die doofe Tour«, sagte Paul, die Spitzmaus.

      »Fällt dir ja nicht besonders schwer«, erwiderte Cliff Caven ironisch.

      »Das Türschloß ist für mich ein Kinderspiel«, redete Paul weiter, »du kannst ja später nachkommen.«

      »Ich will nur wissen, wer die drei Leutchen sind«, gab Cliff zurück, »und laß alles an Ort und Stelle lie-gen, Paul. Klauen kannst du später immer noch. Die dürfen nicht merken, daß wir im Haus gewesen sind.«

      Während Paul ausstieg und wie selbstverständlich auf das Fachwerkhaus zuging, zündete Caven sich eine Zigarette an und stand Schmiere. Es war eine Kleinigkeit gewesen, die Insassen des angeschossenen Hub-schraubers ausfindig zu machen. Der Pilot der kleinen privaten Fluggesellschaft hatte sich die Adresse her-auslocken lassen und war vor allen Dingen ahnungslos geblieben, wie Caven sofort bemerkt hatte. Jetzt war man also vor dem Haus dieses Trios und mußte sich überraschen lassen.

      Paul, die Spitzmaus, hatte inzwischen mit Leichtigkeit die Haustür geöffnet. Als ehemaliger Einsteigedieb beherrschte er sein Handwerk. Er drückte die Tür auf und winkte zu Caven hinüber. Der junge Mann mit dem Wolfsgesicht stieg nun ebenfalls aus dem Wagen und ging auf das Haus zu. Selbst ein aufmerksamer Beobachter hätte sicher keinen Verdacht geschöpft, zumal diese Ferienhäuser ja immer wieder neue Gäste und damit auch neue Gesichter beherbergten.

      »Wo fangen wir zuerst an?« fragte Paul Ratfield, als Caven ihn erreicht hatte. Sie standen bereits im Vor-flur und drückten die Tür hinter sich zu.

      »Beim Gepäck«, entschied Caven. »Nimm du dir die oberen Räume vor, ich bleibe im Erdgeschoß. Und noch mal, Paul, es wird nichts abgeräumt! Behalt die Finger bei dir!«

      Der Henker des Syndikats war inzwischen zu dem Schluß gekommen, daß die Luft rein sei.

      Er hatte sein Ferienhaus verlassen und erging sich im rückwärtigen Garten des Hauses. Dann machte er ei-nen kleinen Umweg und erreichte sehr schnell den Garten, der zum spitzgiebligen Fachwerkhaus gehörte.

      Ellis Kildare wirkte in seiner Standardmaske ungemein echt. Ein etwas zerstreut aussehender Mann, of-fensichtlich ein Geistesarbeiter, kam, in Gedanken versunken, auf die. Rückseite des Ferienhauses zu und … hatte innerhalb weniger Sekunden das einfache Schloß an der rückwärtigen Tür geknackt.

      Als er die Tür aufdrückte, vorsichtig und auch ein wenig mißtrauisch, merkte er überhaupt nicht, was sich über seinem Kopf abspielte.

      Beim Aufdrücken der Tür spannte sich nämlich ungewollt eine dünne Nylonschnur, die oben im Rahmen der Tür durch eine kleine Öse lief, hinauf zu einem kleinen Plastikeimer weiterführte, wie er von spielenden Kindern bevorzugt wird, und dann diesen Eimer an- und schließlich umkippte. Dieser Eimer hing an dem Deckenbalken gleich an der Tür und war mit dem Henkel mittels einer Nylonschnurschleife befestigt wor-den.

      Wie gesagt, Ellis Kildare war ahnungslos.

      Er hatte die Tür so weit geöffnet, daß er gerade in die Küche schlüpfen konnte. Doch Parker hatte diese Vorsicht eines etwaigen Besuchers einkalkuliert. Der Plastikeimer über dem Kopf des Henkers neigte sich bereits bedrohlich.

      Und dann passierte es.

      Die Nylonschnur hatte den Plastikeimer endgültig zum Kippen gebracht.

      Ein Schwall von klebriger Nässe ergoß sich auf das schuldige Haupt des Henkers, der völlig überrascht wurde. Er schnappte nach Luft und warf sich automatisch zurück. Doch der Guß hatte ihn bereits erwischt. Ellis Kildare mußte die Augen schließen. Die klebrige Flüssigkeit brannte wie Seifenschaum.

      Er wußte natürlich sofort, daß er irgendwie erwartet worden war, und beeilte sich, schleunigst wieder im Grün des Gartens zu verschwinden. Der so zerstreut wirkende Fachschriftsteller zeigte jetzt, was in ihm steckte. Geschmeidig, durchtrainiert und gekonnt wetzte er durch die Sträucher und Büsche, um seinen Ke-menaten so schnell wie möglich wieder zuzustreben. Innerlich fluchte er auf den Butler, der ihm diese Falle gestellt hatte.

      Ellis Kildare fragte sich allerdings unruhig, um welche Flüssigkeit es sich wohl handelte. Mit einfachem Wasser konnte sich dieser Butler doch unmöglich begnügt haben.

      *

      Paul Ratfield und Cliff Caven hatten überhaupt nicht begriffen, was sich an der rückwärtigen Küchentür abgespielt hatte. Ein Beweis für die an sich gekonnte Arbeit des Henkers.

      Paul stand auf der unteren Stufe der altehrwürdigen Holztreppe und begab sich heiteren Sinnes nach oben. Mit irgendwelchen Überraschungen war ja nicht zu rechnen. Für ihn war eine Treppe eine Treppe und mehr nicht.


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