Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt


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die Kaffeezeit trafen dann die Gäste ein, bis auf Gudrun.

      »Sie hat sich zu Hause noch gar nicht sehen lassen«, berichtete Christine. »Weiß der Himmel, wo sie herumschwirrt.«

      »Das kannst du so ruhig sagen?«

      »Ja, warum denn nicht?« war die erstaunte Gegenfrage. »Die Gun ist doch nun wirklich alt genug, um ohne Kindermädchen auszukommen.«

      »Ich mache mir Vorwürfe, sie allein gelassen zu haben.«

      »Na und?« blieb Christine ungerührt. »Das wird ja fortan sowieso der Fall sein. Oder gedenkst du sie auch jetzt noch auf Schritt und Tritt mit dir herumzuschleppen?«

      »Das würde ich mir wohl ernstlich verbitten«, protestierte der Bräutigam, und die anderen stimmten ihm zu. Es gelang ihnen auch, Karola so abzulenken, daß sie Gudrun vergaß.

      Allein Ermenia gelang es nicht. Denn sie wußte ja, wo die Gun steckte, hütete sich jedoch, es laut werden zu lassen. Denn sie hatte keine Ahnung, welche Ausrede Gudrun erfinden würde.

      Und dann stand sie endlich da – lachend, strahlend. Ebenso fiel auch der Glückwunsch aus, den sie für die Braut hatte.

      »Karlchen, daß ich dir alles Glück der Erde wünsche, brauche ich wohl nicht extra zu betonen. Und Ihnen, Herr Doktor, wünsche ich überhaupt kein Glück, da sie es mit Karola bereits beim Schopf gefaßt haben.«

      »Daß dieser Strolch doch immer etwas Besonderes haben muß«, lachte Christine gleich den anderen herzlich. »Wo hast du überhaupt so lange gesteckt?«

      »Eine Besorgung gemacht, da diese Verlobung bereits fällig war. Hätte ich allerdings gewußt, daß sie heute schon stattfinden würde, wäre ich selbstverständlich als erster Gratulant erschienen. So jedoch kramte ich ahnungslos in Onkel Theos Schatzkästlein so lange herum, bis ich fand, was ich suchte.«

      Ehe Karola es sich recht versah, hing ihr eine Goldkette am Hals, an der ein altertümlicher Anhänger glänzte. Ein Smaragd von köstlicher Schönheit.

      »Mein Gott, Gun, das hier ist ja ein Vermögen.«

      »Gar nicht so schlimm«, ließ der Schelm sie nicht ausreden. »Den Anhänger erstand ich ja bei Onkelchen, und der überläßt mir alles zum Einkaufspreis.«

      So hatte sie denn die Lacher auf ihrer Seite und tat vergnügt mit.

      Ist das ein kleiner Schlauberger, dachte Ermenia amüsiert. Sie hat noch nicht einmal gelogen. Sie war ja tatsächlich im Antiquariat, wo sie nebenbei den Anhänger erstand.

      Kurz vor dem Abendessen traf noch ein Gast ein, Egon Wiederbach. Von seiner Reise zurückgekehrt, erfuhr er durch den Diener von Karolas Verlobung, zog sich rasch um und war nun da, herzlich von den Gastgebern begrüßt. Es wurden gemütliche Stunden, die man miteinander verlebte.

      Enno war glücklich, als Hanna ihm anbot, fortan das Wochenende hier zu verleben. Als man sich am späten Abend trennte, stand man in Bausch und Bogen auf du und du – und eine Freundschaft fürs Leben war geschlossen.

      »Nur immer hereinspaziert!« rief Ermenia munter, als es klopfte, weil sie genau wußte, wer da noch so zwischen Mitternacht und Morgengrauen Eintritt begehrte. Gun erschien, setzte sich auf den Bettrand und begann ohne Umschweife:

      »Ganz aus Gold ist die Truhe gerade nicht, aber die reichen Ornamente sind es ohne Zweifel. Onkelchen war ganz begeistert, machte sich sofort an die Säuberung, und nun erstrahlte die Truhe im herrlichen Glanz. Er hat sie auch geöffnet, was ungeheuer schwierig war. Aber da er ja allerlei Spezialwerkzeuge besitzt, klappte es endlich doch. Und was meinst du wohl, was darin steckt? Schmuck, Ermelchen.«

      »Ach du lieber Gott!« schnellte diese wie ein Gummiball im Bett hoch. »Womöglich der berühmte Schatz wie im Märchen!«

      »So gerade nicht«, lachte Gudrun amüsiert. »Aber immerhin sind die Ketten, Spangen, Broschen und so weiter sehr wertvoll, da sie außer dem edlen Metall und herrlichen Steinen auch noch Altertumswert besitzen. Und was sagst du nun?«

      »Was soll ich da schon sagen«, ließ Ermenia sich wie erschöpft in die Kissen zurücksinken. »So einem Schreck zur nächtlichen Stunde bin ich nicht gewachsen.«

      »Wird sich sofort legen, da es ja ein freudiger Schreck ist«, blieb das Mädchen ungerührt. »Ich habe mit meinem Onkel auch über die alten Schriften gesprochen. Hättest mal sehen sollen, wie seine Augen hinter den dicken Brillengläsern begehrlich funkelten. Ein Wort von Arvid, und er hat den Experten in der Bibliothek, auch ohne Bezahlung.«

      »Kind, Kind«, murmelte die Baronesse. »Würde dein Onkel das ankaufen, was er für wertvoll hält?«

      »Sofort, Ermenia. Erstens gehört es zu seinem Geschäft, und dann hat er so viel Geld, um auch Stücke anzukaufen, die er nicht gleich reißend los wird.«

      »Und wir können Geld doch so nötig brauchen«, sagte Ermenia leise. »Ich spreche, sofern ich sie allein erwischen kann, mit Erdmuthe und Rupert. Dann wollen wir beraten, was geschehen soll. Vorerst hab recht herzlichen Dank, du gutes Kind.«

      »Wofür denn, Tante Ermenia. Ich tue mir gewiß den größten Gefallen, wenn ich euch helfen kann. Schlaf gut, Ermelchen, und träume davon, daß ihr bald reiche Leute sein werdet.«

      Lachend entschwand sie und schlief den Rest dieser Nacht wie ein Mensch, der eine gute Tat vollbracht hat.

      Ermenia hingegen konnte keinen Schlaf finden, dafür war sie zu aufgewühlt. Früher als gewöhnlich stand sie auf, ungeduldig auf den Augenblick wartend, wo sie Erdmuthe und Rupert allein sprechen konnte.

      Endlich glückte es nach dem Frühstück, das Gudrun heute verschlief. Arvid, der es sehr eilig hatte, entfernte sich, noch am letzten Bissen kauend, und so hatte denn Ermenia die beiden allein für sich, die bei dem, was sie da zu hören bekamen, kaum zu atmen wagten. Doch bevor sie sich noch dazu äußern konnten, trat Gudrun ein. Prüfend schweiften die Blauaugen von einem zum anderen, dann sagte das Mädchen zögernd:

      »Erst mal einen guten Morgen allerseits – und dann: Hat Tante Ermenia gesprochen?«

      »Eben jetzt«, gab diese Antwort.

      »Na und? Soll ich mit meinem Onkel …«

      »Bitte nicht«, wehrte Erdmuthe hastig ab. »Wir müssen erst mit Arvid sprechen, denn er ist ja schließlich der Erbe von Hörgishof und somit von allem, was zu ihm gehört. Hast du Gun erzählt, Menia, wie ungehalten er war, daß wir über seinen Kopf hinweg schon einige Stücke verkauften?«

      »Ja. Auch daß er sich verbeten hat, ohne seine Zustimmung noch mehr zu veräußern.«

      »Dann weißt du ja Bescheid, mein Kind.«

      »Ganz recht, Tante Erdmuthe«, blitzte es in den Mädchenaugen böse auf. »Ich weiß auch noch mehr, nämlich daß Arvid ein großer Egoist ist, der euch lieber Entbehrungen auferlegt, als die wertvollen Sachen, die hier so ›brachliegen‹, zu Geld zu machen.

      Warum nur, um alles in der Welt? Etwa aus Hochmut, sich unter die Verkäufer zu mischen? Er verkauft doch auch seine landwirtschaftlichen Erzeugnisse, wobei ihm bisher noch keine Perle aus seiner siebenzackigen Krone fiel.

      Mein Vater hätte ihm so gerne als Dank für Karolas und meine Rettung in der Silvesternacht ein fast zinsloses Darlehen angeboten, als er ihn Anfang Januar zufällig im Ratskeller traf, doch bei so viel eisiger Unnahbarkeit wagte er es einfach nicht.

      Und ich«, klangen nun in ihrer Stimme die unterdrückten Tränen mit, »mir hat es immer so bitter weh getan, mit ansehen zu müssen, wie ihr sparen und immer nur sparen müßt. Ich hätte weinen mögen, wenn ich eure versorgten Gesichter sah, denn ich habe euch doch – lieb.«

      Erschüttert sahen sie auf das junge Menschenkind, dem jetzt die hellen Tränen übers Gesicht liefen. Und als dann die Baronin sprach, klang ihre Stimme nicht ganz klar:

      »Das war ein beglückendes Wort, mein Liebling. Und das andere – damit tust du Arvid unrecht. Es ist ihm schwer genug,


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