Erobert vom Wilden Wolf: Geheulte Liebe. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.Eine Windbourn zeigt niemals öffentlich Schwäche. Nicht weinen, Schatz. Niemals, niemals weinen, wo dich jemand sehen kann.
Heilige Scheiße. Wie oft hatte ich meine Mutter das sagen hören?
Scheinbar oft genug, denn das Stechen der Tränen war sofort vertrocknet. Mit einem tiefen Seufzer ging ich ums Auto, zog die Schlüssel aus dem Zündschloss und öffnete den Kofferraum. Wenn ich schon das ganze Auto auspacken musste, dann konnte ich auch gleich damit anfangen.
„Etwas Hilfe gefällig?“
Die Stimme war tief, männlich, und durchfuhr mich wie ein elektrischer Schlag. Ich erschrak und schlug mir den Kopf am offenen Kofferraumdeckel an, dann drehte ich mich langsam auf dem Absatz herum und blickte dort auf den schärfsten Mann, den ich je gesehen hatte.
Er war bestimmt über zwei Meter groß, mit goldbraunen Haaren und bernsteinfarbenen Augen, die mich mit Laserfokus anblickten. Er gaffte nicht, sondern blickte mir direkt in die Augen. Irgendwie machte das aber keinen Unterschied. Ich hatte das Gefühl, dass er auch so jeden Zentimeter von mir in sich aufnahm, ohne auch nur mit den Augen über meinen Körper zu wandern.
„Ich, äh, habe einen Platten.“ Ich versuchte, um ihn herum zu blicken, aber ich sah weder Auto noch Motorrad. Was hatte er gemacht? War er hier raus gelaufen? „Wo ist Ihr Auto?“
Er lachte, und ich stellte fest, dass ich zurücklächelte. Er steckte sich die Hände in die Hosentaschen seiner Jeans und stand lässig da. „Gleich hinter diesem Hügel liegt ein Fischteich.“ Er deutete mit dem Kinn nach hinten. „Ich habe Ihr Radio gehört, und dann den Reifen platzen. Dachte mir, Sie könnten ein wenig Hilfe gebrauchen.“
Oh. Verdammt. Er hatte gehört, wie ich Taylor Swift rausgedröhnt hatte? Ich spürte, wie meine Wangen rosa anliefen, aber dagegen konnte ich rein gar nichts tun. Und meine Mutter hatte mir nie Windbourn-Regeln über Musik mitgegeben.
„Ich kann Ihnen den Reifen wechseln. Oder ich kann meinen Cousin Drake anrufen, und er kann rauskommen und Sie abschleppen.“
„Hier ist kein Empfang“, platze ich hervor.
Seine wendige, muskulöse Gestalt steckte in einem Paar gut abgetragener, gut geformter Jeans. Sie lagen eng an seinen Hüften und seinem Hintern an, und auch seiner...ähm, recht großen Ausstattung. Als mir klar wurde, dass ich diejenige war, die gaffte, zuckte mein Blick hoch an seinen flachen Bauch, seine breite Brust und die noch breiteren Schultern. Ein schlichtes schwarzes T-Shirt dürfte eigentlich gar nicht so gut aussehen. Und seine Arme, in denen die Muskeln spielten, und die großen Hände auch nicht.
Große Hände bedeuteten—
„Also, haben Sie einen Wagenheber?“, fragte er.
Ich blickte ihm ruckartig in die Augen und sah, wie die Mundwinkel an seinen vollen Lippen leicht nach oben wanderten. Oh ja, er hatte mich dabei erwischt, wie ich ihn anstarrte, und meine Wangen hatten inzwischen wohl die gleiche Farbe wie mein Kleid.
Während ich den Kopf schief legte und überlegte, trat er vor und streckte mir seine Hand hin. Ich hätte schwören können, dass einen klitzekleinen Moment lang seine bernsteinfarbenen Augen dunkelbraun wurden. „Ich heiße Kade.“
Ich wusste, dass ich solche Fantasien nicht haben sollte, aber ich wollte seine Haut spüren. Wollte sehen, wie groß seine Hand im Vergleich zu meiner war. Ich wollte, dass er mich berührte, und fragte mich, ob ich mich bei ihm vielleicht sogar klein und feminin fühlen würde. Irgendwie beschützt. Ich legte meine Hand in seine, und es war, als würde mein ganzer Körper mit einem Brüllen zum Leben erwachen.
Diese Hormonbombe, von der alle glaubten, dass sie bald platzen würde?
Boom.
„Lily... Lily Windbourn.“
2
Kade
Verdammte. Scheiße. Eine Windbourn? Hier? Im Black Falls-Revier?
Kein Wunder, dass ich mich von ihr angezogen gefühlt hatte, den inneren Drang gehabt hatte, einem Auto hinterherzulaufen, das am Rand des Nationalparks entlangfuhr. Ich hatte sie mühelos riechen können, und das war kein Wunder. Sie saß in einem verdammten Cabrio. Pfirsich-und-Vanille-Shampoo und noch etwas, das ich nicht definieren konnte. Etwas, das sie einzigartig machte.
Langes, dunkles Haar fiel ihren Rücken hinunter, vom Wind ganz zerzaust. Ihre Wangen waren sonnengebräunt, ihre Lippen voll, und ich wollte sie küssen. Und ihre Augen. Scheiße, ihre Augen waren so blass, so lebendig. Ich sah darin eine Mischung aus Sorge und Neugier. Sie war an mir interessiert, aber ohne ihren Geruch, ohne dass ich eine neue Note von Erregung aufnehmen konnte, würde ich mir nicht sicher sein können. Ihr Wolf zeigte sich jedenfalls nicht. Oh nein, denn wenn das so wäre, dann hätte ich sie inzwischen über ihre Motorhaube gebeugt, ihr Kleid hochgeschoben und mein Schwanz tief in ihr versenkt.
Ich wollte heulen. Mein Wolf begehrte sie, trat sogar einen Moment lang an die Oberfläche. Verdammt, ich wollte sie. Wollte sie berühren und schmecken und hören, wie sie meinen Namen flüsterte, während ich sie mit meinem...
Aber klar doch. Das würde ich mir nicht antun, nicht mit ihr. Ich musste mir eine Hand über den Schwanz halten, um meine Reaktion vor ihr zu verbergen. Meine Lust. Unvermitteltes Brennen. Den Drang, sie zu beißen, zu markieren, sie an mich zu reißen. Und das war es mehr oder weniger auch. Es war intensiv, mächtig. Dieses Begehren, sie zu nehmen, sie an mich zu binden, brüllte mir im Kopf, bis es mir ganz schön schwer fiel, mich auf den Small Talk zu konzentrieren.
Was zum Teufel? Klar, ich hatte mich schon öfters zu Frauen hingezogen gefühlt, konnte ihr Interesse riechen, aber so war es noch nie gewesen. Nein, ich konnte Lily fast schon schmecken. Mir lief das Wasser im Mund zusammen bei dem Gedanken daran, genau das auch zu tun. Ihre Lippen, und tiefer unten auch. Ihre Nippel, die sich durch den dünnen Stoff ihres rosa Kleides deutlich abzeichneten. Und noch weiter unten, an dem süßen Punkt, an dem ihre Oberschenkel zusammentrafen.
Ja, ich wollte die Pussy einer verdammten Windbourn lecken. Die Windbourns waren die mächtigste Werwolffamilie im Osten, verdammt, vielleicht sogar auf der ganzen Welt. Was hatte sie hier zu suchen? Das hier war Black Falls-Revier. Wir hatten die Kontrolle über diesen Bereich des Landes. Was zum Teufel hatte sich ihr Alpha dabei gedacht, sie alleine hierher zu schicken? Hatte sie überhaupt die Erlaubnis, hier zu sein? Oder würde es ein ganzes Hornissennest an Ärger aufwirbeln, sie in die Stadt mitzunehmen?
Das war eine dämliche Frage. Natürlich würde sie haufenweise Ärger aufwirbeln. Sie roch himmlisch, mächtig und süß und reif dafür, gepflückt zu werden. Es war ein Glück, dass ich sie zuerst gerochen, zuerst gefunden hatte. Sobald andere alleinstehende Männer in der Gegend das süße Pfirsich-und-Vanille-Aroma erst einmal aufgenommen hatten, würde ich mit meinem Interesse nicht mehr alleine sein. Was bedeutete: wenn ich das Recht erwerben wollte, sie im Mondlicht an mich zu nehmen, für sie zu sorgen, mich um ihre Lust zu kümmern, während ihr Körper die beinahe grausame Lust eines Erwachens durchlitt, dann würde ich wahrscheinlich dafür kämpfen müssen würde.
Als selbst dieser Gedanke meinen Wolf nicht abschreckte, wusste ich, dass ich ihr jetzt schon Hals über Kopf verfallen war. Verdammt.
Ich konnte sie nicht anrühren. Nicht hier. Nicht jetzt. Die Regeln des Rudels besagten, dass ich sie in einer offiziellen Zeremonie in Besitz nehmen müssen würde, während alle anderen Anwerber ihr nahe waren und ihren Geruch und ihren Schutz anbieten konnten. Aber danach zu schließen, wie ihre Haut roch, und welches Interesse sie mir mit diesen eisblauen Augen entgegen sandte, würde ich schon bald genug meine Chance haben. Ihr Wolf war ruhig, aber das würde nicht lange so bleiben. Ich schätzte, dass ihre Zeit bald kommen würde. Schon richtig bald, nachdem schon mein Anblick ihren Körper zum Leben erweckt hatte. Dem Duft nach zu urteilen, den sie gerade verströmte, war ihr Höschen ruiniert. Mein Wolf freute sich darüber, denn sie zeigte eine klare Reaktion. Und wenn ihr Wolf erst hervorgetreten war? Dann würde sie mit mir spielen, und mit niemandem sonst. Besitznahme-Zeremonie hin oder