Von ihren Partnern entführt. Grace Goodwin

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Von ihren Partnern entführt - Grace Goodwin


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auf der Erde, um überhaupt an das All zu denken. Aber das hatte sich verdammt schnell geändert.

      „Ich fühle mich wie ein Häftling. Gibt es einen Grund dafür, dass ich immer noch festgeschnallt bin?“ Ich knickte die Handgelenke und ballte die Hände zu Fäusten.

      „Viele unserer Freiwilligen sind, wie Sie wissen, Häftlinge.“

      „Also sind sie nicht wirklich Freiwillige“, entgegnete ich.

      Sie spitzte die Lippen. „Ich werde mich mit Ihnen nicht um die Wortwahl streiten, Miss Smith, aber durch Ihre Militärerfahrung muss Ihnen bewusst sein, dass es manchmal im besten Interesse einer Person sein kann, in ihrer Bewegung eingeschränkt zu sein. Während unserer Tests werden Frauen oft...unruhig. Wir müssen für ihre Sicherheit sorgen.“

      „Und jetzt?“, fragte ich.

      Sie blickte auf meine Fäuste. „Jetzt ist es dafür gut, dass Sie stillhalten, während eventuell notwendige Präparationen oder Körpermodifikationen für den Transport vorgenommen werden.“

      „Körpermodifikationen? Aufseherin, befreien Sie mich auf der Stelle von diesen Fesseln.“ Ich hörte die Härte in meiner Stimme und hoffte, sie wusste, dass ich nicht mit mir spaßen ließ.

      Sie zuckte mit keiner Wimper. „Keine Sorge, Sie werden nicht bei Bewusstsein sein, wenn diese vorgenommen werden. Sie haben die Dokumente bereits unterschrieben, und die Zuordnung hat stattgefunden, Miss Smith. Aus diesem Grund sind Sie nicht länger Bürgerin der Erde, sondern eine Kriegerbraut auf Prillon Prime, und als solche unterliegen Sie den Gesetzen und Bräuchen Ihrer neuen Welt.“

      „Gehört dazu, gefesselt zu sein?“

      Sie legte den Kopf schief. „Wenn Ihr Gefährte das so wünscht.“

      „Ich will keinem Mann zugeordnet werden, der mich festbindet!“

      „Sie sind zugeordnet worden, Jessica, und zwar einem tapferen Krieger von der dortigen Welt. Sie sollten stolz darauf sein, sich ihm hinzugeben.“

      „Sie denken, nur, weil er Soldat ist, soll ich mich ihm beugen? Was war dann ich? Ich habe gekämpft. Ich habe getötet.“

      Die Aufseherin stand auf und kam um den Tisch herum.

      „Das weiß ich, aber manchmal ist es ausgesprochen schwer für so starke Frauen wie Sie, einen Gefährten zu finden, der dominant genug ist, um mit Ihren... ähm... Bedürfnissen zurechtzukommen.“

      Ach du liebe Scheiße, wurde sie etwa rot? Die schmallippige Aufseherin lief in drei verschiedenen Rottönen an. Was zum Teufel wollte sie damit sagen?

      „Denken Sie daran, Jessica: er ist ebenso Ihnen zugeordnet worden. Was Sie brauchen, das wird er Ihnen geben. Es ist sein Recht, seine Pflicht, und vor allen Dingen sein Privileg.“ Dann lächelte sie, mit einem wehmütigen Ausdruck in den Augen. „Kein Verstecken mehr. Sie werden sich gegen ihn wehren, das merke ich schon, aber ich verspreche Ihnen, er wird den Preis wert sein, den Sie bezahlen werden.“

      „Welchen Preis?“ Wohin zur Hölle schickte sie mich da? Ich hatte nicht eingewilligt, mich von irgendeinem Mann dominieren zu lassen. Meine Pussy zog sich zusammen bei der Erinnerung an die kräftige Hand um meine Kehle in der Abfertigungs-Simulation, aber der Mann, der stark genug war, um mich zu nehmen und meinen Willen zu beugen, war mir noch nicht begegnet. Ich bezweifelte, dass ein solcher Mann existierte.

      „Geben Sie nach.“ Während sie sprach, drückte die Aufseherin einen Knopf am Ende meines Stuhles, und eine grelle blaue Öffnung erschien in der Wand. Immer noch festgeschnallt, war ich machtlos, als eine lange, ausgesprochen große Nadel erschien. Ich versuchte, mich davonzuwinden, mich dagegen zu wehren, aber ich konnte mich nicht rühren. Die Nadel war an einem langen Metallarm an der Wand befestigt.

      „Leisten Sie keinen Widerstand, Jessica. Ihnen wird nichts geschehen. Das Gerät implantiert Ihnen nur Ihre dauerhaften NPUs.“

      Die Nadel brannte, als sie mir in die Schläfe fuhr, aber sonst nichts weiter. Eine weitere kam aus der gegenüberliegenden Wand hervor und wiederholte die Aufgabe an meiner anderen Schläfe. Ich fühlte mich nicht anders als vorher, also atmete ich tief auf. Der Stuhl senkte sich, ähnlich wie beim Zahnarzt, aber ich wurde in eine Art warmes Bad eingetaucht. Blaues Licht umgab mich.

      „Wenn Sie aufwachen, Jessica Smith, wird Ihr Körper auf die Paarungsbräuche von Prillon Prime sowie auf die Erfordernisse ihres Gefährten hin vorbereitet worden sein. Er wird auf Sie warten.“ Sie klang eintönig, als hätte sie denselben Satz bereits unzählige Male ausgesprochen.

      Prillon Prime. „Jetzt gleich?“

      „Ja, jetzt gleich.“

      Aufseherin Egaras knappe Stimme war das Letzte, was ich über das leise Surren der elektrischen Gerätschaften und Lichter hinweg hörte. „Ihre Abfertigung beginnt in drei... zwei...“

      Ich spannte mich an, wartete darauf, dass sie das Ende ihres Countdowns erreichte, aber ein rotes Licht blitzte über mir auf, und ihr Kopf fuhr herum und starrte auf einen Bildschirm, den ich nicht sehen konnte.

      „Nein. Das kann nicht stimmen.“ Ihr Stirnrunzeln wandelte sich zu Schock, dann Verwirrung, während ich die ganze Zeit über nackt in dem dämlichen blauen Badewasser wartete—wann war ich denn nackt geworden, und was war mit meinem Nachthemd passiert?—und mich fühlte, als wäre ich zu drei Vierteln besoffen.

      „Was ist los?“

      „Ich weiß es nicht, Jessica. Dies ist noch nie zuvor passiert.“ Sie blickte finster auf das Programm-Tablet in ihrer Hand hinunter. Ihre Finger flogen über den Bildschirm, als tippte sie gerade eine ausgesprochen lange, äußerst komplizierte Nachricht.

      „Was ist denn?“

      Sie schüttelte den Kopf, ihre Augen groß und verwirrt. „Prillon Prime hat Ihren Transport verwehrt.“

      Was zur Hölle sollte das denn heißen? Meinen Transport verwehrt? Was wollten die denn von mir, dass ich in ein Raumschiff steige? War ihr Transporter kaputt, oder war ihnen was auch immer für eine Stromquelle dafür ausgegangen? „Ich verstehe nicht.“

      „Ich auch nicht. Die haben das Protokoll von ihrer Seite aus abgewürgt. Sie wollen Ihre Ankunft nicht anerkennen, und auch nicht Ihr Recht, Ihren Gefährten in Besitz zu nehmen.“

      2

       Jessica

      Am Tisch festgeschnallt musste ich untätig zusehen, wie Aufseherin Egara wütend auf ihrem Tablet herumtippte. Ich zerrte an meinen Fesseln, aber ich wusste, dass meine Bemühungen vergebens waren. Mit jedem Pling ihres Tablets, wenn eine neue Nachricht eintraf, runzelte sie noch tiefer die Stirn und bewegte die Finger noch schneller, mit ruckartigen, hastigen Bewegungen, als würde sie demjenigen, mit dem sie da quer über die Weiten des Weltalls hinweg kommunizierte, am liebsten eine verpassen.

      Ich hatte während meiner Zeit beim Militär, und danach als Enthüllungsreporterin, auf die harte Tour gelernt, geduldig zu sein. Ich konnte meiner Beute tagelang auflauern, und ich wurde der Jagd nicht müde. Ich wusste, wann ich warten musste, und wann ich besser als Erste schießen sollte. Aggressionen würden mir in dieser Situation keine Punkte verschaffen, besonders, da ich gefesselt war—selbst wenn mein Frust so groß war, dass ich die Fesseln wie der unglaubliche Hulk vom Stuhl reißen wollte.

      „Aufseherin, bitte sagen Sie mir doch, was los ist.“

      Ja, das klang ruhig. Gut gemacht.

      Die Aufseherin biss sich auf die Lippe und sah mit einem Mal aus wie die junge Frau Mitte Zwanzig, die sie ja auch war. Ihre Schultern sackten zusammen, als trüge sie eine große Bürde und Verantwortung. Vielleicht war es auch so. Es war ihr Job, dafür zu sorgen, dass alle Frauen—egal aus welchem Grund—gut und sicher zugewiesen und an ihren Zielort überstellt wurden, wo auch immer im Universum das war.


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