Von ihren Partnern entführt. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.sind frei, Miss Smith.“
Sie hob eine Ecke der Decke hoch und wischte mir ein paar Tropfen der blauen Flüssigkeit aus dem Augenwinkel, wo sie sich angesammelt hatte und mir über die Wangen lief wie Tränen.
Ich war frei. Keine Verurteilung. Kein Gefängnis. Kein scharfer Kerl von einem anderen Planeten.
„Gehen Sie nach Hause.“
Ich wollte nicht nach Hause. Ich hatte kein Zuhause. Keinen Job, keine Freunde und keine Zukunft. Da ich in einer weit, weit entfernten Galaxis sein sollte, war mein Bankkonto leergeräumt und mein Haus verkauft worden. Wenn eine Frau den Planeten über das Bräute-Programm verlässt, wird ihr Hab und Gut aufgeteilt, als wäre sie verstorben. Tot und vorbei, kein Weg zurück. Ich hatte niemanden, der meinen Toaster oder meine abgewetzte Couch haben wollen würde, also musste ich annehmen, dass alles wohltätigen Zwecken zugekommen war.
Ich war die erste Braut, die je wie ein geprügelter Hund zurück nach Hause geschickt wurde, mit eingezogenem Schwanz, eines außerirdischen Gefährten unwürdig.
Wenn ich aus dem Abfertigungs-Zentrum spazieren und mich in der Stadt sehen lassen würde? Nun, die Schurken, die mich in diese Lage gebracht hatten, würden ihre Schläger schicken, um zu beenden, was sie angefangen hatten. Sobald die erfuhren, dass ich noch auf der Erde war, würden sie innerhalb von Stunden ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt haben.
Andererseits war ich kein verwöhntes Prinzesschen. Ich hatte eine Notfalltasche gepackt, einen Packen mit Kleidung und Bargeld, wie es mir ein Freund, der in Übersee als Spion arbeitete, als überlebensnotwendig eingebläut hatte. War ich froh, dass ich auf ihn gehört hatte. Nun musste ich nur zu meinem Schließfach, von dem niemand wusste, und konnte neu beginnen. Ich war frei. Einsam. Elend. Gekränkt. Aber es stand mir frei, zu tun, was immer ich wollte...wie etwa, eine Gruppe von korrupten Beamten und Politikern auffliegen zu lassen.
Diese hinterhältigen Bastarde glaubten, dass ich fort war, den Planeten verlassen hatte. Nicht länger ihr Problem war. Vielleicht war dies das einzige Glück, das ich heute haben würde.
Ich schwang die Beine vom Tisch und lächelte, plötzlich von einer unerwarteten Heiterkeit erfüllt. Ich war vielleicht nicht gut genug dafür, von einem Alien gefickt zu werden, aber ich war sehr gut mit einem Teleobjektiv. Ich betrachtete es als meine persönliche Art von Scharfschützengewehr. Ein einziges perfekt geschossenes Foto reichte schon aus, um jemanden zu stürzen, seine Lügen auffliegen zu lassen, sein Leben zu ruinieren. Wenn meine Kamera eine Waffe war, dann hatte ich schon eine kilometerlange Abschussliste. Wenn ich ein Geist war, während ich dieser Beschäftigung nachging—eine Person, die nicht einmal auf der Erde sein sollte—, dann umso besser.
Ich hüpfte vom Tisch, klammerte die Decke vor mir zusammen, aber bereute die plötzliche Bewegung sofort, denn das Zimmer begann sich zu drehen. Aufseherin Egaras Arme fuhren hervor, um mich aufzufangen, und ich nickte ihr dankend zu.
Es war Zeit, zu gehen, aber es gab eine Sache, die meine masochistische Ader unbedingt wissen musste. Wenn ich meine Chancen auf eine andere Welt hier in diesem Zimmer zurücklassen musste, dann wollte ich es wissen. „Wie hieß er?“
Aufseherin Egara runzelte die Stirn. „Wer?“
„Mein zugewiesener Gefährte?“
Sie zögerte, als würde sie über Staatsgeheimnisse entscheiden, dann zuckte sie die Schultern. „Prinz Nial. Der älteste Sohn des Primus.“
Da lachte ich auf. Ich wäre doch tatsächlich eine Prinzessin geworden, hätte ich die Erde verlassen können. Einem außerirdischen Prinzen zugewiesen, in Ballkleider und unmögliche Schuhe gequetscht, mein langes blondes Haar nicht durch meinen üblichen Pferdeschwanz gebändigt, sondern mit juwelenbesetzten Haarnadeln aufwändig hochgesteckt, wie es meinem königlichen Rang gebührte. Hilfe, ich hätte Wimperntusche und Lippenstift tragen müssen, denn meine blasse Haut war ungeschminkt nicht gerade ansehnlich.
Eine Prinzessin? Niemals. Vielleicht war das der wahre Grund für meine Ablehnung gewesen. Ich war eindeutig und ohne Zweifel kein Aschenbrödel.
„Ich denke, es ist besser so, Aufseherin. Ich bin nicht gerade aus Prinzessinnen-Holz geschnitzt.“ Ich kam besser mit einem Dolch zurecht als der flinken Zunge eines Politikers, und besser mit einem Gewehr als einem Tanzpartner. Und das war die traurige Wahrheit. Wer auch immer dieser Prinz Nial war, er war gerade nochmal davongekommen.
Von mir.
Vielleicht war dieser Prinz ohne mich besser dran. Das hieß noch lange nicht, dass ich tief in mir, wo die Emotionen dieser anderen Frau und ihrer Besitznahme-Zeremonie noch nachhallten, dieser Traum, in dem ich für wenige Augenblicke gewusst hatte, wie es sich anfühlt, begehrt zu sein, geliebt, gefickt und von den Gefährten in Besitz genommen, dass ich nicht zutiefst verletzt war.
Prinz Nial von Prillon Prime, an Bord des Schlachtschiffes Deston
Als ich auf den Anzeigeschirm zustürmte, um mit meinem Vater zu sprechen, war ich wie betäubt. Ich fühlte mich, als wäre mein Körper federleicht, nicht schwerer als ein Kind. Es würde am Einfachsten sein, mit meinem Vater zu interagieren, wenn ich keine Emotionen zeigte.
Die Cyborg-Implantate, die während meiner Gefangenschaft in der Hive-Integrationskammer in meinen Körper injiziert worden waren, waren mikroskopisch klein und konnten nicht entfernt werden, ohne mich dabei zu töten. Daher galt ich nun als verseucht, ein Risiko für die Männer unter meinem Kommando und die Bevölkerung meines Planeten. Ich sollte behandelt werden wie ein höchst gefährliches feindliches Wesen. Zumindest war das die allgemein vorherrschende Ansicht. Krieger, die mit Hive-Technologie verseucht waren, wurden üblicherweise in eine der Kolonien verbannt, wo sie den Rest ihrer Tage als Schwerarbeiter verlebten. Sie nahmen keine Bräute. Und sie wurden nicht zum Primus der Zwillingswelten von Prillon.
Mein Geburtsrecht als Erbe des Primus und Prinz meines Volkes hatte mich davor bewahrt, sofort in die Kolonien verbannt zu werden. Aber es gab etwas, das mir noch wichtiger war, und das war nicht die Person, die den Anzeigeschirm vor mir ausfüllte.
Ich starrte auf das bemüht ausdruckslose Gesicht eines Mannes, der doppelt so alt war wie ich. Er sah mir recht ähnlich, nur älter und ohne die Cyborg-Implantate. Er war riesig, mit kämpferischem Gesicht und einer maßgefertigten Rüstung, die ihn noch größer wirken ließ als seine ohnehin schon über zwei Meter. Er war der Primus von zwei Planeten voller ausgewachsener Krieger. Er musste stark sein. Beim geringsten Anzeichen von Schwäche würden seine Feinde ihn stürzen.
Und in diesem Augenblick stellte ich eine solche Schwäche für ihn dar. Ich war der missratene Sohn, der zu einer Cyborg-Bedrohung geworden war.
„Vater.“ Ich neigte meinen Kopf leicht zum Gruß, trotz des Zornes, der in meinen Adern pochte. Er gehörte vielleicht biologisch gesehen zu meinen Eltern, aber er war kein Vater.
„Nial, ich habe mit Commander Deston gesprochen. Ich habe den offiziellen Befehl erteilt, dich in die Kolonien zu überstellen.“
Ich biss die Zähne zusammen, um meine unmittelbare Reaktion zu unterdrücken. Soviel dazu, sich betäubt zu fühlen. Also würde mein Status als blutsverwandter Thronfolger mich doch nicht vor der Verbannung schützen. Er gab einen prillonischen Scheiß drauf, dass ich sein Sohn war. Ich war schadhaft, vom Hive ruiniert und nicht würdig, Anführer zu sein. Sein Sohn zu sein.
Jemand reichte ihm ein Tablet und er überflog, was darauf zu lesen war, während er weiter mit mir sprach und nicht einmal hochblickte. „Ich reise in wenigen Tagen an die Front, um unsere Krieger zu besuchen und den Zustand einiger unserer älteren Schlachtschiffe zu begutachten. Ich setze voraus, dass dein Transfer bis zu meiner Rückkehr abgeschlossen ist.“
Ich holte tief Luft und versuchte, meine Stimme so neutral und gutmütig klingen zu lassen wie seine. „Ich verstehe. Und was ist mit meiner Braut? Sie sollte doch bereits vor drei Tagen mittels Transport hier angekommen sein.“
„Du hattest