Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Tappert«, sagte Ewald Pfister und hob sein Glas. »Pfarrer Trenker ist um Sie zu beneiden, und ich werd’ uns’re Haushälterin zu einem Kochkurs zu Ihnen schicken. Auf Ihr ganz besonderes Wohl, meine Liebe, und herzlichen Dank für diesen außergewöhnlichen Gaumenschmaus.«

      »Wirklich«, nickte Margot Richter. »Ich hab’ ja schon in vielen Restaurants gegessen, aber bei Ihnen könnt’ so mancher Koch noch etwas lernen.«

      Auch wenn die Haushälterin diese Komplimente gewöhnt war, so freute es sie doch jedesmal wieder neu, sie zu hören.

      Als letzter Gang wurde ein Dessert serviert, das aus marinierten Beeren bestand, die mit etwas Maraschino beträufelt waren. Sophie Tappert hatte sie in Glasschüsseln angerichtet und obenauf eine Kugel Vanilleeis gelegt. Die Ränder der Schüsseln waren mit kleinen Sah-netupfern verziert.

      Daß das Eis ebenfalls hausgemacht war, verstand sich natürlich von selbst.

      »Wunderbar«, seufzte Ewald Pfister und lehnte sich aufatmend zurück.

      Angesichts des guten Essens sah sich Sebastian veranlaßt, einen Verdauungsschnaps anzubieten. Der Obstler war von einem hiesigen Bauern gebrannt worden, der die Erlaubnis dazu besaß.

      Zu Kaffee und Obstler ging man auf die Terrasse. Immer noch war es wunderbar lau, und vom Hotel hörte man schon gedämpft die Musik herüberschallen, die ankündigte, daß der Tanzabend begonnen hatte.

      Während des Essens hatte Sebastian immer wieder zu Angela Pfister und Stephan Richter geschaut, die nebeneinander saßen und sich unterhielten. Der Bergpfarrer hatte den Eindruck, daß sich etwas in der Beziehung der beiden zueinander geändert hatte. Sah es gestern noch so aus, als könnten sie sich nicht ausstehen, so mußte man heut annehmen, daß sie sich nie besser verstanden hätten.

      Und dann kam noch eine Überraschung.

      Claudia und Max verabschiedeten sich schon bald mit dem Hinweis, auf den Tanzabend gehen zu wollen.

      »Das hatten wir eigentlich auch vor«, sagte Stephan und deutete auf sich und Angela. »Wenn ihr nix dagegen habt.«

      »Nein, nein, geht nur«, rief seine Mutter, und Angelas Eltern nickten.

      »Na, dann geh’n wir doch zusammen«, sagte Max.

      Sie verabschiedeten sich und gingen zum Hotel hinüber. Sebastian, der mit den aneren auf der Terrasse zurückgeblieben war, schaute nachdenklich vor sich hin.

      Er überlegte, was das triumphierende Lächeln zu bedeuten hatte, das sowohl auf Margot Richters Gesicht als auch auf den Gesichtern des Ehepaars Pfisters lag.

      *

      »Du liebe Güte, ist das voll hier«, rief Angela durch den Lärm, um sich verständlich zu machen.

      »Das hab’ ich auch gedacht, als ich das erste Mal hier war«, lachte Claudia.

      Der Saal des Hotels schien zum Bersten voll. Überall standen die Leute herum, Saaltöchter schwirrten umher und bedienten die durstigen Gäste, auf der Tanzfläche wurde es zwischendurch immer wieder eng, und die Musiker der Blaskapelle spielten sich die Seelen aus den Leibern.

      »Kommt.« Max deutete auf einen Tisch, der in der Nähe des Eingangs stand.

      Hier saßen die Honoratioren des Dorfes. Claudia und Max hatten ihre Stammplätze hier, und wenn jemand einen Gast mitbrachte, wurde dieser ebenso herzlich willkommen geheißen.

      »Also, ich brauch’ jetzt ein Bier«, sagte der Polizist, als eine der Saaltöchter nach den Getränkewünschen fragte.

      Stephan schloß sich an, und die beiden jungen Frauen bestellten Weinschorlen. Aber lange hielten sie es nicht auf ihren Plätzen aus. Angela, die kaum Gelegenheit zum Tanzen hatte, ließ sich gerne von Ste-phan auf das Parkett führen, und als sie in seinen Armen dahinschwebte, da fühlte sie sich aufgeregt wie ein Teenager.

      »Das Kleid steht dir wirklich toll«, sagte Stephan und schaute sie nicht zum ersten Mal an diesem Abend bewundernd an.

      Angela freute sich über das Kompliment, und sie stellte fest, daß es sie vielleicht nicht so sehr gefreut haben würde, hätte es jemand anderer zu ihr gesagt.

      Aber auch der Juniorchef der Ritterbrauerei machte eine gute Figur. Er trug saloppe Freizeithosen, dazu ein passendes Jackett und ein weißes Hemd. Die Krawatte hatte er mit der Erlaubnis der Damen am Tisch, schon abgelegt. Es war aber auch sehr heiß auf dem Saal, und Stephan war nicht der einzige, der sich dieses Kleidungsstücks entledigt hatte.

      Angela sagte ihm, daß er ein sehr guter Tänzer sei, und er bedankte sich mit einem Lächeln.

      »Dabei hab’ ich nur einmal kurz eine Tanzschule besucht«, gestand er schmunzelnd. »Ich bin wohl ein Naturtalent.«

      Nach dem zweiten Tanz gingen sie an den Tisch zurück, allerdings gab es dort keine Ruhepause. Max wollte mit Angela tanzen, und Ste-phan forderte Claudia auf.

      Schließlich standen alle vier zusammen an der Sektbar und erfrischten sich.

      »Ein herrlicher Abend«, sagte Stephan und deutete auf das Getümmel im Saal. »Ich hätt’ nie

      gedacht, daß das hier so fröh-

      lich und ausgelassen zugeh’n würd’.«

      »Nach einer Woche harter Arbeit brauchen die Leut’ das einfach«, erklärte Max Trenker.

      »Aber bestimmt geht’s net immer so friedlich zu, oder?« wollte Angela wissen. »Man hört doch immer wieder von Wirtshausraufereien.«

      »Na ja«, schmunzelte der Polizeibeamte, »es stimmt schon, daß manchmal dem einen oder and’ren das Temperament durchgeht. Und meistens sind’s die Frauen, derentwegen sich die Burschen in die Haare geraten. Aber im großen und ganzen sind wir doch eher ein friedliches Völkchen.«

      Im selben Moment kam es auf der Tanzfläche zu einem Getümmel, als zwei Streithähne aneinander gerieten. Die Tanzenden stoben auseinander und bildeten einen Kreis um die am Boden liegenden Burschen. Max stellte sein Glas ab und eilte zu ihnen, um sie auseinanderzuzerren. Schließlich war er Polizist, auch hier, als Privatmann.

      Angela und Stephan sahen sich an.

      »Streiten die wirklich oder ist das jetzt Folklore?« fragte der junge Mann. »Dann wird einem aber wirklich was geboten für sein Geld.«

      Die Musiker hatten unverdrossen weitergespielt, wurden aber von den anfeuernden Rufen der Zuschauer übertönt. Angela drängte sich ängstlich an Stephan, der rasch seinen Arm um sie legte.

      »Keine Angst«, sagte er. »Laß uns ein bissel nach draußen geh’n, bis sich die Gemüter wieder beruhigt haben.«

      Die junge Frau nickte. Sie gingen zur Tür, und daß Stephan sie nicht aus seinen Armen ließ, war die selbstverständlichste Sache von der Welt.

      »Weißt du eigentlich, daß ich dich auf den ersten Blick überhaupt nicht mochte?« gestand sie, als sie ein Stückchen die Straße hinuntergegangen waren.

      Stephan schmunzelte.

      »Mir ging’s net anders«, antwortete er und legte seinen Arm noch fester um sie.

      Sie waren stehengeblieben. Der Himmel war sternenklar, und der Mond tauchte ihre Gesichter in einen silbrigen Schein. Angela hatte ihren Kopf gehoben und schaute ihn erwartungsvoll an. Ein Zittern durchlief ihren Körper, als sein Mund sich ihren Lippen näherte, und dann schlang sie ihre Arme ganz fest um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn.

      Wie flüssiges Feuer brannte sein Kuß auf ihrem Mund, und ein wohliger Schauer durchfuhr sie.

      »Ich hätt’ nie gedacht, daß ich mich in dich verlieben würd’«, flüsterte Stephan ihr ins Ohr. »Es hat lang’ gedauert, bis ich gemerkt hab’, was für eine wundervolle Frau du bist.«

      Ihre Hand strich über sein Gesicht, und ihre Augen strahlten im Licht des Mondes.

      »Ich liebe dich auch, Stephan«, sagte sie leise. »Es


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