Faith. Grace Goodwin

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Faith - Grace Goodwin


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Sie hatten sie auf der Erde aus dem Bett gezerrt und seitdem fehlte jede Spur von ihr. Ich konnte es mir nur schwer eingestehen, aber das war sehr, sehr beunruhigend. Wäre ihr Turm in der Zwischenzeit erloschen—die Lichtsäule war dank einer altertümlichen und rätselhaften Alien-Technologie irgendwie mit ihrer Lebensenergie verknüpft—, dann hätte ich jetzt keine Hoffnung mehr, sie zu finden. Ich war realistisch. Sie war seit beinahe zwei Wochen verschwunden. In den Fängen unbekannter Kidnapper. Mörder? Killer? Verräter? Wurde sie gefoltert?

      Ich wollte das Zimmer von Lady Jax filzen—sollte die Frau des Lords es je lange genug verlassen, damit ich es gründlich durchsuchen konnte. Ich hatte eigentlich gehofft, sie würden heute Abend zur Party gehen, zum royalen Empfang, der abgehalten wurde, um meine Schwester Trinity den Adeligen des Planeten vorzustellen—und allen anderen. Aber nein.

      An ihrer Stelle hatten sie ihren geliebten Sohn geschickt und gehofft, dass die zukünftige Königin ihn erwecken würde. Keine Ahnung, was sie sich davon erhofften. Nicht, wenn die Nachrichten bereits verkündeten, dass Trinity einen Partner hatte. Leo. Und ich kannte meine Schwester. Sie würde nicht fremdgehen, besonders, da die Jax-Familie jetzt im Mittelpunkt einer riesigen Untersuchung stand. Leo war ihr Mann. Sie gehörte zu ihm. Ich hatte ihn getroffen. Mit ihm geredet. Er war ein normaler, überfürsorglicher Alphatyp. Keine Ahnung, was meine Schwester sich dabei dachte, aber sie sah glücklich aus. Vielleicht dachte sie ja nicht …, dass sie jetzt von Lust und Liebe regiert wurde. Und sie war am Leben. Zwei zu null für uns.

      Aber das würde eine machthungrige Mutter nicht davon abhalten darauf zu hoffen, dass ihr Sohn meiner Schwester den Kopf verdrehen könnte. Die Frau brauchte wohl ein paar positive Schlagzeilen für den Familiennamen.

      Tja, wenn man vom Teufel spricht, denn Lady Jax kam in genau diesem Moment herein. Sie sah die Kreaturen und den Wein, der sich auf den Boden ergoss, als die größere der beiden Katzen dem Lord auf dem Arm herumstieg und seinen Becher fast umschubste. “Mein Lord, du machst wieder eine Schweinerei auf dem Teppich.” Ihre Stimme klang streng, wie eine erboste Nonne im katholischen Gymnasium. Seitdem die Sache mit Zel bekannt geworden war, war sie irgendwie ständig auf hundertachtzig.

      “Ich war’s nicht, Liebling. Sie ist schuld.” Lord Jax rieb sein Gesicht am Antlitz der weiblichen Kreatur. “Nicht wahr, Mieze?”

      Lady Jax verschränkte mild lächelnd die Arme vor der Brust. Ihr Partner lag ihr ohne Zweifel am Herzen. Er war ja auch ganz sympathisch. Anders als sie, die Auserwählte seines Schwanzes. “Ich glaube, du liebst die Viecher mehr als mich.”

      Mit hochgezogener Augenbraue blickte er zu ihr auf. Dann betrachtete er das bodenlange, hellgrüne Kleid, das sie anhatte, die zierlichen Sandalen an ihren Füßen, ihr leicht gewelltes Haar. Sie war eindeutig über fünfzig, aber immer noch attraktiv. “Glaubst du das, Frau?”

      “Du weißt, dass es so ist.”

      Er stand aus seinem Sessel auf und schob die protestierenden Kreaturen von seinem Schoß. Sie machte einen Schritt zurück, zu spät. “Komm, Liebling. Du siehst gestresst aus. Du brauchst etwas Erleichterung.”

      Sie schüttelte den Kopf, ihre Augen aber leuchteten vor Interesse. “Nein.”

      “Du sollst deinem Partner gehorchen, Frau.”

      “Dann versuch’s doch.” Sie lachte und rannte aus dem Zimmer und der alte Lord heftete sich an ihre Fersen.

      Ich musste grinsen. Konnte nicht anders. Die Dame des Hauses interessierte mich nicht sonderlich, außer wenn sie mit ihm war, und sie verdiente etwas Erleichterung. Mit Bediensteten, Besuchern und allen anderen Leuten, inklusive der Ermittler, die mehr als einmal in ihr Haus gekommen waren, blieb sie kühl. Berechnend. Nachtragend. Das Wort Diva wurde ihr nicht annähernd gerecht. Mit ihm aber?

      Ich nahm seinen Becher und blickte seufzend den Kreaturen nach, wie sie sich durch ihre spezielle Katzentür davon machten. Sie blieben nie da. Ließen sich nie von mir anfassen. So loyal waren sie ihrem einzig wahren Herrchen gegenüber, hatte man mir jedenfalls gesagt.

      Ich lief so leise wie möglich über den Flur und folgte dem Lord und der Lady des Hauses und fragte mich, wo die beiden es sich gemütlich machen würden. Meistens trug er sie in ihr Schlafzimmer, was mir keine Chance ließ, es zu durchsuchen.

      Und heute?

      Vor mir schlug eine Tür zu und durch die dicke Vertäfelung konnte ich ihr vergnügtes Gequietsche hören.

      Super! Sie waren in der Bibliothek. Ihr Zimmer war frei!

      Ich rannte zum Seitenschrank, stellte das halbvolle Glas ab und machte mich so schnell wie möglich ins Zimmer der Dame auf. Sonst blieb sie immer stundenlang dort drin. Jetzt oder nie!

      Ich schloss leise die Tür und betrachtete die hohen Decken und das geräumige Bett mit seinem seidigen Elfenbeinplumeau. Der Teppichboden war so dick, ich müsste ihn auf dem Weg nach draußen aufrauen, um keine Fußabdrücke zu hinterlassen.

      Ich begann am Schrank, öffnete und schloss alle Türen und Fächer. Ich durchsuchte Taschen. Schuhe. Dekorative Schachteln. Nichts.

      Dann ging ich zum Schreibtisch und wollte die Schublade öffnen. Sie war abgeschlossen. Verdammt.

      “Schlüssel. Wo ist der Schlüssel?” Es sah wie ein altmodisches Schloss aus. Das Schloss am Schreibtisch des Lords war sehr viel fortschrittlicher. Ich musste einen Fingerabdruck von einem seiner Weingläser kopieren und seine Stimme aufzeichnen, um es zu öffnen. Aber ich hatte nichts gefunden. Nur Geschäfts- und Bankunterlagen. Alle waren öffentlich zugänglich und wahrheitsgemäß, wie ich in einer stundenlangen Suche in ihrer Version des Internets herausgefunden hatte.

      Lady Jax aber? Sie gab mir Rätsel auf und mein Bauchgefühl sagte mir, dass sie sehr viel mehr wusste, als sie sich anmerken ließ.

      Ich legte mich auf den Rücken, rutschte unter den Schreibtisch und sah, dass der Schlüssel in einer kleinen Nische zwischen den Holzstützen in einer Ecke eingeklemmt worden war. “Hab’ dich.”

      Ich nahm den Schlüssel, glitt unter dem Schreibtisch hervor und schloss die Schublade auf. Noch ehe ich sie öffnen konnte, stoppte mich eine schneidende Frauenstimme.

      “Was zum Teufel machst du da?”

      Ich erstarrte, dann drehte ich mich langsam um und erblickte Lord und Lady Jax, die mich von der jetzt geöffneten Schlafzimmertür anstarrten.

      “Ich mache nur sauber.” Gott, ich musste wirklich an meinem Pokerface arbeiten. Nicht einmal Lord Jax glaubte mir. Er warf mir einen finsteren Blick zu und seine Lippen verjüngten sich zu einer schmalen Linie.

      “Nun, mein Lord, wie es aussieht wissen wir jetzt, wer unseren Gegnern die Informationen zugespielt hat.”

      Wer, ich? Sie konnte nicht mich damit meinen. Richtig?

      Falsch.

      Lord Jax wurde ganz rot vor Wut. “Wachen!”

      Ich drehte mich zu ihnen um und verschloss mit den Händen hinter dem Rücken die Schublade. “Ich habe das Zimmer geputzt, das ist alles.”

      “Ich glaube dir kein Wort. So, wie sie den Namen Jax gerade in den Medien auseinandernehmen? Wie wir unsere Integrität, unsere Ehre verlieren? Wegen Leuten wie dir und euren gemeinen, heimtückischen Machenschaften.” Lady Jax kam auf mich zu und zerrte mich von ihrem Schreibtisch weg. Mann, die Frau hatte vielleicht Kraft! Ich nutzte die Gelegenheit und warf den Schlüssel unter den Stuhl hinter mir. Das war die bestmögliche Lösung. Zumindest würde ich ihn nicht in der Hand halten.

      “Du wagst es, dich ohne Erlaubnis ins Zimmer meiner Partnerin zu schleichen?” Lord Jax war nicht mehr nett oder liebenswürdig. Jetzt war er ein Mann, der seine Partnerin verteidigte und ich war am Arsch.

      Zwei stämmige, gut bewaffnete Garden tauchten an der Tür auf und er trat zur Seite. “Schließt sie in mein Büro ein und ruft meinen Sohn. Und die Polizei.”

      Lady Jax ging wieder zu ihm rüber und zitterte wie ein Blatt; scheinbar stellte ich eine außerordentliche


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