Tarzan – Band 6 – Tarzans Dschungelgeschichten. Edgar Rice Burroughs

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Tarzan – Band 6 – Tarzans Dschungelgeschichten - Edgar Rice Burroughs


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wa­ren, die sie ohne be­son­de­re Mühe fin­den konn­ten, ver­brach­te Tar­zan den größ­ten Teil sei­ner Zeit auf der Jagd nach Wild, des­sen Fleisch al­lein den An­sprü­chen sei­nes Ma­gens ge­nüg­te und den mäch­ti­gen Mus­keln, die sich je­den Tag stär­ker un­ter sei­ner glat­ten, brau­nen Haut ent­wi­ckel­ten, Nah­rung und Kraft lie­fer­te.

      Taug sah ihn auf­bre­chen und kam ganz zu­fäl­lig auf der Nah­rungs­su­che im­mer mehr in Tee­kas Nähe. Als er nur noch ei­ni­ge Fuß von ihr ent­fernt war und nach ihr hin­über­schiel­te, sah er, dass sie kei­ner­lei Är­ger zeig­te und sei­ne An­nä­he­rung an­schei­nend bil­lig­te. Taug warf sich in die brei­te Brust und stol­zier­te auf sei­nen kur­z­en Bei­nen um­her, wo­bei er aus sei­ner Keh­le merk­wür­di­ge, knur­ren­de Geräusche her­vor­hol­te. Jetzt hob er die Lip­pen und bleck­te die Zäh­ne. Nein, was für große, wun­der­schö­ne Fang­zäh­ne er hat­te! Tee­ka muss­te das wirk­lich fest­stel­len. Dann ließ sie ihre Au­gen voll Be­wun­de­rung auf Taugs mäch­ti­gen Brau­en und sei­nem kur­z­en, star­ken Na­cken ru­hen. Was für ein Pracht­ge­schöpf er doch war!

      Durch die un­ver­hehl­te Be­wun­de­rung in ih­ren Au­gen fühl­te sich Taug ge­schmei­chelt und be­gann so stolz und ei­tel wie ein Pfau her­um­zu­stol­zie­ren. Dann zähl­te er für sich sei­nen Be­stand an Vor­zü­gen auf und bald ver­glich er sie mit de­nen sei­nes Ne­ben­buh­lers.

      Taug grunz­te: da war nichts zu ver­glei­chen! Wie konn­te man sein schö­nes Fell mit der glat­ten, nack­ten Scheuß­lich­keit von Tar­zans haar­lo­ser Haut ver­glei­chen? Wer konn­te an des Tar­man­ga­ni spit­zer Nase et­was Schö­nes fin­den, wenn er Taugs brei­te Nüs­tern ge­se­hen hat­te? Und erst Tar­zans Au­gen! Häss­li­che Din­ger, die das Wei­ße se­hen lie­ßen und kein Spür­chen ro­ten Rand hat­ten! Taug wuss­te, wie schön sei­ne ei­ge­nen blut­un­ter­lau­fe­nen Au­gen wa­ren, denn er hat­te sie oft schon in der glat­ten Ober­flä­che ei­nes trän­ken­den Was­ser­tüm­pels spie­geln se­hen.

      Der Affe schlich nä­her an Tee­ka und drück­te sich schließ­lich eng an ihre Sei­te. Als Tar­zan bald da­nach von sei­ner Jagd zu­rück­kam, sah er, wie Tee­ka sei­nem Ri­va­len zu­frie­den den Rücken kratz­te.

      Tar­zan war em­pört. We­der Taug noch Tee­ka sa­hen es, als er aus den Bäu­men auf die Wald­wie­se her­aus­kam. Er schau­te ih­nen einen Au­gen­blick zu, dann wen­de­te er sich mit sei­ner jam­mer­vol­len Gri­mas­se ab und ver­schwand wie­der in dem Ge­wirr be­laub­ter Zwei­ge und Moos­gir­lan­den, aus de­nen er auf­ge­taucht war.

      Tar­zan wünsch­te sich von der Ur­sa­che sei­nes Her­ze­lei­des so weit fort wie mög­lich. Er er­litt die ers­ten Sti­che ver­schmäh­ter Lie­be und wuss­te nicht ein­mal ganz ge­nau, was ei­gent­lich mit ihm los war. Er glaub­te erst, es sei Är­ger über Taug, aber dann ver­stand er nicht, warum er da­von­ge­lau­fen war, statt sich zum töd­li­chen Kamp­fe auf den Zer­stö­rer sei­nes Glücks zu stür­zen.

      Dann dach­te er wie­der, es sei wohl Är­ger über Tee­ka, aber die Vor­stel­lung ih­rer vie­len Schön­hei­ten ver­folg­te ihn, so­dass sie ihm wie­der nur im Lich­te der Lie­be als das be­geh­rens­wer­tes­te Ding auf der Welt er­schi­en.

      Dem Af­fen­kna­ben fehl­te Zu­nei­gung. Von sei­ner Kind­heit bis zur­zeit ih­res To­des, als Ku­lon­gas ver­gif­te­ter Pfeil ihr wil­des Herz durch­bohr­te, war Kala für den eng­li­schen Kna­ben die ein­zi­ge ge­we­sen, für die er An­häng­lich­keit emp­fin­den konn­te.

      Kala hat­te ih­ren an­ge­nom­me­nen Sohn in ih­rer wil­den, rau­en Art ge­liebt und Tar­zan hat­te die­se Lie­be er­wi­dert, ob­gleich die äu­ßer­li­chen Zei­chen da­von nicht grö­ßer wa­ren, als man es auch von je­dem an­de­ren Dschun­gel­tier er­war­ten konn­te.

      Erst als er ih­rer be­raubt war, wuss­te der Jun­ge, wie in­nig er an sei­ner Mut­ter, denn da­für hielt er sie, ge­han­gen hat­te.

      In Tee­ka hat­te er in den letz­ten paar Stun­den einen Er­satz für Kala ge­se­hen – et­was, für das er kämp­fen, für das er ja­gen konn­te – et­was, das er lieb­ko­sen konn­te! Nun war sein Traum zer­bro­chen. Ir­gen­det­was in der Brust tat ihm weh. Er leg­te die Hand auf das Herz und frag­te sich ver­wun­dert, was ihm denn ge­sche­hen war. Ganz un­be­stimmt fühl­te er, dass er sei­nen Schmerz Tee­ka zu­zu­schrei­ben habe. Je mehr er dar­an dach­te, wie er zu­letzt Tee­kas Lieb­ko­sung für Taug ge­se­hen, de­sto we­her tat ihm das Ding in der Brust.

      Tar­zan schüt­tel­te den Kopf und brumm­te. Im­mer wei­ter durch den Dschun­gel schwang er sich, und je wei­ter er zog und je mehr er über das er­lit­te­ne Un­recht nach­dach­te, de­sto nä­her war er dar­an, un­wi­der­ruf­lich ein Wei­ber­feind zu wer­den.

      Vol­le zwei Tage spä­ter jag­te er im­mer noch al­lein – recht mür­risch und recht un­glück­lich; er war ent­schlos­sen, nie wie­der zur Hor­de zu­rück­zu­keh­ren. Er konn­te den Ge­dan­ken nicht er­tra­gen, Taug und Tee­ka stets bei­ein­an­der se­hen zu müs­sen. Als er sich ge­ra­de auf einen großen Ast schwang, schrit­ten Numa, der Löwe, und Sa­bor, die Lö­win, un­ter ihm durch. Sei­te an Sei­te gin­gen sie und Sa­bor lehn­te sich an den Lö­wen und biss ihn im Spiel in die Wan­ge. Es war eine hal­be Zärt­lich­keit. Tar­zan seufz­te und schleu­der­te ih­nen eine Nuss nach.

      Nach­her stieß er auf meh­re­re von Mbon­gas schwar­zen Krie­gern. Er woll­te schon ei­nem, der sich et­was von den an­de­ren ent­fernt hat­te, sei­ne Sch­lin­ge um den Hals wer­fen, als ihn der Ge­gen­stand an­zog, mit dem sich die Schwar­zen be­schäf­tig­ten. Sie bau­ten auf der Wild­fähr­te einen Kä­fig und be­deck­ten ihn mit be­laub­ten Zwei­gen. Als sie ihr Werk be­en­det hat­ten, war der Bau kaum noch zu se­hen.

      Tar­zan wun­der­te sich, wozu das Ding die­nen soll­te und warum sei­ne Er­bau­er nach der Fer­tig­stel­lung wie­der den Wild­pfad hin­ab nach ih­rem Dor­fe zu­rück­gin­gen.

      Es war ei­ni­ge Zeit her, seit Tar­zan die Schwar­zen be­sucht und sich aus der De­ckung des großen Bau­mes über der Pa­li­sa­de die Be­schäf­ti­gun­gen sei­ner Fein­de, de­ren ei­ner Kala er­mor­de­te, wie­der an­ge­se­hen hat­te. Ob­gleich er sie hass­te, ver­schaff­te es ihm doch vie­le Un­ter­hal­tung, ihr täg­li­ches Le­ben im Dor­fe, be­son­ders bei den Tän­zen, zu be­lau­schen, wenn der Feu­er­schein auf den nack­ten Kör­pern spiel­te, die im Ge­tüm­mel des Schein­kampfs spran­gen und sich bo­gen und dreh­ten. Wohl in der Hoff­nung, et­was Der­ar­ti­ges zu se­hen zu be­kom­men, folg­te er ih­nen bis zum Dor­fe, aber er war ent­täuscht. Die­se Nacht fand kein Tanz statt.

      Da­für sah Tar­zan aus sei­nem si­che­ren Baum­ver­steck, wie klei­ne Grup­pen, um Feu­er­chen hockend, die Ta­ge­s­er­eig­nis­se be­spra­chen, wäh­rend er in den dunk­le­ren Ecken des Dor­fes ein­zel­ne Paa­re er­späh­te, die mit­ein­an­der lach­ten und schwatz­ten. Und im­mer war ei­ner von dem Paa­re ein jun­ger Mann und das an­de­re ein jun­ges Weib.

      Tar­zan neig­te den Kopf auf die Sei­te und über­leg­te. Ehe er in die­ser Nacht in ei­ner Ast­ga­bel des großen Bau­mes am Dor­fe ein­sch­lief, er­füll­te ihn der Ge­dan­ke an Tee­ka und nach­her träum­te er von ihr – von ihr und den jun­gen Schwar­zen, die mit den jun­gen Ne­ger­mäd­chen lach­ten und scherz­ten.

      Taug hat­te sich beim Al­le­in­ja­gen et­was von dem üb­ri­gen Stamm ent­fernt. Er strich lang­sam eine Ele­fan­ten­fähr­te ent­lang, als er ent­deck­te, dass sie an


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