Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


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      »Heppner, bist da drin?« rief er.

      Er bekam keine Antwort, aber oben auf dem Heuboden raschelte es. Max stieg die Leiter hinauf. Der Knecht lugte hinter den Strohballen hervor.

      »Komm, mach’ keinen Ärger!« sagte der Bruder des Bergpfarrers. »Ich weiß, was du gemacht hast.«

      »Ich hab’ net geschossen«, behauptete Heppner, als er die Leiter heruntergestiegen war. »Der Florian war’s.«

      »Das wird sich alles herausstellen«, meinte Max nur und führte ihn zum Streifenwagen.

      Die Magd stand immer noch da und schaute neugierig hinterher.

      »Sag’ dem Bauern, daß er sich nach einem neuen Knecht umschauen soll«, rief der Polizist zurück. »Ich schätze mal, der hier kommt so schnell net wieder.«

      Dann stieg er ein und brauste davon.

      *

      Der Bergpfarrer war unterdessen auf dem Steingruberhof angekommen. Der Bauer und seine Frau saßen in der Küche und schwiegen sich an.

      »Vielleicht ist er ja gar kein schlechter Kerl«, hatte Traudel kurz zuvor gesagt.

      Ihr Mann sah sie nur böse an. Viel mehr machte ihm der Kummer mit seiner Tochter zu schaffen. Er liebte Kathi von ganzem Herzen, wenn er es vielleicht auch nicht immer so zeigte.

      »Ich muß mit euch reden«, sagte Sebastian und setzte sich zu ihnen. »Ihr wißt, daß die Kathi beim Tobias ist, und da wird sie auch bleiben, solang’ ihr net einseht, daß ihr euch dem Glück eurer Tochter net in den Weg stellen dürft.«

      »Aber... warum ausgerechnet der?« fragte Wolfgang.

      »Weil sie ihn liebt«, antwortete der Bergpfarrer. »Überleg’ doch mal. Wie war’s bei Traudel und dir? Hättest’ dir da auch von jemandem dreinreden lassen? Und was den Tobias angeht, kann ich euch beruhigen. Er ist ein braver, tüchtiger Bursche und kein Herumtreiber, wie behauptet wird. In Afrika hat er eine Farm besessen und hart gearbeitet. Zurückgekommen ist er net, weil er da nix geworden wär’, sondern aus einem ganz anderen, persönlichen Grund.

      Aber das wird er euch selbst mal erzählen. Jedenfalls liebt eure Tochter ihn und wird net von ihm lassen, und dann solltet ihr bedenken, was eines Tags hier geschehen soll, wenn ihr Kathi verloren habt...«

      Diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Wolfgang und Traudel sahen sich an, und dann nickte die Bäuerin.

      »Komm«, sagte sie zu ihrem Mann, »laß uns zu ihnen fahren.«

      Ein wenig linkisch standen sie dann vor ihrer Tochter und wußten nicht so recht, was sie sagen sollten. Es war Tobias, der das Wort ergriff. Er reichte erst Kathis Mutter die Hand, dann dem Vater.

      »Also, ich bin der Bösewicht, der eure Tochter heiraten will«, sagte er grinsend. »Und ich gäb’ was drum, wenn ihr damit einverstanden sein würdet.«

      Die beiden sahen ihn an, und schließlich nickte Traudel.

      »Mach’ sie glücklich«, bat sie und gab ihrem Mann einen Stoß.

      »Ja, das möcht’ ich auch«, nickte der Bauer.

      Kathi fiel ihnen um den Hals, und Sebastian stand schmunzelnd dabei.

      Dann nahm Tobias ihre Hand.

      »Ich weiß ja, daß du eine gute Partie bist«, sagte er. »Aber ich steh’ auch net mit leeren Händen da. Ich hab’ ein bissel was gespart, und durch den Verkauf der Farm ist noch was dazugekommen. Vielleicht reicht das ja als Mitgift.«

      Kathi lachte hell auf.

      »Als ob das wichtig wär’«, rief sie glücklich. »Viel wichtiger ist doch unsre Liebe!«

Cover

      Er sollte eine andere lieben ...

      und dann kam alles ganz anders!

      Roman von Waidacher, Toni

      Der Zug hielt im Bahnhof der Kreisstadt. Unter den vielen Reisenden, die hier ausstiegen, war eine hübsche junge Frau, die als letzte das Abteil verlassen hatte und auf den Gang getreten war.

      »Warten Sie, ich helfe Ihnen mit dem Koffer«, sagte eine Männerstimme hinter Johanna Kramer.

      Sie drehte sich um und lächelte den Kavalier an.

      »Vielen Dank. Sehr freundlich von Ihnen«, antwortete sie und stutzte plötzlich. »Hochwürden…«

      Johanna hatte das silberne Kreuz am Revers des schlanken, hochgewachsenen Mannes gesehen, außerdem gewahrte sie im selben Augenblick den Priesterkragen, den der Geistliche trug.

      Sebastian Trenker lächelte. Er kannte derartige Reaktionen, wenn er jemandem zum ersten Mal gegenüberstand. Wie ein Mann der Kirche sah er wirklich nicht aus. Mit seinem markanten, von vielen Aufenthalten im Freien stets gebräunten Gesicht und der durchtrainierten Figur konnte man ihn eher für einen prominenten Sportler oder Schauspieler halten.

      »So, das hätten wir«, sagte der Bergpfarrer und stellte den schweren Koffer der jungen Frau auf dem Bahnsteig ab.

      »Noch mal, vielen Dank«, nickte Johanna.

      Sie sah auf die große Bahnhofsuhr.

      »Herrje, ich muß mich ja beeilen, sonst fährt der Bus ohne mich ab.«

      »Wohin wollen S’ denn?«

      »Nach St. Johann«, antwortete sie.

      »Na, dann fahren S’ doch einfach mit mir«, bot der Geistliche an. »Da will ich nämlich auch hin. Mein Wagen steht draußen auf dem Parkplatz. Ach, vorher sollte ich mich vielleicht vorstellen. Sebastian Trenker, ich bin Pfarrer in St. Johann.«

      »Sehr erfreut. Johanna Kramer. Das Angebot nehme ich gern an, Hochwürden.«

      Die meisten Reisenden hatten den Bahnsteig schon verlassen. Sebastian und seine Begleiterin durchquerten die Halle und traten ins Freie. Der Parkplatz lag gleich nebenan.

      »Ich nehme an, Sie machen Urlaub bei uns«, sagte der Geistliche, als sie in seinem Wagen saßen.

      »Ja«, nickte Johanna, »für zwei Wochen habe ich mich in einer Pension eingemietet. Bestimmt kennen Sie das Haus; es ist die Pension ›Edelweiß‹.«

      »Freilich kenn’ ich sie«, schmunzelte Sebastian. »Sie gehört meinem Cousin.«

      »Natürlich«, lachte auch Johanna. »Das hätte mich gleich stutzig machen müssen; es sind ja dieselben Namen.«

      »Darf ich fragen, wo Sie zu Hause sind?«

      »In Nürnberg. Ich arbeite dort in einer kleinen Firma, die Spielzeug herstellt. Allerdings ist es nur ein kleines Unternehmen, ein Familienbetrieb.«

      Sie hatten die Stadt schnell verlassen und bogen auf die Landstraße ein. St. Johann lag kaum mehr als zwanzig Minuten entfernt. Johanna Kramer schaute während der Fahrt aus dem Fenster. Es war eine herrliche Landschaft, die sie zu sehen bekam, mit ihren schneebedeckten Gipfeln und grünen Almwiesen.

      »Da wären wir.«

      Der gute Hirte von St. Johann hatte vor der Pension gehalten. Wie selbstverständlich nahm er den Koffer der jungen Frau und trug ihn hinein. Im Flur kam ihnen Marion entgegen.

      »Hallo! Betätigst du dich jetzt als Kofferträger?« lachte die Frau seines Cousins.

      »Grüß dich, Marion«, sagte Sebastian, nachdem er den Koffer abgestellt hatte. »Das ist euer Pensionsgast, die Frau Kramer aus Nürnberg. Wir haben uns kennengelernt, als wir gemeinsam aus dem Zug gestiegen sind, und ich hab’ sie der Einfachheit halber gleich hergebracht.«

      »Herzlich willkommen in St. Johann und in der Pension ›Edelweiß‹«, begrüßte Marion den Gast. »Ich


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