Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


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»Das kann ich mir net vorstellen.«

      »Vergiß net den Florian Waldner«, erinnerte ihn Sebastian an den Vorfall vom Samstagabend.

      »Ich weiß net recht...« Tobias zuckte die Schultern.

      »Leider sind’s der schlechten Nachrichten noch net alle«, bemerkte Max.

      »Ist noch mehr passiert?« fragte sein Bruder bestürzt.

      »Passiert net, vorerst jedenfalls«, sagte der Polizeibeamte. »Aber es könnt’ was passieren. Im Dorf sind böse Gerüchte über Tobias im Umlauf. Anscheinend gibt’s einige Leute, denen es net paßt, daß er wieder da ist. Außerdem mokieren s’ sich über seine Kleidung und sein ganzes Aussehen. Sie halten dich, tut mir leid, Tobias, für einen gesuchten Rauschgifthändler, der sich auf der Flucht vor der Polizei hier versteckt.«

      Tobias Berghofer sah ihn ungläubig an.

      »Was?« rief er. »Das darf doch net wahr sein!«

      »Ist es aber«, sagte Max. »Du weißt ja, wie schnell sich Gerüchte verbreiten, und jeder, der eines hört, dichtet beim Weitererzählen noch was dazu.«

      »Gütiger Himmel! Kann man denn net einmal einen Tag fort sein, ohne daß gleich so etwas geschieht?« schimpfte der gute Hirte von St. Johann. »Was ist denn bloß in die Leute gefahren? Und was kommt als nächstes?«

      Er trank einen Schluck Saft. Dann schaute er Tobias und Max an.

      »Ich fürcht’, da kommt noch einiges auf uns zu«, prophezeite er.

      »Und ich fürcht’, du könntest recht haben«, sagte sein Bruder.

      Tobias stand auf.

      »Egal«, sagte er, »soll’n die Leute reden. Ich bin mir keiner Schuld bewußt.«

      »Und wir wissen, daß du ein reines Gewissen hast«, versicherte Sebastian.

      Max nickte.

      »Ich hab’ versucht, denen klar zu machen, daß du unschuldig bist«, erklärte er. »Aber ich bin net sicher, daß sie es wirklich glauben. Also mach’ dich auf was gefaßt.«

      »Was immer geschieht, du stehst net alleine!« sagte Pfarrer Trenker. »Wenn du Hilfe brauchst, dann ruf’ mich an. Das gilt bei Tag und bei Nacht!«

      Tobias nickte und verabschiedete sich. Während Sebastian und Max beratschlagten, was sie in dieser Angelegenheit unternehmen konnten, ging er nach Hause. Dort erwartete ihn eine weitere Überraschung.

      Allerdings eine angenehme.

      *

      Kathi umarmte ihn stürmisch.

      »Tobias, wie können die Leute nur so etwas über dich sagen?« rief sie.

      Es verwirrte ihn, sie so plötzlich im Arm zu halten, und unwillkürlich rückte er etwas ab.

      »Keine Ahnung, was in die Deppen gefahren ist«, antwortete er.

      Er kramte nach seinem Hausschlüssel.

      »Was machst du eigentlich hier?« fragte Tobias, während er aufschloß.

      Kathi verzog das Gesicht.

      »Ich hab’ mich mit meiner Mutter gestritten«, erzählte sie, »und dann bin ich weggefahren. Ich wart’ schon eine ganze Weile. Wo warst du denn?«

      »Auf Bergtour. Aber komm erstmal herein.«

      Sie folgte ihm ins Haus.

      »Möchtest’ was trinken?« erkundigte Tobias sich.

      »Gern’«, nickte sie.

      Ganze vier Stunden hatte sie vor dem Haus gehockt und auf ihn gewartet. Nachdem sie vom Hof gefahren war, hatte Kathi gleich den Gedanken gehabt, herzukommen. Sie hoffte, daß Tobias inzwischen nach Hause zurückgekehrt sei. Aber als sie klingelte, hatte er nicht geöffnet. Kathi ging immer wieder die Straße auf und ab, ohne sich um die neugierigen Blicke hinter der Gardine des Brunnerschen Hauses zu kümmern. Schließlich ging sie in den Kaffeegarten des Hotels und bestellte sich was zu trinken. Aber lange hielt sie sich dort nicht auf, und wartete wieder beim Haus auf seine Rückkehr. Und jetzt, nach langen Stunden des Wartens, war Tobias heimgekommen.

      Nun saßen sie auf der Terrasse und tranken kühles Mineralwasser. Kathi machte ein ernstes Gesicht.

      »An deiner Stelle würd’ ich die Leute wegen übler Nachrede anzeigen«, sagte sie.

      Tobias zuckte die Schultern.

      »Dann müßt’ ich das halbe Dorf anzeigen«, entgegnete er. »Ich glaub’ net, daß mir das viel bringt. Wenn die Leute über mich reden wollen, dann reden s’ auch. Aber eigentlich interessiert’s mich gar net.«

      Kathi sah ihn mit großen Augen an.

      »Es interessiert dich net?« sagte sie. »Willst du dir das wirklich gefallen lassen, daß sie behaupten, du seiest ein Rauschgifthändler, und daß du die Reifen von dem Wagen zerstochen hast?«

      Er lächelte.

      »Soll’n sie doch reden, was sie wollen.«

      Sie sprang auf und ging zu ihm.

      »Tobias, mir ist’s aber net egal«, rief sie aus. »Und ich halt’ zu dir!«

      Die Vehemenz, mit der sie das sagte, irritierte ihn. Tobias dachte an das, was Pfarrer Trenker auf dem Berg zu ihm gesagt hatte. Und Hochwürden schien tatsächlich recht zu haben.

      Kathi ist in mich verliebt!

      Diese Erkenntnis stürzte auf ihn ein. Er schluckte, um den dicken Kloß hinunterzubekommen, der plötzlich in seinem Hals steckte.

      Sie stand immer noch vor ihm und sah ihn mit einem Blick an, der verriet, was in ihr vorging. Und dann nahm sie plötzlich seine Hand und hielt sie fest.

      »Merkst’ du denn net, was mit mir los ist?« fragte Kathi leise. »Du... du mußt es doch spüren!«

      »Doch«, nickte er, »ich hab’s gemerkt. Aber...«

      Sie sah ihn enttäuscht an.

      »Aber du magst mich net!«

      »Um Himmels willen nein, Kathi«, rief er, »das stimmt net. Ich mag dich wirklich. Es... es ist nur...«

      »Eine andere Frau?«

      Er biß sich auf die Lippe. Wieder mußte er an Hochwürdens Worte denken.

      »Sie ist tot«, antwortete er mit rauher Stimme. »Patricia starb bei einem Autounfall. Das ist der Grund, warum ich überhaupt zurückgekommen bin.«

      »Und du liebst sie noch immer. Über ihren Tod hinaus.«

      Keine Frage, eine Feststellung.

      Tobias hob den Kopf und sah sie an.

      »Ja, ich liebe sie noch immer«, nickte er. »Weißt du, wir wollten heiraten. Aber dann meinte es das Schicksal anders.«

      Noch immer hielt sie seine Hand, doch dann ließ sie los.

      »Ich weiß net, wer sie war«, sagte Kathi. »Aber vielleicht... vielleicht kannst du ja uns beide lieben...«

      Er stand auf und zog sie an sich.

      »So ähnlich hat Pfarrer Trenker auch gesprochen, als wir auf dem Bergsteig waren«, sagte Tobias leise. »Und vielleicht ist’s wirklich möglich. Aber du solltest es dir überlegen, Kathi, ob du dein Herz an einen wie mich verschenkst. Du siehst doch selbst, daß mich die Leute net mögen, und ich glaub’ net, daß sich daran was ändern wird.«

      Die Bauerntochter schüttelte hastig den Kopf.

      »Die Leute sind mir egal«, erwiderte sie, »so wie dir. Sollen sie ihre Lügen verbreiten, ich stehe zu dir, Tobias. Mit all meiner Liebe!«

      Wieder war er überwältigt. Mit einem unterdrückten Schrei riß er sie in seine Arme, und dann trafen sich ihre Lippen


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