Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


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verschwieg sie, daß es ihr in diesem speziellen Fall nicht gelungen war. Was immer sie wollte, was immer sie sich wünschte, Harald Schönauer gab immer nach, nur jetzt hatte er auf stur geschaltet. Ein sicheres Zeichen für Silvia, wie ernst es ihm damit war, sie mit Stefan Kreuzer zu verheiraten.

      Das Essen war ausgezeichnet, und für eine Zeitlang vergaßen sie den Grund, warum sie hergekommen waren. Nach dem Essen bestellten sie noch Espresso und machten sich dann auf den Weg zur Kirche. Als sie um die Ecke bogen und den Kiesweg hinaufgehen wollten, stockten plötzlich Silvias Schritte. Sie zupfte Martin am Ärmel und hielt ihn zurück.

      »Was ist denn?« fragte er verwundert.

      »Da!« Sie deutete den Weg hinauf.

      Vor ihnen ging ein älteres Paar. Der Mann hatte sich flüchtig umgeschaut, und Silvia erkannte ihn sofort.

      »Das sind der alte Kreuzer und seine Frau.«

      »Was?«

      Martin Herweg glaubte, nicht richtig zu hören.

      »Die gehen zum Pfarrhaus«, sagte er. »Was wollen die denn da? Etwa die Hochzeit mit dem Pfarrer besprechen?«

      Silvias Herz schlug bis zum Hals hinauf. Plötzlich bekam alles einen Sinn. Jetzt war klar, warum Stefan Kreuzer nach St. Johann gekommen war und wieso seine Eltern hier auftauchten. Bestimmt hatten sie beschlossen, hier die Hochzeit zu feiern, und wollten tatsächlich den Pfarrer deswegen aufsuchen.

      Fehlte nur noch, daß ihr Vater auch noch herkam!

      *

      Die Kandererhütte lag romantisch zwischen den sanften Hügeln der Bergwiesen eingebettet. Sie war schon sehr alt, ihr Holz grau und verwittert. Darüber ragten die Zwillingsgipfel mit ihren schneebedeckten Kappen in den Himmel. Ziegen und Kühe labten sich an dem fetten Gras und den würzigen Wildkräutern, bewacht von zwei Hütehunden, und auf der Aussichtsterrasse waren Tische und Bänke von Wanderern besetzt. Zwischen ihnen eilte ein alter Mann geschäftig hin und her. Als er die kleine Gruppe sah, die den Hügel herunterkam, hob er winkend die Hand.

      »Grüß dich, Franz«, sagte Sebastian Trenker und streckte dem Senner die Hand hin.

      »Hochwürden, schön, daß Sie mal wieder heraufschauen«, erwiderte Franz Thurecker.

      Der Bergpfarrer stellte seine beiden Begleiter vor und erkundigte sich, was der Senner heute gekocht hatte. Trotz seines Alters lebte Franz fast das ganze Jahr über hier oben alleine, nur mit seinen Tieren. Erst im Herbst, zum Almabtrieb, kam er ins Dorf hinunter, wo er den Winter über bei seiner Schwester wohnte. Doch kaum brachten die ersten Sonnenstrahlen den Schnee zum Schmelzen, zog es ihn wieder hinauf auf die Hütte. Hier arbeitete er nicht nur als Senner und machte den besten Käse weit und breit. Er kochte auch und bewirtete die Wanderer, die in den Sommermonaten heraufkamen.

      Wie immer war das Speisenangebot klein, und wie immer schlug Sebastian vor, daß sie von allem etwas kosten sollten. Auf der Terrasse suchten sie sich Plätze, und nach einigen Minuten kam Franz und brachte einen großen Krug mit kalter Milch.

      Er kannte Hochwürdens Vorliebe dafür…

      Die Kochkünste des Senners konnten Johanna und Stefan nur bewundern. Es gab eine Gerstelsuppe, die mit Bergkäse überbacken war, dann geschnetzeltes Fleisch in einer cremigen Sauce, wozu Röstkartoffeln gereicht wurden.

      »Das schmeckt einfach herrlich!« sagten die beiden begeistert.

      Nach dem Essen tranken sie Kaffee. Beim Frühstück hatten die jungen Leute nicht glauben wollen, daß der Proviant aufgegessen würde, doch dann wurden sie eines Besseren belehrt. Am frühen Vormittag hatten sie eine zweite Rast eingelegt und die restlichen Brote verzehrt. Und da war es schon erstaunlich, daß sie jetzt schon wieder mit solch einem guten Appetit gegessen hatten.

      »Das kommt vom Aufstieg und der guten Luft hier oben«, meinte Sebastian. »Die macht hungrig.«

      »Ich möchte noch ein paar Fotos machen«, sagte Johanna, als sie ausgetrunken hatte. »Es ist ja wunderschön hier.«

      Sie ging zuerst zu den Tieren hinüber, wo sie von den beiden Hunden schwanzwedelnd begrüßt wurde. Besonders die Kälbchen, die im Frühjahr geboren worden waren, hatten es ihr angetan, und Johanna schoß ein paar reizende Aufnahmen, an denen sie sich später noch erfreuen wollte.

      Schließlich wanderte sie zu der anderen Seite der Hütte und genoß die prachtvolle Aussicht hinunter ins Tal.

      Sebastian unterhielt sich unterdessen mit Stefan Kreuzer. Der junge Mann berichtete ihm von der unsinnigen Abmachung, die sein Vater mit Harald Schönauer getroffen hatte. Der Geistliche hörte zu und nickte nur ab und an.

      »Ich kann verstehen, daß du dich net darauf einlassen willst«, sagte er dann. »Vor allem net, wo du jetzt die Johanna kennen- und liebengelernt hast. Aber wie willst du das deinem Vater beibringen?«

      »Das weiß ich auch noch nicht«, erwiderte Stefan. »Ehrlich gesagt, die Nachricht, daß er herkommt, hat mich ziemlich umgehauen.«

      »Das glaube ich dir.«

      »Ich verstehe nur nicht, was er hier will.«

      »Vielleicht befürchtet er genau das, was jetzt eingetreten ist«, vermutete der Bergpfarrer. »Daß du dein Herz an eine andere Frau verloren hast.«

      Stefan warf einen Blick in die Richtung, in der Johanna verschwunden war.

      »Da werde ich wohl mit ihr reden müssen«, sagte er.

      »Das wirst du«, nickte Sebastian. »Aber ich bin sicher, daß sie versteht, warum du bisher nichts davon gesagt hast. Und was die Angelegenheit mit deinem Vater angeht, da steh’ ich dir gern zur Seite, wenn du das möchtest.«

      Stefan Kreuzer lächelte dankbar.

      »Das wäre mir wirklich eine große Hilfe«, antwortete er.

      Mittlerweile hatten die anderen Gäste die Alm verlassen und waren schon wieder auf dem Heimweg. Franz Thurecker setzte sich zu ihnen, und sie plauderten darüber, was sich seit Sebastians letztem Besuch im Dorf ereignet hatte. Stefan war aufgestanden und suchte Johanna. Er fand sie hinter der Hütte, wo sie im Gras hockte und mit einer Blume spielte.

      »Hier bist du«, sagte er und setzte sich neben sie.

      Stefan gab ihr einen Kuß und legte seinen Arm um sie.

      »Wunderschön hier, nicht?« bemerkte Johanna. »Alles so still und friedlich, und ich bin so glücklich.«

      Während sie allein gesessen hatte, dachte sie an das, was hinter ihr lag. All ihr Kummer über die verlorengegangene Liebe war verflogen, seit sie wußte, daß Stefan sie liebte. Sie wollte die Vergangenheit vergessen und nur noch nach vorn schauen.

      »Besonders schön ist es, weil du da bist«, sagte er leise und drückte sie an sich.

      Johanna legte ihren Kopf an seine Schulter und schloß für einen Moment die Augen. Zuerst hatte sie Angst, sie wieder zu öffnen, weil sich dann vielleicht herausstellte, daß alles nur ein schöner Traum war.

      Aber nein, sie spürte ihn, fühlte seine Gegenwart und wußte, daß es kein Traum war.

      »Ich glaube, wir sollten langsam zurückgehen«, sagte Stefan nach einer Weile. »Der Franz will uns noch die Käserei zeigen.«

      Hand in Hand schlenderten sie zurück. Einen Moment bedauerte er, Johanna nicht gleich gesagt zu haben, was ihm auf der Seele lastete. Doch dann wollte er den Zauber des Augenblicks nicht zerstören und das Gespräch lieber auf den Abend verschieben, wenn sie wieder im Tal waren.

      In der Käserei standen zwei Kupferkessel in einem peinlich sauberen Raum, der bis unter die Decke gefliest war. Unter einem der Kessel brannte ein leises Feuer und erhitzte langsam die Milch, die sich darin befand. Franz erklärte seinen Zuschauern, welche Handgriffe bei der Käseherstellung nötig waren. Er zeigte ihnen das Lab, das dafür sorgte, daß die Milch dick wurde.

      »Das hab’ ich schon heut’


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