James Bond 18: Eisbrecher. John Gardner

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James Bond 18: Eisbrecher - John  Gardner


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lockte und ein langer Büfetttisch war aufgebaut worden, um jede nur erdenkliche Sorte Salat und Aufschnitt oder – falls der Gast es wünschte – heiße Suppe, Quiche, Lasagne oder Cannelloni anzubieten.

      Mittagessen. Bonds alte Gewohnheiten folgten ihm auch nach Madeira. Die warme Luft und die Sonne der morgendlichen Observation riefen in ihm das angenehme Bedürfnis nach einem leichten Mittagsmahl hervor. Bond zog einen Frotteebademantel an, trottete zum Büfett, nahm sich ein paar dünne Scheiben Schinken und machte sich daran, etwas von dem farbenfrohen Salatangebot auszuwählen.

      »Wie wäre es mit einem Drink, Mr Bond? Um das Eis zu brechen?« Ihre Stimme war sanft und wies keinerlei Akzent auf.

      »Miss Ingber?« Bond drehte sich nicht herum, um sie anzusehen.

      »Ja, ich habe Sie eine ganze Weile lang beobachtet – und ich glaube, Sie mich auch. Sollen wir zusammen zu Mittag essen? Die anderen sind ebenfalls eingetroffen.«

      Bond drehte sich um. Vor ihm stand die umwerfende Blondine, die er im Pool gesehen hatte. Sie hatte sich einen trockenen schwarzen Bikini angezogen und ihre Haut schimmerte bronzefarben wie Buchenblätter im Herbst. Der Kontrast der Farben – die Haut, der dünne schwarze Stoff und die atemberaubenden kurz geschnittenen goldenen Locken – ließ Rivke Ingber nicht nur enorm attraktiv wirken, sondern machte sie auch zu einem Musterbeispiel an Gesundheit und Körperpflege. Ihr Gesicht leuchtete förmlich. Es war makellos und klassisch, fast schon nordisch – ein starker Mund und dunkle Augen, in denen ein Sinn für Humor beinahe verführerisch zu tanzen schien.

      »Tja«, gab Bond zu, »Sie haben mich überflügelt, Ms Ingber. Shalom

      »Shalom, Mr Bond …« Der rosige Mund verzog sich zu einem Lächeln, das offen, einladend und vollkommen aufrichtig schien.

      »Nennen Sie mich James.« Bond speicherte das Lächeln in seiner Erinnerung ab.

      Sie hielt bereits einen Teller in der Hand, auf dem eine kleine Portion Hühnerbrust, ein paar geschnittene Tomaten und ein Salat aus Reis und Äpfeln lagen. Bond deutete auf einen der nahe gelegenen Tische. Sie ging voran, ihr Körper war geschmeidig, der Schwung ihrer Hüften fast schon frivol. Rivke Ingber stellte ihren Teller vorsichtig auf den Tisch und zupfte automatisch an ihrem Bikinihöschen. Dann fuhr sie mit den Daumen an der Innenseite des Stoffsaums an der Rückseite der Beine entlang und zog ihn über ihren festen prallen Po. Es war eine Geste, die Frauen an Stränden und Swimmingpools täglich zahllose Male durchführten, und zwar ganz selbstverständlich und ohne darüber nachzudenken. Doch bei Rivke Ingber wirkte die Bewegung wie eine extrem verlockende, offene sexuelle Einladung.

      Nun, da sie Bond gegenübersaß, ließ sie wieder ihr Lächeln aufblitzen und fuhr mit der Spitze ihrer kleinen Zunge über ihre Unterlippe. »Willkommen an Bord, James. Ich will schon sehr lange mit Ihnen zusammenarbeiten« – sie machte eine kleine Pause – »was ich von unseren Kollegen leider nicht behaupten kann.«

      Bond schaute sie an und versuchte, die dunklen Augen zu ergründen – ein ungewöhnliches Merkmal bei einer Frau mit Rivkes Haut- und Haarfarbe. Seine Gabel verharrte auf dem Weg vom Teller zu seinem Mund, als er fragte: »So schlimm?«

      »Schlimmer«, erwiderte sie. »Ich vermute, man hat Ihnen mitgeteilt, warum Ihr Vorgänger uns verlassen hat?«

      »Nein.« Bond schaute sie unschuldig an. »Ich weiß nur, dass ich ganz plötzlich für diese Operation rekrutiert wurde. Es blieb kaum Zeit für Unterweisungen. Es hieß, das Team – das mir eine recht seltsame Mischung zu sein scheint – würde mir die Einzelheiten erklären.«

      Sie lachte erneut. »Es gab einen Zwischenfall, den man vermutlich als Persönlichkeitskonflikt bezeichnen könnte. Brad Tirpitz verhielt sich wie üblich rüpelhaft, und zwar auf meine Kosten. Ihr Mann schlug ihm ins Gesicht. Ich war ein wenig verärgert. Ich meine, ich wäre selbst mit Tirpitz fertiggeworden.«

      Bond nahm einen Bissen, kaute und schluckte. Dann fragte er sie, was es mit der Operation auf sich habe.

      Rivke schenkte ihm einen flüchtigen koketten Blick mit leicht gesenkten Augenlidern. »Oh«, sie hob spöttisch einen Finger an die Lippen, »das ist verboten. Ich bin nur der Köder. Ich soll Sie zu dem Expertenpaar locken. Wir alle müssen bei Ihrer Unterweisung anwesend sein. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich glaube nicht, dass die mich sehr ernst nehmen.«

      Bond lächelte bitter. »Dann haben sie noch nie den wichtigsten Spruch über Ihren Geheimdienst gehört …«

      »Wir sind bei unserem Auftrag gut, weil die Alternative zu schrecklich ist, um darüber nachzudenken.« Sie sprach die Worte tonlos aus, fast wie ein Papagei.

      »Und sind Sie gut, Rivke Ingber?« Bond kaute einen weiteren Happen.

      »Kann ein Vogel fliegen?«

      »Dann müssen unsere Kollegen sehr dumm sein.«

      Sie seufzte. »Nicht dumm, James. Chauvinisten. Sie sind nicht für ihr Vertrauen in die Zusammenarbeit mit Frauen bekannt, das ist alles.«

      »Das Problem hatte ich noch nie.« Bonds Gesicht blieb ausdruckslos.

      »Nein. Das habe ich gehört.« Rivke klang plötzlich formell. Vielleicht wollte sie ihm damit sogar sagen, dass er sich von ihr fernhalten sollte.

      »Also. Wir reden nicht über Eisbrecher

      Sie schüttelte den Kopf. »Keine Sorge, Sie werden genug darüber hören, wenn wir nach oben gehen, um die Jungs zu treffen.«

      Bond bemerkte selbst in der Art, wie sie ihn ansah, den Anflug einer Warnung. Es war, als hätte sie ihm die Möglichkeit einer Freundschaft angeboten und dieses Angebot dann plötzlich wieder zurückgezogen. Ebenso schnell wurde Rivke wieder ganz die Alte. Ihre dunklen Augen hefteten sich auf Bond.

      Sie beendeten ihr leichtes Mittagessen, ohne dass Bond noch einmal versuchte, das Thema Eisbrecher anzusprechen. Er redete über ihr Land – das er gut kannte – und über seine zahlreichen Probleme, aber er achtete darauf, während der Unterhaltung nicht auf ihr Privatleben einzugehen.

      »Zeit, die großen Jungs kennenzulernen, James.« Sie tupfte sich die Lippen mit einer Serviette ab und schaute in Richtung Hotel.

      Mosolow und Tirpitz hatten sie vermutlich von ihrem Balkon aus beobachtet, sagte Rivke. Ihre Zimmer lagen direkt nebeneinander im vierten Stock und beide Balkone gewährten einen guten Blick auf die Gärten. Außerdem konnte man von dort aus die ganze Zeit über den Bereich rund um den Swimmingpool im Auge behalten.

      Sie gingen in getrennte Umkleidekabinen und kamen in angemessener Kleidung wieder heraus. Rivke trug einen dunklen plissierten Rock und eine weiße Bluse, Bond seine liebste marineblaue Hose, ein Sea-Island-Baumwollhemd und Mokassins. Gemeinsam betraten sie das Hotel und nahmen den Fahrstuhl in den vierten Stock.

      »Ah, Mr James Bond.«

      Mosolow war so unauffällig, wie die Experten behauptet hatten. Er hätte jedes Alter haben können – von Mitte zwanzig bis Ende vierzig.

      »Kolja Mosolow«, sagte er und ergriff Bonds Hand. Der Handschlag war weder fest noch lasch, und die Augen – die trüben grauen Augen – starrten ausdruckslos vor sich hin, ohne sich eindeutig auf Bonds Blick zu richten.

      »Freut mich, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.« Bond schenkte ihm sein charmantestes Lächeln, während er versuchte, den Mann so gut wie möglich einzuschätzen: relativ klein und blondes Haar, das zu keiner bestimmten Frisur geschnitten war, aber paradoxerweise ordentlich wirkte. Von dem Mann selbst und seiner Kleidung ging keinerlei Persönlichkeit aus – zumindest schien es so: ein kurzärmeliges braun kariertes Hemd, eine Hose, die aussah, als wäre sie an einem besonders schlechten Tag von einem Schneidergehilfen zusammengenäht worden, ein Gesicht, das sich mit der Stimmung zu verändern schien und je nach Lichteinfall alt oder jung wirkte.

      Kolja deutete auf einen Stuhl, allerdings sah Bond nicht so recht, wie er es machte – er benutzte keine Gesten und bewegte auch seinen Körper nicht. »Kennen Sie Brad Tirpitz?« Sein Englisch war tadellos, sogar umgangssprachlich und wies einen leichten Hauch


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