Die keusche Theresa. Max Nortic

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Die keusche Theresa - Max Nortic


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er sich wieder auf die Beobachtung des Spielsaales. Sanger hatte inzwischen eine komplette Erektion bekommen. Sein harter Schaft zuckte ungeduldig.

      Der Manager debattierte mit sich selbst, ob er heute schon vor Mitternacht Schluß machen sollte. Jetzt war es erst knapp neun Uhr. Er könnte vielleicht eine der ehrgeizigen Cocktail-Kellnerinnen vernaschen. Oder eins der Mädchen, die als Geldwechslerinnen beschäftigt wurden. Oder sollte er einfach nach Hause zu seiner Frau gehen?

      Der Gedanke an Dominique, seine atemberaubende französische Ehefrau, beflügelte seine Ungeduld nur noch mehr. Er hatte sie vor weniger als einem Jahr kennengelernt, als sie bei einer Revue hier im Kasino als Star aufgetreten war. Sie war erst zweiundzwanzig, während Sanger bereits vierzig war. Ihr sinnliches Gesicht und ihr reifer Körper hatten Sanger während der ersten sechs Monate ihrer Ehe bis zur Erschöpfung angespornt und strapaziert. Es fiel ihm noch immer schwer, seine Erregung zu beherrschen, wenn er sich seine junge Frau splitternackt vorstellte … die stolzen, seidenweichen Brüste mit den dunklen Warzen … die weichen Schenkel eifrig gespreizt.

      Rasch wählte er die Telefonnummer seiner Wohnung. Er wartete, bis es ein Dutzendmal geläutet hatte, und als sich dann noch immer niemand meldete, legte er den Hörer verärgert wieder auf.

      Wahrscheinlich spielte Dominique wieder Bridge. Sie spielte in letzter Zeit überhaupt höllisch viel Bridge … und immer nachts! Das kam Sanger jetzt zum ersten Mal so richtig zum Bewußtsein. Und seit einiger Zeit war auch ihre Leidenschaft merklich abgekühlt, überlegte er weiter. Ihre früher so temperamentvolle Reaktion hatte lässiger Gleichgültigkeit Platz gemacht.

      Sanger knirschte mit den Zähnen, während Zweifel und Argwohn immer stärker wurden. Bevor sich sein Verdacht jedoch zu brodelnder Gewißheit verdichten konnte, leuchtete das rote Licht an seinem Telefonapparat auf.

      Er riß den Hörer von der Gabel, preßte ihn ans Ohr und fragte ungehalten: „Ja …?“

      „Joe … oben, Mr. Sanger!“

      Sanger blickte zur Spiegeldecke empor. Diese Spiegel dienten auch Beobachtungszwecken. Auf den Emporen rund um den Spielsaal patroullierten ständig zwei Sicherheitsbeamte und beobachteten mit Argusaugen, was sich unten abspielte; sie beobachteten die Austeilerinnen, die Gäste, den Schalter des Kassierers und sogar die Barkeeper. Wegen der Gäste machte sich Sanger die wenigsten Sorgen. Wenn hier gestohlen wurde, dann meistens nur vom Personal. Die Austeilerinnen zum Beispiel könnten sich jeden Tag tausend Dollar und mehr in die eigenen Taschen schmuggeln. Dafür gab es eine ganze Anzahl günstiger Möglichkeiten.

      „Was gibt’s denn, Joe?“ fragte Sanger.

      „Diese rothaarige Austeilerin an Tisch vierzehn, Mr. Sanger … sie arbeitet mit einem Agenten zusammen … mit dem Gast auf ihrer rechten Seite … der Mann mit der blauen Krawatte.“

      Sanger lehnte sich nach vorn.

      „Sind Sie ganz sicher?“

      „Ich verwette meinen Job darauf! Ich habe sie schon seit dreißig Minuten scharf beobachtet. Sie zahlt ihm doppelte Gewinne aus und läßt seine Einsätze stehen, wenn er verloren hat.“

      „Okay, Joe. Gute Arbeit. Danke.“

      Sanger legte den Hörer langsam wieder auf. Eiskalte Wut stieg in ihm auf und brachte sein Blut zum Kochen. Gespannt beobachtete nun auch er die verdächtige Austeilerin an Tisch vierzehn.

      Sie war eine kleine, rothaarige Person mit kleinen, spitzen Brüsten und schlanken Beinen. Sie teilte für Siebzehnundvier die Karten mit einer Anmut aus, wie es nur Frauen können. Aber jetzt war sie als Diebin entlarvt. Ihr Agent — ein Partner, mit dem sie nach Feierabend die Beute teilte — war wahrscheinlich gleichzeitig ihr Boyfriend.

      Diese blöde kleine Nutte! dachte Sanger. Er zündete sich eine frische Zigarette an und dachte kalt an das weitere Schicksal der Rothaarigen. Die mildeste Strafe würde darin bestehen, sie einfach zu feuern und auf die schwarze Liste zu setzen. Dann würde sie nie wieder in irgendeinem Kasino arbeiten können.

      Aber es gab noch andere, wesentlich härtere Strafen. Nur die Polizei würde man nicht hinzuziehen; das Kasino teilte seine eigenen grausamen Strafen aus.

      Sanger machte einen tiefen Zug aus seiner Zigarette, während er von seinem Thron aus den Tisch vierzehn beobachtete und über das weitere Schicksal der rothaarigen Austeilerin entschied.

      Als sein Blick auf ihren runden Hintern und auf diese langen, glatten Beine fiel, kam ihm zum Bewußtsein, daß sie eigentlich verdammt sexy war. Sexy auf eine kesse, dreiste Art. Gar nicht zu vergleichen mit Theresa oder gar seiner Ehefrau Dominique, aber doch ein ganz hübsches und ziemlich wild aussehendes Frauenzimmer.

      Natürlich würde sie entsetzt sein, wenn er ihr nachher in seinem Büro die beweiskräftige Aussage des Sicherheitsbeamten Vorhalten würde. Immerhin arbeitete sie schon lange genug hier, um die harten, brutalen Strafen zu kennen, die vom Kasino verhängt wurden.

      Um eine dieser grausamen Strafen zu vermeiden, würde sie bestimmt bereit sein, alles zu tun … einfach alles.

      Die kalte Wut in Sangers Blut machte allmählich kalter Leidenschaft Platz. Die Aussicht auf puren animalischen Sex ohne die Notwendigkeit, altmodischen Charme einzusetzen oder das Temperament der Partnerin langsam und lange anzuheizen, gefiel ihm sehr. Und sie würde auf diese Chance nur so fliegen … wie eine Wildkatze aus Angst um ihr Leben, dachte Sanger.

      Und wenn er mit ihr fertig war, gab es immer noch die Sicherheitsbeamten.

      Die Erektion, die Sanger schon früher bekommen hatte, machte sich immer stärker bemerkbar.

      Sanger griff nach dem Telefonhörer, bestellte die Rothaarige in sein Büro und stieg dann von seinem Thron auf den Boden hinab. Hier blieb er stehen, um noch einen Blick über seinen Herrschaftsbereich zu werfen, bevor er ging, um sich mit der kessen Austeilerin zu befassen.

      Die Gesichter der Spieler waren im grellen Licht in allen Einzelheiten zu erkennen. Sie wirkten hart und gierig. Das kam in den verzerrten Gesichtern der Frauen noch deutlicher zum Ausdruck.

      Diese Dummköpfe! dachte Sanger. Hatten sie es denn noch immer nicht begriffen? Gewinner war und blieb letzten Endes stets das Kasino.

      Und diese Rothaarige …! Niemand konnte auf die Dauer das Haus betrügen und ausplündern!

      Sanger war viel zu arrogant, um auch nur daran zu denken, daß es für alles ein erstes Mal gab.

      2

      Niemand konnte die Veränderung in Mary Anne Hawkins’ Aussehen und Benehmen in dieser Woche übersehen. Das war einfach unmöglich. Ihr Haar, das sonst von stumpfem Blond war, schimmerte nun in ganz neuem Glanz. Ihre Augen hinter den dicken Brillengläsern leuchteten. Sogar ihr Körper, sonst nur von unansehnlichen, sackähnlichen Kleidern verhüllt, schien eine üppige Sinnlichkeit auszustrahlen, die alle Arbeitskollegen veranlaßte, sich nach ihr umzudrehen.

      Mary Anne legte bei ihrer Arbeit am Schreibtisch jetzt öfters eine Pause ein, um verträumt ins Leere zu starren.

      „Nimmt wohl jetzt Rauschgift“, meinte eine Stenotypistin zur anderen. „Hasch, möchte ich wetten. So wirkt das Zeug zuerst immer. Aber schließlich wird man verrückt … wie damals Amy Merill. Erinnerst du dich noch? Amy hat sich damals splitternackt ausgezogen, ist durch Downtown gerannt und hat geschrien, die Venus von Milo zu sein!“

      „Hmhm …“, machte die andere Stenotypistin und grinste verschmitzt vor sich hin. „Soll ich dir sagen, warum Mary Anne jetzt immer so aussieht? Weil sie regelmäßig bedient wird! Jede Nacht, würde ich sagen.“

      „Ach? Und wer sollte sie bumsen?“ fragte die andere verärgert. Neid verzerrte ihr Gesicht. Sie hatte schon vier Monate lang keine Verabredung mehr gehabt. „Sie ist doch ein Nichts!“

      „Vielleicht“, gab das andere Mädchen zu. „Aber ich habe sie gestern abend mit einem Mann zusammen gesehen. Und er sah fabelhaft aus! Ich will verdammt sein, wenn ich daraus schlau werde!“

      Falls


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