Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband). Arndt Ellmer

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Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband) - Arndt Ellmer


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dass ich dich auf Herz und Nieren prüfen kann«, erinnerte Adams. »Ich habe NATHAN veranlasst, das bereits zu tun.«

      Es entstand ein gespanntes Schweigen. Sotho Tal Ker schien leicht in sich zusammenzusinken. Die drei Hanse-Sprecher musterten ihn aufmerksam.

      »Negativ«, meldete NATHAN in dem Moment. »Ein unbekanntes energetisches Kraftfeld macht eine Analyse unmöglich.«

      Der Fremde duckte sich förmlich. Der große Kopf reckte sich an einem abgewinkelten Hals nach vorne. Die ungelenkig wirkenden Arme waren nach hinten gedreht, die Schultern hoben sich, und der Unterkörper wurde nach vorn durchgedrückt. Sotho Tal Ker machte mehrere unsicher stelzende Schritte, die zugleich etwas Wiegendes an sich hatten.

      »Stalker!«, sagte Adams aus einer Eingebung heraus, und der Fremde zuckte dabei zusammen, als wäre er geschlagen worden. Aber Adams war zufrieden damit, einen Spitznamen für den Fremden gefunden zu haben, mit dem er sich für das ungeliebte »Gershwin« revanchieren konnte. »Stalker!«, wiederholte er und fuhr nach einer kurzen Pause fort: »Was für ein Spiel treibst du? Ist das deine Antwort auf meinen Vertrauensvorschuss? Was hast du zu verbergen, dass du dich mit einem unsichtbaren Schutzschirm umgibst?«

      Sotho Tal Ker war über zwei Meter groß und wirkte trotz seines weiten, lose fallenden Umhangs schlank.

      »Das ist nur eine weitere meiner Eigenarten«, gestand er schuldbewusst. »Ich bin einem Kodex unterworfen, der mein Verhalten bestimmt. Dagegen komme ich nicht an. Ich hätte dich vorwarnen sollen, Gershwin, ich weiß. Deshalb werde ich versuchen, alles zu erklären. Falls du danach befindest, dass dir unter den gegebenen Umständen der Umgang mit mir nicht zuzumuten ist, kannst du mich fortschicken. Aber eines kannst du niemals von mir verlangen: dass ich mich vor dir oder sonst jemandem entblöße. Das verbietet mein Kodex.«

      Adams verzog den Mund. »Wenn du unter ›Entblößung‹ eine eingehende Untersuchung verstehst, werden wir nicht weit miteinander kommen, Stalker. Wenn du deine Tarnung nicht aufgibst, muss ich annehmen, dass du dem Dekalog der Elemente angehörst.«

      Der Fremde ließ seine Linke über die Vorderseite seines Umhangs gleiten. Wo die Fingerspitzen das Material berührten, teilte es sich. Auf diese Weise entstand ein Schlitz, und als er lang genug war, schlüpfte Sotho Tal Ker hindurch und warf den Umhang ab.

      »Ich zeige mich dir, mein Freund«, sagte er fast feierlich.

      Unter dem Umhang trug er eine knappe, eng anliegende Kombination. Nun stellte sich heraus, dass er einen schmalen, fast tonnenförmig gewölbten Oberkörper hatte. Der Unterleib war nach vorn gereckt, das Becken nach hinten geknickt, so dass es aussah, als recke er das Gesäß. Das gab seiner Haltung etwas Aufreizendes, doch in der Bewegung kam das weniger stark zum Ausdruck.

      Sotho Tal Ker verdrehte den Körper und verrenkte die Glieder, er bewegte den Kopf auf dem langen, kräftigen Hals, schnitt Grimassen und ließ seine Hände schwingende Bewegungen machen. Es schien, als vollführe er einen Tanz oder eine überzeichnete Pantomime. Es war zugleich eine Bewegungsstudie, und zu dieser Ansicht neigte Adams zusehends, je länger der Fremde vor ihm tänzelte.

      Adams konnte nicht anders, er schmunzelte. Es erschien ihm geradezu rührend, mit welcher Naivität sich Sotho Tal Ker bemühte, sich dem Betrachter zu offenbaren. Er redete nur einmal während dieser Vorführung, und was er sagte, machte seine Anstrengung deutlich.

      »Sieh mich an, das bin ich! So ist mein Körper. Und wenn du mir in die Seele blicken willst, dann sprich mit mir. Auf diese Weise – und nur so – kann ich mich dir ganz offenbaren, mein Freund.«

      Er gab damit auch zu verstehen, dass man ihn nur so kennenlernen konnte und keineswegs durch irgendwelche Messungen. Sein Kodex, was immer sich dahinter verbarg, ließ eine nüchterne Analyse nicht zu.

      Sotho Tal Kers Bewegungen waren kraftvoll und geschmeidig und verrieten in der Tat die Grazie eines Tänzers. Ohne den Umhang wurde deutlich, dass Arm- und Kniegelenke höher saßen als beim Menschen. Die Oberarme waren nur halb so lang wie die Unterarme. Ebenso nahmen die Oberschenkel nur ein Drittel der gesamten Beinlänge ein. Das verlieh seinem Gang etwas Stolzierendes, und auf gewisse Weise mutete er wegen der langen Unterschenkel zugleich gestelzt an. Die Bewegungen waren jedoch keineswegs eckig. Der Fremde erschien geschmeidig wie ein exotisches Raubtier und vorsichtig wie ein Pirschgänger. Erst bei diesen Überlegungen wurde Adams richtig bewusst, wie treffend die Bezeichnung »Stalker« in diesem Zusammenhang war.

      Stalkers Hände, schmal und feinnervig, wiesen jeweils fünf Finger auf. Auch die nackten Füße waren fünfgliedrig und schmal – und zugleich ungewöhnlich groß wegen eines ausladenden Fersenbeins.

      Er beendete seine Vorstellung mit einer schwungvollen Verbeugung, die grotesk ausfiel, weil er die schmalen Schultern weiter nach hinten durchdrückte, den Unterleib aber nicht zurückziehen konnte. Der vorgereckte Kopf geriet ihm dabei fast zwischen die Beine.

      Als Sotho Tal Ker sich aufrichtete, flimmerte auf dem Brustteil seiner hellblauen Uniform das Dreieckssymbol silbern. Auch auf den Passen der Ärmel und der Hose leuchteten silberne Muster, ebenso auf den Schultern. Adams vermutete darin Rangabzeichen, die der Fremde nun erst zu erkennen gab.

      Stalker sah sein vierköpfiges Publikum erwartungsvoll an. Celeste und Timo applaudierten begeistert, Adams und Patricia stimmten darin ein, als sie das freudige Leuchten in Stalkers Augen sahen.

      »Danke«, sagte er ergriffen. »Ich bin froh, dass ihr mich akzeptiert. Ich wäre vor Gram gestorben, wenn meine Mission wegen eurer Ablehnung gescheitert wäre.«

      Bei jedem anderen hätte das übertrieben gewirkt, nicht bei Stalker. Er wirkte so offen und ehrlich, dass alle ihm glaubten.

      Zögernd breitete Stalker die Arme aus. »Hier wird für die nächste Zeit mein Zuhause sein«, sagte er. »Bis ihr mir euer volles Vertrauen schenkt und es wagt, mich den Völkern eurer Galaxis vorzustellen.«

      »In welcher Mission bist du unterwegs?«, fragte Adams.

      »Das sagte ich schon«, antwortete Stalker mit leichtem Staunen. »Das heißt, ich habe dir erst einen Teilaspekt verraten. Ich hoffe auf die Freundschaft der Terraner. Vor allem will ich sie nicht nur mit ideellen Werten erreichen, sondern zugleich durch Handelsbeziehungen zwischen unseren Völkern.«

      »Sprichst du für dich allein? Oder bist du ein bevollmächtigter Vertreter deines Volkes? Welchen Status hast du, Stalker?«

      »Ich habe einen ähnlichen Status wie du, Gershwin. Ich bin der Gesandte von ESTARTU. Als ich den TSUNAMI in der Peripherie der Galaxis Erendyra fand und mich aus den gespeicherten Daten über dein Volk informierte, da wurde mir schnell deutlich, dass ihr die richtigen Partner für ESTARTU sein könnt.«

      »Wer ist ESTARTU?«

      »Eine Superintelligenz wie euer ES. ESTARTU ist zugleich der Name für die Mächtigkeitsballung, zu der ein Dutzend Galaxien gehören. Und ESTARTU ist euer neuer Handelspartner – wenn ihr es wollt.«

      »Darüber muss ausführlich geredet werden; das kann keine Ad-hoc-Entscheidung sein.«

      Und sie redeten darüber. Je mehr Informationen Adams erhielt, desto stärker wurde seine Überzeugung, dass Stalker der Kosmischen Hanse eine reelle Chance bot, zu neuer Blüte zu gelangen. Adams konnte dem Fremden stundenlang zuhören, sobald er über die vielfältigen Möglichkeiten beiderseitiger Handelsbeziehungen sprach. Die gigantische Entfernung von 40 Millionen Lichtjahren tat er mit einer Handbewegung ab. Als Adams dennoch nicht lockerließ und immer weiter bohrte, ließ sich Stalker sein Geheimnis entlocken.

      »ESTARTU verfügt über einen Raumschiffsantrieb, der praktisch unbegrenzte Geschwindigkeiten erlaubt«, erläuterte er. »Entfernungen dieser Größenordnung spielen deshalb keine Rolle.«

      »Und warum hast du dann den zeitraubenden Flug mit dem TSUNAMI unternommen?«, erkundigte sich Adams.

      »Ich brauchte diese Zeit, um mich hinreichend über meine neuen Freunde informieren zu können.«

      Adams wunderte sich, dass niemand in der Milchstraße bislang ein Lebenszeichen von ESTARTU bekommen hatte. Er


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