Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband). Arndt Ellmer

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Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband) - Arndt Ellmer


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Triebwerke müssen robuster sein als die meines alten Schiffes«, sagte er laut.

      »Das Triebwerk ist wartungsfrei, du würdest sagen, selbstregenerierend«, entgegnete das Virenschiff.

      »Klingt nicht schlecht. Und wie steht es mit der Geschwindigkeit? Ich möchte schneller im Rusumasystem sein als mir der Bart wächst.«

      »Das kann ich garantieren.«

      »Die Reichweite?«

      »Praktisch unbegrenzt.«

      »Ich komme damit jederzeit bis Magellan oder Andromeda und wieder zurück?«

      »Nach Magellan, nach Andromeda, sogar sehr viel weiter«, antwortete das Virenschiff geduldig.

      »Was ist das für ein Antrieb?«, erkundigte sich Solman, von einem aufkeimenden leichten Misstrauen getrieben.

      »Du kannst ihn als Enerpsi-Antrieb bezeichnen. Er ermöglicht die Fortbewegung entlang des psionischen Netzes, das dieses Universum durchzieht. Die erreichbare Geschwindigkeit kommt der Absoluten Bewegung nahe.«

      Solman nahm die Antwort gelassen hin.

      »Bist du im Service inbegriffen?«, fragte er. »Du hast eine Stimme wie eine begehrenswerte Frau. Eine solche fehlt mir bislang zu meinem Glück.«

      Das Virenschiff lachte. »Derartige Wünsche kann ich nicht erfüllen. Lebewesen will ich nicht erschaffen. Darüber hinaus kannst du alles haben. Bislang hast du dir noch kaum Gedanken über die technische Einrichtung gemacht.«

      »Das überlasse ich meinem Schwager«, sagte Solman herablassend. »Aber ich möchte eine Kommandozentrale wie ein Thronsaal: Sitzbezüge aus echter terranischer Seide; aus Diamant geschliffene Kontrollleuchten; überall Verzierungen aus Howalgonium und anderen Hyperkristallen ...«

      »Überlege dir, ob du vielleicht Dinge von praktischem Nutzen brauchst«, redete ihm das Virenschiff zu. »Reichtümer kannst du auf deinen Reisen zu fernen Welten erwerben. In Wahrheit verabscheust du synthetisches Glück, Solman, oder? Lebensfreude, echte Lebensfreude, kann niemand programmieren. Du kannst sie nur erreichen, indem du lebst.«

      In Solmans Hinterkopf entstanden bereits andere Gedankenbilder. Sie priesen ihm die Reisen zu fernen Galaxien, die Erforschung fremder Welten und Kulturen und die damit verbundenen Abenteuer als wahre Erfüllung an. Er sah ein, dass er kurzfristig auf Abwege geraten war.

      Solman dachte an die vielen Tausend Virenwolken, die noch im Orbit über Terra schwebten. Zweifellos hatten alle ähnliche Eigenschaften wie diese, die sich ihm angeboten hatte, und waren potenzielle Raumschiffe. Wenn er sich beeilte, konnte er die Wolken der Reihe nach aufsuchen und schon eine beachtliche Handelsflotte für sich aufbauen.

      »Schade«, sagte das Virenschiff bedauernd und begann sich vor Solmans Augen aufzulösen. Alles, was er sich in mühevoller Gehirnakrobatik erarbeitet hatte, drohte wieder zu zerfließen.

      Solman Patermos Träume von Macht und Herrlichkeit zerplatzten wie eine Seifenblase.

      »Halt! Nein!«, rief er entsetzt. »So war es nicht gemeint. Ich habe schon verstanden. Ich gebe mich mit einem Raumschiff zufrieden, wenn es wenigstens nur fliegt.«

      »Es freut mich, dass du Vernunft annimmst, Solman«, sagte das Virenschiff. »Wenn es so ist, stehe ich dir und deiner Sippe zur Verfügung.«

      5. Die Maske fällt

      »Es wird Zeit, Stalker«, sagte Homer G. Adams.

      »Hast du dir alles gut überlegt?«, fragte Sotho Tal Ker.

      Adams rieb sich das Kinn. »Es gibt keine andere Möglichkeit«, antwortete er und ahmte Stalkers Tonfall nach. »Die Stunde der Wahrheit ist gekommen, und eigentlich wurde es Zeit.«

      Der große Humanoide wich leicht zurück. Sein Kopf blieb weiterhin leicht vorgereckt, in seinem derben Gesicht zuckte es nervös. »Was geschieht, wenn deine Freunde gegen dich stimmen?«, fragte er. »Hast du das bedacht? Was willst du in dem Fall tun?«

      »Ich werde zurücktreten«, antwortete Adams lakonisch. »Mich endgültig von der galaktischen Bühne zurückziehen. Hast du mitbekommen, was mit den Virenwolken um Terra passiert? Möglicherweise hätte ich dort ebenfalls eine gute Chance.«

      »Du kannst nicht abdanken«, widersprach Stalker. »Die Kosmische Hanse ist dein Leben. Also musst du dich durchsetzen, um jeden Preis. Vielleicht wäre es besser, wenn du mich für dich sprechen lässt ...«

      »Nein!« Adams' Stimme klang so schneidend, dass Stalker erneut zusammenzuckte. »Du hast mir schon genug eingebrockt. Die Sache mit dem Warner könnte uns zu Fall bringen.«

      »Du weißt, wie alles gemeint war, Gershwin«, entgegnete Stalker bedrückt. »Ich hatte die besten Absichten, es ist nur ein wenig aus dem Ruder gelaufen.«

      »Du hast dich sehr zweifelhafter Methoden bedient.« Adams machte eine abschließende Handbewegung, eine Geste, die wie ein Schlussstrich anmutete. »Aber lassen wir das. Die Hanse-Sprecher sollen abstimmen – und ich werde mich ihrem Urteil beugen.«

      Bevor sie den Stalhof verließen, hielt Stalker Adams zurück und fragte: »Glaubst du, es könnte schaden, wenn ich die Warner-Erscheinung noch einmal annehme?«

      »Warum willst du dich hinter dem silbernen Schutzschirm verstecken?« Ein Hauch von Irritation erschien plötzlich in Adams' Blick.

      »Nicht verstecken ...«, antwortete Stalker. »Ich glaube, dass es eine gelungene Überraschung wäre, wenn ich zu deinen Erläuterungen die Tarnung aufgebe. Außer dir und NATHAN weiß bislang niemand, wer der Warner war. Nicht einmal die drei Hanse-Sprecher erinnern sich an mein Aussehen.«

      Auch Ronald Tekener erinnert sich nicht an dich, ergänzte Adams in Gedanken. Trotzdem schwieg er.

      Stalker wertete das Schweigen als Zustimmung. Binnen Sekunden wurde sein Körper von einem silbernen Flimmern eingehüllt.

      Sie verließen den Stalhof. Adams stellte umgehend eine Verbindung zu NATHAN her. »Das Hanse-Siegel von Sotho Tal Ker ist augenblicklich zu löschen!«, ordnete er an.

      »Hanse-Siegel gelöscht!«, bestätigte NATHAN.

      »War das nötig?«, fragte Stalker. Als silberner Schemen begleitete er Adams zum Transmitterraum. Mehrmals legte er eine Schrittfolge ein, die an den Stepptanz erinnerte, den er als Warner praktiziert hatte. Ein ungleicheres Paar als die beiden konnte man sich kaum vorstellen.

      »Wie die Sache auch ausgeht, in den Stalhof wirst du nicht zurückkehren«, stellte Adams fest.

      »Selbstverständlich nicht«, bestätigte Stalker.

      In der Transmitterhalle wurden sie von zwei Frauen und einem Mann erwartet. Es handelte sich um die drei Hanse-Sprecher Celeste Maranitares, Patricia Kolmeth und Timo Porante. Adams hatte keine andere Wahl gehabt, als sie zu suspendieren und für eine Weile nach Olymp zu schicken. Sie waren zu tief in die Angelegenheit verstrickt gewesen und hatten deshalb untertauchen müssen.

      Adams schüttelte jedem von ihnen die Hand. »Ich brauche euch als Zeugen«, sagte er und lächelte ermunternd. »Zweifellos werdet ihr rehabilitiert und bekommt euer Stimmrecht zurück.«

      Sie nickten. Patricia, die Älteste der drei, musterte aus zusammengekniffenen Augen die silberne Flimmererscheinung Stalkers. »Wir werden für dich stimmen, Homer«, sagte sie.

      »Dann also los.« Adams atmete hörbar aus.

      Sie ließen sich nacheinander zum HQ Hanse im Zentrum Terranias abstrahlen. Dort wurden sie von einer Eskorte erwartet, die sie in den Sitzungssaal geleitete.

      Auf dem Weg dorthin schlossen sich ihnen zwei Männer an, die Adams mit Handschlag begrüßte. Der eine hieß Arnold Schwarz, war kahlköpfig und hatte ein Allerweltsgesicht. Adams hatte ihn als Stellvertreter für Atlan ausersehen und ihn deshalb schon als Hanse-Sprecher vereidigen lassen. Der andere, noch sehr jung, hieß Thorn Axiam. Bis zu


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