Interstellare Bräute® Programm Sammelband. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.ihn nicht entsichern und abnehmen konnte. Das Visier vom Helm war zersplittert und tausend winzige Risse versperrten mir die Sicht auf Griggs Gesicht.
Wenn die Biosensoren nicht angezeigt hätten, dass er noch lebte, dass sein Herz immer noch schlug, hätte ich es niemals für möglich gehalten, dass irgendjemand in einer derartig zerstörten Panzerung überlebt hätte.
Ich legte meine Hand auf die Steuerung und befahl dem Schiff, Griggs Panzerung zu entfernen. Ungeduldig wartete ich, als das blass-grüne Leuchten seinen Körper umhüllte.
Als das Licht endlich erlosch, lag Grigg nackt und blutend auf der Unterlage und mein Herz stockte.
„Verdammt, Grigg. Du bist am Arsch.” Grigg war blutverschmiert, seine eigentlich dunkle, goldene Haut hatte fast überall einen eigenartigen orange-roten Stich. Sein linkes Bein war oberhalb des Knies bis zum Knochen durchtrennt und Blut sudelte mit jedem Herzschlag auf den Boden.
Ich fiel auf die Knie und legte einen Druckverband an, um die Blutung zu stopppen. Das würde ihn nicht heilen, aber es würde die Verletzung davon abhalten, weiter auszubluten während ich seinen sturen Arsch zum ReGen-Block trug.
„Ich brauche mehr Leute hier!” rief ich. Helfer und andere Techniker kamen hinzugeeilt. Helft mir. Vorsicht mit seinem Bein.” Ich hob in wieder an den Schultern hoch und versuchte, seinen Kopf davon abzuhalten, wie ein loser Puppenkopf abzuknicken. Weitere Hände kamen zur Hilfe und er wurde zügig vom Tisch gehoben.
„ReGen-Block?”
„Ja. Sofort.”
Wir bewegten uns gleichzeitig und schlurften schnell zu dem großen Ganzkörpertank, welcher zur Behandlung der kritischsten Verletzungen verwendet wurde.
„Sollten wir ihn nicht erst betäuben?”
„Sei ruhig oder verschwinde”, raunte ich.
„Ja, Sir.”
Die Tür der Krankenstation öffnete sich und Captain Trist trat herein. Er warf einen Blick auf Grigg und stoppte abrupt. „Ist er tot?”
„Nein. Aber das ist er bald, falls wir ihn nicht in den ReGen bekommen.”
Trist trat zwischen zwei Technikern nach vorne und half uns, Grigg an der Hüfte hochzuheben. Wäre Grigg ein durchschnittlicher Prillon-Krieger, dann wären nicht fünf von uns nötig, um ihn hochzuheben. Aber er war ein verdammter zwei-Meter-fünfzehn großer Gigant. Grigg war wie alle Mitglieder der Kriegerklasse auf Prillon Prime ein Riesenkerl, der aus beinahe dreihundert Pfund harter, magerer Muskelmasse bestand. Zum Krieger geboren war die Prillon-Rasse größer und stärker als die meisten Rassen in der Koalition. Und die Familie Zakar? Nun, Grigg und ich gehörten zu einem der ältesten Krieger-Clans des Planeten. Er war genetisch dazu veranlagt, ein großer Kerl zu sein.
Ich atmete erleichtert aus, als wir den Kommandanten in das hellblaue Licht des ReGen-Blocks herabließen. Die transparente Abdeckung schloss sich automatisch über Griggs ramponierten Körper, die Sensoren nahmen sofort ihre Arbeit auf. Wir traten zurück und musterten die offenen Verbrennungen und Schnittwunden, die auf seinem Gesicht deutlich zu sehen waren.
„Zum Glück hat er nicht das rechte Auge verloren.” Der Sanitätsoffizier, der mich unterstützt hatte, glitt routiniert über das Kontrollpanel und nahm entsprechende Einstellungen vor, damit Griggs Heilungsprozess so schnell voranging, wie es sein Körper erlaubte.
„Er hat Glück, dass er nicht tot ist.” Trist schlug seine blutverschmierte Handfläche auf die transparente Abdeckung.
Er drehte sich zu mir, aber ich schüttelte den Kopf. „Fragen Sie nicht mich.”
„Du bist sein erster Mann. Ein Familienmitglied. Kannst du ihn verdammt nochmal nicht im Griff behalten? Er kann so nicht weitermachen.” Trists hellgelbe Haut lief vor Wut dunkel-gold an. „Er ist der Kommandant dieser Kampfgruppe und kein Infanterist oder Fighter-Pilot. Wir können uns nicht erlauben, ihn zu verlieren.”
„Er inspiriert die Truppe.” Der Sanitätsoffizier auf der anderen Seite des ReGen-Blocks sprach voller Ehrfurcht in seiner Stimme. „In der Cafeteria reden sie über ihn. Überall reden sie über ihn.”
„Müssen sie hier anwesend sein?” fragte Trist.
Der Sanitätsoffizier blickte auf das Kontrollpanel. „Der Kommandant erholt sich ordnungsgemäß. Alle Protokolle für seine Regeneration wurden festgelegt.”
„Müssen sie anwesend sein?” wiederholte Trist.
„Technisch gesehen, nein.” Der junge Rekrut sah geschockt aus und die Furcht vor Trist ließ seine blasse Haut fast so grau wie seine Uniform werden. Mit gutem Grund. Der Captain war fast genauso groß wie Grigg und doppelt so gemein.
„Lassen sie uns allein.”
Binnen Sekunden war ich allein mit dem Captain, der sich auf einen Stuhl in der Ecke des Raumes fallen ließ. „Wie können wir ihn aufhalten? Er verhält sich wie ein Wahnsinniger. Verdammt, als verwandelte er sich in eine wilde Bestie, wie Atlan der Berserker.”
Als die Gefahr vorbei war, mischten sich in mir Gefühle der Wut und Erleichterung, als ich mich neben Trist niederließ und wir beide den besinnungslosen Körper des Kommandanten im Auge behielten. An unseren Händen und Uniformen klebte Blut.
„Wir können ihn nicht aufhalten.” Ich starrte herunter auf meine blutigen Handflächen und wollte Grigg am liebsten damit würgen. Ich liebte ihn wie einen Bruder, aber der Zorn seines Vaters ließ ihn zu weit gehen. Er nahm zu viel Risiko in Kauf. Er spielte ein sehr gefährliches Spiel und war dabei, es zu verlieren. Er hatte überlebt, also war es kein totaler Verlust, aber beim nächsten Mal? Und danach? Irgendwann würden ihn die Wahrscheinlichkeiten einholen. Beim nächsten Mal wird er vielleicht wirklich draufgehen.
Ich hatte genug davon. Trist hatte genug davon.
Ich hatte schon oft darüber nachgedacht und nur eine Lösung leuchtete mir ein, ich hatte das aber zuvor noch nie angesprochen. Grigg und ich hatten keine Geheimnisse voreinander, aber diese Angelegenheit behielt ich für mich. Ich zog sie in Erwägung. Ich hatte sie in der Vergangenheit verworfen. Jetzt aber, als er in einem ReGen-Block war und eine durchtrennte Oberschenkelarterie, einen Oberschenkelbruch, eine schwere Gehirnerschütterung und wer weiß, was sonst noch alles versorgen ließ, war es an der Zeit.
„Wir werden ihn nicht aufhalten können, aber seine Partnerin könnte es.”
Trist streckte die Beine vor sich aus. „Er hat keine Partnerin.”
Langsam neigte ich mich ihm zu. „Dann müssen wir ihm eine besorgen.”
Trist funkelte mich an. „Wie stellen wir das an?”
Ich stand auf und schritt umher. „Sie haben jetzt die Befehlsmacht.”
Die Rangfolge in der Befehlsmacht wurde am ersten Tag in der Kampfausbildung gelehrt. Ich musste es Trist nicht erklären. „Und?”
„Er ist ein Kommandant der Koalitionsflotte. Er ist berechtigt, eine geeignete Partnerin über das Programm für interstellare Bräute anzufordern. Beauftrage mich, ihm eine passende Partnerin zu finden. Beauftrage mich damit, ihn durch das Auswahlprotokoll gehen zu lassen.”
Trist machte große Augen. Er lebte sein Leben nicht am Abgrund, so wie Grigg es tat. Er durchdachte alles gründlich und systematisch.
„Und wenn er aufwacht?”
Ich grinste. Das hatte ich mir auch gründlich und systematisch überlegt.
„Der Vorgang geschieht unbewusst. Es ist wie ein Traum. Er wird sich an nichts erinnern, bis es schon zu spät sein wird. Er wird nichts davon erfahren, bis seine Partnerin in Fleisch und Blut eintrifft.”
Trist lächelte. Heilige Scheiße, der Mann lächelte. Ich hatte ihn noch nie zuvor lächeln sehen und dachte, sein Gesicht sei verletzt oder dauerhaft in einem wohlwollenden Ausdruck festgefroren.
„Und wird er zu sehr damit beschäftigt sein, sie zu ficken und