Tarzan – Band 2 – Tarzans Rückkehr. Edgar Rice Burroughs

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Tarzan – Band 2 – Tarzans Rückkehr - Edgar Rice Burroughs


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ge­wiss als Un­dank­bar­keit er­schie­nen sein.

      Sie be­ur­tei­len mich falsch, er­wi­der­te Tar­zan. Ich habe nur mit leb­haf­tem Ver­gnü­gen an Sie ge­dacht. Sie schul­den mir kei­ne Er­klä­rung. Sie sind noch wei­ter be­läs­tigt wor­den?

      Die Ver­fol­gung hat nicht auf­ge­hört, ant­wor­te­te sie. Ich füh­le, dass ich mit je­mand dar­über spre­chen muss, und ich weiß kei­nen, bei dem ich mich so gut aus­spre­chen könn­te, wie bei Ih­nen. Sie müs­sen mir das er­lau­ben. Es mag auch von Nut­zen für Sie sein, denn ich ken­ne Ni­ko­laus Ro­koff ge­nug, um zu wis­sen, dass er Sie nicht das letz­te Mal ge­se­hen hat. Er wird schon Mit­tel fin­den, sich an Ih­nen zu rä­chen.

      Was ich Ih­nen sa­gen wer­de, kann Ih­nen viel­leicht gute Diens­te leis­ten, um sei­nen Ra­che­plä­nen zu ent­ge­hen. Mehr kann ich Ih­nen hier nicht ver­ra­ten, aber mor­gen um fünf Uhr wer­de ich für Sie zu Hau­se sein.

      Das wird mir wie eine Ewig­keit vor­kom­men – bis mor­gen um fünf, sag­te er und wünsch­te ihr gute Nacht.

      Aus ei­ner Ecke des Thea­ters hat­ten Ro­koff und Paw­lo­wi­tsch ihn in der Loge der Grä­fin ge­se­hen, und bei­de hat­ten ge­lä­chelt.

      Am fol­gen­den Nach­mit­tag um halb fünf klin­gel­te ein dun­kel­far­bi­ger bär­ti­ger Mann am Dienst­bo­ten­ein­gang des Palas­tes des Gra­fen de Cou­de. Der Die­ner, der zum Öff­nen kam, zog die Au­gen­brau­en hoch, als er sah, wer dort stand. Bei­de spra­chen lei­se.

      Zu­erst zö­ger­te der La­kai bei ei­nem Vor­schlag, den der Mann ihm mach­te, aber bald dar­auf nahm er aus der Hand des Frem­den et­was ent­ge­gen. Dann wand­te er sich um und führ­te den Be­su­cher auf ei­nem weit­läu­fi­gen Um­weg in einen klei­nen, von Vor­hän­gen ver­häng­ten Al­ko­ven ne­ben dem Zim­mer, in dem die Grä­fin den Nach­mit­tags­tee zu ge­ben pfleg­te.

      Eine hal­be Stun­de spä­ter wur­de Tar­zan in das Zim­mer ein­ge­führt, und im sel­ben Au­gen­blick er­schi­en die Grä­fin lä­chelnd und mit aus­ge­streck­ten Hän­den ihm ent­ge­gen­ge­hend.

      Ich freue mich sehr, dass Sie ge­kom­men sind, sag­te sie. Nichts hät­te mich zu­rück­hal­ten kön­nen, ant­wor­te­te er.

      Ei­ni­ge Au­gen­bli­cke spra­chen sie über die Oper, über ei­ni­ge Ge­gen­stän­de, die die Auf­merk­sam­keit von Pa­ris er­reg­ten, über das Ver­gnü­gen, ihre kur­ze Be­kannt­schaft, die un­ter so selt­sa­men Ver­hält­nis­sen ein­ge­lei­tet wor­den war, zu er­neu­ern, und das brach­te sie dann auf das The­ma, das ih­nen bei­den am meis­ten am Her­zen lag.

      Sie wer­den sich ge­fragt ha­ben, sag­te die Grä­fin, wes­halb uns Ro­koff ei­gent­lich ver­folgt. Die Sa­che ist ganz ein­fach. Der Graf ist ver­traut mit man­chen wich­ti­gen Ge­heim­nis­sen des Kriegs­mi­nis­te­ri­ums. Er hat oft Pa­pie­re im Be­sitz, für die aus­län­di­sche Mäch­te ger­ne ein Ver­mö­gen aus­ge­ben wür­den, Staats­ge­heim­nis­se, für de­ren Kennt­nis die Agen­ten je­der Mäch­te Mör­der oder noch schlim­me­re Sub­jek­te din­gen wür­den.

      So hat er jetzt wie­der eine sol­che Sa­che in sei­nen Hän­den, die ei­nem Rus­sen, der ih­rer hab­haft wer­den könn­te, Ruhm und Reich­tum ein­tra­gen wür­de. Ro­koff und Paw­lo­wi­tsch sind rus­si­sche Spio­ne. Sie schre­cken vor nichts zu­rück, um sich das Do­ku­ment zu ver­schaf­fen. Der Vor­fall auf dem Damp­fer – ich mei­ne die Ge­schich­te mit dem Kar­ten­spiel – hat­te den Zweck, eine Er­pres­sung an mei­nem Gat­ten aus­zuü­ben. Wäre er des Falsch­spiels über­führt wor­den, so wäre sei­ne Lauf­bahn ver­nich­tet ge­we­sen. Er hät­te dann aus dem Kriegs­mi­nis­te­ri­um aus­schei­den müs­sen. Er wäre auch in der Ge­sell­schaft völ­lig un­mög­lich ge­we­sen. Sie hiel­ten die Keu­le also über ihn. Nur dann wä­ren sie be­reit ge­we­sen, ein­zu­ge­ste­hen, dass der Graf le­dig­lich das Op­fer ei­nes Kom­plot­tes sei­ner Fein­de ge­wor­den, wenn er sich jene Ge­heim­pa­pie­re hät­te ab­pres­sen las­sen.

      Als Sie, Herr Tar­zan, ih­ren Plan durch­kreuz­ten, ver­such­ten die Men­schen, mei­nen Na­men statt den des Gra­fen zu be­schmut­zen. Als Paw­lo­wi­tsch in mei­ne Ka­bi­ne ein­drang, er­klär­te er mir ihr Vor­ha­ben. Wenn ich ih­nen die ge­wünsch­te Aus­kunft ver­schaf­fen woll­te, ver­spra­chen sie, nichts wei­ter zu tun; an­dern­falls soll­te Ro­koff, der drau­ßen stand, einen Ste­ward be­nach­rich­ti­gen, dass ich mich mit ei­nem an­de­ren Mann hin­ter der ver­schlos­se­nen Türe mei­ner Ka­bi­ne ab­gä­be. Er droh­te, es je­dem zu sa­gen, dem er auf dem Schif­fe be­geg­ne­te, und bei un­se­rer Lan­dung woll­te er die gan­ze Ge­schich­te den Jour­na­lis­ten er­zäh­len.

      War das nicht schreck­lich? Nun wuss­te ich aber zu­fäl­lig et­was über die­sen Herrn Paw­lo­wi­tsch, das, wenn es der Po­li­zei von St. Pe­ters­burg be­kannt ge­wor­den wäre, ihn in Russ­land an den Gal­gen ge­bracht hät­te. Ich droh­te ihm, dort An­zei­ge zu er­stat­ten, und dann beug­te ich mich zu ihm und flüs­ter­te ihm einen Na­men ins Ohr. Da sprang er mir – und da­bei mach­te sie eine Be­we­gung mit dem Fin­ger – wie ein Ver­rück­ter an die Gur­gel, und hät­te mich er­würgt, wenn Sie nicht ein­ge­grif­fen hät­ten.

      Die Scheu­sa­le! rief Tar­zan aus.

      Sie sind nicht bloß Scheu­sa­le, mein Freund, sag­te sie, es sind wirk­li­che Teu­fel. Ich fürch­te für Sie, weil Sie sich de­ren Hass zu­ge­zo­gen ha­ben. Ich bit­te Sie, stän­dig auf Ih­rer Hut zu sein. Sa­gen Sie mir, dass Sie mir zu­lie­be vor­sich­tig sein wol­len, denn ich könn­te es nie ver­ges­sen, wenn Sie mei­net­we­gen Un­ge­mach er­lei­den müss­ten.

      Ich fürch­te die bei­den nicht, ant­wor­te­te er. Ich habe schon grim­mi­ge­re Fein­de über­lebt als Ro­koff und Paw­lo­wi­tsch.

      Er sah, dass sie von dem Vor­fall in der Mau­le-Stra­ße nichts wuss­te, und er sag­te auch kein Wort da­von, um sie nicht zu ängs­ti­gen.

      Wes­halb, fuhr er fort, über­ge­ben Sie die Schur­ken nicht den Be­hör­den, um Ruhe vor ih­nen zu ha­ben? Man wür­de sehr schnell mit ih­nen fer­tig sein.

      Ei­nen Au­gen­blick zö­ger­te sie mit der Ant­wort. Dann sag­te sie: Es gibt da­für zwei Grün­de. Der eine ist der, der den Gra­fen über­haupt zu­rück­hält, in die­ser Sa­che et­was zu tun. Der an­de­re ist der Grund, den ich bis­her nie­man­dem mit­ge­teilt habe – nur Ro­koff und ich ken­nen ihn. Ich fra­ge mich nur – und dann zö­ger­te sie, in­dem sie ihn ab­sicht­lich lan­ge be­trach­te­te. Was fra­gen sie sich? sag­te er lä­chelnd.

      Ich fra­ge mich, wie es kommt, dass ich Ih­nen das mit­tei­len möch­te, was ich noch nie ge­wagt habe, mei­nem Man­ne zu ver­ra­ten. Ich glau­be, dass Sie mich ver­ste­hen wer­den und dass Sie mir den rich­ti­gen Weg zei­gen kön­nen. Ich hof­fe, dass Sie mich nicht zu streng be­ur­tei­len wer­den.

      Ich fürch­te nur, dass ich ein schlech­ter Rich­ter sein wer­de, er­wi­der­te Tar­zan, denn wenn Sie sich ei­nes Mor­des schul­dig ge­macht hät­ten, so wür­de ich sa­gen, das Op­fer könn­te Ih­nen dank­bar da­für sein, einen so sü­ßen Tod er­lit­ten zu ha­ben.

      O mein Lie­ber, ant­wor­te­te sie, so schlimm ist es nicht. Aber ich will Ih­nen zu­erst den Grund an­ge­ben, aus dem der Graf die­se Män­ner nicht ver­folgt, und wenn ich dann noch ge­nug Mut habe, will ich Ih­nen auch ver­ra­ten, wes­halb ich selbst es nicht wage. Der ers­te Grund ist der, dass Ni­ko­laus Ro­koff mein Bru­der ist. Wir sind Rus­sen. Ni­ko­laus


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