COLD BLACK. Alex Shaw

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COLD BLACK - Alex  Shaw


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Der Prinz trennte die Verbindung. Auf solche Weise war er noch nie beleidigt worden.

      Er ging zur Terrasse und schnippte mit den Fingern, um anzuzeigen, dass er etwas Kaltes zu trinken wollte. Könnte er den Anruf zurückverfolgen lassen? Er würde den Polizeichef fragen. Just als er sich hinsetzen wollte, vibrierte das Handy erneut.

      »Ja?«

      »Es war unklug, unser Gespräch so zu beenden.«

      Fouad hielt den Daumen über die »Abbrechen«-Taste. »Falls ich Ihnen in irgendeiner Weise Milde hätte entgegenbringen wollen, tue ich das jetzt definitiv nicht mehr. Sie werden sowohl für Ihre Taten als auch für diese Frechheiten hingerichtet.« Das ließ diese fremde Person doch wohl reumütig werden, oder?

      Sie beruhigte sich wieder. »Hört auf, dem Westen Öl zuzuführen, oder Eure Tochter wird diejenige sein, die stirbt.«

      Daraufhin ließ der Prinz sein Glas fallen. Es zerbrach auf den Bodenplatten. Prompt eilte ein Diener herbei, um die Scherben einzusammeln, doch er stieß ihn beiseite. »Was haben Sie gesagt?«

      »Prinzessin Jinan …«

      »Wagen Sie es nicht, ihren Namen auszusprechen …« So rot im Gesicht war er noch nie gewesen.

      »Prinzessin Jinan ist nicht mehr in der Schule, wir haben sie.«

      Da wurde Fouad schwindlig. Er schäumte vor Zorn und fuchtelte mit beiden Armen, um seine Sicherheitsleute zu verständigen. »Sie lügen.«

      Es knackte in der Leitung, diesmal hatte der Anrufer die Verbindung getrennt. Der Prinz haderte damit, die Informationen zu verarbeiten; wenngleich er mehrere Personen anrufen wollte, wusste er nicht, wen zuerst. Der Kommandant der Wachen traf ein und verbeugte sich.

      »Rufen Sie Ihre Männer an, die auf meine Tochter aufpassen! Sofort!«

      Der Mann verbeugte sich wieder und verschwand im Haus. Fouad wählte die Nummer seines Bruders, die er auswendig kannte, und hielt sich das Telefon ans Ohr. Währenddessen tauchte der Militäroffizier wieder mit einem anderen Gerät auf.

      »Eure Hoheit.«

      Der Prinz riss ihm das Nokia aus der Hand und schaute aufs Display. Dabei blieb ihm fast das Herz stehen. Es war ein Foto seiner Tochter mit einer Pistole am Kopf. Er fühlte sein Herz rasen und fasste sich mit rechts an seine fette Brust … Al Kabir bekam kaum mehr Luft. Er sackte in einen Sessel. Sein Vertu war nun mit seinem Bruder in England verbunden, der seinen Namen rief. Der Prinz geriet in Panik, während sich seine Entourage anschickte, ihm Luft zuzufächeln.

      »Eure königliche Hoheit.« Am anderen Ende der Leitung in London verstand man die Stimme des Wachkommandanten klar und deutlich. »Prinz Fouad geht es nicht gut.«

      »Wieso das?« Prinz Umar machte sich Sorgen um seinen geliebten jüngeren Bruder.

      »Er fiel in Ohnmacht, nachdem er schlechte Neuigkeiten erfahren hatte.«

      »Die da wären?«

      Major Hammar tat sich schwer, die Nachricht in angemessene Worte zu kleiden. »Jemand hat die Prinzessin entführt.«

      »Entführt? Aber sie ist doch in Brighton, an der Roedean.« Der Mann in der saudischen Botschaft bekam es auf einmal mit der Angst zu tun.

      Shoreham-by-Sea, Großbritannien

      Fox schaute auf seine Uhr. Das Vorstellungsgespräch in der Innenstadt hätte er sich getrost schenken können, angetreten und abgeblitzt in weniger als einer Stunde. Der zuständige Bearbeiter – irgendein Jungspund Mitte zwanzig mit Gel in den Haaren – hatte ihn mit Fragen darüber bedrängt, warum er sich für den passenden Kandidaten halte, schließlich sei er für diese Stelle überqualifiziert. Der Knabe war anscheinend beleidigt gewesen, da sich Fox strikt geweigert hatte, über seine Militärzeit zu sprechen. In seinem Lebenslauf wurde nur seine Stammtruppe aufgeführt, die Gordon Highlanders, nicht das Regiment.

      Auf dem Weg nach draußen hatte Fox die anderen Bewerber gesehen, alle rund zehn Jahre jünger und zwanzig Pfund schwerer. Er brauchte sich keine Hoffnungen zu machen, doch das war ihm scheißegal. Als er auf die Straße kam, sah er ein Auto, das er kannte. Der dunkelrote BMW Z4 seines ehemaligen Vorgesetzten Leo Sawyer parkte vier Häuser weiter in einer Kurve. Es ließ sich eindeutig am Nummernschild erkennen, das bestätigte, dass er in der Tat ein arroganter Arsch war: LE07 SAW. Fox stutzte. Was hatte dieser Emporkömmling von Geschäftsmann hier zu suchen? Ihm kam ein finsterer Gedanke, und tief aus seinem Inneren kochte Wut hoch, wie er sie seit Jahren nicht empfunden hatte. Er blieb stehen und nahm sein Handy heraus, um Tracy anzurufen. Während er mit dem Telefon am Ohr weiterging, sah er ihren Wagen in der Einfahrt. Als von hinten ein Motorroller an ihm vorbeiraste, zuckte er zusammen. Ein dämlicher alter Sack, der fahrig wird.

      »Wo bist du?«, fragte sie sofort.

      »Ich steige gerade in den Zug nach Victoria, und du?«, log er, während er ihr stehendes Auto im Auge behielt.

      »Bin noch im Büro, dürfte aber wohl daheim sein, wenn du es bist. Muss nur kurz was erledigen.«

      Fast hätte Fox das Telefon auf den Boden geschmettert, beherrschte sich aber schließlich doch und klappte es zu. »Stielauge« pimperte seine Frau. Er ging den Weg entlang, warf sein Jackett mit dem Koffer auf die Wiese und versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war von innen verriegelt, und der Schlüssel steckte noch im Schloss. Erneut packte ihn die Wut, als er die Klingel betätigte. Keine Reaktion, also fing er an, mit beiden Fäusten dagegen zu schlagen. »Aufmachen!«

      Drinnen tat sich etwas, ein Vorhang bewegte sich. Paddy trat einen Schritt zurück und wollte etwas rufen, als noch ein Roller vorbeisauste. Als er sich in die Richtung umdrehte, aus welcher der Lärm kam, bogen zwei Limousinen in die Straße ein, beide zu schnell für die Kurve.

      Fox nahm sie wie in Zeitlupe wahr. Der erste musste ausscheren, um den Jugendlichen auf dem Roller nicht zu rammen. Dieser holperte auf den Gehsteig und fuhr weiter, der Wagen hingegen, ein Ford Mondeo, rollte auf der anderen Seite über den Bordstein und krachte gegen die Mauer des Garagenplatzes.

      Das Metall knirschte und quietschte heftig beim Aufprall. Der Fahrer des zweiten Wagens trat ungefähr fünfzehn Meter dahinter auf die Bremse und kam auf gleicher Höhe zum Stehen. In dem Moment vernahm Fox Lärm und Bewegung in seinem Haus. Er rannte über die Straße zur Unfallstelle, denn Raserei hin oder her, die Insassen brauchten Hilfe. Die Fahrerseite hatte die Wand zuerst geküsst, und die zersplitterte Windschutzscheibe war mit Blut bespritzt. Fox schaute hinein. Der Fahrer lebte nicht mehr – das stand fest –, doch sein Nebenmann rührte sich noch. Er streckte einen Arm aus, um die Tür aufzuziehen, und sah eine Pistole im Fußraum liegen. Auf der Rückbank wimmerte jemand.

      Fox versuchte, etwas zu sehen; hinten lag halb ausgestreckt ein arabisch aussehendes Mädchen mit Klebeband über dem Mund und am Rücken gefesselten Händen. Unter ihr lag ein Mann, der versuchte, sie von sich zu stoßen. Fox fiel noch eine Waffe ins Auge, eine Halbautomatik. Als ihm die Kleine in die Augen schaute, sah er an ihrem flehentlichen Blick, dass sie sich fürchtete.

      Ohne Zögern hob Fox die Pistole vorm Vordersitz auf, machte einen Schritt zurück und schoss dem Beifahrer von der Seite in den Kopf. In dem engen Raum knallte es wie Donnerhall. Vorübergehend taub öffnete er die Hintertür, woraufhin das Mädchen fast herausrutschte. Der letzte Überlebende schlug die Augen auf und griff nach seiner Waffe. Paddy zog das Mädchen ganz heraus und feuerte dem Typen zweimal in die Schläfe.

      Plötzlich fielen weitere Schüsse von hinten. Fox warf sich auf das Mädchen und ging mit ihm hinter der Wagentür in Deckung. Besser schützen konnten sie sich nicht. Mehr Schüsse und jetzt auch Schreie. Mit der Pistole in beiden Händen sprang er auf und suchte sich sofort ein Ziel. Es war ein Insasse des zweiten Autos, der im vollen Lauf auf ihn zukam – mit einem Sturmgewehr in den Händen, wie es aussah. Fox' erster Schuss traf ihn in die Brust, der zweite in den Kopf. Der Mann drehte sich zur Seite hin um sich selbst und brach zusammen.

      Dann Bewegungen von rechts, noch ein Angreifer. Dieser blieb sicherheitshalber dicht an den Häusern, während er sich näherte. Die beiden feuerten


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