COLD BLACK. Alex Shaw

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COLD BLACK - Alex  Shaw


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den Gordon Highlanders? Sie quittierten den Dienst 2004.«

      »Als ich vierzig wurde.«

      »Richtig, doch die Highlanders verließen Sie 1984 nach vier Jahren. Wie erklären Sie das?«

      Fox verdrehte die Augen. »Das ist wohl leider streng geheim.«

      »Streng geheim?« Flynn schnaubte. »Was soll das heißen?«

      Paddy zuckte mit den Achseln. »Ich habe meine Unterschrift zur Wahrung eines Dienstgeheimnisses abgegeben, also kann ich das nicht mit Ihnen diskutieren. Na ja, ich könnte schon, doch dann müsste ich Sie erschießen.«

      Das ging Flynn quer. »Halten Sie solche Bemerkungen für angemessen?«

      Mincer legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Na, sehen wir lieber zu, dass wir ein bisschen vorankommen. Ray?«

      Flynn nickte und übernahm das Fragen, während der Kommissar zuhörte. »Sie haben vier Männer erschossen. Kannten Sie sie?«

      »Nein.«

      »Und Sawyer?«

      »Ihn schon.«

      »Warum haben Sie ihn also umgebracht?«

      »Ich wusste nicht, dass er es war.«

      »Das ändert nichts daran.« Flynn verschränkte die Arme.

      In Fox' Kopf spielte sich alles noch einmal ab: Die Autos, das Mädchen, die Schützen und dann Leo Sawyer.

      »Stimmt. Er lief, und ich dachte, er sei bewaffnet.«

      »War er aber nicht.«

      »Nein.«

      »Sie haben auf einen unbewaffneten Mann geschossen. Einen Unschuldigen.«

      »Und außerdem drei Übeltäter. Ich hielt Sawyer für einen von ihnen; das war ein Irrtum.«

      »Sie brachten drei Männer um und versuchten, einen vierten zu ermorden.«

      Fox Augen funkelten. Sein ehemaliger Boss lebte also noch? »Ich habe eine Schülerin gerettet – ein Mädchen, das sie entführt hatten. Wo ist es jetzt? Wie geht es ihm?«

      Mincer sprach wieder. »Es wurde von seinem Onkel abgeholt und ist in Sicherheit.«

      »Wer war es?«

      Flynn öffnete den obersten Knopf an seinem Hemdkragen. »Es besucht die Privatschule Roedean. Nun zurück zu Ihnen …«

      »Was wurde aus den beiden in dem anderen Auto? Haben Sie sie geschnappt?«

      Flynn stand kurz vorm Aufbrausen, doch Mincer spielte guter Bulle und antwortete mit einem Nein.

      Fox wackelte mit dem Kopf. »Hätten Ihre Männer sofort auf mich gehört, statt mich festzunehmen, würden jetzt nicht zwei Terroristen frei an der Südküste herumlaufen!«

      Flynn atmete langsam, und Fox ahnte, dass er für seinen Teil nichts spielte; er war tatsächlich der böse Bulle. »Sie haben einen Unbeteiligten angegriffen, der bis zuletzt Ihr Vorgesetzter gewesen war. Zufall?«

      Paddy lächelte. Er würde ihm nicht auf den Leim gehen. Im südamerikanischen Dschungel hatten ihn Typen ohne Skrupel verhört, wohingegen ihn jetzt ein Mann anpflaumte, der ein pflegeleichtes M&S-Hemd trug. Er erwiderte gelassen: »Jawohl, Mr. Flynn. Es handelte sich um einen Zufall, genau genommen einen Unfall. Ich wusste nicht, dass es Sawyer war, als ich abdrückte. Ich musste mich entscheiden und lag daneben. Vorausgesetzt, Sie selbst haben noch nie ein Feuergefecht erlebt, Mr. Flynn, fehlt ihnen jeglicher Bezugsrahmen.«

      Der Detective Constable kochte vor Zorn. »Wir reden hier von Shoreham Beach, nicht Bagdad, verdammt noch mal!«

      »Aber deren Waffen hätten glatt von dort kommen können«, hielt Fox dagegen.

      »Also gut, also gut«, lenkte guter Bulle ein. »Gehen wir Ihre Aussagen nun von Anfang an durch.«

      Wohnsitz des Präsidenten in Minsk, Weißrussland

      Der Sonderberater des weißrussischen Staatsoberhauptes zerknüllte das Blatt und donnerte: »Nein … nein … nein!«

      Der Leiter des Ministeriums für Energie, der ihn noch nie so aufgelöst gesehen hatte, schlotterte beim Sprechen. »Eduard Alexeiewitsch, wie sollen wir darauf reagieren?«

      Kozlow stemmte seine linke Hand in die Hüfte und hielt die zerknüllte Kurzmitteilung mit der rechten hoch. Seine Augen blitzten vor Zorn, und seine Faust zitterte, als er weiter wetterte: »Wie wir reagieren? Die erdreisten sich, der Nation Weißrussland ihren Brennstoff vorzuenthalten? Wir reagieren darauf, indem wir verlangen, dass sie unsere Versorgung auch weiterhin gewährleisten!«

      Kuschnerow traute sich nicht, mehr zu äußern, zwang sich aber dazu. »Das leuchtet mir ein, Eduard Alexeiewitsch, doch was ist mit den fünfhundert Millionen Dollar, die wir ihnen schulden?«

      »Das sind Diebe, Yarislaw Iwanowitsch, Diebe! Nichts weiter. Als wir noch ein Land waren, gehörte das Öl uns allen, doch jetzt erwarten sie, dass wir für tausend Kubikmeter hundert Dollar zahlen! Unsere ›strategischen Verbündeten‹ wollen uns in den Ruin treiben!«

      Kozlow ließ sich beschwerlich an seinem Schreibtisch nieder. Kuschnerow blieb stehen, während sich der Berater des Präsidenten kräftig die Augen mit seinen Fäusten rieb. Dann bedeutete er, sein Besucher möge ebenfalls Platz nehmen. Unangenehmes Schweigen stellte sich ein.

      Beide waren im Vorjahr zugegen gewesen, als man ein Abkommen ausgehandelt hatte, um den Ölpreis für das kommende Jahr festzulegen. Russland wollte ihn nicht zum ersten Mal für mehrere seiner wichtigsten Abnehmer erhöhen, zu welchen auch die Ukraine zählte, und behauptete, der gegenwärtige beruhe auf »veralteten Tarifen aus der Sowjetzeit«. Das Ergebnis? Das Land hatte der Ukraine Ende Dezember mehrere Tage lang den Hahn zugedreht. Die für die besten Kunden der Russen in Europa anberaumten Mengen fielen der Reihe nach geringer aus, angeblich weil die Ukraine ihren benötigten Kraftstoff aus den Exportpipelines »zapfte«, die durch ihr Gebiet verliefen.

      Auch Weißrussland litt unter der Verknappung. Äußerst notgedrungen einigte man sich quasi kurz vor Neujahr überhastet auf einen anderen Preis: Hundert Dollar für tausend Kubikmeter Öl, ein massiver Anstieg im Vergleich zu zuvor siebenundvierzig Dollar. Um den Wucher jedoch ein wenig zu beschönigen, erklärte sich Russland bereit, den Nachbarn in der ersten Jahreshälfte nur fünfundfünfzig Dollar pro tausend Kubikmeter zu berechnen und die Differenz von beinahe fünfhundert Millionen dann bis Ende Juli zu stunden.

      Das war eine Verzögerungstaktik, wie beide Seiten wussten, doch die Russen verfolgten noch ein Ziel damit: Im Europaparlament wurden Zweifel daran laut, dass das Bündnis weiterhin auf russisches Öl angewiesen sei; RusGaz versorgte ein Viertel des Kontinents. Mitgliedsstaaten wurden allmählich nervös und suchten nach Möglichkeiten, um auf alternative Quellen auszuweichen. Im Kreml verschaffte man seiner Besorgnis Luft. Ausgerechnet einen solchen Eindruck wollte RusGaz eben nicht vermitteln. Um die Beförderung von Öl weiter zu sichern, warf man den Weißrussen sozusagen einen Knochen hin: Verkauft die Hälfte eures staatlichen Leitungsanbieters Beltransgaz an unser Förderunternehmen RusGaz, dann werden eure Rechnungen beglichen, und wir garantieren, dass die Preise nicht weiter steigen. Was aber noch wichtiger war? Russland brauchte nicht hinzuzufügen, dass man die Befürchtungen der EU zerstreuen würde.

      Der ultranationalistische Präsident von Weißrussland zögerte den Verkauf von Staatsvermögen hinaus, bis ihm sein eigenes Volk zu verstehen gab, man könne es sich nicht mehr leisten, den Konzern zu unterhalten! Indem er öffentlich den Empörten mimte und insgeheim froh war, glimpflich davonzukommen, ließ er sich breitschlagen. RusGaz kaufte für zweieinhalb Milliarden Dollar Anteile von Beltransgaz und machte zunächst in einer Geste des guten Willens eine Anzahlung von insgesamt sechshundertfünfundzwanzig Millionen. Zum Fälligkeitsdatum seiner »Ölrechnung« war Weißrussland jedoch in Verzug geraten. RusGaz hatten ihr Geld an das dortige Finanzministerium überwiesen, und die Zahlung von fünfhundert Millionen blieb offen.

      Kuschnerow brach das


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