Die Mission der Maru Tai. Mara Laue
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Mara Laue
Die Mission der
MARU TAI
Space Opera
Science-Fiction
Laue, Mara : Die Mission der Maru Tai. Hamburg, Plan9 Verlag 2021
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-948700-19-5
Dieses Buch ist auch als eBook erhältlich und kann über den Handel oder den Verlag bezogen werden.
ePub-eBook: 978-3-948700-20-1
Lektorat: global:epropaganda Michael Haitel
Korrektorat: Claudia Lezár
Satz: 3w+p GmbH, Rimpar
Umschlaggestaltung: Christl Glanz, Agentur Guter Punkt, München
Umschlagmotiv: Großes Raumschiff: © freestylephoto/GettyImages, Bildnummer: 1159450909, kleines Schiff: © Sylphe_7/GettyImages, Bildnummer: 494188960, Planet: © Aphelleon/GettyImages, Bildnummer: 472679632, Asteroiden: © dottedhippo/GettyImages, Bildnummer: 977816826
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1.
Terranisches Raumschiff MARU TAI im Orbit um Diadem 7
23. 04. 2403 Bordzeit
Botschafter Hamid al Mahdi trat zu Yora Davidoff und schüttelte ihr die Hand. »Danke, Lieutenant! Durch Sie und Ihr Team habe ich mich während der Verhandlungen unglaublich sicher gefühlt. Aber wie haben Sie es nur geschafft, angesichts der martialischen Aggressivität der Ganuti so ruhig zu bleiben?«
Yora lächelte. »Das ist mein Job als Sicherheitschefin, Herr Botschafter. Und eine Frage der Vorbereitung auf die Mission. Die Ganuti haben ihr aggressives Gebaren ritualisiert. Mit anderen Worten: Das ist nur Show. Die man übrigens Ihnen zu Ehren veranstaltet hat, um zu zeigen, wie furchtlos das ganutische Volk ist. Gefährlich wäre es erst geworden, wenn einer oder mehrere ihr Spiralarmband abgenommen hätten.«
Hamid al Mahdi schüttelte den Kopf. »Wäre das eine Herausforderung gewesen, so wie auf der Erde im Mittelalter die Ritter einander den Fehdehandschuh hingeworfen haben?«
»Nein. Diese Armbänder sind Hightechwaffen. In der Schließe, die zugleich der Griff ist, befindet sich ein Mechanismus, der die Armbandschnüre in eine Art Laserpeitschen verwandelt. Was immer die Dinger treffen, es wird tranchiert.«
Al Mahdi schluckte. »Umso froher bin ich, dass die Ganuti nun endgültig auf unserer Seite stehen.« Er lächelte. »Diadem sieben – Ganutara, wollte ich sagen, schließlich nennen die Ganuti ihre Welt so – ist ab sofort das neueste Mitglied der Ikan Muron Union.«
»Herzlichen Glückwunsch, Herr Botschafter.«
»Sind alle an Bord?«, ertönte die Stimme von Captain Yin Chen aus dem Lautsprecher in der Hangarschleuse und enthob al Mahdi einer Antwort.
»Ja, Captain«, bestätigte Yora. »Mission erfüllt, keine Zwischenfälle, keine Verletzten oder Erkrankten, keine Verluste.«
»Gut. Bringen Sie den Botschafter in meinen Besprechungsraum.«
»Ja, Ma’am«, bestätigte Yora, aber Captain Chen hatte die Verbindung schon unterbrochen. Sie lächelte al Mahdi zu. »Sie haben den Captain gehört, Herr Botschafter. Ich darf Sie zu ihr geleiten.« Sie deutete auf die Schleusentür, die in diesem Moment zur Seite glitt, und ging mit al Mahdi zum Lift, der sie zum Besprechungsraum neben der Zentrale bringen würde.
Captain Chen war immer kurzangebunden und hielt sich nicht mit Höflichkeitsfloskeln auf, eine Eigenheit, an die Yora sich erst hatte gewöhnen müssen. Aber die Aufforderung hatte nicht nach Chens üblicher Wortkargheit geklungen, sondern ... Yora lauschte im Geist ihrer Stimme nach und kam zu dem Schluss, dass Chen wegen irgendetwas besorgt war. Sie bezweifelte allerdings, dass sie das ihr gegenüber preisgeben würde. Yin Chen war eine Kommandantin alter Schule, die den Standpunkt vertrat, dass die Schiffsführung alles, die leitenden Offiziere wenig und die Crewmitglieder nichts wissen mussten, sofern es nicht überlebensnotwendig war. Leider machte sie auch bei ihrer Sicherheitschefin keine Ausnahme.
Dass sie Yora aufgefordert hatte, den Botschafter persönlich zum Besprechungsraum zu bringen, war kein gutes Zeichen, denn das hatte sie nie zuvor getan. Chen hatte al Mahdi eine persönliche Ordonnanz zugeteilt, die für diese Dinge zuständig war. Yora hatte lediglich dafür zu sorgen, dass er immer von mindestens zwei Sicherheitsleuten begleitet wurde. Zwar war wenig wahrscheinlich, dass irgendein Crewmitglied sich ihm gegenüber unangemessen verhielt, aber nicht jedem gefiel seine Mission. Mit ehemaligen Feinden, die noch bis vor kurzem Krieg gegen die Ikan Muron Union geführt hatten, ein Bündnis zu schließen und sie der IMU einzugliedern, stieß manchem sauer auf, auch hier an Bord. Menschen, die durch den Krieg Angehörige und Freunde verloren hatten, könnten auf den Gedanken kommen, im harmlosesten Fall den Botschafter nur anzupöbeln und im schlimmsten Fall handgreiflich zu werden – bis zum Mordversuch. Doch das wusste Yora zu verhindern, denn sie hatte ihre Sicherheitscrew für alle Eventualitäten gut trainiert.
Yora hatte den Posten auf der MARU TAI erst vor fünf Monaten übernommen und gehofft, er würde sich als weitere Stufe auf ihrem Weg zu einem eigenen Kommando erweisen. Schließlich war das Schiff ein hochmoderner Kreuzer der Chamäleon-Klasse. »Chamäleon«, weil es durch modifizierbare Module der Innen- und Außenwände wandelbar war und als nahezu alles eingesetzt werden konnte: Kampfschiff, Aufklärer, Forschungsschiff, Handelsschiff, Frachtschiff, Passagierschiff, Kurierschiff und notfalls sogar als Gefangenentransporter. Oder als Diplomatenschiff, um einen Botschafter der IMU zu anderen Welten zu bringen.
Der Posten als Sicherheitschefin war anspruchsvoll und abwechslungsreich. Yora hatte nicht nur für die Sicherheit der Crew und der Passagiere innerhalb des Schiffes zu sorgen oder im Fall einer Außenmission auf fremden Welten als Bodyguard zu fungieren. Sie war auch dafür verantwortlich, dass die Sicherheitsschaltungen des Schiffes einwandfrei funktionierten. Bei Frachttransporten musste sie sicherstellen, dass die Ladungen ordentlich verstaut waren und keine Unfallgefahr bildeten. Und im Fall von Streitigkeiten unter Crewmitgliedern oblag ihr die Schlichtung oder als Teil der Polizeigewalt in der Terranischen Raumflotte die Verfolgung und Aufklärung eines Verbrechens. Abwechslungsreich in der Tat.
Wäre da nicht Captain Chen, die eine Sicherheitschefin an Bord ihres Schiffes für völlig überflüssig hielt und aus dieser Haltung keinen Hehl machte. »Ich habe mein Schiff und meine Crew mitsamt der Sicherheit im Griff«, hatte sie Yora bei ihrem Dienstantritt unverblümt gesagt. »Sie, Lieutenant Davidoff, sind nur hier, weil das Flottenkommando neuerdings eine Sicherheitsabteilung für alle Schiffe vorschreibt. Seien Sie mir nicht im Weg, dann kommen wir miteinander aus. Ansonsten lasse ich Sie versetzen.«
So viel zur Sprosse auf der Leiter zum eigenen Schiff. Da wären ein paar lobende Worte von Botschafter al Mahdi in den Ohren des Flottenkommandos erheblich nützlicher. Doch dazu hatte al Mahdi keine Veranlassung, denn wie Yora ihm gesagt hatte, tat sie nur ihren Job. Und da auf Diadem 7 nichts passiert war – was hätte er loben sollen?
Der Lift hielt neben der Zentrale. Die Tür glitt auf und gab den Weg ins Herz des Schiffes frei. Die Besatzung der Zentrale, fünf