Unbändige Geilheit | Erotische Geschichten. Dee Lyster

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Unbändige Geilheit | Erotische Geschichten - Dee Lyster


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Das ist hart. Wie lange geht das schon so?«

      »Mindestens ein oder zwei Jahre. Ich hatte zwischendurch schon einen richtigen Minderwertigkeitskomplex, weil ich dachte, das liegt an mir. Dass ich nicht mehr hübsch bin oder …«

      »Was? Du? Monika, bitte! Du warst in der Schule schon das hübscheste Mädchen und heute mit deinen einunddreißig Jahren stiehlst du immer noch allen die Show. Sieh dich doch hier mal um!«

      Auf meinen ungläubigen Blick wiederholt sie ihre Aufforderung.

      »Nein, im Ernst! Sieh dich um!«

      Ich lasse meinen Blick durch das Kaffeehaus wandern, in dem wir sitzen. Es befindet sich in der Grazer Innenstadt und ist bereits jetzt um zehn Uhr morgens voller Leute. Als ich mich umsehe, entdecke ich mindestens drei gut aussehende junge Männer, die verlegen wegblicken. Das heißt wohl, dass sie mich angesehen haben, bevor ich mich umwandte. Dieses Wissen macht mich stolz, denn auch wenn ich Mutter und Ehefrau bin, will ich dennoch begehrt werden. Ganz genau so, wie sich das vermutlich jede Frau wünscht und vielleicht ist bei mir dieser Wunsch nach Verehrung deshalb größer, weil ich diese Selbstbestätigung immer hatte und jetzt nicht mehr. Zumindest nicht von meinem Mann, von der Person, von der ich mir diese Zuwendung wünschen würde, der mich aber nicht mehr mit den gleichen Augen ansieht wie damals.

      Ich weiß noch, wie wir - ich glaube, wir waren seit zwei oder drei Monaten ein Paar - diesen Wellnessurlaub gemacht haben. Wir haben auf der Terrasse der Hotelbar Cocktails getrunken, gelacht und einen unglaublich tollen Abend gehabt. Dann haben wir auf den Lift gewartet, der uns in den siebten Stock bringen sollte. Wolfgang hat mich an die Wand gedrückt, mich so verlangend geküsst, als ob es kein Morgen gebe, seine Hand unter meinen Rock geschoben, mir ganz tief in die Augen gesehen und mir gesagt, dass er mich liebt. Das war das erste Mal, dass ich diese Worte von ihm gehört hatte. Seine Augen sind dabei feucht geworden. Ich habe gewusst und gefühlt, dass er es ernst meinte, als er mir sagte, dass ich die umwerfendste Frau der Welt bin, er mich anbetet und ohne mich nicht mehr leben kann. Der Sex an diesem Abend war unvergesslich. Er hatte mich so lange, mit so viel Gefühl geleckt, bis ich laut schreiend zum Orgasmus gekommen bin. Dann ist er in mich eingedrungen, seine Blicke haben mich fast wahnsinnig gemacht. Ich weiß noch, dass er mich aus einer ganz eigenen Mischung aus Verwunderung, Liebe und Sehnsucht angesehen hat. Wir sind dann gemeinsam noch einmal zum Höhepunkt gekommen. Es war so innig und wunderschön. Etwas, das ich vorher so noch nie erlebt hatte. Ich habe mir gewünscht, eins mit ihm zu werden, damit er immer bei mir wäre.

      Bei diesen schönen Erinnerungen kullern mir die Tränen über das Gesicht, denn jetzt ist all das vorbei und ich habe es kaputtgemacht. Vielleicht war es auch schon vorher kaputt, nur wollte ich es nicht wahrhaben. Aber durch das, was ich getan habe, habe ich all das, was jemals zwischen uns war, zerstört. Sandra steht von ihrer Seite des Tisches auf, stößt dabei beinahe ihre Kaffeetasse um, umarmt mich und legt ihren Kopf auf meine Schulter.

      »Komm schon, Kleine«, flüstert sie.

      »Es gibt für alles eine Lösung.«

      Ich krame nach einem Taschentuch in meiner Handtasche. Zwischen all dem unnötigen Krimskrams, den ich mit mir führe, werde ich schließlich fündig, putze mir das Gesicht und sage meiner Freundin, dass ich mich schon wieder gefangen habe. Sandra gibt mir einen Kuss auf die Wange, streicht mir über den Kopf und setzt sich wieder auf ihren Platz zurück. Auch ihre Augen sind vor Mitleid feucht geworden. Dann verändert sich ihr Blick, sie hat erraten, was passiert ist.

      »Du hast ihn betrogen!« Die Wörter DU und IHN zieht sie bei ihrer Feststellung wie einen Kaugummi in die Länge. Die Staatsanwältin spricht aus ihr. Sie hat den Angeklagten überführt und jetzt brechen alle Dämme. Ich beginne hemmungslos zu heulen, mehrere Augenpaare drehen sich in meine Richtung.

      »Ja«, schluchze ich. Mehr bringe ich im Moment nicht hervor. Sandra presst die Lippen zusammen, sieht mich ernst an. Es dauert ein paar Minuten, bis ich mich wieder gefangen habe und meine beste Freundin wartet geduldig, bis ich wieder gefasst bin.

      »Ich muss kurz zur Toilette«, sage ich und stehe auf. Sie nickt nur, sagt aber kein Wort. Während ich an all den Tischen vorbei zum WC gehe, fühle ich die Augen einiger Leute auf mir. Diesmal sind es aber nicht hübsche junge Männer, sondern alle möglichen Personen, die mich beobachten. Bestimmt fragen sie sich, was mit mir los ist.

      »Ich bin eine Hure! Das ist mit mir los«, möchte ich ihnen ins Gesicht schreien, aber natürlich mache ich das nicht, sondern kämpfe gegen die Tränen an, die mir wieder über die Wangen kullern möchten. Als ich im Waschraum in den Spiegel sehe, glaube ich, dass ich jetzt äußerlich so aussehe, wie ich innerlich bin. Furchtbar. Einfach ein furchtbarer Mensch. Meine Schminke ist verlaufen und ich sehe wie ein Zombie aus. Ich wasche mein Gesicht mit kaltem Wasser und bin überrascht, wie heiß sich meine Wangen anfühlen. Dann entferne ich das Make-up mit Reinigungstüchern aus meiner Handtasche. Das erfrischende Nass hat mir nicht nur die Haut gekühlt, sondern mich auch beruhigt. Mit ein paar geübten Handbewegungen schminke ich mich schnell neu, atme tief durch und gehe zu Sandra zurück. Was wird sie jetzt über mich denken? Hält sie mich ebenso für eine billige Schlampe, wie ich es selbst tue? Immer noch sitzt sie da, die Hände vor der Nase gefaltet und wartet auf mich. Wenigstens ist sie nicht gleich aufgestanden und gegangen. Mit einem Schniefen ziehe ich den Sessel zurück und setze mich. Ich kann ihr gar nicht in die Augen sehen. Sie war mein Beistand bei der Hochzeit, sie war Zeuge, als ich Wolfgang gesagt habe, dass ich ihm immer treu sein werde, und jetzt war sie Zeuge meines Geständnisses, dass ich diesen Schwur gebrochen habe.

      Sie sieht mich lange an, bevor sie zu sprechen beginnt.

      »Ich verstehe dich«, sagt sie nur. Dann bleibt es ruhig zwischen uns. Versteht sie es wirklich oder sagt sie diese Worte nur, um mich zu beruhigen, damit ich mich besser fühle? Denn es geht mir seit dieser Sache furchtbar. Aber nicht nur. Leider. Denn ich habe seit meinem Seitensprung auch wieder das Gefühl, eine Frau zu sein. Eine Frau, die begehrt wird, die etwas wert ist und nicht bloß ein nützlicher Idiot, der die Wäsche macht, putzt und kocht. Mein Innenleben schwankt zwischen Bestätigung und Hochgefühl zu Wertlosigkeit und Scham. Seit dem Vorfall ein ständiges Auf und Ab. Meine Gefühle sind wie eine Berg- und Talbahn. Nach einer Weile fügt Sandra hinzu: » Ja, ich verstehe dich. Und ich kenne dich gut genug, um zu wissen, wie verzweifelt du gewesen sein musst, um so etwas zu machen. Du musst wirklich schon ganz unten gewesen sein, um Wolfgang zu betrügen.«

      Ja, das war ich. So lange schon war ich nur noch ein Häufchen Elend, habe an mir selbst gezweifelt. So viel habe ich versucht, damit mein Mann mich wieder als Frau wahrnimmt, aber alles war zum Scheitern verurteilt. Ich habe mir teure Dessous gekauft und er hat sie kaum beachtet. Als ich das Sexspielzeug bestellt habe, hat er mich gefragt, ob er mir nicht mehr reichen würde. Den Urlaub in Jesolo hat er fast zur Gänze verschlafen. Er hat einfach meine sämtlichen Versuche und Ideen ignoriert und das hat mich nur noch mehr in ein Loch stürzen lassen. Wie lächerlich ich mir vorgekommen bin. Wolfgang hat nach der Arbeit wie gewöhnlich mit einem Bier in der Hand vor dem Fernseher gesessen. Ich habe mich geduscht, meine Scham rasiert, mir die roten Strapse und den Slip, der die Möse freilässt, angezogen. Dazu High Heels. Die Haare habe ich mir zu einem Pferdeschwanz frisiert, weil er früher so oft gesagt hatte, dass zu mir das am besten passt und ich so am schönsten für ihn bin, weil man da am meisten von meinem hübschen Gesicht sah. Dann bin ich zu ihm ins Wohnzimmer gegangen, wie Kim Basinger in neuneinhalb Wochen habe ich mich an den Türstock gelehnt, er hat mich angesehen, ist aufgestanden, hat mir einen Kuss gegeben und gesagt: »Du bist wirklich wunderschön, mein Schatz. Aber ich bin müde.« Mit diesen Worten ist er ins Bett gegangen. Ich bin mir so nutzlos und hässlich vorgekommen, habe mich in die Decke auf der Couch gekuschelt und stundenlang geweint.

      »Willst du mir erzählen, was passiert ist?«, fragt Sandra und ich schlucke bei ihren Worten. Soll ich es ihr erzählen? Vielleicht geht es mir ja besser, wenn ich darüber spreche. Aber die Frage ist, was sie nach meiner Beichte denkt. Denn auch wenn ein Seitensprung allein schon furchtbar ist, das, was ich gemacht habe, ist noch eine Spur schlimmer als ein normaler Betrug.

      »Vor einem halben Jahr hat ein Fitnessstudio bei uns aufgemacht.«

      »Tatsächlich. Also hat die moderne Zeit


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