Der alte Trostdoktor. Lise Gast

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Der alte Trostdoktor - Lise Gast


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da oben – ob ich es da werd’ verantworten können, wenn ich dir jetzt nicht sag’: Nimm den andern – das weiß ich nicht.»

      «Sie haben also noch Hoffnung?» fragte sie, schnupfend, und sah durch den Schleier ihrer Tränen zu ihm auf, gläubig, bittend, schon wieder bereit, glücklich zu sein.

      «Ich weiß nicht. Ja. Doch, ja. Wenn ich dich anseh’, Hermi, Mädel ...»

      Als er etwas später heimstapfte, schüttelte er immerzu den Kopf über sich selbst. Diesem jungen Kind Hoffnung zu machen, dort, wo er selbst noch kaum eine Möglichkeit sah – es war sonst wahrhaftig nicht seine Art. Warum also? Weil es sich um seinen eigenen Sohn handelte?

      Nein. Er wußte, daß er hier eher kritischer geurteilt hätte als zu optimistisch. Es war die bedingungslose, die schrankenlose Liebe, die aus den jungen Augen leuchtete, und die glauben wollte und glaubte. Hieß es nicht, daß der Glaube Berge versetzen könnte?

      Es passierte öfters, daß man den alten Trostdoktor auch holte, wo es nicht nötig gewesen wäre. Seit jedes Dorf eine öffentliche Telefonzelle hatte und es Krankenkassen gab, in denen man sowieso war, die man ja auch bezahlte, waren die Leute leichtfertiger geworden im Anfordern des Arztbesuchs.

      «Lassn doch kimma, skost ja nischte», hieß es da wohl. Manchmal riefen sie ihn sogar nachts oder sonntags an, ein Kind wäre krank, und wenn er hinkam, lief es ihm entgegen.

      «Ja, asu schlimm war’s garnie», sagte die Mutter, ein wenig verlegen, aber nur ein wenig. Jörg ärgerte sich über so etwas sehr, mehr als der Doktor selbst. «Ich würde einfach nicht fahren», sagte er, als er es einmal miterlebte. Der Doktor brummte.

      «Kann man doch nicht. Wenn’s nun wirklich was Ernstes gewesen wäre?»

      «Naja. Wie bei der Geschichte von dem Schafhirten, der immer um Hilfe schrie, der Wolf käme. Und als der Wolf einmal wirklich kam, glaubte es ihm niemand mehr, und keiner kam zu Hilfe.»

      «Genau so», sagte der Doktor, schon wieder besser gelaunt, «hast in der Schule gut aufgepaßt. Stand im Lesebuch, gell?»

      «Na bitte. Und wenn Sie immer umsonst geholt werden, und einmal ist es ernst, und Sie kommen nicht, dann haben es sich die Leute eben selbst zuzuschreiben.»

      «Das sagst du so.» Der Doktor lachte jetzt bereits wieder in der Laune, in der er fast immer war: leicht amüsiert, heiter, ruhig in sich. «Aber erstens sind es dann nie die gleichen Leute, verstehst du, und zweitens: wer Arzt ist, hat damit zu rechnen, daß er hilft, ohne je Dank zu ernten, ja, oft sogar gegen den Willen der uneinsichtigen Patienten. Wer Lehrer ist, übrigens auch. Hast du dir das mal überlegt? Oder meinst du, die meisten Jungen lernen gern und von selbst?»

      «Nein», gab Jörg zu, «man lernt nur, wenn man dazu gezwungen wird. Oder wenn einen etwas sehr interessiert. Aber ... Lehrer will ich ja auch nicht werden.» Er schwieg. Der Doktor sah ihn von der Seite an.

      «Und Arzt?»

      «Zum Medizinstudium hätt’ ich schon Lust», sagte Jörg langsam, «aber mich so ausnützen zu lassen wie Sie –»

      «Dann überleg dir’s gut, mein Junge», sagte der Doktor freundlich, zuckte aber ein klein wenig mit den Achseln dabei. «Keiner wird dazu gezwungen. Hast ja noch Zeit.» Sie sprachen dann anderes.

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