Gitta, der kleine Star - Abenteuer beim Film. Marie Louise Fischer

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Gitta, der kleine Star - Abenteuer beim Film - Marie Louise Fischer


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die Schularbeiten waren fertig, die Küche war blitzblank. Regine hatte ihren Stoffhund, Susy ihre Murmeln und Gitta das Skateboard mitgenommen. Gitta warf einen Blick auf die zwei Kleinen, und als sie sah, daß die beiden friedlich mit den anderen Kindern spielten, rollte sie den Häuserblock hinunter bis an die Ecke zum kleinen Kino.

      Gitta lief in elegantem Bogen und landete vor Herrn Reitmeier, seines Zeichens Kinobesitzer. Die erste Nachmittagsvorstellung hatte schon begonnen, Herr Reitmeier stand vor dem Portal und ließ sich die Sonne auf den Kopf scheinen.

      »Hallo, Gitta!« rief er.

      »Guten Tag, Herr Reitmeier«, grüßte Gitta.

      »Du kommst ja überhaupt nicht mehr ins Kino, Gitta! Was ist los?«

      »Ich spare Herr Reitmeier.«

      »Du willst wohl Millionärin werden was? Wieviel hast du denn schon zusammen?«

      »Zwanzig Mark.«

      »Na, das ist immerhin schon ein Anfang.«

      Gitta fuhr in kleinen Bogen vor Herrn Reitmeier hin und her. »Herr Reitmeier«, fragte sie und stoppte, »wissen Sie nicht, wie man sehr schnell viel Geld verdienen kann?«

      »Gitta, wenn man das so genau wüßte, gäbe es keine armen Leute mehr auf der Welt!«

      »Schade«, bedauerte Gitta, »ich dachte bestimmt, Sie wüßten es!«

      »Wieso gerade ich?«

      »Weil Sie reich sind! Sie haben doch ein Kino!«

      Herr Reitmeier lachte. »Ein Kino habe ich, aber reich bin ich deshalb nicht. Wozu brauchst du denn so viel Geld?«

      »Damit Mutti, Vati, Regine, Susy und ich in den großen Ferien verreisen können!«

      »Aber zu Hause habt ihr es doch auch schön! Nicht?«

      »O ja«, sagte Gitta, »sehr schön ist es sogar bei uns zu Hause. – Aber verreisen ist doch etwas anderes!«

      »Deswegen würde ich nicht traurig sein, Gitta«, beschwichtigte Herr Reitmeier. »Wenn du groß bist, wirst du noch viel verreisen, soviel, daß du es gar nicht mehr magst!«

      Gitta war zu den Schaukästen hingerollt. Die Fotografien zeigten schöne Frauen in langen Kleidern mit bloßen Schultern; um den Hals trugen sie glitzernde Ketten mit großen Steinen. Ein gut aussehender junger Mann in weißen Jeans und hohen Stiefeln stand lässig daneben und zeigte lächelnd seine schimmernden Zähne.

      »Verdienen Filmschauspielerinnen sehr viel Geld?« fragte Gitta.

      »Glaub’ schon!«

      »Ich möchte auch Filmschauspielerin werden!«

      »Das ist eine gute Idee«, Herr Reitmeier lachte. »Gitta, der große Filmstar.«

      »Wie wird man denn Filmschauspielerin, Herr Reitmeier?«

      »Erstens muß man hübsch sein …«

      »Bin ich hübsch, Herr Reitmeier?«

      »Hm, ja, ich glaube, es würde genügen.«

      »Und dann …?«

      »Dann muß man begabt sein …«

      »Wann ist man begabt?«

      »Man muß halt schauspielern können, verstehst du?«

      »Beim Gedichtaufsagen bin ich die Beste in der ganzen Klasse … Ist das begabt?«

      »Ich glaube schon …«

      »Also! Hübsch muß man sein und Gedichte muß man aufsagen – und was noch?«

      »Dann muß man in einer Schauspielschule vor allem lernen, …«

      »Was muß man dort lernen?«

      »Weinen und Lachen … und so tun, als ob man jemanden gerne mag und all das …«

      »Das kann ich alles, Herr Reitmeier! Ich kann weinen und lachen. Und so tun, als ob ich jemanden gern hätte, kann ich auch …«

      »Man muß auch sprechen lernen …«

      Gitta lachte. »Jetzt machen Sie aber Spaß, Herr Reitmeier … sprechen kann doch jeder!«

      »Ja, so sprechen, wie wir beide, kann jeder. Aber richtig und schön sprechen, das ist etwas anderes!«

      »Die Filmschauspieler sprechen genau wie wir … da habe ich schon aufgepaßt! Ich kann das alles ganz genauso, ganz bestimmt! Da brauche ich nichts zu lerrien!«

      »Das ist ja schön. Wenn dann ein Film kommt, in dem du die Hauptrolle spielst, werde ich ihn bestimmt in meinem Kino aufführen. Das verspreche ich dir!«

      Gitta seufzte: »Deshalb frage ich ja … wie komme ich zu einer Hauptrolle im Film? Die Leute vom Film wissen ja nicht, daß ich alles kann!«

      »Du mußt dich halt entdecken lassen!« riet Herr Reitmeier.

      »Entdecken? Wie macht man das?«

      »Paß auf! Wenn du einen Filmregisseur triffst …«

      »Was ist ein Filmregisseur?«

      »Das ist der Mann beim Film, der den Schauspielern sagt, wie sie spielen sollen …«

      »Aha!«

      »Wenn du einen Filmregisseur triffst …«

      »Ich habe noch nie einen Filmregisseur getroffen, Herr Reitmeier! Wo trifft man einen?«

      »Die Filmregisseure kann man überall treffen! Nehmen wir mal an, du sitzt in einem Café …«

      »Ich sitze aber nie in einem Café …«

      »Also, du gehst über die Straße. Und da kommt dir ein Filmregisseur entgegen, der sucht gerade eine Schauspielerin für eine Rolle … Er sieht dich und sagt: ›Das ist die Richtige!«

      »Mutti und Vati haben gesagt, ich darf mich von fremden Leuten nicht ansprechen lassen!«

      »Sehr richtig – das tut man natürlich auch nicht! Du sagst dann: ›Ich wohne da und da, sprechen Sie mit meinen Eltern!«

      »Ja! So werde ich’s machen.«

      »Na, siehst du!«

      »Bloß … Ich bin noch nie einem Filmregisseur begegnet!«

      »Doch – doch – du hast es bloß nicht gemerkt! Filmregisseure sind genauso wie gewöhnliche Menschen, wie du und ich!«

      »Wirklich?«

      »Bestimmt!«

      Plötzlich zeigte Gitta verstohlen auf einen Herrn im hellen Regenmantel, der sich die Bilder in den Schaukästen ansah. »Ist das ein Filmregisseur?« flüsterte sie.

      »Warum nicht?« lachte Herr Reitmeier.

      »Da will ich ihn gleich fragen!« Gitta stieß sich ab und rollte zu dem Herrn vor dem Schaukasten hin. Sie versuchte einen eleganten Bogen zu machen, aber er mißlang. Sie fiel lang hin. Schnell richtete sie sich wieder auf.

      »Entschuldigen Sie bitte, ich wollte nur fragen, sind Sie vielleicht ein Filmregisseur?«

      »Ein … was?«

      »Ein Filmregisseur! Einer, der den Schauspielern sagt, wie sie spielen sollen!«

      »Ach so! Du möchtest gern zum Film?«

      »Ja! Sehr gern und schnell.«

      »Das tut mir aber leid! Ich bin leider kein Filmregisseur.«

      »Nicht?«

      »Nein. Ich bin Schornsteinfeger!«

      Gitta staunte:»Schornsteinfeger?! Das glaube ich Ihnen nicht!«

      »Aha! Du denkst, Schornsteinfeger müßten immer schwarz und schmutzig sein, was?«

      »Ja.


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