Brentanos Märchen. Clemens Brentano

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Brentanos Märchen - Clemens Brentano


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guckte er durchs Fenster und sah, dass die Riesin Dickedull einen kleinen Riesen auf dem Arm hatte, der bleckte die Zähne und schrie wie ein Kalb, während sie dabei Holz hackte.

      Witzelspitzel ging hinein und sagte: „Guten Tag, grosse, schöne, breite, dicke Frau! Wie mögt Ihr Euch nur bei dem allerliebsten Kinde so viele Arbeit machen, habt Ihr denn keine Knechte oder Mägde? Wo ist dann Euer lieber Herr Gemahl?“ — „Ach,“ sagte die Dickedull, „mein Mann Labelang ist ausgegangen, die Herrn Gevattern einzuladen; wir wollen einen Schmaus halten, und nun soll ich alles allein kochen und braten, denn mein Mann hat den Wolf und Bär und Hund, die uns sonst geholfen, totgeschlagen, und der Löwe ist auch fort.“ — „Das ist freilich sehr beschwerlich für Euch,“ sagte Witzenspitzel; „wenn ich Euch helfen kann, soll es mir lieb sein.“ Da bat ihn die Dickebull, er soll ihr nur vier Stücke Holz klein machen, und Witzenspitzel nahm die Axt und sagte zu der Riesin: „Halte mir das Holz ein wenig!“ Die Riesin bückte sich und hielt das Holz. Da hob Witzenspitzel die Axt auf, und ratsch! hieb er der Dickedull den Kopf ab, und ritsch! dem kleinen Riesen Mollekopp auch, und da lagen sie.

      Nun machte er ein grosses, tiefes Loch grad vor der Türe des Schlosses und warf die Dickedull und Mollekopp hinein und deckte das Loch oben ganz dünne mit Zweigen und Blättern zu. Dann steckte er in allen Stuben des Schlosses eine Menge Lichter an und nahm einen grossen kupfernen Kessel, da paukte er mit Kochlöffeln drauf, und nahm einen blechernen Trichter, darauf blies er die Trompete und schrie immer dazwischen: „Vivat! Es lebe Ihre Majestät, der König von Rundumherum!“

      Als Labelang abends nach Haus kam und die vielen Lichter in seinem Schloss sah und das Vivatgeschrei hörte, ward er ganz rasend vor Zorn und rannte mit solcher Wut gegen die Türe, dass er, da er über das mit Zweigen bedeckte Loch laufen wollte, durchfiel und mit grossem Geschrei in der Grube gefangenlag, welche Witzenspitzel dann mit Erde und Steinen über ihm zufüllte.

      Hierauf nahm Witzenspitzel den Schlüssel des Riesenschlosses und brachte ihn dem König Rundumherum, der sich sogleich mit der Königin Flugs und ihrer Tochter, der Prinzessin Flink, und dem Witzenspitzel nach dem Schloss begab und alles betrachtete. Nachdem sie vierzehn Tage an allen den vielen Stuben, Kammern, Kellerlöchern, Dachluken, Ofenlöchern, Feueressen, Küchenherden, Holzställen und Speisekammern und Rauchkammern und Waschküchen und dergleichen betrachtet hatten und fertig waren, fragte der König den Witzenspitzel, was er zur Belohnung für seine treuen Dienste haben wollte. Da sagte er: „Die Prinzessin Flink“, und die war es auch zufrieden. Da wurde Hochzeit gehalten, und Witzenspitzel und die Prinzessin Flink blieben auf dem Riesenschloss wohnen, wo sie bis auf diesen Tag zu suchen sind.

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