Liebe, gefährliches Spiel. Marie Louise Fischer
Читать онлайн книгу.zu mir nehmen könnte! Unsinn! Heute weiß ich, daß eines wichtig ist… nämlich, daß wir beide zusammen sind, mein kleiner Junge und ich. Dann wird uns nichts und niemand etwas anhaben können!«
Sie öffnete die Türe zum Kinderzimmer.
»Nicht schlafen, Chris«, rief sie fröhlich, »schlafen kannst du später im Zug! Wir fahren mit der Puff-puff-Eisenbahn! Weit weg, deine Mammi und du! Und wir werden immer, immer zusammenbleiben!«
Sie hob den schläfrigen Jungen aus dem Bettchen und drückte ihn fest an ihr Herz.
»Nicht traurig sein, Goldschatz«, flüsterte sie. »es wird alles gut werden, und wir werden sehr sehr glücklich sein!«
Regina Salzmann saß, die langen Beine übereinandergeschlagen, weit zurückgelehnt in dem bequemen, modernen Sessel und beobachtete Jörg Landau, der mit großen Schritten ihren dekorativen Wohnraum durchmaß.
»Was hast du denn?« fragte sie. »Warum bist du so nervös?«
Er blieb vor ihr stehen.
»Ich bin nicht nervös… ich bin nur beunruhigt!«
»Und warum?«
»Fragst du das im Ernst! Immerhin ist meine Tochter verschwunden und meine Frau ganz allein in Hamburg …«
»Na, wenn schon«, sagte Regina Salzmann gelassen, »schließlich sind sie beide keine Teenager mehr. Sie werden schon auf sich aufpassen.«
Er hob die Augenbrauen und sah sie an.
»Manchmal bist du von einer Kaltschnäuzigkeit, Regina, die geradezu erschreckend ist!«
»Nicht doch! Ich sehe die Dinge nur so, wie sie sind, und ich pflege sie auch beim Namen zu nennen. Was ist denn passiert? Deine Frau ist nach Hamburg gefahren, um dich zu ärgern. Dort hat sie festgestellt, daß Christa mit einer Freundin zusammen verreist ist, falls das überhaupt stimmt, und sie dich nicht nur hat erschrecken wollen. Was ist weiter dabei? Junge Mädchen genießen nun mal ihre Freiheit, wenn es ihnen endlich gelungen ist, dem Elternhaus zu entrinnen …«
»Christa nicht!«
»Um so besser, wenn du so sicher bist. Ein Grund zur Aufregung ist jedenfalls nicht vorhanden. Außerdem möchte ich wetten, daß deine Alte längst wieder zu Hause ist und auch Christa in allernächster Zeit aufkreuzen wird.«
»Meinst du wirklich?«
»Unbedingt. Soviel Glück, daß Elisabeth einfach von der Bildfläche verschwindet, haben wir nicht. Das wäre auch zu schön, um wahr zu sein. Und Christa… sie ist einundzwanzig Jahre alt und ein sehr selbständiger, junger Mensch. Ausgeschlossen, daß ihr etwas passieren könnte.«
Er wandte sich zum Telefon.
»Ob ich einmal zu Hause anrufen sollte?«
»Nur nicht. Das würde deine Frau als Schwäche auslegen… und schwach darfst du nicht sein, wenn du den Kampf mit ihr bestehen willst.«
Jörg Landau ließ die Hand, die er schon nach dem Hörer ausgestreckt hatte, wieder sinken.
»Du hast recht«, sagte er tonlos.
»Wie meistens«, erklärte sie lächelnd, »komm, reg dich ab, gib mir eine Zigarette. Willst du noch einen Cognac?«
Er bot ihr eine Zigarette an, gab ihr Feuer.
»Nein, danke«, sagte er, als sie ihm einschenken wollte, »ich glaube, ich habe für heute genug…«
»Ach was. Ein Glas Cognac kann dir nur guttun!«
Sie goß ein und hob ihm ihr Glas entgegen.
»Auf das, was wir lieben, Jörg …«
Sie tranken.
»Du liebst mich doch noch – oder?« fragte sie.
»Natürlich.«
»Das ist nicht gerade eine befriedigende Antwort. Manchmal habe ich den Eindruck, daß dir an deiner Frau und deiner Tochter mehr gelegen ist als an mir.«
»Unsinn. Wenn ich nur sicher wäre, daß es den beiden gut ginge, würde ich überhaupt keinen Gedanken an sie verschwenden.«
»Jedenfalls hast du keinen Grund, dir Vorwürfe zu machen. Deine Frau ist gegen deinen Willen nach Hamburg gefahren… hat sie dir nicht sogar gedroht, für immer dort zu bleiben?«
»Ja. Sobald Christa mit ihrem Studium fertig ist. Dann will sie mit ihr zusammenziehen.«
Regina zog sehr tief, sehr nachdenklich an ihrer Zigarette.
»Glaubst du, daß zwischen Mutter und Tochter alles schon ausgemacht ist?«
»Keine Ahnung.«
»Das zu wissen wäre aber ganz wichtig.«
»Warum?«
»Nun, ehrlich gestanden, ich kann mir nicht vorstellen, daß Christa gerade scharf auf die ständige Gesellschaft ihrer Mutter ist. Dann Wäre sie ein sehr ungewöhnliches Mädchen. Du hast sie mir aber immer als ganz normal beschrieben.
»Das ist sie auch.«
»Normale Mädchen«, sagte Regina selbstgefällig, »wollen in diesem Alter nicht mehr am Gängelband geführt werden. Sie wollen ihre Freiheit haben, ihre Freunde… sie legen Wert auf Erfolg im Beruf und vielleicht auch darauf, den Mann fürs Leben zu finden. Es kann ihnen aber nichts daran liegen, von einer eifersüchtigen Mutter – und alle Mütter sind in gewisser Weise eifersüchtig – bewacht und beaufsichtigt zu werden.«
Er ließ sich ihr gegenüber auf die Couch sinken.
»Ich ahne nicht einmal, auf was du hinaus willst.«
»Nun, dann versuche doch einfach, zwei und zwei zusammenzuzählen. Deine Frau droht, dich für immer zu verlassen. Sie will nach Hamburg ziehen, angeblich zu ihrer Tochter. Christa weiß wahrscheinlich noch nichts von diesem Plan, sonst wäre sie wohl kaum damit einverstanden. Also muß es etwas anderes geben, was deine Frau nach Hamburg zieht.«
»Ein Mann?«
»Gratuliere. Du begreifst schneller, als ich gedacht habe.«
»Aber Elisabeth lehnt nach wie vor ausdrücklich eine Scheidung ab.«
»Woraus sich ergibt, daß dieser Mann, der große Unbekannte, entweder fest gebunden ist oder sie aus anderen Gründen nicht heiraten kann… daß sie also auch weiterhin auf dein Geld angewiesen sein wird.«
Er sah sie kopfschüttelnd an.
»Du entwickelst eine erschütternde Fantasie, Regina!«
Sie zeigte ihm lächelnd ihre schönen, ebenmäßigen Zähne.
»Nur Kombinationstalent! Wenn ich das nicht hätte, wäre es mir bestimmt auch nicht gelungen, mich zu deiner rechten Hand hinaufzuarbeiten.«
Unwillkürlich maß er ihre attraktive Erscheinung mit einem bewundernden Blick.
»Das verdankst du aber nicht nur deinen geistigen Fähigkeiten!«
Ihr Lächeln vertiefte sich.
»Ich freue mich, daß ich dir noch immer gefalle, aber… Figur allein genügt nicht, um Karriere zu machen. Man muß eine Situation erkennen können, immer wissen, worauf es ankommt… und in diesem besonderen Fall kommt es darauf an, daß wir deine Frau nicht aus den Augen lassen. Wenn sie in Hamburg bleibt, müssen wir ihr einen Detektiv nachschicken.«
Er hob abwehrend die Hand.
»Lieber nicht. So etwas ist zu… zu unerfreulich.«
»Glaubst du, es ist erfreulich für mich, auf Jahre hinaus deine Geliebte zu bleiben?«
»Na, jedenfalls hast du dich über nichts zu beklagen …«
»… außer, daß ich die Frau im Schatten bin!«
»Aber,