Seewölfe - Piraten der Weltmeere 671. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 671 - Fred McMason


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seine Worte nachdrücklich zu unterstreichen, langte Smoky ihm ebenfalls eine. Der Decksälteste hatte sich früher seinen Platz auch hart erkämpfen müssen, schon bei Francis Drake, und er hatte seine Stellung nie aufgegeben und sich immer wieder behauptet. Daher lag hinter seinem Schlag auch der nötige Dampf, damit ihn der Profos nicht so schnell vergaß.

      Whistler tauchte wieder ab und blieb in der Brühe liegen. Er hatte nicht mehr die Kraft, sich zur Wehr zu setzen.

      „Eine andere Sprache versteht dieser Kerl nicht“, sagte Dan achselzuckend. „Man muß ihm wirklich alles einbleuen, sonst begreift er es nie im Leben, und es ist immer noch fraglich, ob er jetzt daraus eine Lehre zieht.“

      „Gehen wir an Deck“, schlug Carberry vor. „Mir reicht der Ärger, den wir hier haben. Wir wollen uns nicht noch mehr einhandeln. Es wird nicht lange dauern, bis die Portugiesen wieder auftauchen.“

      Smoky seufzte tief und warf einen Blick auf den Profos. Der hatte es geschafft, sich halb über das gezackte Loch in den Planken zu quälen, aber dann hatten ihn die Kräfte verlassen, und jetzt lag er bewußtlos über dem Rand. Der Kerl sah zum Fürchten aus. Jeder normale Mensch wäre schreiend vor ihm davongerannt.

      Carberry warf ihm einen verächtlichen Blick zu, bevor sie wieder an Deck gingen, wo sie Ferris Tucker und Roger Brighton von dem Vorfall berichteten.

      „Sehr gut“, sagte Ferris aggressiv. „Aber vielleicht wäre es doch besser gewesen, den Bastard einfach über Bord zu werfen. Aber den hätten ja nicht mal die Haie gefressen.“

      „Du sagst es“, tönte der Profos. „Jeder Hai wäre an dem Kerl glatt erstickt und hätte mir leid getan.“

       2.

      An Deck hatte sich nicht viel geändert. Die „Respectable“ lief weiter nach Süden ab, immer noch verfolgt von den drei portugiesischen Galeonen, die es auf sie abgesehen hatten. Die Verfolger jagten aus nördlicher Richtung heran, und es sah ganz so aus, als würde es gleich wieder ein paar, Treffer setzen.

      Carberry prüfte den Wind und blickte in den Himmel. Der war nicht mehr so rabenschwarz wie zuvor, sondern hatte sich aufgehellt. Es war eine Mondsichel zu sehen, die nur hin und wieder von Wolken verdeckt wurde. Auch ein paar Sterne blinkten.

      Ein Mann drängte sich an den Arwenacks vorbei und blieb kurz stehen. Carberry sah sein Gesicht nur als vagen Schatten.

      „Das habt ihr fein gemacht“, raunte er dem Profos zu. „Euch hat einer dabei beobachtet. Ihr seid wirklich Kerle, die den Teufel nicht fürchten und ihn noch in den Schwanz kneifen.“

      „Weiß gar nicht, von was du sprichst“, sagte Carberry unschuldig.

      Er glaubte, den anderen hart grinsen zu sehen.

      „Aber ich weiß es. Fast alle sind euch dankbar. Wir hatten nur nicht den Mumm, es diesem Drecksack mal zu zeigen. Scheint, daß jetzt langsam ein anderes Lüftchen zu wehen beginnt. Ihr habt jedenfalls eine Menge Freunde an Bord, das solltet ihr wissen. Auch wenn die Freunde das nicht immer offen zeigen können.“

      Bevor der Profos oder Ferris eine Antwort geben konnten, war der Mann in der Dunkelheit so schnell verschwunden, als sei er durch die Planken gerutscht.

      Carberry grinste breit.

      „Freunde, eh? Kann schon sein, ich bin sogar davon überzeugt, denn Whistler hat doch bis jetzt jeden zusammengeschlagen und gezeigt, wer der König im Vordeck ist. Kein Wunder, wenn die Kerle sich auf unsere Seite stellen.“

      „Klar, viele sind auf unserer Seite“, pflichtete Ferris ihm bei. „Hier gibt es vier Parteien an Bord. Die eine besteht aus den Achterdecksstieseln, die andere aus den Seesoldaten, die den Stieseln gehorchen, und die dritte aus dem normalen Schiffsvolk. Die vierte sind wir, aber die gliedert sich in die ein, die aus dem normalen Schiffsvolk besteht. Womit wir sozusagen wieder zusammengehören. Aber gerade das ist es, was weiter für böses Blut sorgen wird, denn das merken die anderen auch bald.“

      „Mit der Rebellion gegen den Profos haben jedenfalls wir angefangen“, sagte Dan. „Und jetzt scheiden sich irgendwo die Geister. Ohne uns wäre der Terror weitergegangen wie bisher, weil sich niemand traut, aufzumucken. Bin gespannt, wie das ausgehen wird.“

      „Gut jedenfalls nicht“, murmelte Smoky. „Irgendwann schlägt der Funken über und löst eine Explosion aus.“

      Er hatte gerade das letzte Wort ausgesprochen, als es wie zur Bestätigung auch schon so etwas wie eine Explosion gab.

      Achteraus riß der dunkle Himmel auf. Die Mondsichel verblaßte, und die Sterne versteckten sich schamhaft hinter der Schwärze. An ihrer Stelle schien eine Sonne aufzugehen.

      Ein Feuerblitz beleuchtete die „Respectable“ und ließ sie in rötlichgelben Farben erstrahlen. Auch das Achterdeck wurde erleuchtet, und die Arwenacks sahen, wie die adligen Kerle verstört zusammenzuckten, obwohl Kanonendonner wirklich nichts Neues war. Sie hatten ihn gerade vor ein paar Stunden vernommen, als ein paar Karavellen das Feuer auf die Engländer eröffnet hatten. Da hatte es an Bord auch ein paar Treffer gesetzt, und einiges war zu Bruch gegangen.

      „Von mir aus können sie diesen Mistkasten zusammenschießen“, sagte Dan O’Flynn erbittert. „Und mit ihm mag auch das adlige Pack untergehen, wenn sich nur die anderen retten können. Ich habe diesen dreimal verbohrten Lord eindringlich vor den Portus gewarnt, aber der wußte anscheinend nicht mal, was das sind.“

      „Für die Warnung ließ er dich auspeitschen“, knurrte Carberry. „Mann, mir stinkt dieser Kahn immer mehr. Sobald sich eine Gelegenheit ergibt, gehen wir auf und davon.“

      „Aber ich darf doch mit, oder?“ fragte ein Stimmchen in der Dunkelheit. „Ihr habt es versprochen, Sir.“

      Der Profos, ganz konzentriert, entspannte sich wieder und grinste schwach. Weiter vorn in der See war das Rauschen einer Wassersäule zu hören, die in sich zusammensank. Achtern wurde es nach dem Schuß wieder finster, noch dunkler als zuvor.

      „Klar, du darfst mit“, versicherte Carberry ebenso leise. „Was wir Arwenacks versprechen, das halten wir auch, in jedem Fall.“ Er strich dem Jungen beruhigend über das Haar.

      Das Bürschchen mit dem Namen Clinton Wingfield hatten sie erst gestern kennengelernt. Er war als Pulveraffe auf der „Respectable“ und ein gewitztes Kerlchen. Ganze zwölf Jahre war er alt, mit lebhaften grauen Augen, einer kecken Stupsnase und einem Langschädel mit kuriosen Haarwirbeln. Der Kleine war drahtig und sehr pfiffig, und er hatte es verstanden, sich an Bord einigermaßen durchzusetzen, damit er von den anderen unbehelligt blieb.

      Seit er die fünf Arwenacks kannte, war er restlos von ihnen begeistert, denn die hatten es von Anfang an verstanden, sich mit den Fäusten hart durchzusetzen. Vor allem hatten sie es gleich dem tückischen Profos Whistler gezeigt.

      Der Kleine hatte auch schon wieder erfahren, daß Whistler jetzt in der Pißback als Badegast in der Jauche lag und so zusammengeschlagen worden war, daß er kaum noch gehen konnte. Clint bewunderte die Arwenacks und hing an ihnen. Sein Traum war es, bei ihnen als Moses zu fahren. Bei den Seewölfen!

      Was war dagegen dieser Affenkasten, wo der Haß durch alle Ritzen kroch, wo der Profos vor den Achterdecksstieseln Angst hatte und diese Angst an das Schiffsvolk weitergab, indem er sie unbarmherzig triezte.

      Diese Arwenacks hatten gleich richtig die Segel gesetzt und sich nichts gefallen lassen. Das imponierte einem Jungen wie Clinton Wingfield ungemein, und schon jetzt sah er sich im Geist auf der Schebecke der Seewölfe fahren, Yes, Sir, er würde wirklich alles tun, um von diesen harten Männern als einer der ihren anerkannt zu werden.

      Ja, und noch einen hatten sie an Bord kennengelernt, was sie erstaunt und völlig überrascht hatte. Einen Mister Barry Thorne, einen vierzigjährigen Mann mit grauen Schläfen, der als Segelmacher auf der „Respectable“ fuhr. Es handelte sich dabei um niemand anderen als um den jüngeren Bruder des alten Will Thorne von den Arwenacks. Das war wirklich eine gelungene


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