Gesammelte Werke: Historische Romane, Kriminalromane, Erzählungen & Essays. Rudolf Stratz
Читать онлайн книгу.wenn man sie fragt, und im Tal qualmt die unausstehliche Fabrik. Nun wollen sie gar noch den Tunnel neben dem Schloß durch bauen, damit nur ja oben Turm und Mauern und alles erschüttert wird und wankt und schließlich zusammenfällt. Ah – manchmal hab' ich Lust, überhaupt von hier wegzugehen – irgendwo anders hin, wo man seinen Frieden hat.«
Der Jäger wußte nichts Rechtes darauf zu antworten und folgte stumm seinem Herrn. »Herr Graf«, begann er nach einer Weile mit gepreßter Stimme. »Ich hätt' e Frag' ... wenn ich redde darf.«
»Ja – was denn?«
»'s is halt ...« Er zögerte und stieß dann rasch die Worte heraus, »'s is wegen der Elis' ... aber was hawwe der Herr Graf? sin der Herr Graf geschtolpert? ...«
Sein Herr drehte sich um. Er war etwas blaß geworden. »Ich weiß nicht!« sagte er. »Ich bin fehl getreten. Ich fühle mich so unsicher hier im Wald mit dem verwünschten Bazaine und all den Wilderern. Ich hab' immer die Empfindung, als sei etwas Gefährliches hinter mir!«
»Herr Graf – ich bin doch hinter Ihne her, wo Sie gehe und schtehe!«
»Ja – freilich ... freilich. Sie sind da. Es ist ja auch nur eine Einbildung.« Graf Pius begann mit langen Schritten vor seinem Jäger herzugehen und sprach, ohne den Ropf zu wenden, vor sich hin: »Also wegen der Elise! Meine Frau hat mir schon davon gesprochen. Gewiß! Sie können nächsten Monat heiraten.«
»Do dank' ich untertänigscht, Herr Graf!«
»... Das heißt – natürlich ... wenn die Elise nichts dagegen hat!«
»O die!« Wegmann lachte, daß die weißen Zähne blitzten und die feurigen welschen Augen leuchteten. »Die ... Herr Graf – die kann froh sein. Die Männer sin rar heutzutag'! Da heißt's uffbasse un net lang fackele, wann Eener kummt, der doch schon was Besseres is, wie ein Büchsespanner beim Herrn Grafe ...«
Vor ihnen tauchten zwischen dem kahlen Geäst, vom Regen halb verschleiert, die grauen Umrisse des Schlosses auf. Über triefend nasse Wiesen erreichten sie den zu seiner Höhe führenden Pfad.
Wegmann nahm plötzlich die Mütze ab. »Alleweil kummt die Frau Gräfin!« sagte er respektvoll.
»Können Sie das aus der Entfernung erkennen?«
»Ha und ob, Herr Graf! Ich hab' die Frau Gräfin unne schon die längscht' Zeit gehe sehe. Sie is vom Irion seinem Haus mit 'em Herrn Doktor bis zum Dorf gegange, und jetzt kummt sie allein den Berg 'rauf!«
»So – mit dem Doktor? Täuschen Sie sich da nicht, Wegmann?«
»Ah bah, Herr Graf! Den Herrn Doktor kenn' ich doch! Schon am Gang. Und wie er den Stock so fest aufsetzt. Dees war er schon.«
Graf Pius verlangsamte finster blickend seine Schritte. Aber er konnte nicht vermeiden, daß er an der Wegkreuzung mit seiner Frau zusammentraf. Sie begrüßten sich stumm. Die Gegenwart des Dieners legte ihnen Zurückhaltung auf. Dann stiegen sie langsam nebeneinander, ohne sich anzusehen und ohne ein Wort zu sprechen, im Regengeriesel zu dem grauen Schloß empor.
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