Tarzan – Band 5 – Der Schatz von Opar. Edgar Rice Burroughs
Читать онлайн книгу.galt ihm überhaupt dieses Weib! Als Weiße war sie zweifellos ein Mitglied der zivilisierten Gesellschaft, er aber war ein Ausgestoßener. Jedes Weißen Hand war gegen ihn erhoben. Sie war also seine natürliche Feindin. Wenn er sich weigerte, die Hand zu ihrer Entführung zu bieten, würde ihn Achmed Zek einfach töten lassen.
Du zögerst, murmelte der Araber.
Ich erwog nur die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges, log Werper. Und meine Belohnung? Ich als Europäer kann leicht Zutritt zu ihrem Heim finden und Einblick in ihre Lebensgewohnheiten bekommen. Du hast keinen anderen, der so viel tun kann. Aber das Wagnis ist groß. Ich müsste also gut bezahlt werden, Achmed Zek!
Ein beruhigtes Lächeln glitt über das Gesicht des Räubers.
Wohl gesprochen, Werper, sagte Achmed Zek und klopfte seinem Leutnant auf die Schulter. Du verdienst gute Bezahlung und du sollst sie haben. Komm, lasse uns zusammen einen Plan entwerfen, wie wir das Unternehmen am besten durchführen.
Die ganze Nacht hockten die zwei Männer miteinander in leiser Unterhaltung in Achmeds verschossenem, einst so prächtigem Seidenzelt. Sie waren beide groß und bärtig, und Sonne und Wind hatten dem Gesicht des Europäers ein fast arabisches Aussehen verliehen. Da dieser außerdem bis ins kleinste in der Bekleidung die Tracht seines Führers nachahmte, war er äußerlich ein ebenso echter Araber wie der andere. Als er sich endlich erhob, um in sein Zelt zu gehen, war es spät geworden.
Werper sah den ganzen folgenden Tag seine alte belgische Uniform nach und entfernte jede Kleinigkeit an ihr, welche die frühere militärische Bestimmung hätte verraten können.
Achmed Zek seinerseits suchte unter einem kunterbunten Haufen von Beute einen Korkhelm und einen europäischen Sattel heraus. Dann stellte er aus einigen seiner schwarzen Sklaven und Gefolgsmannen eine Abteilung von Trägern, Asakern und Dienern auf, sodass sie eine bescheidene Safari wie für einen Jagdzug auf schweres Hochwild bildete. An der Spitze dieser Jagdtruppe brach Werper aus dem Lager auf.
Auf dem Wege nach Opar
Zwei Wochen später, als er gerade auf dem Heimritt von einer Besichtigungsreise über seine weitläufigen afrikanischen Besitzungen war, erblickte John Clayton, Lord Greystoke, die Spitze einer Karawane, welche die Ebene überschritt, die zwischen seinem Bungalow, seiner Dschungelbehausung, und dem Walde im Norden und Westen lag.
Er zügelte sein Pferd und bewachte die kleine Truppe bei ihrem Auftauchen aus einem sie verbergenden Stück Tiefland. Als seine scharfen Augen die Sonne auf dem weißen Helm eines Reiters leuchten sahen, war er überzeugt, dass ein wandernder europäischer Jäger seine Gastfreundschaft suche, und lenkte langsam sein Reittier dorthin, um den Ankömmling zu begrüßen.
Eine halbe Stunde darauf stieg er die Stufen zur Veranda seines Bungalows hinan und stellte der Lady Greystoke einen Monsieur Jules Frecoult vor.
Ich habe mich vollständig verirrt, erzählte M. Frecoult. Der Häuptling meiner Träger war noch nie in diesem Landstrich und die Führer, welche mich vom letzten Dorfe her begleiten sollten, wussten noch weniger von der Gegend als wir selbst. Vor zwei Tagen sind sie mir schließlich weggelaufen und ich bin froh, dass die Vorsehung Sie zu meiner Hilfe hingeführt hat. Ich weiß wirklich nicht, was ich hätte anfangen sollen, wenn ich Sie nicht gefunden hätte.
Es wurde nun ausgemacht, dass Frecoult und seine Leute einige Tage bleiben sollten, bis sie sich völlig ausgeruht hätten, dann wollte Lord Greystoke ihnen Führer besorgen und sie sicher bis in eine Gegend bringen lassen, in der sich Frecoults Häuptling wieder auskannte.
In seiner Verkleidung als Franzose aus guten Kreisen, der seinem Vergnügen lebte, fand es Werper leicht, seinen Wirt zu täuschen und sich bei Tarzan und seiner Frau beliebt zu machen. Aber je länger er blieb, desto weniger Hoffnung machte er sich auf eine leichte Durchführung seines Planes.
Allein ritt Lady Greystoke niemals weit vom Bungalow fort und die wilde Ergebenheit der trotzigen Wazirikrieger, welche einen großen Teil von Tarzans Gefolge bildeten, machte schon den Versuch einer gewaltsamen Entführung unmöglich. An etwaige Bestechung der Waziri war gar nicht zu denken.
Eine Woche verging, und Werper sah sich nach eigenem Eingeständnis seinem Ziele nicht näher als bei der Ankunft. Aber zu diesem Zeitpunkte gab ihm ein Vorfall erneute Hoffnung und ließ ihn sogar an noch größeren Gewinn als nur an das Lösegeld für die Frau denken.
Ein Bote mit der wöchentlich ankommenden Post traf im Bungalow ein, und Lord Greystoke verbrachte den Nachmittag in seinem Arbeitszimmer mit Lesen und Briefschreiben. Beim Abendessen schien er zerstreut und zog sich frühzeitig mit einer Entschuldigung zurück. Lady Greystoke folgte ihm bald nach.
Werper saß auf der Veranda allein und konnte an ihren Stimmen hören, dass sie in erregter Diskussion waren. Er dachte sich, dass etwas Außergewöhnliches los sei, deshalb erhob er sich und schlich im Schatten der üppig das Bungalow umwuchernden Sträucher unter das Schlafzimmerfenster seiner Gastgeber.
Er lauschte nicht ohne Erfolg, denn schon die ersten erhaschten Worte füllten ihn mit Erregung. Als Werper in Hörweite kam, war gerade Lady Greystoke am Sprechen:
Ich hatte immer meine Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit jener Aktiengesellschaft, hörte er sie sagen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mit einer solch enormen Schuld in Konkurs geraten sein soll! – es müsste denn gerade sein, dass unsaubere Machenschaften vorliegen.
Das vermute ich auch, erwiderte Tarzan, aber wie die Sache auch sein mag, Tatsache ist, dass ich all mein Geld verloren habe, und es bleibt mir nichts weiter übrig, als nach Opar zu gehen und neues zu holen. Oh, John! rief Lady Greystoke, und Werper merkte an ihrer Stimme, wie sie schauderte, gibt es keinen anderen Weg? Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du noch einmal nach jener schrecklichen Stadt willst. Lieber möchte ich in Armut weiterleben, als dass du dich in die grauenvollen Gefahren von Opar wagst.
Du brauchst keine Angst zu haben, erwiderte Tarzan lachend. Ich kann ganz gut auf mich aufpassen, und selbst wenn ich es nicht könnte, habe ich immer noch die Begleitung meiner Waziri, die mich schon vor Unfällen schützen würden.
Sie liefen aber schon einmal in Opar weg und überließen dich deinem Schicksal, erinnerte sie ihn.
Das werden sie nicht wieder tun, entgegnete er. Sie schämten sich sehr vor sich