Celtic. Dietrich Schulze-Marmeling

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Celtic - Dietrich Schulze-Marmeling


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Tom White erwirbt, ein Ziehkind von Glass und wie dieser in der Home Government Branch der Irish National League aktiv. White ist eng mit John Wheatley befreundet, Celtic-Fan, Labours erster Gesundheitsminister und der Mann, der in Glasgow Katholizismus und Sozialismus miteinander versöhnen wird.

      Im ersten Jahr als Kapitalgesellschaft erwirtschaftet Celtic Einnahmen in Höhe von 16.267 Pfund, was ein neuer Rekord für einen britischen Fußballklub ist. Der Klub entwickelt sich zu einem blühenden Wirtschaftsunternehmen. 20 Prozent werden als Dividende ausgeschüttet. Die Dividenden, die sich die Vorstandsmitglieder einstecken, gehören zu den höchsten, die im britischen Fußball ausgezahlt werden. Die Wohlfahrtsorganisationen gehen leer aus.

      Mithilfe des „frischen Geldes“ aus der Ausgabe von Anteilsscheinen erwirbt Celtic für 10.000 Pfund das Gelände, auf dem der Celtic Park steht. Damit ist Celtic der erste Klub in Schottland, der das Stadion, in dem er spielt, auch besitzt.

       Willie Maley und „die beste Mannschaft der Welt“

      1897 wird der erst 29-jährige „Willie“ Patrick Maley Manager von Celtic (d. h. Geschäftsführer und Trainer) und bleibt dies bis 1940. In diesen 43 Jahren, die mit Abstand längste Amtszeit eines Celtic-Trainers, gewinnt der Klub 16-mal die Meisterschaft und elfmal den Pokal. Maley arbeitet nie auf dem Platz und verfolgt die Spiele von der Tribüne aus. Weder in der Halbzeit noch nach dem Spiel spricht er zur Mannschaft. Die Aufstellung erfahren die Spieler aus der Zeitung.

      Der neue Manager verändert Celtics Rekrutierungspolitik. Bis dahin hat man vor allem erfahrene Profis von anderen Vereinen gekauft, nun setzt man stärker auf junge Spieler und Eigengewächse. Maley ist der Pionier von Celtics Nachwuchsarbeit.

      Zwischen 1905 und 1910 wird Celtic sechsmal in Folge Meister. In den Spielzeiten 1906/07 und 1907/08 gelingt sogar das Double aus Meisterschaft und Pokal. 1908 verkündet Maley, Celtic sei „die beste Mannschaft der Welt“, und kaum jemand will ihm widersprechen. Die Stars des Teams sind Rechtsverteidiger Alec McNair, der „Napoleon“ getaufte Läufer und Stratege Jimmy McMenemy sowie Mittelstürmer Jimmy Quinn.

      Die Celtic-Fans widmen Maley später ein Lied, „The Willie Maley Song“:

       Oh, Willie Maley was his name,

       He brought some great names to the game, When he was the Boss at Celtic Park,

       He taught them how to play football,

       He made the greatest of them all …

       „Hoops“ und „Old Firm“

      1903 führt Celtic die sogenannten „Hoops“ (Reifen) ein: Die grünweißen Streifen sitzen nun quer. Der Klub lässt sich dabei von den Trikots inspirieren, die der ältere Hibernian FC in Edinburgh in seiner Gründungsphase getragen hat. Erstmals wird das neue Design am 15. August beim kleinen Lokalderby gegen Partick Thistle getragen. Mit den „Hoops“ gewinnt Celtic auch den Pokal der Saison 1903/04. Vor 65.000 Zuschauern im Hampden Park schlägt man Rangers mit 3:2. Zur Halbzeit hat man 0:2 zurückgelegen, aber Jimmy Quinn dreht das Spiel mit einem Hattrick. Der Flügelstürmer, der für den Klub von 1900 bis 1915 spielt, ist der erste Spieler, der im Celtic-Dress 200 Tore erzielt. In insgesamt 331 Spielen für Celtic trifft er 217-mal. Als Quinn 1945 stirbt, sagt Willie Maley über ihn: „Er war der Grundpfeiler des größten Teams, das Celtic jemals hatte.“

      1904 prägt die Zeitschrift „Scottish Referee“ den Begriff von der „Old Firm“ für das Celtic-Rangers-Derby. Gemeint ist damit: Die Rivalität und die Lokalderbys seien für beide Klubs ein einträgliches Geschäft. Eine Karikatur zeigt Fans, die sich bekriegen, während die Vereinsbosse im Hintergrund einträchtig ihr Geld zählen.

      In diesen Jahren absolviert Celtic seine ersten Auslandstourneen. 1903 reist die Mannschaft nach Wien und Prag, wo kontinentale Fußballmetropolen entstehen. Die vier Spiele gegen Union und AC Wien, Slavia Prag und dessen Lokalrivalen DFC werden souverän gewonnen.

      1906 bereist Celtic erneut den Kontinent. Dabei trifft man erstmals auf deutsche Teams. In Leipzig besiegt Celtic den VfB, 1903 erster deutscher Fußballmeister, mit 9:1. Gegen Viktoria Berlin, das 1908 Meister wird, behalten die prominenten Gäste mit 4:1 die Oberhand. Der schottische Fußball ist dem deutschen noch klar überlegen. In Budapest verbucht man einen weiteren Kantersieg. MTK, eine Dekade später der vielleicht beste Klub auf dem Kontinent, wird mit 8:1 vom Platz gefegt. Erst 1907 muss sich Celtic auf dem Kontinent erstmals geschlagen geben, als man in Kopenhagen einer Stadtauswahl mit 1:2 unterliegt. Es ist bereits Celtics zehnter Auftritt auf dem Kontinent.

      Bei den Unterhauswahlen 1906 gewinnt die Liberal Party in Glasgow die Mehrheit. Die Liberal Unionists (die sich von der Liberal Party wegen der Home-Rule-Frage abgespalten haben und mit der Conservative Party in England kooperieren) holen zwei Sitze. Labour gewinnt erstmals einen Wahlkreis in Glasgow – dank der Unterstützung durch die irischstämmigen Wähler. Bis 1914 dominiert in Glasgow die Liberal Party. Glasgows irischstämmige Katholiken unterstützen sie noch mehrheitlich als Home-Rule-Befürworter. Anschließend gilt die erste Präferenz der irischstämmigen Wähler der Labour Party.

       Ausschreitungen und kein Sieger

      Um Celtics Vorherrschaft zu brechen, verpflichtet Rangers drei Katholiken. Zwei der Spieler bleiben aber nur eine Spielzeit im Klub. Lediglich Punch Kyle bleibt länger, von 1904 bis 1908. Celtic dominiert auch weiterhin, wird sechsmal in Folge – 1904/05 bis 1909/10 – Meister. Aber bereits 1908 beginnt die große Mannschaft auseinanderzubrechen. Der Protestant Alex Bennett geht zu den Rangers – nach 124 Spielen und 47 Toren. Im Ibrox wird er maßgeblich dazu beitragen, dass die Rangers Celtic überflügeln. Bis 1918 bleibt Bennett bei den Rangers und schießt in 188 Spielen 51 Tore für den Klub. Im Tausch mit ihm wechselt Willie Kivlichan zu Celtic. Kivlichan war einer der drei Katholiken im Rangers-Team. Er wird später Polizeiarzt und fungiert zeitweise als Celtics Klubarzt.

      In der Saison 1908/09 trennen sich Celtic und Rangers im Pokalfinale vor 70.000 Zuschauern 2:2. So muss eine Neuauflage her. Unter den Fans beider Klubs verbreitet sich das Gerücht, das Spiel sei manipuliert worden. Beide Klubführungen hätten ein zweites Spiel gewollt, um ein weiteres Mal große Kasse zu machen. Vor 60.000 Zuschauern endet auch die Neuauflage unentschieden (1:1 – Jimmy Quinn erzielt alle drei Celtic-Treffer in diesen Partien). Die Zuschauer gehen davon aus, dass es nun eine Verlängerung gibt. Als sie jedoch hören, dass es auch noch eine dritte Partie geben soll, stürmen Celtic- und Rangers-Fans den Rasen. Die Tore werden umgeworfen und Kassenhäuschen in Brand gesetzt. Polizei und Feuerwehr werden angegriffen und am Ende über 100 Verletzte gezählt. Der Spielbeobachter der „Glasgower Evening Times“ schreibt anschließend: „Ich würde die Polizei bei Fußballspielen durch bewaffnete Soldaten ersetzen.“ Celtic und Rangers bitten nun den schottischen Verband darum, auf ein weiteres Spiel zu verzichten. Die SFA willigt ein, und so gibt es in der Saison 1908/09 in Schottland keinen Pokalsieger.

       „Protestants only“ wird Meister

      In der Saison 1910/11 gelingt Rangers schließlich die Wachablösung – mit einem rein protestantischen Team, wodurch diejenigen Stimmen gestärkt werden, die keine Katholiken dabeihaben möchten oder ein Werben um katholische Akteure für überflüssig halten. Schließlich ist man Teil der Mehrheitsgesellschaft und kann sich deshalb eine andere Rekrutierungspolitik als Celtic leisten. Außerdem zieht es die talentiertesten katholischen Spieler ohnehin zum Lokalrivalen.

      Auch die politische Entwicklung füttert Rangers’ Sektierertum. 1910 gewinnt John Redmonds Irish Parliamentary Party (IPP) bei den Wahlen zum britischen Unterhaus in Irland 84 Sitze und spielt nun bei der Regierungsbildung das Zünglein an der Waage. Ohne die Unterstützung durch die IPP können die Liberalen nicht regieren. Und der Preis für eine Unterstützung durch die IPP heißt Home Rule. Im Norden der irischen Insel formiert sich unter der Führung von Edward Carson und James Craig eine Anti-Home-Rule-Bewegung, die von protestantischen Industriellen gesponsert wird und auch das politische Klima in Glasgow mitprägt.

      Im Mai 1911 begibt sich Celtic zu einer ausgiebigen Tournee auf den Kontinent. In 15 Tagen läuft man neunmal


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